Sketchuper der ersten Stunde
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Jochen Kellers Hauptquartier ist ein Erlebnisbauernhof. Kellers Vater hatte auf der Suche nach einer wirtschaftlichen Zukunft für den eine gute halbe Autostunde von Frankfurt gelegenen Hof ein Topinambur-Labyrinth gepflanzt und von Schweinemast auf Streichelzoo umgesattelt. Aus den Ställen wurden Proberäume für lokale Musiker. Bei den Kellers lernen Stadtkinder die romantische Seite der Landwirtschaft kennen. Die größeren Städter können Räume mieten, um ihren Feiern ein ländliches Flair zu verleihen. Bis zu 400 Besucher tummeln sich im Sommer auf dem Hof. Jetzt im Winter liegt Stille über dem 90.000 m² großen Grundstück. „Der Hof ist im Sommer ein Ameisenhaufen. Das ist, als würde man im Schwimmbad wohnen“, lacht Keller. Wie die ganze Anlage fällt auch er jährlich ab Weihnachten in eine Art Winterschlaf. „Ich habe das Gefühl, ich muss viel Kaffee trinken, den Ofen einheizen, mich einrollen, um mich nachher wieder zu entfalten“, erklärt der GaLaBau-Meister die Gemütslage nach den stressigen Monaten. Zum Ende des Jahres fühle er sich wie eine Tulpe, die in den Boden einziehen muss, um Kraft für den Neuaustrieb im Frühjahr zu schöpfen. Blumige, kreative Sprache ist eines der Markenzeichen des hessischen Landschaftsgärtners.
Durch Zufall GaLaBau
Anders als sein Vater musste der Sohn nicht den elterlichen Hof übernehmen, dem Keller einen „LPG-Style“ attestiert. Vater und Mutter hatten den Kindern freie Wahl gelassen und so sah der Sohn seine Zukunft eher ganz woanders. Denn Landwirtschaft, so hatte er beim Vater gelernt, war alles andere als vergnüglich. Dass es dann der GaLaBau wurde, lag an seiner Lebensgefährtin und heutigen Frau. „Wobei ich damals noch dachte: GaLaBau – die bauen so Benefiz-Veranstaltungen auf“, blickt der Unternehmer schmunzelnd zurück.
Bei seiner Ausbildung im Nachbarort lernte er dann Frank Kullmann von der Baumschule Peselmann in Bad Homburg kennen und fing dort nach Abschluss der Lehre an. „Ich habe da vier Jahre alles Mögliche gemacht und habe immer die schwierigen Kunden gekriegt“, blickt er augenzwinkernd zurück. Und schwierige Kunden gibt es im geldschwangeren Vordertaunus reichlich. Trotzdem wäre er wohl dort geblieben, wenn er nicht Tobias Hess kennengelernt hätte. Hess, der heute ein Gartengestaltungs-Unternehmen in Biebergemünd führt (www.hessgarten.de), habe ihn mit seiner Energie und Zielstrebigkeit ungeheuer inspiriert, verrät der Unternehmer. Der Kollege, der noch immer zu Kellers besten Freunden gehört, sorgte wohl auch für den zündenden Moment, nach Veitshöchheim zu gehen und die Meisterschule zu besuchen. „Bis dahin hatte ich das nicht als Option gesehen“, gesteht er und wertet die Fortbildung als wichtigsten Impuls für die weitere Laufbahn. Dort begann die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Pflanze und dort wurde der junge Mann auch mit digitaler Planung vertraut. „Auf der Meisterschule habe ich meinen ersten Entwurf mit AutoCAD gemacht. Das sah ziemlich scheiße aus“, meint Keller schmunzelnd.
