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Blitzumfrage

Wie wird Bürokratie­abbau konkret?

  • Wie gehen Sie mit der Bürokratie um und wo sehen Sie Ansätze, sie wieder zu reduzieren?
  • Welche Regelung behindert Sie im Alltag am meisten?
  • Welche ist total entbehrlich?
  • Wie gewährleisten wir, dass uns die Regeln nicht Freiheit, Unternehmergeist und Kreativität ­abwürgen?
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Vertrauen aufbauen

Bürokratieabbau? Das wäre wünschenswert! Aber wie in der Fragestellung erklärt: Es wird immer mehr statt weniger. Es gilt, am Vertrauen der Menschen zu arbeiten. Jeder misstraut häufig jedem, niemand will über den Tisch gezogen werden, daher alles rechtskräftig verpacken, einordnen und beschreiben, damit auch jegliche Eventualität, die vielleicht eintreten könnte, abgesichert ist.

Wir versuchen in unserem Betrieb, auf Vertrauen zu bauen. Auf Vertrauen innerhalb des Betriebes als auch auf Vertrauen zwischen uns und unseren Kunden. Wir möchten nicht irgendein Handwerker oder Dienstleister sein. Wir möchten Begleiter sein. Begleiter hin zu einem tollen Garten, hin zu einem Verhältnis über Jahre hinweg und nicht nur über die Zeit der Bauphase. Daher halten wir die Bürokratie so gering wie möglich, reden und erklären viel, kümmern uns. Wünscht es der Kunde, arbeiten wir natürlich auch mit bürokratischen Mitteln, aber eben so wenig wie möglich. Wir wollen ihm ja keine Angst machen, sondern Vertrauen schenken. Und nehmen so auch Risiken auf uns, die sich durchaus auszahlen.

Gabriela Reichenberger, GartenArt Reichenberger in Pörnbach

 

Ja, die Bürokratie!

An erster Stelle würde ich die Bodenschutzverordnung und dazugehörigen Mantelverordnungen nennen. Diese verursachen nicht nur bürokratischen Aufwand, sondern ziehen auch immense Kosten nach sich. Kosten der Beprobungen zwischen 1.500?€ und 3.500?€ sind normal. Es gibt nach den Analysen fast keinen unbelasteten Boden mehr. Selbst schöner Oberboden/Humus bei uns im Allgäu, auch mal mit einem Kuhfladen darauf, wird dann zum Müll und muss über weite Strecken in geeignete Deponien verfrachtet und dort zu horrenden Preisen (bei der Entsorgungsmafia) deponiert werden. Für mich verschließt sich hier die Frage, warum das Material in 70?km Entfernung ungefährlicher ist als in den bisherigen Deponien.

Manchmal frage ich mich, wie sich die Pflanzen in Zukunft ernähren sollen, wenn wir alle Spurenelemente wie Bor, Zink und Mangan als potenzielle Gefahrstoffe erkennen und behandeln, welche die Pflanze braucht. Wie hoch ist denn die Gefahr durch den Transport der schweren Güter zu den entfernten Deponien? Wie viel Diesel wird dadurch verbraucht und um wie viel der CO2-Ausstoß erhöht? Die Straßen werden mehr belastet, Reifenabrieb und Bremsstaub über das Regenwasser und die Luft auf die zu beprobenden Böden gebracht und nicht zuletzt die Unfallgefahr erhöht. Die Schließung der Kiesgruben und die Deponieverknappung hat die Folge, dass im Landkreis Ravensburg jährlich 23 Mio.?l Diesel verbraucht und rund 8.200 schwere Lkw zusätzlich benötigt werden. Wir haben einen kleinen Mobilbrecher gekauft, um Transportwege und Ressourcen einzusparen. Wir betreiben den Brecher quasi illegal, wenn wir nicht jedes Pflaster und jeden Randstein zuvor analysieren.

Ist es überhaupt noch möglich, eine gesamtheitliche Betrachtung vor der Einführung neuer Gesetze durchzuführen? Unsere Regierungsbeamten sind absolut unbestechlich – sie dürfen nicht einmal Vernunft annehmen.

Jörg Edelmann, Gebrüder Edelmann GaLaBau in Isny

 

Wie bekommen wir den Wildwuchs in den Griff?

Die Erfahrung zeigt, dass es der Politik und Verwaltung nicht gelingt, bei neuen Verordnungen und Gesetzen einen Perspektivwechsel vorzunehmen und die bürokratischen Auswirkungen für Bürger, Unternehmen und die eigenen Behörden zu durchleuchten. Daher die Forderung: Alle müssen von Anfang an in die Planung eingebunden werden, die später sich damit im Alltag „herumschlagen“ müssen. Nicht das einzelne Gesetz treibt uns in den Wahnsinn, sondern die Fülle an Vorgaben und deren Kompliziertheit, die selbst Experten überfordert. Andere Länder kommen mit einem Bruchteil unserer Gesetzgebung aus, die bei uns auf allen Seiten viel Geld verbrennt und wertvolle Kapazitäten verschwendet.

