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Der GaLaBau im Südwesten

Gute Aussichten, große Aufgaben

Der Garten-, Landschafts und Sportplatzbau im Südwesten zeigt sich auch 2025 robust, mit stabiler Nachfrage in allen Marktsegmenten. Für die Betriebe im Südwesten bedeutet das gute Aussichten, aber auch große Aufgaben: Nachwuchs gewinnen, Nachfolge sichern, neue Ideen wagen. Die drei Verbände verstehen sich dabei nicht nur als Interessenvertretung, sondern auch als Partner, die Orientierung geben und Gemeinschaft schaffen.

von Susanne Wannags erschienen am 15.09.2025
Landesgartenschauen steigern die Sichtbarkeit der Branche. © artismedia Olaf Kühl
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Das Jahr 2025 ist für den Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (VGL BW) in vielerlei Hinsicht ein besonderes. An der Spitze findet ein Generationswechsel statt: Nach über drei Jahrzehnten wird Reiner Bierig sich im kommenden Jahr aus der Geschäftsführung verabschieden. Marco Riley hat diese Aufgabe bereits zu Jahresbeginn übernommen. Für beide ist es ein Gewinn, dass die Übergabe nicht abrupt, sondern Schritt für Schritt und im engen Miteinander verläuft. „Für mich ist das ein gutes Gefühl, dass es nach 32 Jahren gut weitergehen wird“, beschreibt Bierig den Prozess. Auch Riley sieht die gemeinsame Phase als wertvoll an: „Das Vertrauen war immer da. In Reiner Bierig hatte ich immer einen Förderer.“

Reiner Bierig (li.) und Marco Riley
Reiner Bierig (li.) und Marco Riley © VGL-BW

Tragfähiges Fundament

Die Verbindung zur DEULA, wo Riley zuvor in der Geschäftsführung tätig war, erwies sich dabei als wichtiger Einstieg. Dort lernte er nicht nur die Ausbildungs- und Weiterbildungsstrukturen, sondern auch die Mitgliedsbetriebe kennen – ein Fundament, das den Start erleichtert. Gleichzeitig zeigt sich, dass das Netzwerk, das Bierig über Jahrzehnte aufgebaut hat, weit über seine Amtszeit hinaus trägt. „Wir haben ein super Team in Heidelberg und Leinfelden-Echterdingen, überall tolle Mannschaften und Frauenschaften, die sehr viel tragen und wo viele Dinge auch sehr gut organisiert sind“, so Bierig.

Wirtschaftlich präsentiert sich der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Baden-Württemberg robust. Trotz gesamtwirtschaftlicher Unsicherheiten blieb die Nachfrage nach grüner Infrastruktur hoch. „Die Branche boomt weiterhin“, sagt Riley, „und mit Themen wie Stadt- und Fassadenbegrünung oder Klimaanpassungsmaßnahmen sehe ich rosige Zukunftsaussichten.“

Den Generationenwechsel managen

Ein Dauerthema bleibt der Generationswechsel in den Betrieben. Statt jedoch die Übergabe alleine und oft zu spät vorzubereiten, melden sich immer mehr Betriebsinhaber frühzeitig beim Verband. „Wir sind keine Vermittlungsbörse, aber wir stellen gerne die Kontakte her“, sagt Bierig. Durch direkte Kontakte zu potenziellen Nachfolgern und ein Netzwerk von Beratern, das sich in den vergangenen Jahrzehnten vor allem durch die ERFA-Gruppen entwickelt hat, ergeben sich oft sehr gute, kreative Lösungen.

Dass es auch Neugründungen gibt, ist ein positives Signal. Egal, ob Übergabe oder Gründung: Auffällig ist, dass die jüngere Unternehmergeneration mit einer anderen Haltung antritt. „Von den Eltern höre ich oft, dass die Jungen das Geschäft organisatorisch und preislich strukturierter angehen als die alten Hasen. Die ticken einfach anders“, stellt Riley fest. Viele der jungen Nachfolger haben zudem erkannt, dass sie im Verband jederzeit Unterstützung bekommen und dort mit Kollegen wertvolle Kontakte knüpfen können.

