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Mähraupen

Mähen ohne Mordverdacht

Schwierig zu bearbeitendes Gelände ist bestens geeignet, seltenen Arten einen Lebensraum zu sichern. Aber auch solche Grünflächen müssen gemäht werden. Am Steilhang oder auf wenig belastbarem Boden sind Maschinen auf Raupenlaufwerken die erste Wahl. Auch bei Anbau-geräten kommt die Industrie ökologisch gesinnten Grünflächenpflegern entgegen.

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Fernbediente Mähraupen bringen Dynamik in die Pflege. Kompakte, leichte Maschinen wie die agria 9500 haben Sichelmähwerke.
Fernbediente Mähraupen bringen Dynamik in die Pflege. Kompakte, leichte Maschinen wie die agria 9500 haben Sichelmähwerke.Musche (1), Hersteller
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Artenreiches Grünland bildet das Rückgrat für einen wirksamen Schutz von Insekten und anderen Gliederfüßern wie etwa Spinnen. Diese werden in der Öffentlichkeit zwar weniger beachtet, sind aber für die Ökosysteme ebenso wichtig und genauso bedroht. So stellt es der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL, www.lpv.de) in seinen Leitlinien zum „Schutz unserer heimischen Insekten" fest (siehe Link). Damit Grünland artenreich bleibt, muss es regelmäßig gemäht werden, sonst steht dort irgendwann ein Wald. Viele solche Grünlandflächen jedoch liegen an steilen Hängen oder in buckligem Gelände, auf weichem und gering belastbarem Boden und können mit herkömmlichen Mähgeräten auf Rädern nur schlecht oder überhaupt nicht befahren werden. Dann schlägt häufig die Stunde der ferngesteuerten Mähsysteme auf Raupenlaufwerken.

Bei ferngesteuerten Mähmaschinen denken heute noch viele Anwender an die steile Holzrampe auf der Fachmesse demopark in Eisenach, auf der bereits vor vielen Jahren erstmals ein gelb-schwarzes Mähungeheuer hinauf- und hinunterfuhr, um seine Hangtauglichkeit beim ferngesteuerten Bearbeiten von Steilhangwiesen zu demonstrieren. Der tschechische Spider ist weiterhin ein Hingucker und wird in Deutschland weiterhin von Rumsauer (www.rumsauer.eu) vertrieben. Und diese offenbar gut geschützte Art fährt auf Rädern – vergleichsweise selten in der Welt der ferngesteuerten Mähmaschinen. Und diese ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich artenreicher geworden. Bis auf Brielmaier (www.brielmaier.com) und seine Motormäher mit den riesigen Stachelwalzen (ebenfalls ein beständiger demopark-Hingucker) setzen nahezu alle anderen Hersteller auf Raupenlaufwerke. Diese kommen besser durch schwierigen Boden und dort noch durch, wo Menschen schon nicht mehr gehen können. Aus diesem Grund werden auch Pistenraupen wie von Kässbohrer oder Prinoth in der Grünlandpflege und Reet- oder Futterernte eingesetzt. Aus demselben Grund werden schwere, bullige Forstraupen wie etwa von der Prinoth-Tochter AHWI oder von Prime-Tech zum Roden und Stubbenfräsen gebaut. Die technischen Konzepte unterm jeweiligen Maschinenkleid sind allein schon bei den Mähraupen sehr unterschiedlich – hier eine Bestandsaufnahme.

