Ein Team für schöne Teiche
Rudolf und Maria Benczak haben mit ihrem Unternehmen den Aufstieg des Burgenlandes zu einem respektablen Wirtschaftsstandort nachvollzogen. Aus einem kleinen Gartenbau-Unternehmen ist ein Spezialist für Schwimmteiche und gehobene Gartenkultur geworden. Wir haben die Benczaks in Siegendorf unweit der Grenze zu Ungarn besucht.
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Es macht immer wieder Spaß, wenn man Partner trifft, die sich gut verstehen und ihre Unterschiedlichkeit für den Unternehmenserfolg einsetzen können. Rudolf und Maria Benczak sind so ein Team – er der leidenschaftliche und kreative Planer, sie die kommunikative und gestalterisch versierte Geschäftsfrau. Zusammen sind sie Benczak Gartencreation.
Die beiden stammen aus der 3.000-Einwohner-Gemeinde Siegendorf, in der sie auch ihr Unternehmen betreiben – sie, Tochter eines Spenglers, er Sohn eines Gärtners, der den Villengarten des örtlichen Zuckerfabrikanten gepflegt hat. So etwas gab es zu dieser Zeit im Burgenland noch. Das junge Bundesland, das erst nach dem Ersten Weltkrieg Österreich zugeschlagen wurde, galt lange als rückständig und arm. Selbst als Rudolf Benczak nach Abschluss der Gartenbauschule in Schönbrunn und einer Anstellung in einem Wiener Gartenarchitekturbüro 1978 im Heimatdorf sein eigenes Unternehmen aufmachte, war es noch ziemlich ungewöhnlich, dass private Kunden sich von einem „Professionisten“ Gärten anlegen ließen. Doch das Burgenland hat in den letzten Jahrzehnten einen kräftigen Aufschwung erfahren. Die Nähe zur Hauptstadt und der Zusammenbruch des „Ostblocks“ haben dem Landstrich geholfen, die historischen Nachteile abzuschütteln. Aus dem kulturell bunten Osten ist ein Tourismusziel und ein guter Herkunftsname für Weine geworden. Und die Benczaks haben mit ihrem Unternehmen von diesem ganzheitlichen Aufschwung profitiert.
Verkauf im Duett
Profitiert hat der Betrieb ganz am Anfang auch vom Einstieg von Maria Benczak. Die Unternehmertochter wollte eigentlich zum Studium nach Wien, ließ sich aber von ihrem Vater überzeugen, dass sie ihren Freund mit der frisch gegründeten Firma nicht allein lassen könnte. Rudolf Benczak hatte sich mit einem Gartenbaubetrieb, einer kleinen Baumschule und einem Blumengeschäft selbstständig gemacht und war anfangs finanziell nicht gerade üppig ausgestattet. „Der Kaufmann bin ich net“, gibt Rudolf Benczak mit einem unnachahmlich süffisanten Lächeln selbstironisch zu. Der gelernte Gärtner sah sich immer eher als Experte für Gestaltung. Sein Sinn für harmonische Proportionen und gelungene Komposition prägen bis heute den Stil der Benczak-Gärten. Seine Frau arbeitete sich dann erst in die Floristik ein und übernahm auch die Betriebswirtschaft. Damit begann die Erfolgsgeschichte.
Gleichzeitig brachte Maria Benczak auch ihre kommunikativen Fähigkeiten ein und stellte sich als gute Verkäuferin heraus. Fortan entwickelten die beiden eine besondere Verkaufsstrategie nach dem Acht-Augen-Prinzip: Dem Kundenehepaar saß zugleich das Unternehmerpaar gegenüber. „Wir haben uns das 1988 bei einem Kachelofenbauer abgeschaut“, erzählt Rudolf Benczak. „Der Dialog zu viert war für uns super angenehm,“ ergänzt seine Frau. „Du hast ja bei einem Ehepaar nicht nur einen, du hast ja zwei Kunden“, meint sie. „Da ist es ja noch viel komplexer zu sehen, was der Kunde will, weil ,der‘ Kunde ,die‘ Kunden sind. Da sich das Prinzip nach einigen Anlaufschwierigkeiten als erfolgreich herausgestellt hat, pflegen die beiden bis heute bei herausfordernden Kunden mit speziellen Ansprüchen oder großen Projekten gemeinsam aufzulaufen.
Bei der Planpräsentation im Siegendorfer Unternehmenssitz ist die Chefin ebenfalls zugegen. „Ich schreibe ja Angebot und Rechnung, da muss ich schon genau wissen, was vereinbart wurde“, meint die Burgenländerin.
Schwimmteichbau als besonderes Merkmal
Einen Halbkreis von 100 km beschreiben die beiden als ihr Einzugsgebiet, von Neusiedl im Norden bis Mattersburg im Süden. Das umfasst das gesamte nördliche Burgenland und den südlichen Wiener Speckgürtel. Der Rückraum, der Seewinkel, ist privatgartenkulturell praktisch Niemandsland und für das Unternehmen damit tot. Für Fahrten in die weiter entfernten Bezirke von Wien wird dagegen der Stadtverkehr zum betriebswirtschaftlichen Ausschlusskriterium. Weiter fährt die Firma nur für besondere Aufträge, etwa Gärten mit großen Schwimmteichen oder Naturpools.
Die gehören nämlich zum Kernangebot des Unternehmens. Praktisch seit der Unternehmensgründung bauen die Benczaks Schwimmteiche. „Bei den ersten in den 80er-Jahren haben wir rein aus gärtnerischem Gefühl heraus damals schon das Richtige getan“, erzählt der Unternehmer – mithilfe von Wasserpflanzen, Röhricht, magerem Substrat und einer vernünftigen Tiefenschichtung. Die Firma war Aquaviva/Minnova-Partner und nach der Insolvenz der Zeolith-Verkäufer Gründungsmitglied bei der Genossenschaft „Pool for Nature“, dessen österreichische Vertretung Maria Benczak führt.
Zwischendurch haben die beiden in Sachen Schwimmteiche eine Menge ausprobiert. „Experimentieren tue ich schon gern“, gibt Rudolf Benczak unumwunden zu. Sie waren begeisterte Verfechter der einen oder anderen Innovation. Nicht alles hat sich dabei als Zugewinn herausgestellt und wie die meisten anderen Schwimmteichbauer auch haben die Benczaks ebenfalls Lehrgeld zahlen müssen. „So hatten wir es zum Beispiel einmal bei maximalem Technikeinsatz mit hartnäckig trübem Wasser zu tun, unsere gesamten bis dahin gesammelten Erfahrungen wurden da auf den Kopf gestellt.“ Aber immerhin: Keiner der in fast 40 Jahren Unternehmensgeschichte entstandenen Teiche sei am Ende zugeschüttet worden und die meisten Anlagen funktionieren nach wie vor gut.
Trotzdem hat sich die Sicht auf die Dinge etwas geändert: „Wir sind sehr konservativ bei der Bauweise geworden“, sagt sie. „Experimentieren und alles Neue ausprobieren, das sollen jetzt andere machen“, fügt sie an. Das Unternehmen hält sich lieber an Naturpools vom Typ 4 oder Schwimmteiche der Typen 1 und 2. „Da schleifen sich dann Baumethoden im Betrieb ein, die einem entgegenkommen und mit denen man die besten Erfahrungen gemacht hat“, meint der Unternehmer. „Und außerdem haben wir keine Lust, vor Gericht zitiert zu werden, ohne önormgerecht gebaut zu haben.“
Mit Pool for Nature zum Wissenstransfer
Und, laufen sich der Schwimmteich und der Naturpool irgendwann tot? Nein, überhaupt nicht, ist Rudolf Benczak überzeugt: „Meines Erachtens ist die biologische Aufbereitung noch in den Kinderschuhen“, meint der Unternehmer. Da stecke noch viel Potenzial drin. „Ich sehe eine Entwicklung, die weitergeht, ähnlich vergleichbar wie in der Medizin, wo man sich immer tiefer in die Materie hineindenkt. Welche Informationsträgerqualität das Wasser wirklich hat, wissen wir eh noch nicht.“
Am Hereindenken wollen sich die Benczaks jedenfalls auch in Zukunft beteiligen. Denn mit der Genossenschaft „Pool for Nature“ (P4N) haben sie ein Forum gefunden, das ohne Druck eines Systems die Erfahrungen der vielen Unternehmer (derzeit 43 Partner) bündelt und ausreichend wirtschaftliche Kraft hat, um auch Entwicklungen weiterzuführen. So hatte P4N dem Hydrauliker Dr. Benjamin Fabian (www.siempelkamp-nis.com) den Auftrag gegeben, die Durchströmung unterschiedlicher, am Markt vorhandener Filter zu untersuchen. Dabei hat sich die von der Genossenschaft favorisierte Durchströmung von unten nach oben mit Verteilerplatten und GFK-Gittern als besonders effektiv herausgestellt.
Seit drei Jahren lässt der Verbund auch Substrate für die als Stillwasser deklarierten Typ-1- und -2-Teiche testen, von denen die Mitglieder 2014 allein 42 Anlagen gebaut haben. Derzeit arbeitet der schweizerische Limnologe Matthias Frei weiter an den Substratversuchen. 76.000 Euro hat die Genossenschaft für dieses Jahr budgetiert, um Substrate und Filterdurchströmung für Anlagen vom Typ 1 und 4 zu optimieren. „P4N funktioniert deshalb so gut, weil es eine Forschungs- und Wissensaustauschplattform ist, weil es um Vernetzung geht und nicht um Hierarchie“, meint Maria Benczak. „Jetzt haben wir die Struktur und jetzt haben wir auch die Sicherheit, dass wir den Leuten etwas anbieten können“, ist die Österreicherin überzeugt und wirbt damit um neue Mitglieder. Natürlich brauche man die Einkaufsgenossenschaft, um das Netzwerk finanzieren zu können. Das Marketing für die Dachmarke steht für die Mitglieder dagegen nicht mehr so im Mittelpunkt.
Der Umsatz kommt mit dem umgebenden Garten
Denn letztlich sind Unternehmen wie „Benczak Gartencreation“ ja in ihrer Region schon jeweils Marken, die durch eine auf Wasseranlagen spezialisierte Dachmarke nur unzureichend präsentiert werden. So wird zwar auch bei dem Siegendorfer Unternehmen ein großer Teil des Umsatzes mit Schwimmteich- und Naturpoolanlagen erwirtschaftet. Fast die Hälfte macht aber der umgebende Garten aus. „Man macht ja nicht ein Loch und setzt da den Pool rein, sondern verkauft automatisch Terrassen, Gartenhäuser, Bewässerungsanlagen, Bepflanzungen, Mauern und Wege mit“, gibt Rudolf Benczak zu bedenken. Das sei schon deshalb ein interessanter Markt, weil man sich als Spezialist aus dem Wettbewerb, der im Bereich Bepflanzungen tobt, entziehen könne. Und wenn ein Kunde dann doch lieber beim Pool bleibt und stattdessen den Garten umgestalten lässt – auch gut. „Ich bin der Letzte, der einen Naturpool verkaufen muss“, sagt Rudolf Benczak. „Dann gestalten wir eben die Umgebung.“
Die nahe Grenze: Fluch und Segen zugleich
Apropos Umgebung: Die Öffnung nach Osten hat dem Burgenland und seinen Unternehmern das Ende der Randlage und preiswerte Arbeitskräfte beschert – aber auch neue Konkurrenz. Bei vielen vermeintlich einfachen Arbeiten lohnt es sich nicht mehr, in den Wettbewerb zu gehen. „Die Pflege geht zum Beispiel deutlich zurück“, sagt der Österreicher. Da habe man oft mit „Pfuschertum“ und den „ungarischen Einflüssen“, etwa dem Lohndumping zu kämpfen. „Auch kleinere Gartenanlagen, die allein auf Bepflanzung ausgerichtet sind, gehen total zurück“, hat er beobachtet.
Das liegt aber nicht nur an der Nähe zum wirtschaftlich angeschlagenen und politisch irrlichternden Nachbarland. So ist der Pflanzenumsatz österreichweit zurückgegangen, meint Benczak. „Da wünsch ich mir eine Trendwende, weil die Wertschöpfung bei der Bepflanzung immer noch gut ist“, und rät den Kollegen, die Pflanze mehr als Lebewesen zu vermarkten denn als „Baum“ oder „Staude“. Das steigere auch noch mal die Wertschätzung.
Aber die Nähe zu Ungarn und der Slowakei hat auch eine gute Seite: Fast den gesamten Arbeitskräftebedarf rekrutiert das Unternehmen aus dem „nahen Osten“ – bis auf den Bauleiter haben alle Baustellenmitarbeiter einen Migrationshintergrund, heimische Gärtner sind praktisch nicht zu bekommen.
Nachfolge geplant
Auch die Gärtnertradition bei den Benczaks geht zu Ende. „Unsere beiden Kinder haben sich für andere Berufe entschieden“, sagt Rudolf Benczak auf die Frage nach der Zukunft des Unternehmens. Aber wenn sich alles so weiterentwickelt wie bisher, wird Gärtnermeister Phillip Wallner in fünf, sechs Jahren das Unternehmen übernehmen. Maria und Rudolf Benczak wollen dann zwar den jungen Mann mit ihrer Erfahrung noch unterstützen – aber spätestens mit dem 65. Lebensjahr will der Chef seine Unternehmerlaufbahn beenden und sich auf das Reisen, das Einradfahren sowie sein Motorrad konzentrieren.
Schon jetzt strahlen die beiden die Lässigkeit einer erfolgreich absolvierten Karriere aus. Im März waren sie gemeinsam auf Urlaub am Nordkap und haben das Unternehmen Unternehmen sein lassen. Das war zugleich der Test für den möglichen Nachfolger, ob das mit der Saisonvorbereitung schon klappt. Wie es aussieht, ist der erfolgreich verlaufen.
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