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Interview mit BGL-Präsident August Forster aus Alfter

„Wer was ändern will, muss Verantwortung übernehmen"

Im September 2011 wurde August Forster in Koblenz zum Präsidenten des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) gewählt. In diesem Monat entscheiden die Delegierten des Verbandskongresses über seinen Nachfolger. Wir haben den scheidenden BGL-Chef gebeten, Bilanz zu ziehen.
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DEGA: Herr Forster, in diesem Monat gehen sechs Jahre Amtszeit als BGL-Präsident zu Ende. Froh darüber, wieder ein Privatleben zu haben?

August Forster: Es sind ja nicht nur sechs Jahre BGL-Präsident, sondern insgesamt fast 38 Jahre Ehrenamt für unseren Berufsstand. Alles hat bekanntlich seine Zeit und Präsident eines Bundesverbandes sein zu dürfen ist so etwas wie eine Krönung der Laufbahn. Diese ist jetzt zu Ende, und ich freue mich auf private Ziele, denn mein Ziel war und ist: „Immer ein Ziel haben!"

DEGA: Sie ahnen es wahrscheinlich, die Frage kommt nicht ganz von ungefähr. Zwei wichtige Botschaften Ihrer Amtszeit waren, dass ein lebendiger Verband das Ehrenamt braucht und dass dieser Job auch sehr erfüllend sein kann. Vielleicht ziehen wir erst mal eine persönliche Bilanz – wie viel Aufwand bedeutet das Amt und was haben Sie für sich daraus gezogen?

Forster: Ja, ein Verband ist nur dann ein lebendiger Verband, wenn er von einem qualifizierten Ehrenamt geführt und getragen wird. Das setzt aber voraus, dass sich das Ehrenamt in die Themen einarbeitet und gestaltend wirkt. Nur das Ehrenamt weiß genau, wo den Betrieben der Schuh drückt und kennt den gelegentlichen Leidensdruck. Das soll keinesfalls die Notwendigkeit des Hauptamtes infrage stellen! Ohne das Hauptamt läuft nichts. Mich eingearbeitet und gestaltet, das habe ich stets getan. Was bietet einem mehr Erfüllung, als zu gestalten? Willy Brandt hat einmal gesagt: „Die beste Form, in die Zukunft zu schauen, ist, sie zu gestalten!" Die Zeit für diese Tätigkeit ist dann zweitrangig, muss aber ganz klar betrieblich möglich sein!

DEGA: Es scheint ein allgemeiner gesellschaftlicher Trend zu sein, dass sich Menschen weniger leicht davon überzeugen lassen, ein Amt zu übernehmen. Wenn Sie den BGL und seine Landesverbände betrachten – hat die Werbung für das Ehrenamt gefruchtet? Welche Strategie funktioniert besonders gut?

Forster: Ich glaube schon, dass wir mit unseren Aktivitäten zur Ehrenamtsgewinnung und -qualifizierung erfolgreich sind. Im BGL haben wir zusammen mit den Landesverbänden die Broschüre „Bedeutung des Ehrenamtes" aufgelegt, die aufzeigt, was das Ehrenamt im GaLaBau ausmacht. Auf Bundesebene haben wir mit dem GaLaBau-Camp und den Juniorenseminaren Instrumente geschaffen, die gerade die jungen Menschen an die Verbandspolitik heranführen und die vielen Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen. Auf Landesebene finden überdies regelmäßig Infoveranstaltungen statt.

Aber lassen Sie mich auch ganz ehrlich sagen: Vieles hängt von den handelnden ehrenamtlichen Personen im Verband ab. Gehen diese mit gutem Beispiel voran und überzeugen durch gute Arbeit und Leistung, merken die Menschen sehr schnell, dass da einer für die Sache brennt und etwas bewegen möchte. Das wirkt auf viele Menschen motivierend und ansteckend. Denn eines ist doch klar, wir Landschaftsgärtner wollen gestalten – das liegt uns einfach im Blut. Und wo kann man mehr für die Branche bewirken als im Ehrenamt?

Ich sage immer: Wer was ändern will, der muss auch Verantwortung übernehmen und kann nicht immer nur schimpfen. Das Ehrenamt heißt für mich nicht nur Repräsentation, sondern vielmehr Führung und Einmischung und das immer zum Wohle unserer GaLaBau-Unternehmen und der gesamten klein- und mittelständisch strukturierten Branche.

DEGA: Wenn ich das richtig einschätze, gehören Sie zu den Menschen, die sich zur Wahl stellen, um etwas zu verändern. Wenn Sie zurückblicken – was hatten Sie sich vorgenommen und womit sind Sie besonders zufrieden, es erreicht zu haben?

Forster: Als ich mich damals 2011 in Koblenz zur Wahl gestellt habe, habe ich für die Einführung des Ressortprinzips geworben, da ich überzeugt war, dass die Qualifizierung des Ehrenamtes für einen starken Verband unumgänglich ist. Aus dieser Erkenntnis heraus habe ich für mich das Ressortprinzip im Präsidium abgeleitet, das ich mit meiner Präsidentschaft 2011 eingeführt habe. Ich bin überzeugt, dass durch dieses Prinzip die Qualität der Arbeit im Präsidium gestiegen ist. Denn jedes Präsidiumsmitglied hat für sein Ressort mehr Verantwortung nach innen und außen übernommen und davon hat die Branche als Ganzes profitiert – so hoffe ich doch.