Abgehalten hat ihn das nicht. Seit dem Start in die Selbstständigkeit 2008 nutzt er aber Sketchup für digitale Planungen und verfeinert beständig seine Fähigkeiten. „Mittlerweile finde ich selbst die Entwürfe von letztem Jahr schlecht. Das ist ja eine laufende Entwicklung“, hat der Unternehmer festgestellt. Für ihn sei das ein großartiges Werkzeug. „Alles, was wir bauen, wird vorher in 3D geplant“, verrät er. „Ich bin einer von diesen Sketchup-Intensiv-Usern.“ Damit lasse sich viel verkaufen, besonders in Verbindung mit Staudenbildern. „Das ließe sich in 2D oder mit einem Angebot alleine nicht erreichen“, ist Keller überzeugt. Sketchup sei für den GaLaBau schon deshalb eine feine Sache, weil es für das reiche, was erforderlich ist. Er sei damit auch viel freier als in anderen Programmen. „Ich kann da ja fast unendlich viele PlugIns einbauen.“
Hilfe für die Vorstellungskraft
„Ich brauche Sketchup in erster Linie als Kommunikationswerkzeug und muss damit keine Kunstwerke erschaffen“, meint Keller. Auf der Basis eines Drohnenaufmaßes fertigt er zwei, drei ganz einfache Entwürfe, Draufsichten, die in etwa die Form wiedergeben. „Das ist Comicstyle, aber es reicht zum Verkaufen“, sagt er. Dabei sei schon der Einstieg mit Luftaufnahme vertrauensbildend: „Die Leute finden das ja schon toll, wenn ich die Drohne auspacke.“
Für Keller ist der Drohneneinsatz aber deutlich mehr als Verkaufstaktik. Die mit Zollstock als Maßstab aufgenommenen Luftaufnahmen sind praktisch maßstabsgetreu und eignen sich auch als Vorlage für ein Scribble im Kundengespräch. Denn in das Luftbild lassen sich ohne großen Aufwand Gestaltungsideen hineinzeichnen. „Da sieht schick aus und kommt bei den Kunden gut an“, hat der Unternehmer festgestellt. „Das Luftbild ist immer genau genug für einen Entwurf.“ Dabei spare das Aufmaß zugleich gewaltig Zeit und habe damit einen klaren Vorteil gegenüber anderen Verfahren. „Der Zeitdruck, durch den Garten rennen zu müssen, während der Kunde möglicherweise noch danebensteht, war überhaupt nicht meines“, meint der Unternehmer in Bezug auf handgeführte digitale Aufmaßsysteme. Von der Zeitersparnis der Datenaufnahme mit der Drohne gegenüber dem alten analogen Aufmaß sei ganz zu schweigen.
Insgesamt sei das digitale Planen ein Vorteil für Betrieb und Kunde: „Die Planungsqualität steigt extrem, weil ich Dinge planen kann, die in der Realität abzugleichen viel zu aufwendig wären“, meint er und erklärt das an einem Sonnenschirm, dessen Schattenwurf durch Veränderung der Schirmposition sich in Realzeit darstellen lasse.
Persönlichkeit als weiteres Argument
Drohneneinsatz und Sketchup-Entwurf überzeugen. Aber zum Erfolg des Unternehmers bei seinen weitgehend privaten Kunden trägt mit Sicherheit auch die Persönlichkeit bei. Keller ist ein kluger Kundenberater, der gut zuhört und die Gedanken hinter den Wünschen zu erkennen vermag. „Manchmal bitte ich die Leute, sich auf Pinterest eine Pinnwand zusammenzustellen.“ Die lasse er sich schicken und versuche sie zu interpretieren, verrät der Gartengestalter. Was dabei herumkommt, sei großartig. „Meist wissen die Leute ja gar nicht, weshalb ihnen manche Sachen gefallen“, hat er festgestellt. Oft mangele es auch einfach an Vorstellungskraft. Um sich die ständigen Wiederholungen beim Überbrücken dieser Defizite zu ersparen, will Keller neue Werkzeuge schaffen. Ein Beispiel ist die „Jochen-Keller-Normterrasse“. Die hat 3,60 auf 4,50 m und ermöglicht es, einmal herumzulaufen, ohne dass einer seinen Stuhl bewegen muss. Der Unternehmer hat dafür eine Zeichnung erstellt, auf der man das gut nachvollziehen kann. „Das ist eine gute Kommunikationshilfe und spart mir zehn Minuten Gebabbel“, lacht er.
