Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Rheinische Feinsandsteine

Ein Stück Heimat

Die Steinbrüche an Rhein und Ruhr haben schon deswegen eine besondere Bedeutung, weil sie die wichtigsten heimischen Natursteinquellen für eine der dicht besiedelsten Region Europas darstellen und als Baumaterial eine lange Tradition haben. DEGA-Autor Michael Senn stellt den karbonischen „Ruhrsandstein” und die etwas ältere „Bergische Grauwacke” als Baustoffe für den GaLaBau vor.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Ein Stein für alle Fälle: Ruhrsandstein als Einfassung für einen Sitzplatz
Ein Stein für alle Fälle: Ruhrsandstein als Einfassung für einen SitzplatzGrandi 
Artikel teilen:

Mitteleuropa, vor etwa 318 Mio. Jahren. Es ist die Zeit des Oberkarbon. „Quer über den Kontinent zieht sich von West nach Ost ein großes Gebirge, das Geologen das Variszische Gebirge nennen werden. Im Norden dieses Gebirges, dessen eingeebneter Rumpf später zum Rheinischen Schiefergebirge werden soll, dehnt sich eine weite Tiefebene. Flüsse, die im nahen Gebirge entspringen, suchen sich über diese Ebene in Mäandern ihren Weg nach Norden, wo sie ins Meer münden. Neben Flussläufen ist die Landschaft durch ausgedehnte Flachmoore geprägt. Diese Moore, in denen unter feucht-warmem Klima eine üppige Vegetation gedeiht, sind die Geburtsstätten der Steinkohleflöze. Häufig treten die Ströme über die Ufer, es kommt zu katastrophalen Überschwemmungen, und mit den Fluten ergießen sich gewaltige Mengen von Sand und Schlamm über die Ebene, die alles Leben tief unter sich begraben. Jede Überschwemmung hinterlässt bis zu mehrere Meter mächtige Ablagerungen aus Sand und Tonschlamm.“ So beschreibt der Diplom-Geologe Dr. Olaf Otto Dillmann von Külpmann in Wetter, Betreiber eines der fünf noch existierenden Ruhrsandsteinbrüche, die Entstehung der Sandbänke, die durch eine anschließend erfolgte Faltung und Senkung verfestigt wurden und die eine spätere Hebung als Ruhrsandstein zutage treten ließen.

Die Menschen an der Ruhr erkannten schon vor geraumer Zeit die Qualitäten des so entstandenen Materials und nutzen den Ruhrsandstein bereits seit der Gotik. Zeugnisse davon sind Profan- und Sakralbauten wie die Kirche St. Reinoldi in Dortmund. Auch in der Region des östlichen Ruhrgebiets bis in das Sauerland ist der Ruhrsandstein verbreitet.

Aufgrund seiner Eigenschaften wird der Ruhrsandstein aber auch im Gartenbau gerne verwendet. Domenico Grandi, Juniorchef der Steinbruchbetriebe Grandi in Herdecke, beschreibt den Herdecker Ruhrsandstein, der von seiner Firma abgebaut wird: „Für einen Sandstein ist unser Material sehr hart.“ Das liegt zum einen an der Kompaktheit des Materials, zum anderen an der quarzitischen Bindung des Steins, der laut Grandi auch durchaus als Quarzit durchgegangen wäre, wenn er noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätte, sich weiter zu verfestigen. Bester Beweis für die Härte seines Steins ist der Umstand, dass die Firma Grandi auch Splitt oder Pflastersteine aus Ruhrsandstein anbietet. Auch die Tatsache, dass das Material bis zum Korn 4 000 hochgeschliffen werden kann, was eine über jeden Zweifel erhabene Politur ist, ist für einen Sandstein außergewöhnlich.

Doch nicht nur sehr harte Varietäten sind im Steinbruch der Grandis vertreten. Auch etwas weichere Bänke liefern gutes Material. „Die lege ich immer gleich zur Seite“, freut sich Grandi über die Blöcke dieser Qualität, die er in Anlehnung an die Bezeichnung der besten Bildhauerqualität des Carrara-Marmors schmunzelnd „Statuario“ nennt.

