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Gehölztipp von Christian Müller

Der winterharte Exot: Die Dreiblättrige Orange

Christian Müller von Lebensraum Müller in Mauer bei Heidelberg leitet eine Baumschule und ein Gartencenter. Für den Expertenbrief Gartenpflege stellt er uns seine Favoriten vor.

von Christian H. Müller erschienen am 28.05.2024
© privat/VEU
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<i>Poncirus trifoliata</i>
Poncirus trifoliata © Tjards Wendebourg

Herkunft

Die Bitterorange gehört zu den Zitrusgewächsen und stammt aus Zentral-China, Korea und Japan. Der Botaniker Robert Fortune führte die Art 1850 von dort nach Großbritannien ein.

Aussehen, Wuchs und Blüte

Im Gegensatz zu anderen Zitrusgewächsen wirft Poncirus trifoliata seine Blätter im Winter ab. Dadurch ist dieses Gehölz deutlich weniger kälteempfindlich als seine immergrünen Verwandten, die in unseren Breiten im Haus überwintert werden müssen.

Im Weinbauklima kann sich die Bitterorange durchaus zu einem kleinen Baum von bis zu 6 m Höhe entwickeln. Die meisten Exemplare liegen bei 2,5 bis 3 m. Die nahe Verwandtschaft zu Zitrusgewächsen verbreitet in unseren Gärten ein wahrhaft mediterranes Flair.

Vor allem ältere Exemplare blühen oft überreich und lange. Teilweise folgt im August/September noch eine zweite, weniger üppige Nachblüte. Christian Müller, Lebenraum Müller in Mauer

Die weißen, herrlich zitrus-typisch duftenden, bis zu 5 cm großen Blüten sind äußerst dekorativ. Die ersten Blüten erscheinen im Frühjahr vor den Blättern, die letzten Blüten im Frühsommer. Vor allem ältere Exemplare blühen oft überreich und lange. Teilweise folgt im August/September noch eine zweite, weniger üppige Nachblüte. Daraus entwickeln sich feinfilzig behaarte Früchte, die wie kleine Zitronen wirken und wunderbar duften.

Standort, Boden und Wasserbedarf

Die Bitterorange ist völlig anspruchslos und kommt mit annähernd jedem Boden in sonniger bis halbschattiger Lage zurecht. Sie bevorzugt jedoch einen schweren, nährstoffreichen, gut durchlässigen Boden und verträgt sehr gut trockenen Boden, was sie für mich zum Klimagehölz macht.

Im Gegensatz zu anderen Zitruspflanzen mit tiefen Pfahlwurzeln sind die Wurzeln der Bitterzitrone stark verzweigt.

Ein mineralisches Abdeckmaterial wie Bims oder Lava als Mulchschicht unterstreicht das gewünschte Flair und unterstützt den Feuchtigkeitshaushalt im Boden.

Schnitt

Bitterorangen können, müssen aber nicht geschnitten werden. Sie sind gleichzeitig sehr gut schnittverträglich. Bester Zeitpunkt hierfür ist vor dem Laubaustrieb im März, auch wenn dadurch ein Teil der Blüten verloren geht.

Verwendung

In Asien wird Poncirus wegen seiner stark bedornten Triebe gelegentlich als Hecke gepflanzt. In unseren Gärten sehe ich die Bitterorange immer als Solitärgehölz in Einzelstellung, das im Frühjahr zur Blütezeit und im Herbst zur Fruchtzeit besonderen Zierwert hat.

Der ökologische Wert ist ebenfalls nicht zu verachten. Zierquitten-Blüten werden stark von Bienen und anderen Insekten beflogen. Der Nektarwert ist mäßig, während der Pollenwert hoch ist. Durch ihre Stacheln sind sie auch beliebtes Vogelschutzgehölz.

Wichtige Arten und Sorten

Eine außergewöhnliche, sehr beliebte Sorte ist ‘Flying Dragon’, bei der die Zweige in sich leicht verdreht sind und wie fliegende Drachen aussehen (sollen).