Noch eindrücklicher ist sein Krokodilbild, das zum Einsatz kommt, wenn Kunden sich eine erhöht angelegte Terrasse wünschen. „Mit dem Krokodil versteht jeder, dass da kein Mensch sitzen will“, freut er sich.
Apropos Kommunikation: Ganz bewusst hat er seinen Namen als Firmennamen gewählt. Das schaffe ebenso Vertrauen wie der Hof als Basis. „Ich hatte mal eine Internetseite „Supergrün“, die wollte ich entwickeln. Aber das hat sich als total seelenlos herausgestellt. Wenn man die Leute erreichen will, muss man schon einen Namen für schöne Gärten haben.“
Austausch als Motor
Zurück zu Sketchup. An dem Programm lässt sich auch ganz gut Kellers Philosophie in Bezug auf die Mitbewerber in seiner Region erklären. Als Vorreiter in Sachen digitaler Planung hat er den meisten etwas voraus. Doch statt mit dem Wissen hinter dem Berg zu halten, setzt er auf Austausch – mit einer ebenso einleuchtenden wie klugen Begründung. „Wenn ich einem Mitbewerber helfe, in Sketchup gut zu sein, dann fordert mich das, in Sketchup besser zu werden. Dann heben wir gemeinsam das Niveau“, pointiert er. Das sei zwar anstrengend, aber für das Ergebnis am besten. Einen weiteren Effekt hat der Unternehmer ebenfalls kalkuliert: „Irgendwann wird der, dem ich geholfen habe, mir auch helfen können.“
Für Keller lässt sich dieses Motto auf die ganze Art der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen übertragen. Zwei Tage nach unserem Besuch war der GaLaBau-Stammtisch der Region in Obernhain zu Gast. Die Gruppe hatte der Landschaftsgärtner Kai-Uwe Schöttner einmal über die GaLaBau-Profi-Gruppe auf Facebook (s.S. 68) ins Leben gerufen. Seitdem treffen sich die Unternehmer regelmäßig bei einem der Mitglieder und tauschen sich aus. Dabei werde auch viel über Zahlen und Kunden gesprochen. „Wir haben alle ähnliche Sorgen, ähnliche Ideen und ähnliche Herausforderungen“, meint der Unternehmer.
Bisher ersetzt die Gruppe auch die Verbandsmitgliedschaft, zu der er sich noch nicht durchringen konnte. Aber nachdem Keller letztes Jahr in den lokalen Gewerbeverein eingetreten ist und von der Arbeit dort so begeistert war, dass er sich gefragt hat, weshalb er damit 15 Jahre gewartet hat, könnte auch diese Entscheidung noch fallen.
Klein sein aus Überzeugung
Gerade für kleine Unternehmen bietet die Netzwerkarbeit große Vorteile. Bei einem immer komplexeren Wettbewerbsumfeld kann nicht jeder alles können. Da ist es gut zu wissen, dass es Gleichgesinnte mit unterschiedlichen Kompetenzen gibt. „Ich kann relativ viel und das würde ich auch gerne mit mehr Leuten teilen“, wirft Keller ein.
