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Alexandra Lehne, Soulgarden

„Ich möchte Menschen berühren“

Alexandra Lehne beweist, dass Privatgartengestaltung hochgradig anspruchsvoll ist. Mit ihrer Firma Soulgarden versucht sie, die Psyche ihrer Kunden zu ergründen und diese wieder mit der Natur und sich selbst in Einklang zu bringen. Dabei entstehen großartige Kundenbeziehungen und Anlagen, die ganz auf ihre Nutzerinnen und Nutzer zugeschnitten sind.

von Tjards Wendebourg erschienen am 26.06.2024
Alexandra Lehne © Screenshots aus ZDF-Duell der Gartenprofis
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Sissi-Fans kennen Possenhofen als Heimat der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Im gleichnamigen Schloss am Westufer des Starnberger Sees ist die Adlige aufgewachsen. Der Ortsteil der Gemeinde Pöcking in Oberbayern hat sogar einen Bahnhof. Und fußläufig davon liegt das Büro von Alexandra Lehne. „Ich wäre gerne die Gartenkönigin von Deutschland“, lacht die 48-Jährige.

Es kann sogar sein, dass ihr das noch einmal gelingt. Schließlich ist der Titel nicht geschützt und ihre mittlerweile fast 57.000 Instagram-Follower erheben die Gartendesignerin vielleicht noch dazu. „Ich möchte, dass Garten ein Erlebnis wird. Auch in den Köpfen der Menschen“, sagt sie.

In Oxford Gestaltung studiert

Alexandra Lehne ist über die Begeisterung zum Beruf gekommen. Die ehemalige Hochleistungssportlerin und Sportpsychologin ist mit 35 für ein Kompaktstudium nach Oxford gegangen, um nach der Lehre des namhaften Gartendesigners John Brookes gestalten zu lernen. „Diese englischen Gärten in den Magazinen haben mich fasziniert“, erklärt die gebürtige Brandenburgerin, die der Sport seinerzeit nach Bayern verschlug. In den dort gezeigten Gärten sei so viel Rhythmus und Dynamik, dass man schon durch die Fotos ein Gefühl für die Anlagen bekommen habe, meint sie. Später hat sie die Gärten dann auch live besuchen können. „Das hat mich wahnsinnig berührt, in England zu sein“, verrät sie und begeistert sich für die verwunschenen Ecken, für das Mystische und Detailverliebte alter Schlossgärten. „Das hat mich an meine Kindheit erinnert – Du musst suchen und Du findest Dinge, die Dein Herz höherschlagen lassen“, freut sie sich. „Und das kann man auch in Gärten schaffen.“

In England hat sie nicht nur das Gestalten studiert, sondern auch die Unterschiede wahrgenommen. „In Großbritannien und Holland ist die Pflanze der Inbegriff des Gartens. In Deutschland sind die Menschen mehr material- und dekointeressiert“, hat sie festgestellt. Hier werde wahnsinnig viel Geld für Möbel, Töpfe und Kram ausgegeben. Die Pflanze habe dagegen keinen hohen Stellenwert. Eine Beobachtung, die sie auch bei den Gärtnerinnen und Gärtnern gemacht. Dagegen werde viel geklotzt: „Manchmal bin ich entsetzt, was man alles in einen Garten stopfen kann – den Pool, die Wasserschütte, die Glaswand, die Feuerschale – alles muss rein.“

Seit 2016 bemüht sich Lehne an der hier fehlenden Gartenkultur etwas zu ändern. In dem Jahr startete sie unter ziemlich widrigen Umständen in die Selbstständigkeit. Als Alleinerziehende blieben die Tage den Kindern und die Nächte dem Arbeiten vorbehalten. Die Planerin hat sich durchgekämpft und mittlerweile einen reichen Fundus an Fans und Erfahrungen gesammelt: Für mehr als 700 Gärten hat sie geplant oder die Besitzenden beraten. Denn für sie gibt es ganz unterschiedliche Wege, Projekte umzusetzen. Dabei geht es für die Gartendesignerin nicht nur darum, eine optimale Lösung für den Freiraum zu finden. Manche Aufträge werden von einem intensiven Coaching begleitet, das dazu dient, die Bedürfnisse der Nutzenden zu ermitteln. Lehne arbeitet weniger wie eine Handwerkerin. Vielmehr ist sie Psychologin. „Ich bin eigentlich Therapeutin. Der Garten ist mein Vehikel“, sagt sie.

Das Fernsehen hat geholfen

Was der Karriere auf jeden Fall zuträglich war, ist Alexandra Lehnes Engagement im Fernsehen. Das fing schon 2017 vor den Auftritten in der ZDF-Sendung „Duell der Gartenprofis“ an. „Ich habe den Garten von Michael Mittermeier gemacht und steh dort mit 10.000 Stauden, als mich ein Nachbar anrief und meinte: „Ich sitze hier gerade bei SAT1, die machen ein neues Format“, erinnert sie sich. Es werde jemand für die Jury gesucht. Lehne bewarb sich mit Videos und wurde genommen.

Auch wenn das australische Format namens „House Rules – Dein Haus, meine Baustelle“ in Deutschland floppte – für Lehne war es ein lukrativer Job und wohl auch der Anlass, auf den hin sich das ZDF meldete. Seitdem hat die Gartendesignerin in rund 20 Sendungen mitgewirkt und sich auch darüber eine gewisse Fanbase erarbeitet. Ihr Problem dabei: Viele Zuschauende sehen in ihr die Gärtnerin und entsprechend sind die Anfragen eher umsetzungsorientiert. „Ich würde schon gerne noch mehr für das Fernsehen machen, denn eigentlich geht es mir ja darum, mehr Menschen über einen breiteren Weg zu erreichen, um Menschen zu berühren“, gesteht die Planerin. Dass das funktioniert, beweisen die Blumen, die sie von wildfremden Menschen geschickt bekommt; als Dankeschön für Tipps und zündende Ideen. Das sei ja alles Gratiscontent. „Aber trotzdem berührt das Menschen, stößt sie an, einen Kurs bei mir zu buchen“, freut sich Lehne. „Das ist besser als jede Bezahlung.“

Design als Coaching

„Ich habe Sportpsychologie studiert. Und letztlich ist Garten auch nichts anderes. Das ist Psychologie“, ist die Planerin überzeugt. Die Bilder, die die Leute im Kopf haben, gelte es zu übersetzen und herauszufinden: Wo liegen die Sperren, was wünschen sie sich, was können sie sich vorstellen, wie kann man es planerisch schaffen, das zu realisieren, was sie sich wünschen? Als Beispiel führt sie einen osteuropäischen Kunden an, der sich in bester Münchner Schickimicki-Lage eine waldartige Koniferenpflanzung wünschte. „Der Kunde war in den Ferien immer bei seiner Oma. Für ihn waren Nadelbäume Freiheit, Sommer. Sonne.“

Die Auseinandersetzung mit diesen Wünschen sei der Start in die Gartentherapie. „Wenn es gelingt, diese Bilder in Gestaltung umzusetzen, kann der Garten zum Therapeuten werden“, ist die Planerin überzeugt. Oft ginge es ja erstmal darum, Ängste aufzulösen. „Manche haben noch Angst vor dem Garten, weil sie noch nie einen hatten“, erzählt Lehne von einer jungen Familie. „Die sind aufs Land gezogen, weil sie ihren Kindern das ermöglichen wollen, was sie selber nicht hatten und haben dann Angst vor der Natur.“ Dann müsse man da erst einmal ansetzen. Lehne mache das dann zum Beispiel über Übungen, die darauf abzielten, wieder auf den eigenen Bauch zu hören. „Es gibt kein richtig und kein falsch“, ist sie überzeugt. „Es gibt nur ein: Fühlt es sich gut an?“ Die Leute dort wieder hinzuführen, dass sie Vertrauen haben, auf ihr Bauchgefühl zu hören, das sei ihr Ziel. „Wir haben auf der Rückseite von unserem Briefpapier ein Zitat von Kathryn Gustafson: ‚Der Garten ist dazu da, die Menschen wieder mit der Natur und damit mich sich selbst zu verbinden“, erzählt sie. „Das ist auch mein Leitspruch. Darum geht es. Deswegen auch Soulgarden.“

Feilschen um den Rasen

Natürlich fänden nur die zu ihr, die für ihren Ansatz auch empfänglich sind. „Es ist tatsächlich nicht jeder wandelbar“, hat Lehne festgestellt. „Aber ich habe viele Menschen – und es sind oft die Unternehmer –, die neugierig sind und etwas verändern wollen. Die sagen, ok, ich probiere was aus“, erzählt sie. Den Mutigen eröffne sich mit dem Thema Garten ein riesiges Spektrum. Der Rasen stehe aber am Anfang sehr häufig im Vordergrund und das lasse sich geschichtlich erklären. „Früher waren die Leute, die Rasen hatten, richtig reich. Denn die anderen mussten sich von ihrem Garten ernähren“, erklärt die Designerin. Das sei immer noch unterbewusst da. Während Männer oft nach möglichst viel Rasen verlangten, wird die Planerin häufig zur Agentin für die Ehefrauen, die sich Beete wünschen. So gestaltet sich das Ganze häufig zu einem Feilschen um Gartenbestandteile.

Dass die Vorstellungen dabei immer mehr von der Realität abweichen, ist auch Lehne aufgefallen. Da kämen Frauen, die Dahlien oder Einjährige wollten, weil es auf Instagram so cool ausgesehen hat. „Die Leute haben ja teilweise total verschobene Vorstellungen“, meint sie. Das Einordnen der digitalen Bilder in praktische Abläufe und Systeme funktioniere ohne Fachwissen ja gar nicht. „Fangt doch erstmal mit Stauden an“, sagt sie ihren Kunden, wenn die Pflanzenbilder allzu abstrakt werden. Dabei hat sie festgestellt, dass sich die Wünsche mit dem Alter verändern – ebenso, wie die Freiheit, sie umzusetzen. Das hat sie auch bei sich selbst beobachtet. „Ich wollte früher nur einen weißen Garten. Heute liebe ich Farben“, erzählt sie. Das ginge vielen Frauen in ihrem Alter so, für die es plötzlich auch gelb und rot sein darf. „Drinnen ist es total klar, weiß, aber draußen darf es knallen.“ Überhaupt dürfe es im Garten mit zunehmendem Alter ruhig ein bisschen wilder sein, hat sie festgestellt. „Es gibt ja auch keine hässlichen Pflanzen. Sie werden nur manchmal schlecht eingesetzt.“

Wenn dann bei den Kunden die Freiheit da ist, sich von äußeren Zwängen zu lösen, schöpft die Gartendesignerin aus dem Vollen. Dann arbeitet sie mit Blattstrukturen, mit Farben, schafft starke Kontraste mit Orange und Lila. „Das berührt die Leute, obwohl sie nicht dachten, dass sie es mögen. Darüber krieg’ ich sie“, lacht Lehne. Vielen würde es gefallen, ohne zu wissen, weshalb. „Das ist das Ziel: Gartendesign muss so einfach sein, dass die Betrachter nicht wissen, warum es ihnen gefällt“, findet sie. „Aber sie fühlen sich wohl.“ Das sei wie das Gemälde mit der Taube von Picasso – sehr einfach, aber mit dem, was es transportiert, kaum zu reproduzieren. „So ist das im Gartendesign auch.“

Spiel mit Räumen und Materialien

Aber zuerst geht es um den Rahmen. „Meine Philosophie ist: Das Haus soll durch den Garten in die Umgebung einfließen“, verrät Lehne. Gerade bei Neubauten sehe das Gebäude oft aus, wie vom Himmel gefallen, ohne Bezug zur Umgebung, meint sie und erzählt von einem neu errichteten Haus in sonnenblumengelber Farbe. Dort sei es so schwer gewesen, gestalterisch anzusetzen, dass die Planerin vorschlug, das frisch gestrichene Haus noch einmal neu anstreichen zu lassen; was die Eigentümer denn auch taten. Schließlich gehe es um ein Gesamtkunstwerk aus Architektur und Freiraum. „Der Garten ist dafür da, das Gebäude auf eine Bühne zu heben und zwar so, dass es gleichzeitig zur Geltung kommt und doch verschwindet“, erklärt sie. Das müsse man erstmal hinbekommen, dass der Hauptdarsteller die erste Geige spielt, aber zugleich unsichtbar und doch präsent bleibt. „Darum geht es bei mir“, sagt sie.

Oft leihe sie sich Dinge aus ihrer Umgebung; etwa einen Baum im Nachbargarten, den Kirchturm des Dorfes oder eine Hügelkette am Horizont. „Das ist der größte Tipp, den es gibt“, schmunzelt die Designerin. „Wenn man den Garten optisch vergrößern will, muss man sich die Dinge leihen, die man gut findet“, meint sie. Oft seien ja raumbildende Verbesserungsmaßnahmen notwendig, erklärt sie an einem Beispiel: „Bei den meisten Kunden kommt das Haus, dann die Terrasse, dann folgt der Rasen und dahinter die Hecke. Du sitzt also in einem gestalterischen Loch“, pointiert sie. Deswegen seien auch die Pflanzen so wichtig, um die Höhen aufzufangen. „Da hilft auch kein Sichtschutzzaun. Der ist Material. Der ist hart. In dem Fall brauche ich einen Materialwechsel“, beschreibt die Planerin das Prinzip.

„Die Menschen nähren sich von Kontrasten“, sagt sie. Das Cleane sei langweilig, Dinge, die sich reiben, dagegen spannend. Eine Corten-Platte würde die Planerin zum Beispiel nie mit geschnittenem Buchs kombinieren. Die Kombination mit weichen Gräsern wirke dagegen richtig gut. Solche Details würden oft missachtet. Dabei seien die Auswirkungen groß.

Viele Gärten stellen sich für Lehne als gefühllose Materialschlachten dar. „Die Sinnlichkeit geht dabei in vielen Gärten verloren“, findet die Gartendesignerin. Oft kommt sie auch in Bestandsgärten, in denen bezuglose Linien oder unstimmige Zusammenstellungen jegliche Harmonie vermissen lassen: „Vorne Knochensteine und hinten Muschelkalk – das funktioniert einfach nicht.“ Manchmal ist der Garten auch frisch angelegt und die Leute fühlen sich trotzdem nicht wohl. Dann kommt die Frage: „Können Sie das noch retten?“ Lehne antwortet dann, dass man vermurkstes Design schlecht retten könne und kaschiert die Probleme mit Pflanzen.

Gibt es einen Lehne-Stil?

„Ich glaube schon, dass ich einen Stil habe, aber ich könnte ihn nicht beschreiben“, lächelt die Planerin. Jeder Garten habe etwas Besonderes, weil die Bewohner ja auch besonders seien. „Ich hasse es, wenn alles gleich aussieht und überall dieselben Lampen runterhängen.“ Individualität sei ihr wahnsinnig wichtig. Aber ein paar Sachen könne sie schon benennen. „Ich arbeite viel mit Kontrasten und ich lege Wert auf hochwertige Materialien“, verrät sie, dafür dürfe auch gerne mal der Grundsatz: „Weniger ist mehr“ gelten.

„Ich arbeite gerne mit Naturmaterialien, weil sich Natur mit der Zeit so schön verändert“, fährt sie fort. „Außerdem mag ich Gehölze, die Charakter haben. Eigentlich mag ich alles, was Charakter hat.“ Sie sei ein Mensch, der wenig wegschmeißt und gerne mit dem arbeite, was da ist. Das sei auch bei vielen Neu- oder Umgestaltungen ja ein Jammer: Das Meiste würde erst einmal herausgeworfen, ohne es auf da Potenzial für eine spätere Gestaltung zu überprüfen. Ich versuche Sachen, die da sind, mit einzubeziehen und Sachen, die gut sind, in Szene zu setzen“, erklärt sie. „Es muss nicht alles teuer sein, sondern es geht darum, das Besondere zu suchen.“

Natürlich gehörten zu ihrer Gestaltungsphilosophie auch die geometrische Formensprache aus der englischen Gartengestaltungslehre und die Pflanzschemata aus Rhythmus und Wiederholungen. „Wenn ich einen Stil habe, ist er auf jeden Fall sehr individuell“, sagt sie lachend.

Das Geld steht nicht im Vordergrund

Lehne nimmt dabei nicht für sich in Anspruch, den Preis für wirtschaftlichste Büroführung zu gewinnen. „Ich werde jeden Tag reicher an Erfahrungen. Ich gehe ins Bett und bin erfüllt. Das ist mein Reichtum“, sagt die Überzeugungstäterin grinsend. „Die Ersttermine habe ich mir früher nicht bezahlen lassen, was eine Katastrophe war“, lacht sie. Das sei ein Lernprozess gewesen. Heute kosten die anderthalb- bis dreistündigen Sessions einen Pauschalbetrag. „In der Zeit erzähle ich alles, was sie wissen wollen“, meint sie und wenn es danach nicht zum Auftrag kommt, hätten die Kunden ihr Geld eben für einen guten Tipp bezahlt.