Mitgliederversammlungen sind ein Ort, um Aktuelles aus dem Verband zu erfahren, aber auch, um sich mit Kollegen auszutauschen.
Mitgliederversammlungen sind ein Ort, um Aktuelles aus dem Verband zu erfahren, aber auch, um sich mit Kollegen auszutauschen. © VGL-BW/Petra Reidel

Lebendige Verbandsarbeit fördern

Ein guter Rahmen dafür sind die Regionalversammlungen. Je nach Region finden sich hier mal mehr, mal weniger Teilnehmer zusammen. Aktuell erarbeitet eine Arbeitsgruppe im Verband einen Leitfaden, wie sich die regionalen Treffen attraktiver gestalten lassen, beispielsweise mit abwechslungsreichen Orten, spannenden Vorträgen, kürzeren Geschäftsberichten und mehr Raum für Austausch. „Wenn man es schafft, eine interessante Location zu bieten und gleichzeitig notwendige Infos zu vermitteln, dann ist das wie ein Turbo“, sagt Bierig. Riley ergänzt: „Man muss ein Lebensgefühl um die Veranstaltung herum vermitteln – Essen, Event, Kontakt zu Menschen. Das ist eine Möglichkeit, Verbandsarbeit lebendig zu machen.“

Chancen für ein modernes Bildungszentrum nutzen

Ein weiterer Meilenstein für den VGL BW ist die Zukunft der DEULA Baden-Württemberg. Dort verfolgt der Verband ein ehrgeiziges Ziel: Das Bildungszentrum soll zu einem Leuchtturmprojekt werden – modern, nachhaltig und beispielgebend für die gesamte Branche. Vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz wurde eine Machbarkeitsstudie finanziert. Auf dieser Grundlage wird entschieden, ob dort saniert oder neu gebaut wird. „Wir wollen das fortschrittlichste grüne Bildungszentrum Deutschlands schaffen“, erklärt Riley. Von Fassaden- und Dachbegrünung bis Regenwassermanagement – der Standort soll ein Vorzeigeprojekt für Klimaanpassungs-Maßnahmen werden und die Möglichkeiten grün-blauer Infrastruktur sichtbar machen.

Zukunftsperspektive: Rendering der Deula in Kirchheim-Teck.
Zukunftsperspektive: Rendering der Deula in Kirchheim-Teck. © VGL-BW

Erfolgsmodell Gartenschau

Auch politisch ist der VGL BW aktiv. Im Vorfeld der Landtagswahlen sucht man den Dialog mit allen Fraktionen, um Themen wie grün-blaue Infrastruktur, Ausbildung oder Landesgartenschauen präsent zu halten. Letztere sind ein Erfolgsmodell: Seit 1980 gibt es in Baden-Württemberg jedes Jahr eine Landesgartenschau. „Jährlich kommen im Schnitt 800.000 bis eine Millionen Besucher auf die Gartenschauen und werden über die Themen Gartengestaltung und Bauen mit Grün informiert“, sagt Bierig. Das sei ein unschätzbarer Wert, den es zu sichern gilt.

Die Resonanz auf die Arbeit des Verbandes ist ermutigend. Bei der bundesweiten Mitgliederumfrage schnitt Baden-Württemberg hervorragend ab – ein Beleg für die starke Verankerung in der Branche. Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung ist zugleich ein Signal gesetzt: Kontinuität und Erneuerung gehen Hand in Hand. Der Verband bleibt eine Plattform für die etablierten Betriebe, aber auch für die junge Generation, die frische Impulse einbringt und die Zukunft des Garten- und Landschaftsbaus im Land mitgestaltet.

Rheinland-Pfalz und Saarland: Aufträge stabil, Fachkräfte knapp

Der Verband Garten- und Landschaftsbau Rheinland-Pfalz/Saarland (VGL RPS) hat eine neue Geschäftsführung: Seit Anfang August leitet Katharina-Florentine Moser die Geschicke in der neuen Geschäftsstelle in Ingelheim, unterstützt von ihrem bewährten Team und dem Ehrenamt.

Katharina-Florentine Moser
Katharina-Florentine Moser © FGL-HT

Für Verbandspräsident Michael Gesellchen ist die Auftragslage im GaLaBau sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im Saarland unproblematisch. „Ich glaube, Arbeit ist genügend vorhanden. Die Baukonjunktur erholt sich“, sagt Verbandspräsident Michael Gesellchen. Zwar ist der Wohnungsbau noch immer etwas schwach, aber im Privatgartensegment und im öffentlichen Bereich sind die Betriebe gut ausgelastet. Vor allem im hochpreisigen Segment läuft es nach wie vor rund: „Wer im hochpreisigen Bereich arbeitet, also Gärten von 150.000 oder 200.000 € baut, ist gut ausgelastet. Da bin ich manchmal selbst erstaunt.“