Für ihn ist dieses Klein sein Teil der Philosophie. „Ich wollte immer die Möglichkeit haben, mich morgen zu verändern“, sagt der 42-Jährige, der nach wie vor auf der Baustelle mitarbeitet. „Je mehr man im Büro ist, desto mehr verliert man die Seele“, sagt er und beschreibt damit auch seinen inneren Kampf zwischen der Leidenschaft für die Landschaftsgärtnerei und der Entwicklung zum Chef, der noch lange nicht entschieden ist. Keller ist auch ein Suchender, der die Freiheit behalten möchte, jeden Weg zu gehen. „Das kann ich mit einem kleinen Betrieb so machen. Ich finde, dieses Flexibel sein, Vorsichtig sein, Liquide sein – auch um den Kopf frei zu haben – sehr wichtig“, erklärt er. „Ich bin ein Sicherheitsmensch. Ich finanziere meine Löhne nicht über ein Skonto.“
Für Keller geht es grundsätzlich auch um die Frage, worum es sich überhaupt dreht. Er hat den Betrieb streng lokal auf einen 20 bis 30 km großen Radius ausgerichtet und meidet den Stau in Richtung Vordertaunus und Mainmetropole. Mittags nach Hause zu können und mit der Familie zu essen, sei für ihn ein großes Stück Lebensqualität. „Ich würde auch keinen Porsche kaufen und durch die Gegend fahren. Erst mal, weil ich das schwachsinnig finde und zweitens, weil ich keine Lust hätte, dass die Leute sagen: Ach guck, der Keller, dem geht’s wohl zu gut.“ Wenn es keine Begehrlichkeiten gebe, gebe es auch keine Neider. Der Landwirtssohn mag es eher bodenständig, weniger knallig und bewusst. „Ich überrasche lieber, statt zu enttäuschen“, meint er. „Lieber langsam anfangen und dann was Tolles abliefern“, fügt er an: „Teil meiner inoffiziellen Firmenphilosophie ist es, unter dem Radar zu fliegen.“ Dabei erzielt er eine gute Wertschöpfung und hat vielleicht auch nicht denselben Druck, wie die, die noch einen Betriebshof erwirtschaften wollen. Denn, den hat er schließlich schon.
Der Bauernhof, der gerade noch von seinen Eltern und seiner Frau bewirtschaftet wird, bietet dem Unternehmer auch für die Zukunft noch einiges an Perspektiven.
Engagiert in der Ausbildung
„Ich bin selbst fast immer mit draußen, deswegen bin ich ganz nett zu meinen Mitarbeitern“, sagt Keller schmunzelnd. Als Anfang Dezember der Schnee kam, war für alle erst einmal Schluss – obwohl noch einige Sachen offen waren. „Ich habe keine Lust, im Schlamm und in der Kälte zu arbeiten. Deswegen möchte ich meinen Leuten das auch nicht zumuten“, meint er. Da er aufgrund des Fachkräftemangels und des begrenzten Einsatzgebietes kaum noch wachsen könne, setze er darauf, die Mitarbeiter fortzubilden. Außerdem gehöre die Ausbildung zum Entwicklungskonzept für sein Unternehmen. Dass es mit der nicht ganz einfach ist, musste der Unternehmer schon mehrfach feststellen. Keller kompensiert es mit Geduld, Begeisterungsfähigkeit, Humor und Kreativität. Beispiel gefällig? Für manche Dinge braucht es Eselsbrücken. Schmunzelnd erzählt er, wie er seinem letzten Azubi beigebracht hat, sich „Cortaderia selloana“ zu merken. Dafür habe er eine Geschichte um eine fiktive Prostituierte Namens Loana konstruiert, die in einer Cafeteria arbeitete, in die man nur mit Cordhose reinkommt; eine Cortaderia. Dem jungen Mann, der jetzt Landschaftsarchitektur studieren will, ist das Pampasgras so nachhaltig in Erinnerung geblieben.
Dabei lernten Azubis ja auch ganz unterschiedlich. „Manche lernen nur durch Schwachsinn“, sagt er grinsend. „Ich frage mich immer, wo der Schlüssel ist, wo man angreifen muss, dass es Klick macht und es anfängt, zu brennen.“ Er wundere sich manchmal, wie wenig Interesse besteht, sich zu informieren. „Wenn ich mir zum Beispiel mehr Gärtner-Content in meine Timeline hole, verstärkt sich das Wissen doch selbstständig“, meint Keller und erzählt, dass er manchmal selbst in irgendwelche Facebook-Gruppen einsteige, die sich um Dinge drehen, von denen er keine Ahnung hat. „Ich lese da mal ein halbes Jahr aus Neugier rein und erfahre Sachen, die mich nie interessiert hätten“, beschreibt er das Prinzip.
„Wenn ich meinen Auszubildenden aber nicht jedes fachliche Know-how mitgeben kann – vielleicht ist es dann eine Lebensweisheit oder eine Einstellung zu dem Ganzen. Weshalb nicht?“, fragt Keller. Ausbildung sei ja mehr als nur der fachliche Teil. Es sei auch eine Lernzeit für die Persönlichkeit.