„Ich mache alles aus dem Bauch heraus. Ich entscheide immer, ob es sich gut anfühlt“, verrät sie. Wenn etwas nicht funktioniere, dann lerne sie draus. „Ich sage dann zum Beispiel: Dankeschön für den Wink, wir werden jetzt mal AGBs erstellen lassen“, schmunzelt sie im Hinblick auf eine dieser Erfahrungen. Mittlerweile haben sich aber vernünftige Strukturen entwickelt, die auch wirtschaftlich tragfähig sind. Dabei ist das Bestellen der Pflanzen immer noch Teil des Geschäftsmodells. Ihr Wissen verkauft die Gartendesignerin mittlerweile in Form unterschiedlicher Produkte. Über den schnell wachsenden Instagram-Account bietet sie etwa Online-Kurse zur Gartengestaltung an. Aber auch Fernplanungen werden durch die Auftritte in der ZDF-Serie und den Social-Media-Kanal befeuert.

„Ich habe versucht, die HOAI mit reinzubringen, aber das funktioniert im Privatgarten in der Regel nicht und ich finde es auch nicht in Ordnung, ein höheres Honorar zu bekommen, weil aus der Feinsteinfliese eine Natursteinplatte wird“, sagt Lehne in Bezug auf die Funktionsweise der Honorarordnung. Ihr Angebot besteht aus einer Mischung von Pauschalen und aufwandsbezogenen Leistungen. So werde die Konzeptionsphase immer nach einer Pauschale abgerechnet. Dazu gehören die Gespräche, die Ideenfindung, das Verorten der Funktionsbereiche und das Festlegen der Laufrichtungen.

In der Entwurfsphase findet die Materialrecherche statt. Dabei entsteht eine Pflanz- und eine Materialliste. Alles, was es später in der Ausführungsphase an Details braucht, werde nach Aufwand abgerechnet, wobei die Planerin sich bemüht, die Anzahl und Tiefe der Detailzeichnungen im Rahmen zu halten. „Die meisten Zulieferer machen sowieso eigene Zeichnungen“, hat Lehne festgestellt. Außerdem gibt es eine Pflanzvorplanung, die die Gehölze im Garten positioniert. „Ich versuche mittlerweile detaillierte Pflanzpläne zu vermeiden – weil sie einfach nur Geld und Zeit kosten.“

Die Stauden liefert sie in Form einer Pflanzliste, gegliedert nach Leit-, Begleit- und Füllstauden. „Ich lege die Massen aus dem Bauch heraus fest“, verrät die Planerin, die ebenso wie ihre Mitarbeiterin mittlerweile ein genaues Gespür dafür hat, wie viele Stauden mit welcher Funktion benötigt werden. Die Kisten werden so bestellt, dass die Pflanzen für Schatten, Halbschatten und Sonne jeweils zusammen verpackt sind. Sind die Gehölze gepflanzt, werden die Staudenkisten den Bereichen zugeordnet. „Und dann kannst Du Bilder kreieren“, sagt sie.

Die Planungskosten für Gärten, bei denen sie selbst von Anfang an mit dabei ist, kosten meist 10.000 bis 12.000 €. In der Regel sind das Gartenanlagen mit einem Volumen zwischen 80.000 und 140.000 €. Für die Fernplanungen hat Alexandra Lehne ein Paket geschnürt, das bei knapp 4.000 € liegt. Darin enthalten sind der Entwurf, eine Material- und eine Pflanzliste, eine Pflanzvorplanung und eine Massenliste. „Damit können sie zu einem Landschaftsbau-Unternehmen in ihrer Region gehen.“

Lasst uns beeten

Letztes Jahr hat Lehne ihrem Instrumentarium ein weiteres Werkzeug hinzugefügt. Im März erschien ihr Buch „Lasst uns Beeten“. Ein Jahr hat sie dafür recherchiert und Gespräche mit 15 Gartenbesitzerinnen und -besitzern aus der Gartenbloggerszene geführt. Entstanden ist ein besonderes Gartenbuch – Lehnes zweites – das die Gestaltung ins Verhältnis zum kreativen Geist dahinter setzt. Insgesamt stellt das Buch 17 Gärten zum Nachpflanzen vor. Denn in Lehnes Gärten dreht es sich immer um Pflanzen, um Beete. „Unsere Expertise sind die Pflanzen“, meint sie. „Ich halte mich baulich zurück.“

