Die Verpackung macht’s
Hersteller von Konsumprodukten wissen es schon lange: Das Verpackungsdesign ist für den Verkaufserfolg eines Produkts ausschlaggebend. Was man teuer verkaufen will, muss hochwertig verpackt sein. Das ist auch auf das Produkt Garten übertragbar: Professionalisierte Entwürfe erleichtern den Verkauf. Wie eine Verpackung sollten sie den Kunden begeistern und verführen. Um das zu erreichen, gibt es die unterschiedlichsten Wege.
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Es gibt viele Möglichkeiten der Entwurfspräsentation – von der Handzeichnung bis zum CAD-Plan oder zu einem Modell. Welches Werkzeug zum Einsatz kommt, ist dabei erst einmal zweitrangig. Wichtig ist, dass die Präsentation dem Preis des Gartens entspricht! Denn zu diesem Zeitpunkt bekommt der Kunde einen ersten Eindruck seines zukünftigen Refugiums. Er sollte also etwas Überzeugendes und Verführendes in der Hand haben!
Das fängt beim richtigen Maßstab an. Die Ausrede „Ja, wir haben nur einen DIN-A3-Kopierer und können keine größeren Pläne liefern …“ zählt nicht, meint Georg von Koppen, der GaLaBau-Unternehmen darin unterstützt, Gartenplanung zu etablieren. Kriterien sollten vielmehr die Größe des Gartens und die gewünschte Planungsintensität sein. Bei manchem Grundstück reicht der Maßstab 1 : 100; bei einigen detailreichen, gerade auch kleinen Gärten ist 1 : 50 geeigneter. Ein Dienstleister oder Copyshop druckt den Plan dann in der notwendigen Größe. Hier sollte nicht am Papier gespart werden. Anstatt des üblichen 80-g-Papiers macht ein 120-g-Bogen schon einen deutlich wertigeren Eindruck – der wertvollen Leistung Planung und dem wertvollen Produkt Garten entsprechend. Nicht zuletzt wird der Kunde von der Qualität der Präsentation des Entwurfs auf die Qualität der Ausführung schließen.
Doch was nützt die beste Planung, der detaillierteste und schönste Plan, wenn der Kunde ihn nicht versteht, nicht lesen kann? Kaum ein Gartenbesitzer wird in einer Schraffur den Weg aus Natursteinplatten erkennen, einen dicken Balken als Trockenmauer interpretieren und sich anhand von Höhenlinien die Modellierung des künftigen Gartens vorstellen können. Die meisten tun sich einfach schwer, Grundrisspläne zu lesen. Eine tolle grafische Umsetzung allein reicht also nicht – überzeugende und begeisternde Gartenpläne müssen dem Kunden eine konkrete Vorstellung vermitteln. Die gute, für jeden nachvollziehbare Visualisierung beugt zudem Missverständnissen zwischen Planer und Kunden vor. Denn nicht nur der Plan, auch der Planer spricht eine andere Sprache als der Laie. Hinzu kommt, dass es auch vielen Kunden schwerfällt, die Bilder, die sie von ihrem zukünftigen Garten im Kopf haben, in verständliche Sprachbilder zu fassen. Hier hilft es enorm, wenn eine konkrete Zeichnung, möglichst auch eine perspektivische Darstellung auf dem Tisch liegt – Planer und Kunde also das gleiche Bild sehen.
Konkrete Darstellung meint dabei nicht, alles bis ins Detail zu zeigen. Zukünftige Gartenbesitzer interessieren sich erst einmal weniger für die exakte Breite der Gartenwege, vielmehr wollen sie ihren Garten spüren. Ein Gefühl für die Atmosphäre bekommen, die er nach der Um- oder Neugestaltung haben wird. Der Garten ist ein emotionales Produkt – der Plan als Hilfsmittel zum Verkauf muss diese Emotionalität transportieren.
