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Wie schätzen Sie den Markt für Baumpflege ein?

Wir wollten wissen, wie sich Nachfrage und Preise im Segment Baumpflege entwickeln, ob sich das Bewusstsein für Bäume bei den Auftraggebern erhöht und wie sich die Personalsituation jetzt und künftig darstellt.

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Rocco Danneberg

Würde gern ein weiteres Team aufbauen

Unser Betrieb bietet die Baumpflege mit an, wobei wir uns auf Privatkunden, Gewerbe- und Wohnungswirtschaft beschränken. Arbeiten, die mit einer Hubarbeitsbühne ausgeführt werden können, arbeiten wir selbst ab, auch wenn es ein sogenannter Problembaum ist. Wenn die Pflege- oder Fällarbeiten nur durch die Klettertechnik zu lösen sind, greifen wir auf eine spezialisierte Firma zurück, mit der wir für diese Fälle schon einige Jahre zusammenarbeiten. Die Nachfrage für die Baumpflege ist bei uns eine sehr wandelbare Größe, wobei die aktuelle Saison mal wieder etwas mehr Aufträge verzeichnet.

Die Mitarbeitersituation sehe ich sehr kritisch. Ich bin mit meinen vorhandenen Mitarbeitern so zufrieden wie schon lange nicht mehr; es macht Spaß, mit der Truppe zu arbeiten. Ich würde gern noch ein weiteres Team aufbauen wollen, allerdings ist es mir bisher nicht gelungen, dazu einen neuen Mitarbeiter zu finden, der den Teamkopf bilden könnte. Aber wir geben auch da nicht auf ...
Rocco Danneberg leitet einen Gartenbau- und GaLaBau-Betrieb in Dessau-Roßlau.

 

Torsten Hainmüller

Der Markt wächst im Privatgartenbereich

Wir haben immer zwei Subunternehmer gehabt, die unsere Bäume per Seilklettertechnik geschnitten haben. Seit ein paar Monaten haben wir eigene Mitarbeiter zu Seilkletterfachleuten ausgebildet und wollen dies auch ausbauen. Der Markt ist stark wachsend im Privatgartenbereich. Interessenhalber haben wir bei einer öffentlichen Ausschreibung diesbezüglich mitgemacht. Hier sind die Preise aus meiner Sicht im Keller und für uns kein interessanter Markt.

Bezüglich der Mitarbeiter-Nachwuchs-Situation muss man sehr viel dafür tun, dass man gute Leute bekommt. Wenn man dies aber aktiv angeht, müsste diese Herausforderung zu schaffen sein. Wir machen hier auch aktives Marketing mit Schildern auf der Baustelle etc.
Torsten Hainmüller führt einen Landschaftsbaubetrieb in Radolfzell.

 

Georg Dangel

Fachkräfte bevorzugen den Großbetrieb

Wir vergeben die Baumpflege, Ausnahme Obstbäume, regelmäßig an kooperierende Baumpfleger weiter. Die Nachfrage bleibt stabil, wir bauen dieses Segment auch nicht aus.

Es wird immer schwieriger, Personal zu finden. Fachkräfte bevorzugen den Großbetrieb und die Anlernkräfte, die für den GaLaBau infrage kommen, erfordern immer mehr Aufwand, bis sie vollwertige Arbeitskräfte sind.
Georg Dangel ist Chef eines GaLaBau-Betriebs in March.

 

Frank Bechstein

Ansprüche hoch – das kostet auch Geld

Die Ansprüche in puncto Ausbildung, Wissen und Arbeitsschutz an die Baumpfleger sind sehr hoch. Das kostet viel Geld und bedeutet einen sehr hohen organisatorischen Aufwand für die Betriebe. Das muss sich in den Angebotspreisen widerspiegeln. Einige Auftraggeber treffen bei Ausschreibungen schon vorher eine Auswahl an qualifizierten Firmen, die dies auch mit entsprechenden Nachweisen belegen müssen. Wir Baumpfleger sollten mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen und gute, qualifizierte Arbeit für gutes, angemessenes Geld verkaufen. Wir sollten nie müde werden, unsere Auftraggeber auf fachgerechte Arbeit hinzuweisen. Die Bevölkerung steht der Pflege „ihrer“ Bäume im öffentlichen Bereich sehr positiv gegenüber. Eine Fällung muss gut begründet sein und vor allem muss dies im Vorfeld offen kommuniziert werden. Ansonsten kommt es vor, dass die Menschen für ihre Bäume auf die Barrikaden gehen.
Frank Bechstein ist Baumpfleger in Kriftel.