Der Bereich des Gartenbaus macht bei den Grandis einen erheblichen Anteil aus. Laut Domenico Grandi kommt aus diesem Bereich über die Hälfte seines Kundenstammes. Somit kann der geneigte Gartenbaubetrieb auf eine gut sortiere Angebotspalette zugreifen. Grandi hierzu: „Bei den Mauersteinen bieten wir zum Beispiel verschiedene Sortierungen an.“ Auch Sitzquader oder die bereits erwähnten Pflastersteine runden das sonst für Naturstein im Gartenbau übliche Angebot ab. Steinmetzmäßige Sonderanfertigungen sind für die Firma, die auch im Hochbau und in der Restaurierung/Denkmalpflege tätig ist, laut Grandi, selbst Steinmetzmeister, problemlos zu machen.

Noch ein Stückchen älter: die Bergische Grauwacke

Als der Ruhrsandstein gerade entstand, war die Bergische Grauwacke schon etwa 80 Mio. Jahre abgelagert. Zur Zeit ihrer Entstehung war das ganze Rheinische Schiefergebirge, zu dem auch das Bergische Land gehört, von einem flachen, tropisch warmen Meer bedeckt. Im Norden und Süden gab es größere Landmassen sowie einige Inseln im Süden. Durch Flüsse gelangte von dort sandiger und toniger Abtragungsschutt kontinuierlich ins Meer und verfestigte sich im Laufe vieler Jahrmillionen zu Sand- und Tonsteinen. Die für dieses Gestein typischen Einschlüsse, wie Stilglieder von Seelilien oder Schalen anderer urzeitlicher Meerbewohner, spiegeln diese Ablagerungsbedingungen wider.

So finden sich in der Grauwacke zwar die Versteinerungen von Seelilien, Brachiopoden und Muscheln, die Einlagerungen sind jedoch sehr unregelmäßig. Deshalb wird diese Eigenschaft der Grauwacke von der Steinindustrie eher als Mangel denn als Vorteil empfunden. „Die Versteinerungen sind eher nachteilig“, konstatiert Matthias Remmel, Geschäftsführer von Otto Schiffarth in Lindlar. Das liege auch daran, weil die Werksteine mit Versteinerungen aufgrund ihres unregelmäßigen Vorkommens nicht speziell produzierbar sind.

Dieser Umstand hat den Siegeszug der Grauwacke aber nicht aufhalten können. Das Material, das bis vor nicht allzu langer Zeit im Grunde genommen nur in der unmittelbaren Umgebung von Lindlar bekannt war, erfreut sich zunehmender Beliebtheit in der weiteren Region und auch überregional. Das hat viele Gründe. Zum einen ist der Farbton der Grauwacke momentan sehr angesagt. Diesen Umstand nützt die Firma Heinrich Quirrenbach, ebenfalls aus Lindlar, konsequent aus und hat einen Showroom im Kölner Rheinauhafen eröffnet. Durch diesen Schritt erhofft sich die Firma laut Hans Georg Meier, Vertriebs- und Marketingleiter von Quirrenbach, einen breiteren und designorientierten Kundenkreis zu erschließen. Der Erfolg gibt ihnen recht, der Verkauf laufe nach wie vor gut bis ansteigend, resümiert Meier. „Die im Showroom gezeigten Anwendungen des Materials Grauwacke decken alle Bereiche des menschlichen Lebens ab“, so Meier. Dazu gehören neben Bodenbelägen im Innenbereich auch Möglichkeiten der Verwendung von Grauwacke an der Wand oder im Außenbereich.

Ein zweiter Grund für die zunehmende Präsenz der Grauwacke ist die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten. „Doch die ist erst durch die modernen Maschinen und Techniken gekommen“, so Matthias Remmel. Das liegt daran, dass das Material ähnlich dem Ruhrsandstein sehr hart und dicht ist. Traditionelle steinmetzmäßige Bearbeitung war möglich, aber sehr mühsam. Auch was die daraus herstellbaren Produkte angeht, limitierte das Material. Es fand zwar schon zu Zeiten der Römer als Baustoff Verwendung, aber aufgrund seiner beschwerlichen Bearbeitbarkeit kam es beispielsweise als Bildhauermaterial nie groß herraus.

Im Garten- und Landschaftsbau ist die Grauwacke hingegen zu Hause. „Genau genommen kommt sie aus dem Außenbereich“, stellt Remmel fest, für dessen Firma der Garten ein wichtiges Standbein ist. Dadurch dass die Firma den Stein selbst bricht, ist die Grauwacke für den Rheinländer im wahrsten Sinne des Wortes ein Rohstoff, aus dem seine Firma alles zu machen in der Lage ist, was gewünscht wird.

 

 

 

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren