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Artenfreundliche Mähtechnik

Lebensraum statt Abstandsgrün

Immer mehr Besitzer und Betreiber von Grünflächen wollen durch eine veränderte Bewirtschaftung den Insekten und Kleintieren eine bessere Chance zum Überleben geben. Gemäht werden muss trotzdem. Joachim Zeitner hat sich umgeschaut, mit welcher Methode und Technik man diesem Ansinnen gerecht werden kann und wie die Hersteller auf diesen Ökotrend reagieren.
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 Multifunktionale Einachser mit Balkenmäher und geringem Gewicht wie der AS 600 MultiPro gehören zu den schonendsten Mähgeräten für ökologisch gepflegte Flächen.
Multifunktionale Einachser mit Balkenmäher und geringem Gewicht wie der AS 600 MultiPro gehören zu den schonendsten Mähgeräten für ökologisch gepflegte Flächen. Tjards Wendebourg 
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Artenfreundliches Grün muss wieder in die Städte hinein, und die Wohnungswirtschaft hat neben der öffentlichen Hand einen der größten Hebel in der Hand. So sieht es jedenfalls Bodo Lammers, einer der Geschäftsführer und verantwortlich für Grünflächenpflege bei der großen norddeutschen Grewe-Gruppe. Auch durch den Druck des Klimawandels ist das Thema städtischer Biodiversität bei Grewe mittlerweile auf der Vorstandsebene angekommen. Man übt seit zehn Jahren schon Überzeugungsarbeit bei der Kundschaft – und wird immer erfolgreicher, berichtet er: „Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren erheblich große Flächen von eintönigem Abstandsgrün in Wildblumenwiesen verwandelt." Dabei stellte sich den Pflegeprofis die pragmatische Frage: Wie mähen wir das ab, und zwar so schonend wie möglich für Insekten?

Für das Abmähen der typischerweise großen Grünflächen in der Siedlungswirtschaft haben sich bei Grewe die schnellen und wendigen Großflächenmäher mit Zero-Turn-Lenkung und ihren typischen Mulchwerken als die beste Mähtechnik herausgestellt. Konkret wird der John Deere Z-Trak 997R mit seinem kräftigen Motor in der Wohnungswirtschaft am häufigsten eingesetzt. Um diesen insektenfreundlicher zu machen, baute Jan Jagels, Technischer Leiter der Werkstattbetriebe bei Grewe, im letzten Sommer versuchsweise eine stählerne, höhenverstellbare Einrichtung an der Fahrzeugfront zum Verscheuchen von Insekten an. Bei ersten Feldversuchen in der firmeneigenen Baumschule zeigte sich, dass die simple Konstruktion tatsächlich wirkte, sagt Bodo Lammers. „Man konnte regelrecht sehen, wie Fluginsekten wie Bienen und Schmetterlinge rechtzeitig aufgescheucht wurden." Nun läuft das Bauteil im Regelbetrieb.

Wertsteigernde Bewirtschaftung

Im konkreten Einsatz der Zero-Turn-Mäher auf Blühwiesen werden die Flächen abgemulcht, das Schnittgut einige Tage liegengelassen und dann abgeräumt. Daran zeigt sich schon, wie eng verzahnt die artengerechte Mähmethode und Mähtechnik zusammengehören. Wurden beim Mähen mit der Scheucheinrichtung flugfähige Insekten vertrieben und verschont, sieht der Landschaftsgärtner und Landschaftsbauingenieur Bodo Lammers regelmäßig die Greifvögel im Rüttelflug über den Wiesen stehen und auf Beute lauern. Die Blumenwiesen bieten – anders als offene Rasenflächen – nämlich nicht nur Insekten, sondern auch Nagetieren und anderen Bodenbewohnern einen schönen Lebensraum.

Eine Win-win-Situation sozusagen. Und überhaupt: Wenn auf artengerechten Grünflächen die Mähzyklen auf eine äußerste Länge ausgedehnt werden – geht das nicht unwillkürlich mit geringeren Kosten für die Kunden einher? Lammers verneint. „Das Ganze ist ein Nullsummenspiel", rechnet er vor, „denn Sie müssen die Grünfläche erst einmal anlegen, eventuell vorher den Boden ausmagern, und während der Bewirtschaftung nicht nur mähen, sondern auch den Grünschnitt abräumen und entsorgen. Am Ende entstehen Ihren Kunden womöglich sogar mehr Kosten als für die herkömmliche Grünflächenpflege. Aber das lässt sich gut verkaufen, denn Sie haben Abstandsgrün in Lebensraum verwandelt und damit einen zusätzlichen Wert geschaffen." Positive Rückmeldungen von Bewohnern solcherart aufgewerteter Wohnanlagen bringen jedenfalls die Außendienstprofis an die Grewe- Firmenstandorte zurück.

Die Insekten-Scheucheinrichtung für die Zero-Turn-Mäher der Grewe-Gruppe lässt sich über die Höheneinstellung bis auf 3 cm über der Grasnarbe absenken. Sie wurde so konstruiert, dass man sie mit wenigen Handgriffen demontieren, im Kofferraum transportieren oder per Kurier versenden kann.

Aufscheuchen und wegblasen

Sie lässt sich an alle Großflächenmäher der Baureihe Z-Trak von John Deere anbauen. „Wir betreiben insgesamt 32 dieser Mäher an allen Standorten unserer Unternehmensgruppe", sagt Bodo Lammers. Das Anbauteil wird ihnen je nach Bedarf hinterhergeschickt, denn es ist nicht geplant, die Schiene im Regelbetrieb am Mäher zu belassen. Sollte der Bedarf wachsen, werden wir noch vereinzelte Schienen bauen." An eine Vermarktung dieses pfiffigen Produkts denkt man bei Grewe aber nicht. Das würde nur vom Kerngeschäft ablenken.

Auch immer mehr Straßenmeistereien und Wasserwirtschaftsbetriebe haben das Thema Blühwiesen auf dem Schirm, weiß Lammers. Und alle erzeugen den Bedarf bei Zulieferern, artenschonende Mähtechnik zu konstruieren. Eine ganze Anzahl hat schon reagiert – und setzt Akzente bezüglich Mähmethoden und -techniken. Zahlreiche Entwicklungen sind jüngeren Datums und werden erstmals öffentlich – hoffentlich – auf der Freilandmesse demopark 2021 in Eisenach zu sehen sein.

agria befürwortet den Einsatz oszillierender Schneidtechnik, also die Verwendung von Mähbalken mit gegeneinander laufenden Klingen. Um sie noch weniger gefährlich zu machen, sind beim Hersteller aus Möckmühl auch Laufsohlen für den Einsatz auf sensitiven Flächen erhältlich. Sie führen das Mähgerät in einer für Bodenlebewesen sicheren Schnitthöhe von rund 9 cm.

Wer nicht auf Sichel- oder Schlegelmulcher verzichten will, kann auf sinnvolle Optionen wie den agria-Insektenfreund zurückgreifen. Das ist ein vor dem Arbeitsgerät befindlicher Stahlrechen mit beweglichen Drahtzinken. Für weitere Entwicklungen beim faunaschonenden Mähen steht der Hersteller in Kontakt mit einigen Landesanstalten und diskutiert weitere Möglichkeiten.

Agritec rät, bei der Grünflächenpflege die Schnittzahl zu reduzieren und den ersten Schnitt wenn möglich zu verzögern. Der Hersteller empfiehlt auch Befahrmuster und Scheuchvorkehrungen. Zudem kann durch eine gesteigerte Arbeitsbreite wenig Fläche befahren werden. Beim Mäh- oder Mulchwerkzeug sollte den Frontanbau wählen, um im Vorfeld der Mähfahrt keine Lebewesen mit den Reifen zu vernichten. Anstelle einer Laufwalze am Mulcher empfiehlt Agritec vier schmale Räder. Eine großzügig eingestellte Arbeitshöhe minimiert die Sogwirkung, genauso wie der Einsatz von Y-Messern. Bei vielen Baureihen bietet Agritec eine Striegel- oder Streichleiste namens „LetitBEE" an, die vorne am Mulcher montiert wird und Fluginsekten und Vögel aufscheucht.

AS-Motor sieht sich als den Spezialisten für Hochgrasmäher. Seine Maschinen sind darauf ausgelegt, die Flächenpflege auf wenige oder nur einen Schnitt pro Jahr reduzieren zu können. Natürlich kommt es bei ökologischer Grünflächenpflege auf viele weitere Faktoren an, etwa zu welcher Jahres- und Tageszeit gemäht wird oder ob man streifenweise mäht und den Tieren Rückzugsflächen überlässt (siehe Kasten links). Der Hersteller hält hierzu Hintergrundwissen und Handlungsempfehlungen auf seiner Webseite bereit. Auf Anfrage gibt es einen detaillierten Leitfaden.

In seinem Produktportfolio bietet AS-Motor vom Balkenmäher über Sichelmäher bis hin zum Schlegelmäher für jeden Ansatz die richtige Technik, der Hersteller entwickelt auch seine Hochgrasmähtechnik ständig weiter.

Berky bietet die Mäh-Hark-Kombi Typ 4420 für die Pflege von Gräben an. An der Front eines normalen Schleppers ist ein Doppelmesserbalken am Auslegearm und heckseitig eine Band- oder Kreiselräumharke montiert. Wahrscheinlich wurde das System nicht explizit als insektenschonende Technik konzipiert, ist aber aufgrund von Messerbalken und der potenziellen Möglichkeit, das Gras im gleichen Arbeitsgang aus dem Graben herauszufördern, durchaus als eine solche Technik anzusehen. Das Gras müsste dann mit einem Ladewagen aufgesammelt werden.

Brielmaier befasst sich seit Jahren stark mit flora- und faunaschonender Bewirtschaftung von Naturschutzflächen und Biotopen. Zu den Entwicklungen zählen groß dimensionierte Räder, die das Gewicht der Maschine günstig verteilen (allerdings auch mehr Fläche überfahren), Hochschnittkufen für die Doppelmesserbalken und schonende Schwadverfahren wie Kammschwader und mittlerweile von der Mutterfirma Rapid die Multi-Twister Baureihen. Die flexiblen Zinken des Multi-Twisters ermöglichen ein sehr faunafreundliches Sammeln des Ernteguts. Rapid bietet auch eine kleine Rundballenpresse für Einachs-Geräteträger an.

Brielmaiers Schwesterfirma KommTek sieht in ihren funkferngesteuerten Böschungsmähern mit standardisiertem Anbauraum (KAT I) plus mechanischer Zapfwelle eine praktikable Grundlage, um ein breites Spektrum an Technik einzusetzen – insbesondere die von Brielmaier entwickelten Anbaugeräte. Raupenlaufwerke schützen mit geringem Bodendruck die Bodenfauna.

Dücker antwortet auf die Nachfrage nach ökologischer und wirtschaftlicher Mäh- und Mulchtechnik mit seinem Öko-Mähkopf für Ausleger. Das Wirkprinzip besteht a) aus einem vorgebauten Striegel, dessen Zinken vor dem Mähwerk laufen und Tiere vorwarnen. B) erzeugen neugestaltete Y-Messer im Mähkopf einen verminderten Luftstrom und Saugeffekt. Die Schnitthöhe ist manuell bis 15 cm einstellbar. Unterhalb dieser Höhe haben Insekten und Kleintiere gute Chancen, den Mähvorgang unbeschadet zu überstehen.

Für geringen Bodenkontakt wurde die Tastwalze mit zwei verschlankten Bereichen versehen. Der neue Öko-Mähkopf ist auch mit anderen Auslegerarmen von Dücker verwendbar. Der Hersteller bietet auch Doppelmessermähwerke am Auslegearm an. Die Schnitthöhe ist individuell über den Auslegearm einstellbar, die Dücker-Tasttronic hilft bei der Handhabung. Fürs Mahdgut bietet Dücker einen Bandrechen und eine Kreiselharke am Auslegearm.

Fiedler ist dabei, für seine Mähköpfe am Frontausleger einen mechanischen „Aufscheucher" zu adaptieren. Lösungen mit Druckluft wurden auch schon untersucht, allerdings ist dies aus energetischer Sicht in Bezug auf die kommenden E-Fahrzeuge laut dem Hersteller nicht zielführend, da man hier aktuell mit jedem Kilowatt an Effizienz kämpft. Zur demopark will man eine Tierschutz-Lösung im Programm haben, die richtigen Neuheiten für 2021 werden aber in anderen Bereichen stattfinden.

Fischer Maschinenbau fördert ökologisches Mähen mit seinem im Jahr 2019 vorgestellten Mulchausleger EcoCut, einem Schlegelmulcher in Kombination mit einem vorgeschalteten Laubblasgerät. Die Idee stammt aus der Imkerei, wo die Bienen von den Honigwaben abgeblasen werden. Im Fall des EcoCut werden mit einem ergiebigen, horizontal geführten Luftstrom Insekten und Kleinlebewesen vor dem Mulchgerät angeblasen und seitlich weggetrieben. Das Gerät kann an vorhandene Mulcher fast aller Fabrikate nachgerüstet werden.

Irus hat im Zusammenhang mit seiner „Initiative Artenvielfalt" das Angebot an ökologischer Mäh- und Abräumtechnik für ferngesteuerte Mähraupen und Geräteträger erweitert. Neben dem bewährten Front- beziehungsweise Seitenmähwerk mit Bidux-Messerbalken und dem Bandrechen sind ein Heuschieber sowie ein robustes Portalmähwerk mit dem neuen BiduxX-System erhältlich. Zum Abtransport des Mähguts gibt es eine Rundballenpresse, die handliche, 20 bis 25 kg schwere Ballen presst.

Der Einsatz dieser Geräte verhindert laut Hersteller über den gesamten Mäh- und Abräumprozess eine Schädigung des Insektenbestands und verringert die Gefahren auch für andere Kleintiere deutlich. Denn der Grasschnitt erfolgt ohne Sogwirkung in kleintierschonender Höhe, die übrigen Systemteile ermöglichen eine effektive Haufensammlung oder Ballenpressung.

Kalinke verfolgt den Trend zur tierschonenden Langgrasmahd und stellte fest, dass bei Alternativverfahren zum Mulchen die Aufnahme und der Abtransport von Schnittgut schwieriger werden. Deshalb wurde zusammen mit der Firma Loipfinger eine universelle Pickup-Schnittgutaufnahme für Schmalspur-Geräteträger entwickelt. Dabei harken vier Zinkenreihen im Abstand von 6 cm das Gras und fördern es zwei Rotoren zu, die das Schnittgut in den Laderaum schleudern. Eine Besonderheit: Das Gras muss nicht zwingend im Schwad liegen. Je nach Kipperaufbau ist ein Transportvolumen von bis zu 3 m³ möglich. Die Arbeitsbreite beträgt 130 cm. Als Anbauvoraussetzung genügen eine Hydraulikleistung von 50 l/min, ein doppelt wirkendes Steuerventil mit Schwimmstellung und ein Seitenkipper-Aufbau.

Mulag ermöglicht naturschonendes Mähen im Straßenbetriebsdienst mit seinem Ausleger-Grünpflegekopf ECO 1200 Plus für den aufnehmenden Heckausleger. Die Wirkungsart des Anbaugeräts beruht auf einem Scheibenmähprinzip, ist jedoch laut Hersteller mit den im Markt verfügbaren Systemen nicht vergleichbar. Dem Mähkopf ist eine mechanische, einstellbare Abstreifvorrichtung vorgeschaltet. Durch das rechtzeitige Aufscheuchen der im Gras sitzenden Insekten und durch das Aufnehmen des Mähguts mittels gezielter Luftführung und weitgehend geschlossenem Boden gelangen deutlich weniger Lebewesen in den Mähkopf als bei bestehenden Systemen. Die Angriffsflächen des Schneidwerks wurden minimiert, die Schnitthöhe wurde erhöht. Als Begleiteffekt des kombinierten Mähens und Aufnehmens entstehen magere Grünflächen – die Grundlage für blütenreiche Vegetation. Schmale Abtastrollen sorgen über eine geringe überrollte Fläche.

Müthing stellte 2019 sein erstes ökologisches Landschaftspflegegerät als Prototyp vor: Den MU-Ökotop. Sein Rotor arbeitet mit speziellen Y-Messern und erzeugt in Verbindung mit einer Arbeitshöhe von bis zu 11 cm nur eine sehr geringe Sogwirkung. Dies erleichtert Fluginsekten die Flucht und vermeidet, dass Bodenlebewesen mit den Messern in Kontakt kommen. Statt einer Stützwalze hat der Mulcher Front- und Heckstützräder, die keinen breitflächigen Bodendruck erzeugen. Der höhenverstellbare Insektenretter in Form eines vorgebauten Bügels mit abgewinkelten Zinken scheucht vor dem Gerät Insekten und Kleinstlebewesen auf.

Eine weitere Entwicklung in Richtung Mulchen und Aufsammeln wird es mit dem MU-Collect geben, der auf faunaschonendes Mähen angepasst wird. Wie beim Ökotop wird ein Insektenretter vorgebaut sein. Das Mulchmaterial wird mittels Förderschnecke zusammengeführt. Fahrzeugspezifisch kann das Mulchmaterial mittig oder in Fahrtrichtung rechts ausgeworfen oder abgesaugt werden. Das ermöglicht den Anbau an Mähfahrzeuge sowie an Kompakttraktoren. Verfügbar sind diverse Konsolen für Tragarme wie auch ein Kuppeldreieck in Kat. 0 und 1.

Auch für Arbeitsbreiten zwischen 2 und 2,80 m bietet Müthing eine Lösung an. Der Nachrüstsatz „Beehappy" eignet sich für die Baureihe MU-H und MU-L. Er ist hydraulisch klappbar, praktisch beim Mähen um Hindernisse herum.

Parkland aus Dänemark und sein deutscher Importeur Pena Kommunaltechnik sind für großvolumige Mähcontainer bekannt, deren Aufgabenspektrum vom Mähen über Laubaufnahme, Vertikutieren und Kompostieren bis zum Holzhäckseln reicht. Jetzt hat man auf der Suche nach faunaschonender Mähtechnik eine Lösung gefunden, mit der eine Grünfläche nicht-rotierend gemäht und das Schnittgut ohne Saugluft aufgenommen wird. Das in Entwicklung befindliche System soll für kleine Flächen eine große Hilfe sein und in einzelnen Arbeitsgängen, wahlweise auch in einem Arbeitsgang mähen (Anbaugerät vorn am Schlepper) und mechanisch aufnehmen (Parkland-Produkt). Der Container wird in diversen Behältergrößen von 3 bis 9,5 m³ sowie für Kommunalschlepper ab 30 PS verfügbar sein.

Plank Landtechnik hat gemeinsam mit dem Bauhofleiter der fränkischen Stadt Volkach mit Fokus auf den Schutz von Insekten und Bodenlebewesen den Nachrüstsatz „Insect-o-Save" für vorhandene Anbau-Mulchgeräte entwickelt. Vor dem Mulchgerät wird ein „Rechen" aus flexiblen und damit ungefährlichen Kunststoffschläuchen verbaut. Dieser schüttelt vor dem Mulcher den Bewuchs durch und scheucht dadurch Insekten auf. Als Ersatz für eine vollflächenhaft wirkende Nachlaufwalze werden vier Laufräder angebracht. Sie dienen dazu, dass die Werkzeuge des Mulchers nicht tiefer als 10 cm schneiden. Dadurch werden auch flugunfähige Bodenlebewesen wie Käfer, Amphibien etc. geschützt. Der Insect-o-Save wird über den Landmaschinen-Fachhandel vertrieben und auf die Arbeitsbreite des vorhandenen Mulchers angepasst.

Rapid bietet für den Einsatz von Mähbalken am Einachs-Geräteträger stählerne Laufsohlen, welche am Messerbalken montiert werden und diesen auf einer einstellbaren Mindesthöhe halten. Die Idee kommt aus der Futterwirtschaft und verhindert einen zu hohen Schnitt (geringerer Ertrag) und einen zu tiefen Schnitt (geringere Futterqualität und gestörter Nachwuchs). Die Laufsohlen sind auf die richtige Höhe einstellbar.

Eine andere Neuentwicklung ist der Trennschuh als Ergänzung zum hauseigenen Messerbalken mit Seitenschneidwerk. Durch den Trennschuh kann der Messerbalken besser der Bodenkontur folgen, ein Einstechen wird vermieden. Ein großer Teil faunaschonender Mäh- und Sammeltechnik ist bereits im Produktsortiment etabliert.

Eine Schlüsselrolle nimmt dabei die oszillierende Mähtechnik ein. Daneben wird mit dem Twister und den Multi-Twister-Modellen das Schnittgut sehr schonend direkt aufgenommen und nicht über den Boden bewegt. Auch dieser Ablauf begünstigt die Fluchtmöglichkeiten von Tieren. Zusätzlich gibt es von Rapid so genannte Eingrasmäher. Das sind handgeführte Balkenmäher, die mithilfe eines Bandeingraser das frische Gras ins Schwad legen. Die Technik kommt aus den Bergregionen.

Vogt schützt Kleinlebewesen bei der Grünpflege mit Insect Protect, einer verstellbaren Aufscheuchvorrichtung. Mit ergonomisch geformten Zinken werden die Insekten wirkungsvoll aufgescheucht. Zur Überwindung von Hindernissen wird der Schutzbügel einfach hochgeklappt. Äußerlich scheint das System von Vogt simpel aufgebaut zu sein, doch erst durch einen genau bemessenen Abstand zum Mähwerk beziehungsweise Schlegelrotor und optimal abgestimmten Arbeitswinkel der Zinken entfaltet der Insektenretter seine volle Wirkung. Die weiche, aber dennoch widerstandsfähige Kunststoffmischung sorgt für einen geringen Verschleiß und eine lange Lebensdauer der Zinken.

Für artengerechtes Mähen hat Vogt zudem angepasste Doppelmesser-Mähwerke zum Anbau an die MDB-Funkraupen entwickelt. Diese Kombination wird auch das Label Insect Protect erhalten. Dank des serienmäßigen Quick-Release-Systems inklusive Faster-Schnellkupplung werden die hydraulisch angetriebenen Mäher im Handumdrehen mit dem MDB-Geräteträger verbunden. Neben der Mulch- und Mähtechnik hat Vogt über 30 Arbeitsgeräte für Forsttechnik, Bodenbearbeitung etc. zum Anbau an die Geräteträger im Programm. Zum Label Insect Protect gehört auch ein neues Doppelmesser-Mähwerk zum Anbau an die MDB-Funkraupen. Gehärtete Carbodux-Messerklingen mit hoher Standzeit sorgen für eine hohe Flächenleistung. Durch Federkraft werden Ober- und Untermesser aufeinander gehalten oder sorgen für einen sauberen Schnitt.

Kritik und alternative Ansätze

Nicht alle Experten im Bereich der Mähtechnik sehen in diesen technischen Entwicklungen einen zielführenden Ansatz für artenschützende Grünflächen-Bewirtschaftung. Und die eingesetzten Methoden werden für unterschiedlich wirksam gehalten.

Kersten Arealmaschinen etwa hält den mechanischen Einrichtungen zum Aufscheuchen von Insekten entgegen, dass die Tierchen schon bei relativ geringem Fahrtempo handgeführter Mähgeräte von vielleicht 3 bis 5 km/h kaum Zeit haben, wegzufliegen. Man sollte nicht glauben, bei dem höheren Fahrtempo von Aufsitzmähern oder Trägerfahrzeugen könne sich eine größere Anzahl von Fluginsekten retten. Ganz abgesehen von den flugunfähigen Insekten, bodenbrütenden Vögeln und anderen Bodenlebewesen, die von diesen mechanischen Einrichtungen überhaupt nicht profitieren.

Bezüglich der Blaseinrichtungen haben Probeeinsätze auf Bundeswehrgelände bei Koblenz ergeben, dass selbst handliche Akkubläser so starke Luftströme entwickeln, dass sie Fluginsekten umbringen oder gegen Hindernisse schleudern. Trotzdem seien Blühwiesen sicher förderlich für Biodiversität. Die Rasenbaumaschinen der Baureihe Seedomat wurden 2020 technisch so modifiziert, dass sie auch mit grob- und gemischtkörnigem Blühwiesen-Saatgut klarkommen und es homogen auf der Saatfläche ausbringen. Hierzu wurden am Aussaatmechanismus der Aufbau und die Rotationsgeschwindigkeit der Mischwalze angepasst.

Ähnlich kritisch äußert man sich bei der Maschinenfabrik Bermatingen mit ihrer Marke humus . Dabei wurde im Unternehmen das Problem des Insektensterbens schon frühzeitig erkannt und bei der Entwicklung des humus Safety-Mulcher mitberücksichtigt. Durch die bewährte Bauart und Anordnung der Messer auf dem Rotor wird nicht nur das Herausschleudern von Steinen und anderen Fremdkörpern nahezu unterbunden, es wird auch eine deutlich geringere Saugkraft erzeugt als bei herkömmlichen Mulchern. Eine großzügige Einstellung der Schnitthöhe steigert zusätzlich die Überlebenschance der Kleintierwelt.

Von einem vorgelagerten Rechen, der die Kleinstlebewesen aufschrecken soll, ist das humus-Team nicht überzeugt. Diese Einstellung begründet der Geschäftsführer Roderich Gotterbarm wie folgt: „Wenn man mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 5 km/h mulcht, müssten es schon sehr schnelle Kleinstlebewesen sein, um dem Mulcher zu entkommen. Viele Insekten vertrauen ihrer Tarnung und bleiben sitzen." Ein vorgebautes Gebläse, das die Insekten wegpusten soll, sieht das humus-Team ebenso fragwürdig.

Ein Alleinstellungsmerkmal nimmt humus mit seinem Kreiselmulchgerät OMB am Markt ein. Es wurde speziell zur Kultivierung von Blühstreifen entwickelt. Mithilfe seines aushebbaren Messerkreisels ermöglicht das humus OMB dem Anwender, einen Blütenstreifen von 40 cm stehen zu lassen. Eine Schröpfung des Blühstreifens (Mulchen der Blütenköpfe) ist ebenso möglich. Vor der Ernte kann der Messerkreisel abgelassen und die Gasse in der kompletten Breite gemulcht werden.

Großes Interesse am Thema

Damit ist die Liste insektenfreundlicher Mähtechnik längst nicht abgeschlossen. Dass sich beispielsweise oszillierende Mähtechnik mit Messerbalken als faunafreundlich erwiesen hat, dürfte sich herumgesprochen haben. Zahlreiche Hersteller bedienen die deutlich reger gewordene Nachfrage. Insektenfreundliche Zusatzausrüstungen wie die Aufscheuchvorrichtung der Grewe-Gruppe oder die Entwicklung von Plank Landtechnik für die Kommune Volkach zeigen, dass allgemein ein hohes Interesse an dem Thema besteht und mit teilweise recht einfacher Technik bedient werden kann.