 

Olaf-Christian Pressel

Bewusstsein für Bäume steigt langsam, aber stetig

Mein Betrieb befindet sich in der Mitte zwischen GaLaBau und Baumpflege. Mal liegt der Schwerpunkt beim einen, mal beim anderen Fachbereich. Das Bewusstsein für Bäume steigt langsam, aber stetig an in der Bevölkerung und bei der öffentlichen Hand. Das ist nicht zuletzt der hartnäckigen Lobbyarbeit der Fachverbände zuzuschreiben. Es handelt sich um ein Segment mit sehr viel Spielraum nach oben, wenn man sich die Mühe macht, sich stetig fachlich auf dem Gebiet weiterzubilden. Allerdings sollte auch die Honorierung entsprechend die wachsende Anerkennung widerspiegeln.

Der Stellenwert der Baumpflege in meinem Betrieb, in dem sich zwei von sechs Arbeitenden fachlich für die Baumpflege laufend weiterbilden, ist sehr hoch. Eigentlich haben wir auch noch keinen Auftrag in der Baumpflege abgegeben, im Gegenteil lebt unser Betrieb zu einem nicht unerheblichen Teil von den Aufträgen, die uns andere GaLaBau-Betriebe weiterreichen.

Die Nachwuchssituation speziell in der Baumpflege lässt sehr zu wünschen übrig, da Baumpfleger, die sich ausbilden (lassen), meist Einzelgänger mit starkem Drang zur Selbstständigkeit sind.
Olaf-Christian Pressel führt einen GaLaBau- und Baum­pflegebetrieb in Stuttgart.

 

Robert Kühn

Bewusstsein steigt, Preise im Keller

Das Bewusstsein für Baumpflege nimmt in unserer Region leicht zu. Oftmals hat dies etwas mit Regressansprüchen zu tun. Aber auch das Verständnis für das Gehölz steigt aus meiner Sicht. So wird bei dem einen oder anderen öffentlichen Träger das langfristige Ziel, einen gesunden Baumbestand zu entwickeln, größer. Wir konnten in den letzten zwei Jahren bemerken, dass die Bereitschaft, eine „Jungbaumpflege“ gerade auch nach Abschluss der Entwicklungspflege durchzuführen, zunimmt.

Die Preise sind wie immer ein ganz anderes Thema. Hier gilt leider auch im öffentlichen Bereich die Devise: „Wer am günstigsten ist, bekommt den Auftrag.“ Es kommt hierdurch immer wieder vor, dass der Auftrag an Betriebe ohne ausreichende Fachkompetenz vergeben wird. Das Ergebnis ist nach Abschluss der Maßnahme leider für jeden Fachmann zu erkennen.

Für extreme baumpflegerische Tätigkeiten haben wir einen sehr guten Nachunternehmer, der durch seine tägliche Tätigkeit mit dem Thema Baumpflege routinierter und wirtschaftlicher in Extremsituationen arbeitet als unser eigenes Personal. Weiter schicken wir jedoch in der Regel unser eigenes Personal als Unterstützung mit. So können diese  Erfahrung sammeln. Mitarbeiter mit viel guter Erfahrung in der Baumpflege in unserer Region zu finden ist wirklich ein Glücksfall. Hier rückt die innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung stark in den Vordergrund.
Robert Kühn ist Inhaber eines GaLaBau-Betriebs in Jessen (Elster).

 

Nils Jenkel

Großes Personalproblem in 10 bis 15 Jahren

Wir bieten Baumpflege bedingt mit an. Diese Arbeiten geben wir aber dann meistens an Subunternehmer, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten, ab. Bei Fällarbeiten oder größeren Aufträgen machen wir die Aufräumarbeiten und die Ersatzbepflanzung. Für uns ist der Bereich eher rückläufig, da zu viele Firmen und Leute, die meinen, dass sie es können, am Markt sind. Da wird auch schon mal die Fällung einer Eiche mit einem Stammdurchmesser von 60 cm für 150 Euro inklusive Abfuhr angeboten. Solange wir gefragt werden, bieten wir es mit an, aber aktiv Werbung dafür machen wir nicht.

Die Mitarbeiter- und Nachwuchssituation bei uns ist nicht gerade schön. Es gibt kaum vernünftige Arbeitskräfte und bei den Azubis sieht es noch schlechter aus. Ein großes Problem sehe ich in 10 bis 15 Jahren auf uns zukommen. Dann gehen alle, die jetzt 50 Jahre alt sind, in Rente und junge Mitarbeiter gibt es nicht. Jetzt muss mit der Ausbildung begonnen werden, um dann gutes Personal zu haben. Aber bei der Qualität der Schulabgänger und der Motivation sehe ich schwarz, dass die Lücke geschlossen wird.
Nils Jenkel ist GaLaBau-Unternehmer in Tangstedt.

