„Abfall ist Rohstoff an der falschen Stelle“
Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) veranstaltete in Kooperation mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL Bayern) und DEGA GALABAU als Medienpartner am 22. Juni 2018 die 15. Landschaftsbautagung in Freising. Mit dem Leitthema „Abfallmanagement in Planung und Ausführung“ griff die Tagungsleitung eine Herausforderung auf, die sowohl im GaLaBau als auch in der Landschaftsarchitektur eine essenzielle Rolle spielt und dennoch häufigvernachlässigt wird.
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Nach der Tagungseröffnung vor rund 160 Besuchern durch Dr. Eric Veulliet, Präsident der HSWT, richtete Gerhard Zäh, Präsident des VGL Bayern, einige Grußworte an die anwesenden Gäste. Dabei betonte der Verbandspräsident die Bedeutung der HSWT für die Ausbildung der Studentinnen und Studenten und damit den wichtigen Beitrag, den die Hochschule zur Fachkräftesicherung im GaLaBau beisteuere. Vor allem der duale Studiengang Landschaftsbau und -Management sei bei den Fachbetrieben sehr geschätzt, da dieser einen tiefen und vor allem praxisbezogenen Einblick böte. Abschließend bedankte sich Zäh bei der Hochschulleitung: „Ich freue mich, dass der dringendbenötigte Masterstudiengang Landschaftsbau nun bald eingerichtet wird und somit unsere grüne Branche mit Masterabsolventen unterstützt.“
Prof. Dr. Cristina Lenz, Dekanin der Fakultät Landschaftsarchitektur, erläuterte daraufhin die wichtige Neuerung an der Hochschule: Demnach arbeite die Fakultät intensiv an einem Konzept zur Etablierung des neuen, dreisemestrigen Masterstudiengangs Landschaftsbau. „Gegenwärtig definieren wir die Studien- und Prüfungsordnung und analysieren die Angebote anderer deutscher Universitäten in diesem Bereich. Danach steht die Begutachtung durch unsere Hochschulleitung, den Senat und den Hochschulrat auf dem Programm. Wir planen den neuen Studiengang zum Sommersemester 2019 einzuführen“, fasste die Dekanin zusammen.
Anschließend prämierte Gerhard Zäh zusammen mit Prof. Dr. Rudolf Haderstorfer von der HSWT drei Hochschulabsolventen für ihre herausragenden Bachelorarbeiten. Über jeweils einen mit 300 Euro dotierten Ehrenpreis freuten sich:
- Lucas Winkler, der einen Blick auf den GaLaBau 4.0 warf und eine Orientierungshilfe für Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus auf dem Weg zur Digitalisierung erstellte (siehe Beitrag in DEGA 2/2018),
- Daniel Graßler, mit seiner Arbeit über die Optimierung der Leistungserfassung für die Wurzer Umweltdienst GmbH, sowie
- Vincenz Eninger, der die Verwendung und das Potential von vorkultivierten Vegetationsmatten im GaLaBau untersuchte.
In fünf Vorträgen beleuchteten Fachexperten anschließend die rechtlichen Grundlagen des Abfallmanagements, informierten über die Trennung anfallender Abfallstoffe und gaben zahlreiche Tipps – sowohl zuUntersuchungs- und Verwertungsmaßnahmen als auch zur Kostenreduzierung.
Wie ambivalent das Thema ist, zeigte das Zitat, mit dem Prof. Dr. Eric Veulliet, Hochschulpräsident und in seinem ersten Leben Bodengutachter, die Tagung eröffnete: „Abfall ist Rohstoff an der falschen Stelle.“ Dieses Motto und die sich daraus ergebenden Probleme zogen sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Dass dabei schon die Begrifflichkeiten große Unterschiede ausmachen, zeigte Thomas Leopoldseder von der LWG Veitshöchheim am Beispiel von „Wiederverwendung“ (= identische Zweckbestimmung ohne Aufbereitung = kein Abfall) und „Verwertung“ (=andere Zweckbestimmung oder aber verbunden mit Aufbereitung = Abfall).
Julian Herold Referent für landschaftsgärtnerische Fachgebiete im VGL Bayern, wies in seiner Präsentation „Bau- und Abbruchabfälle trennen – die neue Gewerbeabfallverordnung“ auf das Abfallaufkommen und dessen Verwertungswege hin, stellte die Abfallhierarchie nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) vor und erläuterte anhand praktischer Beispiele dieGetrennthaltungs- und Dokumentationspflichten, die sich aus der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) für GaLaBau-Betriebe ergeben.
„Wenn ich nochmal auf die Welt komme, mache ich eine Kompostieranlage auf“, meinte der Bodengutachter Johannes Prügl, der sich mit praxisnahen Ausführungen und publikumsnaher Ansprache in bayerischer Mundart schon einen gewissen Ruf erworben hat. Er riet den Gärtnern die wichtigsten Werkzeuge der Zunft (Gehirn, Hände und Spaten) zu nutzen und möglichst viel Boden auf der Baustelle zu belassen oder als „durchwurzelbare Bodenschicht“ auf einer anderen Baustelle wieder einzubauen. Dann gelte nämlich nicht Abfallrecht sondern Bodenschutzrecht.
Wie so eine Verwendung auf einer großen Landschaftsbau-Baustelle aussehen kann, zeigte Jens Betcke vom Berliner Büro häfner jiménez betcke jarosch am Beispiel des Bürgerpark Paunsdorf-Nord bei Leipzig. Dort konnte die 13ha große Parkanlage erst finanziert werden, als der Online-Riese Amazon für sein Logistikzentrum eine zusätzliche Regenwasserrückhaltung benötigte und die Gelegenheit wahrnahm, dafür Geld in den angrenzenden Park zu stecken. Um Mittel zu sparen, ließen die Landschaftsarchitekten den gesamten Aushub des Speichersees mit einer Frutiger-Schürfkübelraupe zu riesigen Hügeln auftürmen, die den See einrahmen; ein besonders anschauliches Beispiel von nachhaltigem Umgang mit Boden.
Gerade in Bezug auf den Boden sei die Bauwirtschaft eine „Zockerbranche“ sagt Prof. Felix Möhring in seinem Schlussvortrag. Möhring, der in Höxter lehrt und zusammen mit einem Kompagnon das Büro „Fair CM²“ leitet, berät Großkunden beim Claimmanagement und versuchte, die Auswirkungen des neuen Bauvertragsrechts auf den Boden zu beschreiben. Doch auch er musste zugeben, dass viele Schlüsse aus der Gesetzesnovelle noch reine Interpretationssache sind. Im Hinblick auf die im Hausgarten tätigen Betriebe wies Möhrig darauf hin, dass alle die selber planen und etwas vergessen, kein Anrecht auf einen Nachtrag haben.Die von Prof. Rudolf Haderstorfer und Cristina Lenz moderierte und von DEGA GALABAU als Medienpartner unterstützte Veranstaltung war einmal mehr auch eine Bewährungsprobe für die LBM-Studenten, die bei der Organisation ihre erlernten Management Fähigkeiten unter beweis stellen durften.
Die nächste Landschaftsbautagung findet am 14. Juni 2019 statt.
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