EINE EINZWECKMASCHINE ODER EIN ALLESKÖNNER

Einfach erklärbar ist die Gruppe der Einzweckmaschinen mit fest verbauten Mähwerken zwischen den Achsen. Sie sind leicht und niedrig gebaut und können, anders als Maschinen mit frontal angebauten Schneidwerkzeugen, in Vorwärts- und Rückwärtsfahrt mulchen. Das spart zeitraubende und den Boden schädigende Wendemanöver, die beim Mähen von Hangflächen auch gefährlich werden können. Guter technischer Standard sind Hybridantriebe aus einer Benzinmotor-Generatoreinheit geworden, die mit einem Akkupaket verbunden ist. Der Fahrantrieb ist üblicherweise elektrisch ausgeführt. So kann der Mäher rein elektrisch ins Arbeitsgebiet fahren und erst dort den Benzinmotor starten. Der Mähantrieb – überwiegend Sichelmähwerke – wird meist mechanisch ausgeführt, etwa über Treibriemen. Vollhybride Maschinen haben auch einen elektrischen Werkzeugantrieb. Die Motor-Generatoreinheit speist beständig den Bordakku und läuft bei konstanter Drehzahl im besten Wirkungsgrad; der Akku versorgt wiederum die Verbraucher nach Bedarf mit Spannung. Diese Einzweckmaschinen sind perfekt verwendbar für Flächen, auf denen gemulcht werden darf. Wo gemäht und abgeräumt werden soll, sind diese Maschinen weniger geeignet.

  • Der Hersteller agria (www.agria.eu) bietet mit dem Modell 9500 einen ferngesteuerten kompakten Hochgras- und Sichtflächenmäher, der in zwei Motorisierungen (9,7 und 11,9 kW) und mit fest verbautem oder wahlweise mit wechselbarem Benzintank erhältlich ist. Das größere, in zwei Motorisierungen und Schnittbreiten erhältliche Modell agria 9600 (12,7/17,9 kW) dient zum Mähen von einjährigem, verholztem Aufwuchs auf schwer zugänglichen Flächen. Er kann zusätzlich zum Hauptmähwerk mit einem Seitenmäher als Anbaugerät ausgerüstet werden, um randnah an Bäumen oder Leitpfosten auszuputzen.
  • AS-Motor (www.as-motor.de) AS-Motor vertrieb bisher die Mähraupe AS 751 RC vom dänischen Hersteller Timan. Aber die aktive Geschäftsbeziehung mit Timan endet in diesem Jahr. Damit wird die Mähraupe AS 751 RC ab sofort aus dem Portfolio genommen. Für die nächsten Jahre sind eine vollständige ET-Versorgung sowie der technische Support der Händler durch AS-Motor gewährleistet. Der Auslauf der AS 751 RC bedeutet aber nicht, dass sich AS-Motor aus dem Segment der ferngesteuerten Geräte zurückzieht – im Gegenteil: AS-Motor arbeitet mit Nachdruck an der Erweiterung seines Geräteangebots in diesem Bereich. Neben dem bekannten RC-MC-Konzept des fernsteuerbaren Allrad-Aufsitzmähers wird es zukünftig auch 100-%-RC-Geräte mit Raupenantrieb „Made by AS-Motor" geben.
  • Herkules Garten (www.herkules-garten.de) bietet seinen Raptor mit zwei wählbaren Motorisierungen (7,6 und 11,9 kW) an. Dank einem Bordakku kann er ohne laufenden Benzinmotor zur Grünfläche fahren.
  • Kersten (www.kersten-maschinen.de) hat seine selbst entwickelte Mähraupe HyCut (17,3 kW) herausgebracht. Sie ist ein Vollhybrid mit Bordakku, Fahr- und Werkzeugantrieb sind also voll elektrisch und werden vom Bordakku gespeist. Die Motor-Generatoreinheit kann daher immer mit dem besten Wirkungsgrad arbeiten. Eine Serie an (ebenfalls elektrischen) Anbaugeräten ist in Planung.
  • KommTek (www.kommtek.de) führt in seiner Mähraupen-Familie unter anderem den Roboflail mini (4 kW), der besonders für die Pflege steiler Gärten konzipiert wurde. Der größere Roboflail One (18,4 kW) ist mit ESM-Vertikal-Schlegelmäher für die Extensivpflege oder mit STM-Exaktschnitt-Mähdecks für repräsentative Flächen zu haben. Eine Variante ist der Roboflail One Diesel (19 kW). Erste Einsätze hat der Roboflail One schon mit GPS-Steuerung absolviert.
  • Zu den leichten, flachen Sichelmähern gehört schließlich auch das kleinste Modell vom dänischen Hersteller Lynex (www.lynex.eu). Das Modell SX1000 (17,9 kW) wiegt gerade einmal 295 kg.
  • Stella (www.stella-engineering.de) schließlich steuert dieser Übersicht den ferngesteuerten Sichelmäher X-Rot (13,2 kW) als Profimaschine für extensiv und intensiv gepflegte Flächen sowie den Schlegelmäher X-Cut (20,6 kW) als Profimaschine für extensiv gepflegte Problemflächen.