Digitale Kommunikation
Bestätigung braucht der Unternehmer manchmal auch selbst. Dafür nutzt er zum Beispiel die auf der japanischen Projektmanagement-Methode Kanban basierende Aufgaben-Verwaltungs-App Trello. „Dort habe ich mir eine Liste aufgemacht, wo ich mir schlaue Nachrichten des Vergangenheits-Jochens an den Zukunfts-Jochen abspeichere“, erzählt Keller schmunzelt. „Heute Morgen habe ich mir reingeschrieben: Weihnachten kommt schneller, als man denkt.“ Was sich lustig anhört, hat durchaus seinen Sinn: Die Notizen helfen, Stresssituationen zu bewältigen und Probleme abzustellen. Manchmal zeigen sie auch, dass Dinge sich im Nachhinein ganz anders darstellen als in dem Moment, in dem sie passieren. Ein Beispiel: „Im letzten Sommer hatte ich es mit einigen größeren Baustellen zu tun, die mich Nerven gekostet haben und nicht optimal kalkuliert waren. Da habe ich mir Nachrichten geschrieben: Mach das nie mehr!“ Nie mehr wolle er solche Baustellen annehmen, die einen finanziell und psychisch kaputtmachen. „Und dann war das Jahr finanziell halt megageil“, blickt er auf 2023 zurück. „Ich darf mir selbst nicht immer trauen, in dem Moment, in dem ich es schreibe. Aber der Mittelwert passt“, freut sich der Unternehmer. Das ist offensichtlich zum Teil der Philosophie geworden. „Jochen, von dir habe ich gelernt, dass viele Sachen gar nicht so schlimm sind“, zitiert Keller seine erste Auszubildende, die jetzt bei Immo Herbst in Höchst in der Bauleitung arbeitet. „Am Ende stellt sich meist heraus, dass sich viele Probleme lösen lassen, oder, wenn nicht, muss man sie akzeptieren.“
Neben der Funktion des Selbstmanagements hat Trello für Keller aber auch eine ganz praktische Alltagsbedeutung: Er und seine Mitarbeiter nutzen die App für die Projektverwaltung. „Die Mitarbeiter haben ein eigenes Board. Da sind alle Informationen drin“, erklärt Keller. „Ich stelle die Infos morgens rein, bevor wir uns sehen. Wenn sie hier erscheinen, wissen sie dann schon, was Phase ist.“ Die Mitarbeiter übermitteln Keller dann auch wieder die Information über die Trello-Karten.
Und nochmal Sketchup, denn das Programm hilft auch bei der digitalen Kommunikation. „Für mich ist vor allem der Plan für die Kommunikation mit meinen Mitarbeitern großartig.“ Da könne er seine Bauzeichnung mit Verschnittplan, Maßangaben und Höhen rausholen. Damit könnten seine Mitarbeiter arbeiten. „Dieses Abfallprodukt aus dem Verkaufsprozess ist für mich ein super Instrument.“ Es spare auch gewaltig Material. „Wenn ich ein Holzdeck baue, kann ich die Latten vorher so anordnen, dass ich kaum Verschnitt habe.“ Für die 2-m-Muschelkalk-Krustenplatten, die Keller gerne verbaut, macht er sich auch die Mühe, sie zu fotografieren und auf eine Sketchup-Komponente zu legen. So kann er die Bauteile direkt richtig anordnen. „Die verschiebst du ja nicht mehr so einfach, wenn sie mal liegen.“ Im Prinzip sei das gar nicht so kompliziert, eigene Komponenten in dem Programm zu hinterlegen.
Materialien mit Ablaufdatum
Auch bei der Gestaltung setzt Keller auf Entschleunigung und Natürlichkeit. „Ich mag gerne ablaufende Materialien“, sagt er und meint damit natürliche Baustoffe, die nicht ewig halten. „Wir wissen doch gar nicht, was wir in 10 Jahren für einen Geschmack haben. Dann ist es doch besser, ein Produkt mit Ablaufdatum zu verwenden, anstatt etwas zu bauen, was vermeintlich die nächsten 50 Jahre hält“, findet er. „In 50 Jahren ist das, was wir jetzt bauen, der neue Waschbeton oder der neue Jägerzaun. Dann ist das doch beknackt, Dinge mit einer so hohen Energiedichte zu verwenden.“ In 10 Jahren sei doch vieles, was jetzt hipp ist, Schrott. Leider seien viele Kunden noch nicht so weit, meint Keller und beschreibt das am Beispiel von Kunden, denen er einen Aluzaun nicht ausreden konnte. „Es war es den Leuten wert, viel Geld für so ein Produkt auszugeben.“ Für eine temporäre Lösung seien die Scheuklappen zu groß gewesen.
Auch Stauden und Gehölze stehen im Mittelpunkt der Gestaltungsarbeit. „Klar ist da auch ein Risiko dabei. Aber mit Gehölzen kannst du richtig gut Geld verdienen. Und zwar emotional“, meint Keller. Er könne in Begeisterung verfallen, wenn er den Leuten ausmale, wie sich das entwickelt.
Und wie wird 2024?
„Wenn ich immer höre ,Krise‘: Ich hab mich 2008 in einem Moment selbstständig gemacht, in dem man sich auf keinen Fall hätte selbstständig machen sollen“, meint er. 15 Jahre lang seien trotzdem die Aufträge reingekommen und zwar nie so, dass es zu wenig Arbeit war. „Ich bin ganz zuversichtlich“, meint Keller und fügt an, dass diese typische „Unternehmerpanik“ ja auch ganz gesund sei. „Aber die Stammkunden stehen schon in den Startlöchern und ein paar Planungssachen sind auch in der Pipeline.“ Und was die fernere Zukunft anbelangt: „Ich glaube, viele Gärtner haben noch nicht verstanden, was da gerade passiert“, ist Keller überzeugt und spielt damit auf KI und mauersetzende Bagger an. Da werde sich viel verändern und die Gärtner täten gut daran, sich auf ihre Kompetenzen zu besinnen.
#WirImGaLaBau
Jochen Keller steht für den Austausch. Sein Prinzip ist denkbar einfach: Wenn man den anderen hilft, besser zu werden, steigt bei allen das Niveau und man selbst wird motiviert, sich auch weiterzuentwickeln. So geht der 42-Jährige auch mit dem Erfahrungsvorsprung beim digitalen Planen um, das bei ihm weitgehend über Sketchup stattfindet. Der Austausch gehört auch zu seiner Philosophie, im Einklang mit den anderen zu leben. Denn Lebensqualität – auch die, viel Zeit mit seiner Familie verbringen zu können – ist für den Hessen ein zentrales Motiv.
Jochen Keller Gartenbau
- Firmengründung: 2008
- Gesellschaftsform: Einzelunternehmen
- Inhaber: Jochen Keller
- Umsatz: 390.000 € in 2022
- Materialkostenanteil: 20 % (2022)
- Durchschn. Verrechnungssatz: 52 € (2022)
- Mitarbeiter: 5, 1 Meister, 2 Gesellen, 1 Fachfremder, 1 Azubi
- Kolonnen:1–2
- Fuhrpark/Maschinen: 2 Pritschen, 1Pickup, 2 Bagger, 1 Radlader
- Auftraggeberstruktur: Privat (100 %)
- Umsatz nach Leistungsbereichen: Klassisch. Landschaftsbau (54 %), Garten- und Baumpflege (31 %), Pflanzung (15 %)
- EDV-Lösungen: WinArbor, Sketchup
Kontakte
- Erlebnisbauernhof www.keller-obernhain.de
- Hess Garten www.hessgarten.de
- Baumschule Peselmann www.baumschule-peselmann.de
- Trello www.trello.com
Kontakt
- Hof Köppelwiese, D-61273 Wehrheim
- Telefon 0173/6701466
- email@jochen-keller.de www.jochen-keller.net
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