Krankheiten

An Krankheiten und Schädlingen ist bei den Bitterorangen nicht viel bekannt. Lediglich die eingeschränkte Frosthärte kann stellenweise zu Problemen führen.

Kulinarik

Die Früchte der Bitterzitrone sind zwar essbar, aber sehr sauer und etwas bitter. In Asien werden die Früchte im Medizinbereich zur Behandlung allergischer Entzündungen eingesetzt.

Mach’s ihr richtig – Tipps, damit die Pflanzen funktionieren!

Wie ist das jetzt mit dem Wasser und der Gießerei und wie mache ich es ihr richtig? Wo liegt das richtige Maß? Wir sind die ganze Zeit auf der Suche nach trockenheitsvertäglichen Gehölzen und Stauden. Und was passiert, wenn es plötzlich wie im letzten Halbjahr ergiebig regnet? Wie geht eine Steppenpflanze, die wenig oder kaum Wasser möchte, damit um? Entscheidend ist, dass das „Zuviel“ an Wasser abziehen kann. Dass die Klimagehölze in einem gut drainierten Boden stehen, um auch bei veränderten Wetterbedingungen zu funktionieren. Womit wir wieder beim Pflanzfundament wären, das die Basis für ein Funktionieren bildet. Ist dieses Fundament geschaffen, kann folgende Regel bzgl. des Gießens und des Wasserbedarfs helfen:

  • Bei 10 °C Durchschnittstemperatur am Tag: 1 L Wassergabe > einmal pro Woche
  • Bei 20 °C: 20 L Wassergabe > zweimal pro Woche
  • Bei 30 °C: 30 L Wassergabe > dreimal pro Woche

Hast Du schon einen geeigneten Platz für eine Bitterorange im Kopf? Und hast Du nicht auch schon Lust, Deinen Kunden mediterranes Urlaubsfeeling an die Terrasse im Garten zu zaubern? Differenziere Dich über die Verwendung von „andersartigen“ Pflanzen und mach’s ihnen richtig!

Gehölztipp Über diese Serie

Hier stelle ich Euch zum einen Gehölze vor, die in meinen Augen in ein zukunftsfähiges Sortiment passen und Euch Tipps zum richtigen Umgang mit der Pflanze geben, damit es am Ende funktioniert!  Basis dafür – mach’s ihr richtig! Habt ihr das Gefühl, das Gehölzsortiment wird immer schmaler? Ganze Gattungen fallen für unsere Gestaltung weg, weil Krankheiten und Schädlinge auftauchen, die eine Verwendung in den Gärten als nicht sinnvoll erscheinen lassen. So wie Buchs aufgrund des Pilzes und/oder Zünslers oder bei der Esche wegen des Eschentriebsterbens.

Gleichzeitig verändern sich die klimatischen Bedingungen und das Wetter ist zumindest gefühlt immer mehr von Extremen geprägt, was wiederum anderen Gattungen zusetzt. Denk nur an die Hainbuchen im Jahr 2023. In so schlechtem Zustand, mit so viel Samenansatz hatte ich sie zumindest selten gesehen.

Natürlich können wir im Rahmen unserer Pflege Pflanzenschutzmaßnahmen verkaufen, um die entsprechenden Mittel gegen Schädlinge oder Pilze auszubringen. Und natürlich jede Menge Gartentechnik, die beim Bewässern hilft und dazu dient, gegen die Wetterkapriolen anzugehen. Doch ist das real smart? Für mich nicht! Es erinnert mich an die westliche Medizin, in der Symptome behandelt werden, aber nicht die Ursachen. Hier gilt es einzusteigen, weshalb ich in meiner Kolumne Gehölze – nennen wir sie Klimagehölze – vorstellen möchte, von denen ich überzeugt bin, dass sie auch den Anforderungen der Zukunft genügen und schlicht und ergreifend funktionieren. Aufgrund ihrer Robustheit, dem Wasserbedarf und der zumindest bisher bekannten Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge. Ich möchte Dir in kurzen Porträts Pflanzen vorstellen, die neu sind, in meinen Augen zu wenig Beachtung finden, oder aufgrund der klimatischen Veränderungen mittlerweile bei uns verwendet werden können.

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