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Gehölztipp von Christian Müller

Die Zierquitte: Party zum Frühlingsauftakt

Christian Müller von Lebensraum Müller in Mauer bei Heidelberg leitet eine Baumschule und ein Gartencenter. Für den Expertenbrief Gartenpflege stellt er uns seine Favoriten vor.

 

Veröffentlicht am
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privat/VEU
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Hier stelle ich Euch zum einen Gehölze vor, die in meinen Augen in ein zukunftsfähiges Sortiment passen und Euch Tipps zum richtigen Umgang mit der Pflanze geben, damit es am Ende funktioniert!  Basis dafür – mach’s ihr richtig! Habt ihr das Gefühl, das Gehölzsortiment wird immer schmaler? Ganze Gattungen fallen für unsere Gestaltung weg, weil Krankheiten und Schädlinge auftauchen, die eine Verwendung in den Gärten als nicht sinnvoll erscheinen lassen. So wie Buchs aufgrund des Pilzes und/oder Zünslers oder bei der Esche wegen des Eschentriebsterbens.

Gleichzeitig verändern sich die klimatischen Bedingungen und das Wetter ist zumindest gefühlt immer mehr von Extremen geprägt, was wiederum anderen Gattungen zusetzt. Denk nur an die Hainbuchen im Jahr 2023. In so schlechtem Zustand, mit so viel Samenansatz hat ich sie zumindest selten gesehen.

Natürlich können wir im Rahmen unserer Pflege Pflanzenschutzmaßnahmen verkaufen, um die entsprechenden Mittel gegen Schädlinge oder Pilze auszubringen. Und natürlich jede Menge Gartentechnik, die beim Bewässern hilft und dazu dient, gegen die Wetterkapriolen anzugehen. Doch ist das real smart? Für mich nicht! Es erinnert mich an die westliche Medizin, in der Symptome behandelt werden, aber nicht die Ursachen. Hier gilt es einzusteigen, weshalb ich in meiner Kolumne Gehölze – nennen wir sie Klimagehölze – vorstellen möchte, von denen ich überzeugt bin, dass sie auch den Anforderungen der Zukunft genügen und schlicht und ergreifend funktionieren. Aufgrund ihrer Robustheit, dem Wasserbedarf und der zumindest bisher bekannten Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge. Ich möchte Dir in kurzen Porträts Pflanzen vorstellen, die neu sind, in meinen Augen zu wenig Beachtung finden, oder aufgrund der klimatischen Veränderungen mittlerweile bei uns verwendet werden können.

Beginnen möchte ich mit der Schein- bzw. Zierquitte (Chaenomeles)

Herkunft

Es gibt insgesamt fünf Arten, die allesamt aus Ostasien stammen. Sie werden bei uns bereits seit dem 18. Jahrhundert als Blütensträucher in den Gärten kultiviert, während die ersten Hybriden Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind.

Aussehen, Wuchs und Blüte

Die sommergrünen Sträucher wachsen breit aufrecht mit einer tief reichenden Wurzel und werden selten höher als zwei Meter. Die Garten-Hybriden bleiben mit 1,20 bis 1,50 m deutlich kleiner. Die großen, anmutigen Schalenblüten mit weißen, rosafarbenen oder lachsorangenen Hüllblättern und gelber Mitte erscheinen oft schon im März vor dem Laubaustrieb in großer Fülle und zeigen sich bis in den Mai. Aus ihnen entwickeln sich im Lauf des Sommers leuchtend gelbe, essbare Mini-Quitten mit aromatischem Duft. Die grünen, breit eiförmigen Blätter sind drei bis fünf Zentimeter lang, wechselständig und im Austrieb oft leicht bronzefarben.

Standort, Boden und Wasserbedarf

Alle Zierquitten sind völlig anspruchslos und kommen mit annähernd jedem Boden in sonniger bis halbschattiger Lage zurecht, was sie für mich zu absoluten Klimagehölzen machen. Nur zu kalkhaltig sollte der Boden nicht sein. Tiefgründiger, nährstoffreicher, feuchter und leicht lehmiger Boden wird aber bevorzugt. Schaffe auch für die Zierquitten ein solides Pflanzfundament (siehe Tipps rund ums richtige Pflanzen), dann wirst Du um so mehr Freude an der Pflanze haben. Alle Zierquitten sind in unseren Lagen ausreichend winterfest.

In der Anwachsphase freut sich natürlich auch die Zierquitte über ein intensives Wässern, wobei Staunässe grundsätzlich vermieden werden sollte. Spätestens ab dem 3./4. Standjahr ist es möglich, die Zierquitte aufgrund Ihrer Robustheit sich selbst zu überlassen.

Auch hier reguliert eine Mulchschicht aus Rinde oder mineralischem Mulchmaterial den Feuchtigkeitshaushalt im Boden.

Schnitt

Zierquitten können, müssen aber nicht geschnitten werden. Sie sind gleichzeitig sehr gut schnittverträglich. Um ein Vergreisen und damit einhergehend nachlassende Blüten- und Fruchtfülle zu verhindern, empfiehlt sich jedoch, alle zwei bis drei Jahr die Scheinquitte stark zurückzunehmen. Bester Zeitpunkt hierfür ist vor dem Laubaustrieb im Februar/März.

Verwendung

Das Verwendungsspektrum für die Zierquitten ist nahezu grenzenlos. Es reicht von der Einzelstellung im Beet, der Verwendung in Pflanzgefäßen, als geschnittene, niedrige Hecke, der Verwendung als Pflanzgruppe bis hin zu bodendeckenden Pflanzungen als Art Gehölzfläche.