Lebendig gezeichnete EntwurfsPläne begeistern
Die Ingeneurin Susanne Folz, Gartenplanerin bei Grimm in Hilzingen, zeichnet ihre Pläne deshalb fast immer von Hand und ergänzt sie mit ausdrucksvollen Fotos, die die zukünftige Atmosphäre des Gartens verdeutlichen. Dabei arbeitet sie gern mit Collagen, klebt echte Blüten auf den Plan oder duftende Kräuter, wenn beispielsweise ein Garten mit mediterranem Flair entstehen soll. Die Entwürfe von Susanne Folz entstehen nach einem ausführlichen Vorgespräch mit den Kunden und einem Besuch vor Ort. Hier bekommt sie ein Gefühl für die Vorlieben und den Geschmack der Kunden und lernt alle Hausbewohner kennen. So finden sich dann auf den lebendig gezeichneten, ausdrucksstarken Entwurfsskizzen des neuen Gartens auch schon mal die Katzen der Familie wieder und der Kunde bekommt bei der Präsentation schnell das Gefühl, „sein“ individuelles Gartenreich vor sich zu haben.
Wichtige Details verdeutlicht Folz gern in handgezeichneten, atmospärischen Perspektiven. „Viele Informationen gehen im Grundriss verloren oder sind nicht so leicht nachzuvollziehen. Die Mauern um einen Sitzplatz sind im Plan nicht greifbar, da tut sich der Kunde einfach schwer“, ist die Erfahrung der Gartenplanerin.
Für moderne, architektonische Gartenanlagen nutzt Susanne Folz jedoch lieber Zeichensoftware wie AutocadCAD und Dataflor. Damit lassen sich grafische Pläne gestalten, die besser zum modernen Stil passen. Handgezeichnete Pläne wirken schnell mal verspielt, obwohl der eigentliche Gartenentwurf das gar nicht ist, meint die Gartenplanerin. Spätestens wenn es in die Detailplanungen geht, lässt Folz den Zeichenstift liegen und arbeitet ausschließlich mit der entsprechenden Software weiter.
Auch das eigentliche Planlayout entsteht immer am Computer. Die Handzeichnungen werden dann zusammen mit den Fotos und Beschreibungen der geplanten Materialien auf einem Plan angeordnet.
Alle Gartenentwürfe bekommen schließlich noch einen Titel wie „Blaue Stunde im Gartenzimmer“, „Stubentiger im Bambushain“, „Wasserspaß im Terrassengarten“. Auf einer Staffelei präsentiert sieht er dann aus wie ein kleines Kunstwerk und gibt dem Kunden das Gefühl: Hier bekomme ich was für mein Geld. Nicht nur der Plan selbst, auch die Leistung, die dahintersteckt, erhält durch diese hochwertige Präsentation einen ganz anderen Wert.
Damit handgezeichnete Pläne zum überzeugenden Verkaufsargument werden, müssen sie jedoch professionell gezeichnet sein. Zeichnerische Darstellungtechniken werden weder in der Aus- und Weiterbildung des Garten- und Landschaftsbaus noch im Landschaftsarchitekturstudium ausreichend vermittelt. Nur wenige Planer oder Landschaftsgärtner fühlen sich ausreichend sicher, ansprechende Pläne und Perspektiven freihand zu zeichnen. Hier setzt Daniel Nies mit seinem Zeichenwerk an. In seinen Zeichenkursen will er Praktikern das Zeichnen beibringen, ihren eigenen Stil hervorlocken und ihnen vor allem das freie, schnelle Skizzieren beibringen. Denn für ausgefeilte Kunstwerke ist im Arbeitsalltag nur selten Zeit (siehe Kasten Seite 30).
Professionelle Pläne mittels EDV
Wer sich gar nicht an Papier und Zeichenstift wagt, kann sich für die professionelle Präsentation auch den Computer zunutze machen. Die einschlägige Branchensoftware bietet mittlerweile eine Reihe von Grafikwerkzeugen, die technisch wirkenden Plänen ein wenig Leben einhauchen.
Vectorworks Landschaft, die CAD-Lösung von Computerworks, verwandelt quasi per Knopfdruck eine exakt konstruierte CAD-Zeichnung in eine Handskizze. Die Wirkung der Pläne kann zudem durch individuelle Transparenzen, Farbverläufe und Bildtexturen gesteigert werden. Umfangreiche Bibliotheken enthalten Symbole für Bäume in verschiedenen Größen und Jahreszeiten, Freiraumausstattung, Personen, Fahrzeuge und vieles mehr. Diese können auch selbst erweitert werden – alle Zeichnungen können so mit einer individuellen Handschrift versehen werden.
Auch Jochen Stahl von Stahl GaLaBau in Boxberg-Schweigern nutzt lieber die Software Vectorworks als den Bleistift: „Wenn man im Handzeichnen nicht so geübt ist, geht ein CAD-Plan einfach schneller. Zudem sieht er professioneller aus, man bekommt Pläne aus einem Guß.“ Für die Präsentation beim Kunden wird die Zeichnung dann mittels Skizzenfunktion und Colorierungswerkzeugen optisch aufgewertet. Das geht schnell und kommt bei den Kunden des GaLaBau-Betriebs gut an: „Der Plan sieht dann so wertig aus, dass der Kunde eine hohe Arbeitsleistung vermutet.“ Ein weiterer Vorteil der digitalen Pläne: Das Angebot ist schnell gemacht. Da alle Flächen ja bereits gezeichnet sind, lassen sich deren Maße schnell ermitteln.
Auch die neue Version 11 der Dataflor CAD-Produktfamilie hat in Sachen Design und Planlayout aufgerüstet. Eine Vielzahl von Werkzeugen ermöglicht es, Planungsideen wirkungsvoll zu visualisieren und damit verständlich zu machen. Durch die dynamische Anbindung an die Programme Photoshop und SketchUp entsteht beispielsweise auch hier aus einer normalen CAD-Zeichnung mit wenigen Mausklicks eine dreidimensionale Freihandzeichnung. Das Bildbearbeitungsprogramm Grünstudio zeigt mit einer skizzenhaften „Begrünung“ des Baustellenfotos, wie der Garten zukünftig aussehen wird. Zusätzlich zu den im Plan verwendeten Symbolen und Beschriftungen können Pflanzenfotos, Materialbeispiele, Fotos oder Zeichnungen von Möbeln und anderen Ausstattungselementen integriert werden. Zudem kann per Google Earth ein Luftbild des Grundstücks als Hintergrund auf dem Plan eingefügt werden. Die räumlichen Verhältnisse werden so deutlicher.
Viele Planer verwenden jedoch nach wie vor ein CAD-Programm, beispielsweise AutoCAD von Autodesk, zum Zeichnen des Planes und nutzen Photoshop von Adobe zum Colorieren. Das Grafikprogramm eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Visualisierung und das Planlayout – wenn man das Programm beherrscht. Michel Schirmer hat an der Fachhochschule Osnabrück Freiraumplanung studiert und sich schon während seines Studiums mit Zeichensoftware auseinandergesetzt. Heute bietet er dieses Wissen als Dienstleistung an, übernimmt für Planungsbüros und GaLaBau-Betriebe das Zeichnen und Colorieren von Plänen und fertigt 3-D-Visualisierungen an. Schirmer hat einen festen Kundenstamm: „Für viele Unternehmen ist es bequemer und wirtschaftlicher, diese Dienstleistung auszulagern.“ Sich dieses Know-how in den eigenen Betrieb zu holen koste eine Menge Zeit und Geld. Allein in die Hard- und Software müsse man um die 10000 € investieren, zudem braucht man einen geschulten Mitarbeiter, der routiniert mit den Zeichenprogrammen umgehen kann. Nutzt man die Software nur hin und wieder, fehle die Routine, um wirtschaftlich damit arbeiten zu können, meint Schirmer. Schließlich sollen die Planung beziehungsweise die Pläne ja auch bezahlbar bleiben.
Michel Schirmer bietet die Dienstleistung in zwei Preismodellen an. Schickt das Unternehmen eine Handskizze, ein PDF, eine CAD-Datei oder ein vergleichbares Dateiformat und Schirmer digitalisiert und coloriert den Plan durch, kostet das 300 €. Im zweiten Modell zahlt das Unternehmen 150 € für die Digitalisierung und Colorierung und beteiligt Schirmer dann bei Auftragserteilung mit 2 % an der Auftragssumme.
Holger Graepel, bei Wiebold GaLaBau in Neuenkirchen-Vörden verantwortlich für Kalkulation und Bauleitung, greift für Planausarbeitung und Visualisierung gern auf Michel Schirmer zurück: „Das geht bei ihm viel schneller und ist wesentlich effektiver, als wenn jemand an den Plänen rumfummelt, der das nur alle paar Wochen macht.“ Graepel engagiert Schirmer für Privatgartenprojekte ab 20000 €. Bei kleineren Projekten nutzt das Unternehmen eigene Skizzen.