Darüber hinaus gibt es vieles, das wir im BGL und als Branche erreicht haben. Obwohl wir ein „kleiner" Verband im Spiel der Großen sind, haben wir doch einiges auf den Weg gebracht. Ich denke nur an unsere Anstrengungen im Bereich des öffentlichen Grüns. Hier haben wir die Charta Zukunft Stadt und Grün und die Kampagne Urbanes Grün entwickelt, aus der dann die Initiative „Grün in die Stadt" wurde. Damit haben wir den Weißbuch-Prozess, der für unsere Branche ein echter Meilenstein ist, aktiv begleitet und viele unserer Positionen finden Sie im aktuellen Weißbuch Zukunft Stadtgrün.

Aber auch mit unserer Image- und PR-Kampagne haben wir eine Erfolgsstory geschrieben, der mit dem Facelift der Anzeigen und der Überarbeitung des Kampagnenordners in diesem Jahr ein weiteres Kapitel hinzugefügt wurde. Wissen Sie, mir war es als Präsident immer wichtig, dass wir als Landschaftsgärtner stolz auf unseren Beruf sind und nach außen selbstbewusst gegenüber Kunden und Auftraggebern auftreten. Ich glaube, dass auch unsere Image- und PR-Kampagne dazu beigetragen hat, dass die Landschaftsgärtner stolz auf ihren Beruf und ihre Branche sind.

Ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen lag und liegt, ist der Umgang mit der Pflanze! Es ist unsere berufsständische Pflicht, der von der Pflegeleichtigkeit gepriesenen Designwelle mit Beratung und Aufklärung bei den Kunden entgegenzutreten. Dies gilt insbesondere, wenn wir uns von Mitbewerbern wie Tiefbau, Facility-Management und Hausmeisterdiensten abgrenzen wollen. Die Kampagne „Rettet den Vorgarten" zielt deshalb genau auf das Thema Pflanze und Pflanzenverwendung und es freut mich außerordentlich, dass wir diese Kampagne dieses Jahr gestartet haben.

Und natürlich war das Thema Ausbildung für mich immer ein zentraler Punkt meiner Präsidentschaft.

Wir haben das Online-Berichtsheft entwickelt und eingeführt. Damit sind wir auf das Nutzungsverhalten der jungen Menschen eingegangen und haben gleichzeitig gezeigt, dass wir eine fortschrittliche Branche sind. Zudem haben wir unsere erfolgreiche Nachwuchswerbekampagne des AuGaLa mit frischen und modernen Motiven neu aufgelegt. Auch damit entsprechen wir dem Geschmack der jungen Leute, die wir für den Beruf des Landschaftsgärtners begeistern wollen.

Die Einführung des BGL-Bildungspreises im letzten Jahr lag uns im Verband sehr am Herzen. Der Bildungspreis ist eine Wertschätzung der Leistungen der Auszubildenden und jungen Landschaftsgärtner und dient zugleich als Ansporn für die vielen jungen Menschen in unserer Branche, dass sich Leistung auszahlt.

DEGA: Nun war Ihre Präsidentschaft ja durchaus eine spannende, denn Sie sind der Erste, der in seiner Amtszeit drei Hauptgeschäftsführer – beziehungsweise zwei Geschäftsführer und eine Geschäftsführerin – erlebt hat. Welche Auswirkungen hatte der Wechsel an der Spitze für Ihre Arbeit?

Forster: Wissen Sie, jeder der drei Hauptgeschäftsführer hat seine persönlichen und beruflichen Erfahrungen in den Job eingebracht und davon haben wir als Branche und auch ich persönlich profitiert. Herr Dr. Kurth hat in seiner langen Amtszeit für den Verband und die Branche wichtige Weichenstellungen auf den Weg gebracht und die politische Lobbyarbeit forciert. Sonst stünden wir heute nicht da, wo wir stehen! Frau Heinen-Esser hat dies fortgeführt und in Teilen noch ausgebaut. Ihre politischen Kontakte und ihre strategische Art, Dinge anzugehen, haben den Verband ein weiteres Stück nach vorn gebracht. Herr Dr. Kloos führt den von Frau Heinen-Esser eingeschlagenen Weg konsequent fort, ist ebenfalls bestens vernetzt in Berlin und wird den Verband erfolgreich weiterführen. Davon bin ich überzeugt.

DEGA: Wenn ich noch mal eine Einschätzung treffen darf: Sie gehören eher nicht zu denen, die gerne unerledigte Aufgaben zurücklassen. Gibt es noch Dinge, die Sie gerne verwirklicht hätten? Wo sehen Sie den aktuell größten Handlungsbedarf?