Sie behaupten sich selbst unter Bäumen mit konkurrenzstarkem Wurzelwerk. Von der Anmutung passen Sie in natürliche Gärten, aber auch in mediterrane Gärten. Gut vorstellbar auch in modernen Gärten, in denen einzelne Solitäre durch eine monotone Unterpflanzung mit Chaenomeles entsprechend in Szene gesetzt werden.

Der ökologische Wert der kleinen Sträucher ist ebenfalls nicht zu verachten. Zierquitten-Blüten werden im Frühjahr stark von Bienen und anderen Insekten beflogen. Der Nektarwert ist mäßig, während der Pollenwert hoch ist. Durch ihre Stacheln sind sie auch beliebtes Vogelschutzgehölz.

Wichtige Arten und Sorten

Da die Originalformen der Zierquitte reich bedornt sind, sind die neueren Sorten nahezu dornenfrei. Darunter Sorten wie die blutrote, gefüllt blühende Sorte ‚Scarlet Storm‘ oder Neuheiten wie ‚Cameo‘ und ‚Orange Trail‘, die die Farbpalette mit besonderen Farben ergänzen wie dem gerade angesagten Peach oder orange. Eine Besonderheit neben den Zierformen ist die in Lettland entstandene Auslese der Japanischen Zierquitte mit dem Namen ‘Cido’. Sie ist unbedornt, liefert Früchte mit besonders hohem Vitamin-C-Gehalt und eignet sich somit gut zur Verwertung (siehe auch Kulinarik)

Krankheiten

An Krankheiten und Schädlingen ist bei den Zierquitten nicht viel bekannt. Einzig der Feuerbrand kann vereinzelt auftreten in Jahren, in denen es während der Blütezeit starke Niederschläge hat.

Kulinarik

Im Baltikum, wo wegen größerer Winterkälte nicht ganz so viel Obst wächst, werden die Früchte sehr geschätzt. Sie heißen dort Cido oder Nordische Zitrone und sind wichtige Vitamin-C-Lieferanten und dienen auch zum Säuern von Speisen und Getränken. Unsere Lieblingsverwendung ist ein saurer Likör. Dabei werden die Früchte kleingeschnitten und mit Kandis und Korn aufgesetzt. Nach drei Monaten ist ein wunderbares Getränk entstanden. Aber Vorsicht: schmeckt nach mehr!

Wer aus den Früchten Likör und Gelee herstellen will, muss mit der Ernte bis nach den ersten Nachtfrösten warten. Erst dann entwickeln die Quitten ihr volles Aroma.

Mach’s richtig – Tipps, damit die Pflanzen funktionieren!

Und das beginnt bekanntermaßen mit dem Einpflanzen und das ist mehr als Loch machen und Pflanze rein. Lasst uns gemeinsam das Thema Pflanze aufwerten und das Pflanzen ein Stück weit zelebrieren. Wer könnte hier unser Benchmark sein? Mir fällt Nusr et ein. Das ist der Typ mit dem Goldsteak macht es uns vor. Eigentlich auch nur Steak – aber die Art und Weise wie er ein bestimmtes Salz oder wenn es sein muss auch Goldflocken mit seiner typischen Handhaltung auf das Steak streut, sorgt dafür, dass ihn selbst mein 11-jähriger Sohn kennt…

Also lasst es uns zelebrieren. Lasst uns ein ausreichend großes Pflanzfundament schaffen und damit die Basis für ein erfolgreiches An- und Weiterwachsen. Bedenkt dabei, dass nur im Zuge des Pflanzens die Möglichkeit besteht im Wurzelbereich sauber vorzubereiten. Denn, wie es ein Kollege zu sagen pflegt: „Die Füße müssen stimmen!“

Das heißt also

  • Ausreichend großes Pflanzloch
  • Beim Einpflanzen zwingend darauf achten, dass die Pflanze am Ende nicht zu tief gepflanzt wird.
  • Verwenden von ausreichend, pflanzengerechtem Substrat

Das macht das Ganze noch nicht zum Kult. Ich glaube, es sind die Zuschlagsstoffe zur Wasserspeicherkapazität, die zu einer erhöhten Trockenheitstoleranz führen. Bodenadditive, die den Umpflanzstress der Pflanzen reduzieren und Mittel, die wir am Ende auf die Blätter aufbringen, um die Pflanze auf diesem Weg zu stärken.

Empfehlung

  • Organischer Dünger
  • Bodenaktivator
  • Zugabe von Polymeren zur Erhöhung der Wasserhaltefähigkeit, evtl. auch als Kombiprodukt
  • Impfen des Wurzelballens mit Endo-Mykorrhiza und
  • Einsprühen der Blätter mit einem mineralischen Stärkemittel.

Ziel muss es sein, das Ganze zu zelebrieren. Dafür müssen wir in der Lage sein, das, was wir da tun, zu erläutern und erklären zu können, welcher Zuschlagsstoff für was verantwortlich ist. Diese Art des Pflanzens bietet eine Möglichkeit der Differenzierung, bringt die Wertigkeit der wahren Nummer 1 im Garten – der Pflanze entsprechen zum Ausdruck und macht den Gärtner zum Star!

Hast Du schon die Scheinquitte in Deiner nächsten Planung eingeplant? Und hast Du nicht auch schon Lust auf die bevorstehende Pflanzsaison? Lust darauf, das Pflanzen zu etwas zu machen, wo Du Dich als Fachmann profilieren kannst und wachsenden Erfolg siehst?

>> Hier geht's zu Lebensraum Müller in Mauer

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