Die Pflanzen sind auch der Schlüssel zu den Menschen. Während es bei Frauen eher Farben und Formen sind, die sich auch über Stauden darstellen lassen, wirkt bei Männern eine Fahrt in die Baumschule Wunder. „In der Regel springt dort der Funke über und die Kunden verlieben sich in Bäume“, hat Lehne festgestellt. Dann verfallen die einstigen Rasenfans plötzlich ins andere Extrem, fangen an, „wie blöd Bäume zu bestellen“. „Ich frage dann: ‚Wo soll ich die denn alle hinstellen?“, kommentiert die Planerin belustigt. „Am Ende steht Argentinien, neben Neuseeland, neben Ostasien. Dann muss ich wieder schauen, wie daraus ein Bild entsteht.“

Wenn ihr das gelingt, ist ein großes Ziel erfüllt: „Das ist meine Passion. Das berührt mich, in einen Garten zu kommen und zu sehen, was die Pflanzen machen, wenn sie gut angeordnet sind“, meint sie und erzählt, dass viele, die sie zu sich in ihren eigenen Garten einlädt, sich dort sehr wohlfühlen -–obwohl der ganz anders ist, als das, was die meisten Leute haben wollen. „Die meisten wollen es ja erstmal clean“, ist ihre Beobachtung. Für die Planerin lässt das auf Wünsche schließen, die sich die Kunden nicht oder noch nicht zu erfüllen trauten.

Für’s Gartenfest mal marokkanisch

„Ich würde auch gerne mal einen Garten machen, der nur grün ist“, verrät die Designerin. „Wo man mit Blattstrukturen arbeiten kann, mit Akzenten.“ Jetzt ging es aber erstmal um die gedeckten Farben Nordafrikas. Mit Susanne Hain von TanTan-Betonmöbel (tan-tan.de) hat Lehne im Mai auf den Fürstenfelder Gartentagen einen marokkanischen Showgarten gebaut; mit Bauteilen aus eingefärbtem Beton und mediterranen Pflanzen in terrakottafarbenen Blütentönen. Die Pflanzenzusammenstellungen waren vor Ort zu kaufen. Das wird Lehnes erster Schaugarten seit ihrem erfolgreichen Auftritt auf der Southport Flower Show 2010.

Dann würde die Gartengestalterin noch gerne ein eigenes digitales Gartenmagazin auf die Beine stellen, um weg von der Gartenarbeit, hin zur Gartenlust zu kommen. Einen Club hat sie schon. Dort zahlt man eine Monatsgebühr und erhält dafür ständig Tipps zur Gartengestaltung. Das alles sind Angebote, die sich mithilfe von Instagram bestens befeuern lassen. Denn der Kanal wächst weiter; während dieser Text entstand, alleine um 500 Follower.

Auch für Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner hat die Gartendesignerin etwas konzipiert. Das 4-Tages-Seminar in der Soulgarden-Akademie ist etwas für Menschen, die selbst intensiv in die Auseinandersetzung mit ihren Kunden gehen wollen. Dafür müssen sie sich erst einmal selbst mit sich auseinandersetzen. „Sie lernen zu spüren, weil wir ganz viel Psychologie machen.“ Bevor Lehne zum Gartendesign-Studium nach Oxford ging, hatte sie dort auch erstmal ebenfalls einen 4-Tage-Schnupperkurs gemacht, der sie letztlich vom Studium überzeugte. Deswegen sieht Lehne das Seminar auch als eine Vorstufe zu einem eigenen Lehrgang. Für ihr Studium hatte Lehne seinerzeit zwei Bausparverträge ins Rennen geworfen. Wer lernen will, müsse vorher auch etwas zu investieren bereit sein, meint die Planerin. Und wenn man einmal Gartenkönigin von Deutschland werden will, braucht das auch eine fachliche Grundlage.

Lasst uns Beeten von Alexandra Lehne
Lasst uns Beeten von Alexandra Lehne © EMF

Für ihr Buch „Lasst uns Beeten“ hat Alexandra Lehne 15 Gartenblogger-Persönlichkeiten besucht und ihnen jeweils eine Geschichte gewidmet. Sie teilen mit ihr allesamt eine Sache: Ihr Gespür für eine stimmige Beetgestaltung und die Begeisterung für ihren Garten.

» „Lasst uns Beeten“: 2023, 36 Euro bei EMF

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