Denn sie wissen nicht ...
Vorvergangene Woche debattierte der Bundestag über den „Gartenbau“. Das ist ein Erfolg der Verbände, denn es ist das erste Mal, dass über die heterogene Branche explizit im Parlament diskutiert wurde. Blickt man ins Archiv, so ist dort unter der Überschrift „Koalition will die Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus stärken“ zu lesen, dass die Regierung im Bereich der Züchtung sicherstellen will, dass Erzeugnisse aus konventioneller Zucht von der Patentierbarkeit ausgeschlossen sind. Ah ja.
- Veröffentlicht am
Nun werden unter dem Begriff „Gartenbau“ in Deutschland sehr unterschiedliche Zweige subsummiert, die vom GaLaBau über das Baumschulwesen, den Friedhof bis zur Produktion von Blumen, Pflanzen, Gemüse, Obst und Champignons reichen; insgesamt eine Branche mit 700000 Mitarbeitern und etwa 78 Mrd. e Umsatz. Der GaLaBau selbst macht davon nur 14 % bei den Mitarbeitern und knapp 10 % beim Umsatz aus. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.
Leider sind es aber nicht nur nachgeordnete Mitarbeiter des Bundestags, die nicht so genau durchblicken. Auch Marie-Luise Dött (CDU), immerhin Umwelt- und Baupolitische Sprecherin ihrer Fraktion, schwadronierte auf einer Veranstaltung zum urbanen Grün „von der Verhübschung unser Landschaften“. Von dem, was wir mit Stadtgrün und gestalteten Freiräumen gesellschaftlich, klimatisch, ökologisch und ökonomisch zu leisten in der Lage sind, war das so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Grün war da reiner Luxus, Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekten sympathische Strohhutträger, die Nettes tun dürfen, wenn nach der Förderung der Wirtschaft noch Geld übrig bleibt.
Manchmal fragt man sich, wofür wir seit Jahren Hinterbänkler durch die Betriebe führen, wenn es in den Parteien bis heute kein klares Bild von dem gibt, was wir tun. Immer wieder begegnen wir denselben Vorurteilen, die dafür sorgen, dass Grün – also im Kopf „Garten“ im weiteren Sinne – im privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereich ganz hinten auf der Agenda steht, wenn es darum geht, Geld auszugeben. Deshalb kämpfen wir immer noch für die Wertschätzung von Pflege („das kommt notfalls auch ohne Pflege aus), für den Wert von Planungsleistungen („das können wir auch selber“) oder für Lösungen, die über die Basislösung hinausgehen („Das tut’s für den Zweck auch“).
Es ist für uns fatal, dass alle über das Gleiche reden („Gartenbau“), aber ganz unterschiedliche Vorstellungen davon haben. So klopft man sich am Ende auf die Schulter und findet, dass es eine gute Sache ist. Erreicht ist dadurch leider nichts. Wir werden noch ganz viel Arbeit leisten müssen, bis wir für das bezahlt werden, was wir der Gesellschaft wirklich zu bieten haben. Das ist nämlich weit mehr, als zunehmend versiegelte (Stadt)Landschaften mit Zier-Petersilie zu verhübschen.
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot
Als Abonnent:in von DEGA GALABAU erhalten Sie pro Kalenderjahr 100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot im Grünen Stellenmarkt.
mehr erfahrenNoch kein Abo? Jetzt abonnieren und Rabatt für 2025 sichern.
zum DEGA GALABAU-Abo
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.