Nadelöhr ist das Personal

Trotz guter Auftragslage gibt es allerdings auch große Herausforderungen – das Nadelöhr ist das Personal. „Das Thema Fachkräftemangel begleitet uns in jeder Sitzung“, sagt Gesellchen. Das gilt für alle Bereiche, egal ob in den GaLaBau-Betrieben, in der Berufsschule, auf den Bauämtern oder in den Landschaftsarchitekturbüros. Die Entwicklung sei absehbar gewesen, doch inzwischen deutlich spürbar: „Die Babyboomer gehen in Rente – und das immer schneller. Das hat vor zwei, drei Jahren begonnen, und macht sich jetzt tatsächlich bemerkbar.“

Die Folge: Betriebe schließen, weil Nachfolger fehlen. Vor allem kleine Firmen, die fünf, sechs oder sieben Mitarbeiter beschäftigen, machen zu. Eine Übergabe oder ein Verkauf ist schwierig, auch weil die Vorstellungen, was ein Lebenswerk wert ist, sich oft stark von dem unterscheiden, was ein potenzieller Käufer bezahlen kann und will. Häufig gehen der Branche mit der Betriebsaufgabe auch die Mitarbeiter verloren. „Unser größtes Problem ist nicht die Arbeit – es fehlt an den Menschen, die sie machen.“

Michael Gesellchen
Michael Gesellchen © VGL Rheinland-Pfalz und Saarland

Fachkräftemangel: Not macht erfinderisch

Ein Schwerpunkt der Verbandsarbeit liegt deshalb auf der Nachwuchsgewinnung. Die Mitgliedsbetriebe präsentieren sich auf Berufsbildungsmessen und nutzen bundesweite Kampagnen, um Jugendliche für den Beruf zu begeistern. „Wir versuchen, auf allen Kanälen präsent zu sein. Mittlerweile liegt der Fokus dabei mehr auf Personal- als auf Kundengewinnung“, erklärt Gesellchen. Not macht erfinderisch – und so mancher Betrieb geht inzwischen ungewöhnliche Wege. „Bei uns haben kürzlich zwei Azubis angefangen. Dem einen haben wir ein Elektroauto gekauft, damit er in unseren Betrieb kommen kann, weil das auf dem Land mit öffentlichen Verkehrsmitteln um sechs Uhr morgens sonst nicht funktioniert.“

Mehr Mut zu auskömmlichen Preisen

Auch wirtschaftlich will der VGL RPS die Mitglieder stärken. „Was mir immer wieder auffällt: Viele Kollegen schöpfen nicht ab, was eigentlich möglich wäre. Sie haben Hemmungen wegen ihrer Stammkunden und arbeiten mit zu geringen Stundensätzen“, sagt Gesellchen. Im Vergleich mit anderen Gewerken müsse der GaLaBau mutiger werden: „Wenn heute ein Heizungsbauer sagt, dass er 100 € die Stunde nimmt, wundert man sich nicht, sondern ist froh, dass überhaupt jemand kommt.“

Kooperation als Chance

Besonders am Herzen liegt Gesellchen das Thema Kooperation. Große Projekte lassen sich oft nur im Netzwerk mehrerer Betriebe bewältigen. „Ich sage überall: Vernetzt euch, teilt Maschinen, arbeitet miteinander statt gegeneinander“, so sein Appell. Viele Betriebe können die Spitzen nicht allein abfedern. Da hilft nur miteinander statt gegeneinander. Seine Erfahrung ist, dass alle Seiten davon profitieren: „Jede Firma hat ihre Handschrift, ihre Technik, ihre Maschinen. Es ist eine Bereicherung, zu sehen, wie andere arbeiten.“ Er selbst arbeitet im Augenblick mit vier anderen GaLaBau-Betrieben auf einer großen Baustelle zusammen – und das nicht zum ersten Mal.

In der Kooperation sieht Gesellchen auch eine Chance für kleine Betriebe, größere Aufträge zu stemmen. „Bei einem 20.000 €-Auftrag haben Unternehmer mit drei oder vier Mitarbeitern Angst vor dem Risiko. Sie müssten in Vorleistung gehen und haben ihre Kapazitäten für längere Zeit gebunden. Wenn sich hier drei oder vier Betriebe zusammentun, wäre es für alle machbar.“ Wichtig ist dabei natürlich: Es muss menschlich passen.

