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15. avela Fachtagung

Erfolgreiche Fortsetzung des Formats

Etwa 400 Teilnehmer besuchten die 15. Avela Fachtagung in Nürtingen, die als Hybrid-Veranstaltung ausgelegt wurde, damit alle Interessieren Zugang zu den Vorträgen hatten. Thema war die wassersensible Stadtentwicklung. Rainer Sachse von der HfWU übernahm in diesem Jahr die Konzeption und Moderation der Tagung. Ein Novum, da die Jahre zuvor der im letzten Jahr Verstorbene avela-Initiator Sigurd Henne die Tagungen leitete.

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15. avela Fachtagung: Rainer Sachse, Jan Dieterle, Heiko Sieker, Wolfgang Dickhaut (v.l.n.r.)
15. avela Fachtagung: Rainer Sachse, Jan Dieterle, Heiko Sieker, Wolfgang Dickhaut (v.l.n.r.)Vossen
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„Es drängt sich der Eindruck auf, dass viel geredet wird, aber wenig getan“, fasst es Professor Rainer Sachse von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in seinem Ankervortrag zusammen: Denn klimaresiliente Visionen und Ideen für eine wassersensible Stadtentwicklung gibt es seit einigen Jahren viele. Woran es aber noch mangele, sei der Mut, es konkret anzupacken: „Innovative Freiraumstrukturen sind bei uns leider nicht häufig, ganz anders in Dänemark“.

Daher hat sich die diesjährige Veranstaltung zur Aufgabe gemacht, Wissenslücken zu schließen, um einen Beitrag oder das Initial für einen neuen Umgang mit Regenwasser in der Stadt zu geben. Rainer Sachse, Professor im Bereich Landschaftsarchitektur, lud als Speaker Experten aus Wissenschaft und Landschaftsarchitektur ein, um den wassersensiblen Umgang mit Regenwasser auf verschiedenen Planungs- und Umsetzungsebenen zu durchleuchten.

Über dezentrale Regenwasserbewirtschaftung sprach Heiko Sieker, Professor an der TU Berlin und Geschäftsführer der gleichnamigen Ingenieurgesellschaft: „Klimawandel und Urbanisierung verstärken sich“, sagt Sieker und erläutert dies an Projektbeispielen und dem sogeannten Levee-Paradoxon oder Deich-Paradoxon: Das Hochwasserrisiko steige trotz baulicher Schutzmaßnahmen, da der Bau von Deichen das Bewusstsein für die Überschwemmungsrisiken senke und es daher zu einer verstärkten baulichen Entwicklung in den nun vor Hochwasser geschützten Gebieten komme. Damit steige der potenzielle Schadenswert bei Überschwemmungen. Definiertes Ziel der Umweltbehörden sei aber nicht nur, das Schadenspotenzial in überschwemmungsgefährdeten Bereichen zu vermeiden, sondern auch bereits bestehende Gebiete zu reduzieren.

Professor Wolfgang Dickhaut von der Hafen City Universität Hamburg verwies darauf, dass „Die Dürre planerisch mehr einbezogen werden muss.“ Er referierte über das Forschungsprojekt Blue Green Streets, das einen klimaangepassten Straßenumbau anstrebt und über „Research by Design“ eine Toolbox für Standardprofile entwickelt hat (Link Toolbox hier). Das Projekt ist für den Bundepreis „blaue Kompass“ nominiert.

Jan Dieterle, Landschaftsarchitekt und Professor an der Universität Frankfurt hinterfragte, warum wir nicht das 0-Grad-Ziel anstreben: „Es ist bezeichnend, dass wir nie über Regeneration sprechen, sondern nur das Anpassen an einen Zustand anstreben.“ Er fordert eine Matrix-Organisation, um diese Querschnittsthemen der Klimaanpassung zu meistern. Nur über die begrenzten Horizonte der eigenen Fachdisziplinen lließen sich Lösungen finden, denn „ökologische Fragen sind immer aus soziale Fragen.“

Axel Heinrich von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erläuterte als konkretes Projekt auf dem Turbinenplatz in Zürich die dort angesiedelten Hochstaudenfluren, die sich als wechselfeuchte Vegetationssysteme für Regenwassermulden eignen.

Björn Emrén von der Stadt Stockholm wurde via Lifestream zugeschaltet und sprach über das in Stockholm bereits seit 20 Jahren etablierte „Stockholm-Pflanzmodell“, das sich in Deutschland noch nicht etabliert hat, obwohl es die Durchwurzelung der Baumgruben und des angrenzenden Bodens erleichtert: Grob gebrochene Steine im Wurzelraum nehmen die Lasten auf und lassen dennoch ausreichend Raum für die Belüftung der Wurzeln.

Karoline Liedtke-Sorensen, Head of Landscape bei Cobe Urbanism Landscape Architecture in Kopenhagen gab einen Einblick in aktuelle Stadtprojekte des international tätigen Architekturbüros. Die Projekte verdeutlichten, dass unser Nachbarland Dänemark bei der wassersensiblen Stadtentwicklung weitaus innovationsfreudiger agiert, sowohl auf kommunaler als auch auf nationaler Ebene.

Den Abschluss der Veranstaltung bildetet das Fachforum Tachenhausen: Ein Abendprogramm mit geführten Touren über das Gelände der Lehr- und Forschungsanstalt und der Möglichkeit, Themen und Kontakte zu vertiefen.

Zu avela:

Die Akademie für Landschaftsplanung und Landschaftsbau (avela) wurde 2009 von der HfWu und sechs Partnern der grünen Branche gegründet. Initiator und Begründer war Professor Sigurd Henne, der 2023 überraschend verstarb. Wer im nächsten Jahr die avela-Fachtagung leiten wird, steht noch offen.

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