 

Alexander Tilburgs

Im Herbst und Winter ­enormer Umsatz

Wenn ich nach 20 Jahren Betriebsbestehen zurückblicke, muss ich gestehen, dass sich das Bewusstsein für die Verkehrssicherheit insbesondere bei Kommunen und anderen öffentlichen Auftraggebern verstärkt hat. Im Bereich Baumpflege sind wir nun seit 15 Jahren spezialisiert und ich hatte das Gefühl, dass damals eine riesengroße Bewegung in der Baumpflege stattgefunden hatte. Mit der Einführung des Treeworkers wurde es gerade Quereinsteigern ermöglicht, sich in diesem Tätigkeitsfeld zu etablieren. Aufgrund der vielen, die diese Ausbildung nutzten, wurde es schwierig, einen moderaten Preis anzubieten. Früher waren zudem die Arbeitsbühnen noch in der Miete sehr kostenintensiv. Damals benötigte man für eine Arbeitsbühne mit 30 m Arbeitshöhe einen 2er-Führerschein, den man heute mit einem 3er bzw. C1 oder teilweise auch B fahren darf.

Das Bewusstsein für Bäume ist beim Privatkunden so langsam auch angekommen. Natürlich gab es einige Kunden, die damals schon einen Sinn für die Erhaltung der Bäume hatten. Im ländlichen Bereich war der Kunde geneigt, den Baum eher zu fällen als zu erhalten. Zudem ist gerade bei heutigen jungen Familien, mit Obstbaum im Garten, das Wissen verloren gegangen, wie man den Baum pflegt.

Die Baumpflege bringt uns gerade in den Herbst- und Wintermonaten einen enormen Umsatz. Mit dem heutigen Wissen und der maschinellen Grundausrüstung sind wir für einen Großteil der Aufträge gerüstet. Für besondere Geräte arbeiten wir mit einem Maschinenverleiher zusammen. Wir haben zurzeit einen Forstwirt bei uns im Betrieb, dem wir in diesem Bereich die Fortbildung ermöglichen. Über weitere Bewerbungen würden wir uns sehr freuen.
Alexander Tilburgs ist Chef eines Baumpflege- und ­GaLaBau-Betriebs in Schmitten im Taunus.

 

 

Oliver Braun

Privatkunden akzeptieren Preise

Im öffentlichen Bereich sind eher wenige regionale Ausschreibungen vorhanden. Es ist verwunderlich, mit welchem Niedrigpreis die qualifizierten Leistungen hier jedoch angeboten werden. Die Nachfrage nach Baumpflege im Privatgarten steigt kontinuierlich und die Preise werden von den Kunden akzeptiert.
Die Mitarbeiter- und Nachwuchssituation ist bescheiden. Junge Menschen mit Kletterschein A gehen eher in die  Selbstständigkeit als „ one man Show“. Bewerbungen von qualifizierten Mitarbeitern hatte ich schon lange nicht mehr.
Oliver Braun führt einen Baumpflege- und GaLaBau-Betrieb in Mainz.

 

Gefahren müssen einkalkuliert werden

Seit Jahren wird in meiner Firma geklettert. Das Segment nimmt einen ziemlich stabilen Platz ein. Je nach Aufgabe werden ausgebildete Kletterer, Hubsteiger und Kran-LKW als Partner mit eingesetzt. Ich habe es mir das Klettern selbst beigebracht und liebe diese Arbeit in einem Rahmen von 3 bis 12 m mit Ästen und 3 Seilen :) Bei der Gefahrdiskussion wird, wie heute üblich, mit Material und Zeugnissen gearbeitet, weil das Geld bringt. „Aufpassen“ und „Angst haben“ sind bessere Lehrmeister, aber Angst ist out und „Verantwortung abgeben“ ist in, am besten an Versicherungen - dann kann nix passieren, wenn was passiert. Meiner Meinung nach muss jeder, der sich auf oder in das Wasser wagt, wissen, dass er ertrinken kann, und jeder, der auf einen Baum steigt, dass er an diesem Tag runterfallen kann - das muss es ihm Wert sein. Das sollte vermittelt werden.
Max Schneidawind führt einen GaLaBau-Betrieb in München.

 

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