Forster: Es gibt immer Themen, die man angehen muss. Ich sage immer: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!" Hier denke ich an die ursprüngliche Idee des grünen Dachs, das wir zusammen mit den BdB und dem ZVG bauen wollten. Leider ist es uns nicht gelungen, diese Idee mit Leben auszufüllen. Die Rahmenbedingungen haben damals einfach noch nicht gepasst. Umso mehr freut es mich, dass jetzt wieder die Initiative vonseiten des BGL ergriffen wurde. Ich hoffe, dass wir in naher Zukunft dieser Idee einer gemeinsamen Stimme wieder ein Stück näher kommen. Unserer gesamten grünen Branche würde das gut zu Gesicht stehen und sicher die Lobbyarbeit noch effektiver machen. Voraussetzung ist und bleibt aber ein Begegnen auf Augenhöhe!

Da ist das Thema Digitalisierung, das wir jetzt aktiv angehen und dafür eine Arbeitsgruppe gegründet haben. Sie wird ihre Arbeit im Herbst aufnehmen und von Experten und Wissenschaftlern unterstützt. Ich persönlich erhoffe mir von den Ergebnissen, dass wir unseren Betrieben Handlungsempfehlungen und konkrete Anleitungen liefern können, um die Digitalisierung für den eigenen Unternehmenserfolg nutzen zu können.

Weiterhin werden wir im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf und bei der Altersvorsorge neue Lösungen entwickeln müssen, denn dieser Komplex wird unsere Betriebe und Mitarbeiter in Zukunft noch mehr beschäftigen.

Und dann ist da immer noch der Fachkräftemangel. Wir alle wissen, in Zukunft wird es weniger Auszubildende und Fachkräfte geben. Aus diesem Grund werden die Betriebe gefordert sein, Mitarbeiterbeziehungskonzepte zu entwickeln und eine Arbeitgebermarke aufzubauen. Unternehmer müssen sich Gedanken machen, was einen attraktiven Betrieb ausmacht, und Personalführungskonzepte entwickeln – alles wichtige Bausteine für den Unternehmenserfolg der Zukunft.

DEGA: Mit der Erfahrung von sechs Jahren als Deutschlands „Oberlandschaftsgärtner": Was raten Sie Ihrem Nachfolger für einen erfolgreichen Start?

Forster: Nun, ich erteile ungern Ratschläge. Johannes Rau meinte einmal: „Ratschläge sind auch Schläge!" Meine Empfehlung ist, an dem eingeschlagenen Weg und insbesondere an unserer Zukunftswerkstatt des BGL konsequent festzuhalten und dies weiterzuentwickeln.

DEGA: Dass Ihnen auch nach dem Ausscheiden nicht langweilig werden wird, wissen wir ja, denn Sie haben ja auch im eigenen Unternehmen einen Bereich, den Sie weiterentwickeln wollen, und auch privat noch die eine oder andere Idee. Gibt es auch Pläne für ein weiteres ehrenamtliches Engagement?

Forster: Ich meine, man sollte aufhören, wenn die Menschen „schade" sagen und nicht, wenn Sie sich freuen, wenn man geht. 38 Jahre sind darüber hinaus genug und BGL-Präsident kommt gleich nach Papst. Jetzt sollen Jüngere ran!

DEGA: Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen bei den weiteren Vorhaben viel Erfolg.

Die Fragen für DEGA stellte
Der Interviewpartner
August Forster

Das Amt des BGL-Präsidenten ist für August Forster die Krönung seiner fast 38-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit für den gärtnerischen Berufsstand. Von 1980 bis 1999 war er Mitglied im Vorstand des Kreisverbands Gartenbau Rheinland-Süd, 1992 bis 1999 als Vorsitzender. Daneben fungierte er 1988 bis 2001 als Vorsitzender des Bezirksverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Rheinland-Süd. Zehn Jahre lang (80er- und 90er-Jahre) vermittelte Forster Staudenkunde als ehrenamtlicher Ausbilder an der ÜA in Essen. Seit 1999 war er Mitglied im Präsidium des Verbands GaLaBau Rheinland, der 2004 mit dem Verband Westfalen-Lippe zum Verband GaLaBau NRW fusionierte. Seitdem gehörte er auch dem Präsidium des BGL an. 2009 bis 2011 bekleidete er das Amt des BGL-Vizepräsidenten, bevor er 2011 zum Präsidenten gewählt wurde. In diesen Jahren leitete er den Ausschuss Landschaftsgärtnerische Fachgebiete und seit 2009 den Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit. Seit 2012 ist Forster zudem jeweils Vorsitzender des Aufsichtsrats der BAMAKA und des Vorstands des AuGaLa sowie Mitglied im Verwaltungsrat und in der Gesellschafterversammlung der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG).

Online-Inhalte

www.dega-galabau.de Ein DEGA-Interview zum Amtsantritt von August Forster als BGL-Präsident 2011 finden Sie über den Webcode dega3576 . Bisher in DEGA erschienene Artikel zur Image- und PR-Kampagne sowie Links zu den im Interview genannten Broschüren und Initiativen finden Sie, wenn Sie den Webcode dega3574 in die Suchmaske eintippen und das Lupensymbol anklicken.

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