Mindestens ebenso wichtig wie die Mähtechnik ist aber die Mähmethode. Einige zentrale Stichpunkte nennt Sinja Zieger vom Landschaftspflegeverband Landkreis Göttingen: etwa den richtigen Rhythmus, den richtigen Zeitpunkt, das Schaffen von ein- oder sogar mehrjährig ungemähten Rückzugs- und Nistflächen für Insekten, Bodenbewohner und Vögel, die kleinteilige Bewirtschaftung von Grünflächen und die Vernetzung von Biotopen. Eine wichtige Tatsache: „Artenvielfalt zu fördern, muss nicht unbedingt bedeuten, Mähgut abzuräumen", sagt sie. „Durch das Aushagern wird in erster Linie die Pflanzenvielfalt gefördert. Insekten und Kleintiere werden besser bei möglichst wenigen Überfahrten geschont. Das kann auch bedeuten, einfach nichts zu tun." Die größte Vielfalt erhält man nach ihrer Auffassung durch eine kleinteilige, mosaikartige oder sogar chaotische Bewirtschaftung. Aber solch eine undeutsche Haltung in unserer Gesellschaft einzurichten, dürfte schwierig sein. Mehr Wissen über ökologische Grünlandpflege lässt sich bei sämtlichen Landschaftspflegeverbänden der deutschen Landkreise abrufen (siehe Kasten S. 32).

Mähen mit Methode

Nicht alles auf einmal mähen

Um Tiere beim Mähen zu schützen, ist unter anderem die Mahdrichtung wichtig. Die Experten von AS-Motor empfehlen die Mahd von der Flächenmitte nach außen hin (Grafik 1, unten). Die Tiere werden zum Rand gedrängt und können flüchten. Gleiches gilt für die Mahd in Streifen (Grafik 2). Grundsätzlich sollte eine Schnitthöhe von mindestens 8 cm eingehalten werden. Zudem ist eine großflächige und zeitgleiche Mahd zu vermeiden. Ungemähte Areale sollten als Ausweich- und Fluchtflächen für Tiere erhalten bleiben. Hier können sich zudem Teilpopulationen der Flora ungestört weiterentwickeln und danach die gemähten Flächen wieder besiedeln. Diese sogenannten Altgrasstreifen sollten im Idealfall 10 × 50 m groß sein und erst im Folgejahr gemäht werden. Je nach Möglichkeit und Schutzziel sollten 10 bis 20 % der Fläche ungemäht bleiben. Empfohlen wird bei abschnittsweisem Mähen von Flächen das Prinzip der wandernden und rotierenden Brachstreifen (Grafik 3). Wenn dagegen die gesamte Fläche innerhalb von zwei Wochen gemäht werden soll oder muss, empfiehlt sich die sogenannte Streifen- oder Mosaikmahd (Grafik 4). Ausführliche Informationen von AS-Motor zur ökologischen Grünlandpflege gibt es unter dem Webcode dega5471 oder über den QR-Code.

Tierschonende Mahd durch unterschiedliche Flächenbearbeitung
Landschaftspflegeverbände

Ratschläge pro Insekten

Der 1993 gegründete, gemeinnützige Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) verbindet bundesweit 175 Organisationen für Landschaftspflege. Hier arbeiten Vertreter von Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen gleichberechtigt zusammen. Für sie ist der DVL eine gemeinsame Plattform zum Austausch von Praxiswissen. Auf seiner Webseite finden sich die lesenswerten Publikationen „Insektenreiche Lebensräume im öffentlichen Grün" und „Schutz unserer heimischen Insekten – Leitlinien des DVL". Im Bundesland Bayern arbeitet die Initiative „Natürlich Bayern", die vom DVL koordiniert wird. Auf ihrem Webportal sind unter „Praxisempfehlungen" mehrere informative Zusammenfassungen zur insektenfreundlichen Bewirtschaftung von Flächen aufgelistet (www.dvl.org, www.natuerlichbayern.de).

Bezugsquellen

Agritec | www.agritec.de

AS-Moto r | www.as-motor.de

Berky | www.berky.de

Brielmaier | www.brielmaier.de

Dücker | www.duecker.de

Fiedler | www.fiedler-maschinenbau.de

Fischer | www.fischer-maschinenbau.de

Irus | www.irus.de

humus | www.humus-mulchgeraete.de

Kalinke | www.kalinke.de

Kersten Arealmaschinen www.kersten-maschinen.de

Kersten Maschinenfabrik

www.kersten-maschinen.de

Mulag | www.mulag.de

Müthing | www.muething.com

Plank Landtechnik www.planklandtechnik.com

Rapid | www.rapid.ch

Vogt | www.vogtgmbh.com

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