Den Vorteil von Grafikprogrammen sieht Schirmer in der Möglichkeit der fotorealistischen Darstellung. „Privatkunden wollen den Plan anfassen und am Teich nasse Finger kriegen“, ist die Erfahrung des Gartenplaners. Aber dabei ist, wie gesagt, Können gefragt. Zwar sind einige GaLaBau-Unternehmen mit entsprechender Software ausgestattet – die Pläne, die entstehen, sehen aber technisch platt und wenig überzeugend aus, es fehlt an Individualität und Emotion. Planungssoftware allein ist also nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss, manchmal ist es auch die Kombination aus Hand- und EDV-Zeichnung, die dem Ganzen eine persönliche Note gibt. So können ein paar lockere Striche per Hand einer tristen CAD-Zeichnung schnell ein wenig Leben einhauchen. Auch die Kombination eines eher technisch wirkenden Plans mit atmosphärischen Fotos und einigen kleinen Handskizzen – das ist in Photoshop schnell gemacht – wertet einen Entwurf auf, macht ihn individueller und persönlicher.
Das Modell als überzeugende Visualisierungshilfe
Trotz der vielen Möglichkeiten, die die Computersimulation bietet, hat die altbewährte Methode, räumliche Zusammenhänge durch ein Modell zu veranschaulichen, nicht an Bedeutung verloren. Bei der Hausgartenplanung sind Modelle eher ungewöhnlich, aber auch hier kann die Miniaturvariante wertvolle Unterstützung leisten. Der Architekt und Gartenplaner Günter Mader hat mit dem Modellbau für Wettbewerbe und größere Freiraumprojekte positive Erfahrungen gemacht und hat die Arbeitsmethode deshalb auch bei der Hausgartenplanung eingesetzt. Seit einigen Jahren gehört das Modell nun zum festen Bestandteil des Arbeitsablaufs.
Im Maßstab 1 : 200 (bei kleinen Gartenanlagen auch 1 : 100) bildet es den Abschluss der Entwurfsphase. Es ist sozusagen die Zusammenfassung aller bis zu diesem Zeitpunkt durchgeführten Diskussionen über die räumliche und funktionale Ordnung des Gartens. Meist hält der Bauherr ein Modell für entbehrlich und möchte die dadurch entstehenden Kosten vermeiden. Steht es dann aber erst einmal fertig auf dem Tisch, fühlt er sich dem Ziel seiner Gartenträume einen großen Schritt näher. Seine Vorstellungskraft wird unterstützt, seine Fantasie angeregt. Die überschaubare kleine Welt des Modells hat eine konkrete Wirklichkeit, trägt eine persönliche Handschrift und hat den liebenswürdigen Reiz einer Miniatur.
Aber auch für den Planer kann der Modellbau ein Stück sinnvoller und notwendiger Planungsarbeit sein. Natürlich wurde schon vorher über Höhenunterschiede nachgedacht, doch die Darstellung der Topografie in Höhenschichten aus 1 bis 2 mm dicken Pappen zwingt zur Entscheidung. Wie verlaufen die Höhenlinien? Wo genau sind Stützmauern? Wie hoch sind sie?
Mit einiger Routine liegt der Zeitaufwand für ein Hausgartenmodell, je nach Größe des Projekts und Detailtreue des Modells, zwischen 10 und 50 Stunden. Der Kostenaufwand für die Materialien ist zwischen 20 und 100 € einzuordnen. Kaum ein Bauherr ist bereit, den Modellbau kostendeckend zu vergüten, sodass er meist vom Unternehmen subventioniert werden muss. Der Modellbau „rechnet“ sich nur im Hinblick auf die Gesamtbilanz. Das Modell ist als Planungsinstrument ein Kommunikationsmittel zwischen Planer und Bauherrn und nicht zuletzt kann es auch eine gute Werbung sein.
Egal wie das Produkt Garten verpackt wird – ob als Modell, lebendig gezeichneter Plan oder Computersimulation – die Verpackung ist ein Botschafter. Zunächst zwischen Unternehmen und Kunden, aber auch von einem Kunden zum nächsten. Denn der Bauherr wird Freunden und Bekannten von seinem Gartenprojekt berichten und dabei auch die schön colorierten Pläne oder das Modell zeigen. Darüber identifiziert er sich mit der Planung und sieht später mit noch größerer Freude, wie daraus grüne Realität wird.
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