Betrachten wir die jüngst eingeführte digitale Krankschreibung. Vielleicht mag es an anderer Stelle Vorteile geben, aber für die Betriebe bedeutet sie erhebliche Mehrarbeit. Der Wirtschaftsminister überlegt, mit Milliarden Unternehmen zu unterstützen. Nehmt uns doch die Fußfesseln ab, dann können wir mit größeren Schritten alleine laufen! Dieses kostet nichts und schafft Wirtschaftswachstum.

Zum Thema Steuerstatus und Mautbefreiung könnte es so einfach sein: Gartenbaubetriebe mit Umsatzanteil von unter 30?% Handelsware sind landwirtschaftliche Betriebe und damit mautbefreit. Ein Satz statt unzähligen „wenn und aber“, die kaum noch jemand versteht.

Jens Schachtschneider führt mit seinen Söhnen einen Staudenbetrieb in Dötlingen.

 

Ausufernde Bürokratie

Wenn ich Mitarbeiter, die seit 20 Jahren im Betrieb sind, noch jährlich auf Arbeitsschutz schulen und Unterweisungen für Erdbaumaschinen erledigen muss, bringt das nicht wirklich was. Arbeitsschutz ist wichtig, aber die ganze Dokumentation ist Wahnsinn. Wir bekommen auch Fragebögen vom Kraftfahrtbundesamt, Bundesamt für Statistik und der Künstlersozialkasse. Wer schon einmal eine Photovoltaik-Anlage angemeldet hat, weiß, was das für eine Aufgabe ist.

Der größte Witz war die Grundsteuererhebung. Alles wird brav zum Stichtag abgeschickt, um neun Monate später eine Androhung auf Schätzung zu bekommen, da von einem Aktenzeichen nichts vorhanden ist. Nach zwei Stunden in der Warteschleife hat die Dame am Telefon in ihren Computer geschaut und festgestellt, dass sie alles hat.

Steuermäßig, mit dem Finanzamt, das finde ich vollkommen in Ordnung. Nur der Paragraf 13 mit den Nettorechnungen ist totaler Humbug. Die Anlage des Gartens ist in Ordnung, wenn es nur die Neupflanzung ist, wird es schon schwierig und die Pflege ist ausgenommen, da muss man dann mit Umsatzsteuer berechnen.

Das richtige Impressum auf der Webseite oder eine Stellenanzeige, die nicht auch diverse Menschen anspricht, und wenn ich meine Mitarbeiter nicht aufkläre, dass sie eine betriebliche Altersvorsorge nutzen können – überall lauern Fallstricke, bei denen sich ein findiger Abmahnanwalt schon die Hände reibt. Das Ganze motiviert nicht zum Wachsen des Betriebes, da bleibt man lieber klein. Ich sitze im Jahr ungefähr 40 bis 50?h für unnötige Bürokratie im Büro. In der Zeit könnte ich locker 3.000?€ Umsatz machen. Die Lösung ist: teilweise ignorieren, teilweise umgehen und als Endlösung, wenn man sein Geld schon verdient hat, schön für sich alleine rumwurschteln. Der Staat bestraft leider den, der viel arbeitet.

Andreas Rilk, Rilk GaLaBau in Eurasburg

 

Lösungsorientiert denken

Gesellschaftliches Leben ist darauf angewiesen, dass Regierung und Verwaltung an Recht und Gesetz gebunden sind, nur dann ist staatliches Handeln demokratisch legitimiert. Eine „unbürokratische Verwaltung“ wäre eine Horrorvorstellung. Politiker, die einerseits Gesetze mit engen Vorgaben beschließen, dann aber von der Verwaltung verlangen, „unbürokratisch“ zu handeln, stehlen sich aus ihrer Verantwortung.

Beispiel: Tesla hat die langen Genehmigungsverfahren in Deutschland scharf kritisiert. Die Gebäude stehen bereits in großen Teilen, das Unternehmen hat sie auf der Basis vorläufiger Genehmigungen erbaut. Sollte die endgültige Zusage ausbleiben, müssten sie abgerissen werden. Frage: Was wollen wir? Ein Konzern darf ohne Bürgerentscheid bauen?

Konkret zu uns. Wir versuchen, alle wiederkehrenden Prozesse über unsere Software abzuwickeln. Wir werden schneller, da wir unsere Prozesse nicht verändern, aber das Ergebnis an die Anforderungen des Kunden oder der Verwaltung laufend anpassen. Wir sehen das lösungsorientierte Jammern ist Quatsch, hält auf und kostet Energie.

Frank Rosigkeit, RosigkeitGrün in Erlangen

 

Festlegung finaler Ziele

Aus meiner Sicht ist das relativ einfach. Es müssen die finalen Ziele beschrieben und festgelegt werden. Ganz viele Dinge in Deutschland sind aber so, dass auch der Weg dahin bis in den Millimeter vorgeschrieben ist. Das halte ich für falsch. Am Ende zählt wie immer das Ziel. Somit muss das Endergebnis festgelegt werden und der Weg dahin flexibler sein.

Thorsten Hainmüller, Hainmüller Gartengestaltung in Steißlingen

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