Nähe und Austausch in den Regionen

Eine Gelegenheit, die Kollegen kennenzulernen, sind die Regionalgruppentreffen. Sie finden seit einiger Zeit direkt in den Betrieben statt. Michael Gesellchen, der seit einigen Jahren als Präsident bei jedem Treffen mit von der Partie ist, schätzt die Nähe und den Austausch. „Die Inhaber erzählen ihre Geschichte und einige haben auch schon ganz unaufgefordert ihre Zahlen gezeigt.“ Diese Offenheit stärkt das Vertrauen untereinander. An den regionalen Treffen nehmen im Schnitt 15 Betriebsinhaber teil. Diese Resonanz – bezogen auf den Prozentsatz der Mitgliedsbetriebe – wünscht sich der Präsident auch für Mitgliederversammlungen oder Sommerfeste. „Wir werben immer wieder dafür, die Gelegenheiten zum Dialog zu nutzen.“

FGL Hessen-Thüringen: Privatgärten als sicheres Standbein

Stabil, mit regionalen Unterschieden – so zeigt sich die wirtschaftliche Situation des Garten- und Landschaftsbaus in Hessen.„Im Rhein-Main-Gebiet bemerken die Unternehmer kaum einen Rückgang bei den Aufträgen und Erträgen“, sagt Silvio Michael, Geschäftsführer des FGL Hessen-Thüringen (FGL HT). Allerdings ist hier auch die Konkurrenz um Fachkräfte besonders hoch.

In Mittelhessen, das eher ländlich geprägt ist, kommen die Aufträge vor allem von Privatgartenbesitzern. Diese Kunden seien solide und zuverlässig, erklärt Michael. Etwas schwächer zeigt sich die Konjunktur dagegen in Nordhessen. Auch dort erwirtschaftet ein Großteil der Betriebe seinen Umsatz im Privatgartenbereich. Potenzial für zusätzliche Aufträge sieht Michael im gewerblichen Umfeld: „Ich bin überzeugt, dass Industrie und Gewerbe mehr in Grün investieren würden, wenn wir ihnen schwarz auf weiß zeigen könnten, wie sich bestimmte Maßnahmen auf den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens auswirken.“

Silvio Michael
Silvio Michael © FGL-HT

Neue Geschäftsstelle in zentraler Lage

Ein großes Projekt für den FGL HT ist in den kommenden Monaten der Umzug der Geschäftsstelle: Von Wiesbaden-Delkenheim geht es nach Fulda – zentral gelegen und für Mitglieder aus beiden Bundesländern gut erreichbar. Der Standort biete zudem kurze Wege zur Politik. „Uns ist es wichtig, den Austausch zu fördern – sowohl mit politischen Entscheidungsträgern als auch innerhalb des Verbandes und zwischen den grünen Verbänden“, so Michael.

So war der FGL Anfang Juli beim Jahresempfang der Grünen Verbände Hessen mit dabei. In Vorträgen und Diskussionen ging es um die gesellschaftliche Bedeutung von „Grün“ – nicht als Farbe, sondern als Berufsfeld. Im Mittelpunkt standen dabei die großen Herausforderungen: Klimaanpassung, Fachkräftemangel, demografischer Wandel und der Erhalt der Biodiversität.

Ob beim Jahresempfang der grünen Verbände in Hessen oder wie hier beim Sommerfest des Verbands baugewerblicher Unternehmer in Thüringen: Der FGL HT schätzt den regelmäßigen Austausch.
Ob beim Jahresempfang der grünen Verbände in Hessen oder wie hier beim Sommerfest des Verbands baugewerblicher Unternehmer in Thüringen: Der FGL HT schätzt den regelmäßigen Austausch. © www.joerg-volland.de

Austausch und Vernetzung

Auch intern setzt der Verband auf fachlichen Austausch und Vernetzung. Am 25. November findet zum zweiten Mal der GaLaBau-Digitaltag statt. Mitglieder erwartet ein Programm mit Impulsvorträgen und Interviews, die zeigen, wie digitale Lösungen in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden. Etabliert haben sich auch die GaLaBau-Foren, die ebenfalls im November in Kassel, Grünberg, Geisenheim und Erfurt stattfinden. Diesmal steht der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen im Fokus.

Ein weiteres positives Signal kommt von den Gartenschauen, die als wichtiges Instrument der Stadtentwicklung gelten. Sie sind bis 2030 im jährlichen Wechsel zwischen Hessen und Thüringen gesichert. Nach der Landesgartenschau 2026 in Leinefelde-Worbis (Thüringen) folgt 2027 Oberhessen als Ausrichter. 2029 wird im Oberen Mittelrheintal zwischen Rüdesheim und Koblenz die Bundesgartenschau stattfinden – ein Gemeinschaftsprojekt der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen.

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