Mehrzweckgeräte

Neben diesen Einzweckmaschinen gibt es zahlreiche vielseitig verwendbare Geräteträger auf Raupenlaufwerken. Neben den Mähwerken können andere Anbauwerkzeuge angeschlossen werden, mit denen sämtliche Arbeitsschritte vom Mähen bis zum Abräumen ausgeführt werden können. Eine überschaubare Anzahl an Herstellern fertigt Maschinen, deren Anbauwerkzeuge über Zapfwellen angetrieben werden.

  • Aebi Schmidt (www.aebi-schmidt.com) etwa bietet mit dem Modell EC130 die nach eigenen Angaben einzige vollelektrische Mähraupe. Der Akku soll genug Kapazität für 3,5 h Autonomie haben, aber das wird maßgeblich von der Geländeform, dem Fahrtempo sowie von Art und Einsatz des Arbeitswerkzeugs bestimmt. Immerhin reicht die Spanne möglicher Einsätze von der Landschaftspflege mit Mulcher und Mähbalken sowie mit Laubbläser und Kehrbürste bis zum Winterdienst mit Schneepflug oder Schneefräse. Das Schwestermodell EC170 ist die wohl weltweit einzige elektrische Mähraupe mit Fahrersitz.
  • KommTek (www.kommtek.de) bietet den Roboflail Vario (20,6 kW) und verweist auch auf den Raupen-Geräteträger der Schwesterfirma Niko . Im Frühjahr sollen zwei Maschinen (18,4 und 36,8 kW) mit Zapf-welle und einem teleskopierbaren Laufwerk folgen.
  • Köppl (www.koeppl-motorgeraete.de) bietet den Crawler 23 (16,9 kW), der mit allen gängigen Mäh- und Mulchsystemen in diversen Arbeitsbreiten ausgerüstet werden kann – laut Hersteller auf Wunsch hydraulisch oder mechanisch angetrieben.
  • Lynex (www.lynex.eu) spannt den Fächer seiner vier Zapfwellen-Geräteträger vom Modell TX1100 (22,1 kW) über den TX1200 (33,1 kW) und den TX1500 (73,6 kW) bis zum TX2500 (183,9 kW).

Der überwiegende Anteil der Hersteller verwendet die Hydraulik zum Antrieb der Anbauwerkzeuge, einige unterhalten stattliche Arsenale an Werkzeugen. Mehrere Hersteller stammen aus Italien, es gibt aber auch Hersteller aus Deutschland und anderen benachbarten Ländern.

  • Antolini (www.mezzicingolati.com) stammt aus Italien. Sein kompakter Geräteträger AV-28 (20,8 kW) ordnet sich zusammen mit dem stärkeren Modell AV50 (35,3 kW), das auch mit teleskopierbarem Laufwerk verfügbar ist, im unteren Segment dieser Übersicht ein.
  • Energreen (www.energreengermany.de) hat im Herbst des vergangenen Jahres sein Angebot erweitert: Neben RoboEco (24,3 kW), Robogreen Evo (27,5 kW, über 20 Anbaugeräte) und dem Spitzenmodell Robo Max (55,2 kW) wurde der kompakte Robo Mini Energreen (16,9 kW) vorgestellt. Der Hersteller unterhält ein vollständiges Anbaugeräte-Sortiment für sämtliche Arbeiten in der Grünlandpflege.
  • Ferri (www.ferrisrl.it/deu) hat mit dem iCUT 3 (29 kW) sowie dem iCUT 4 (35,9 kW) zwei Geräteträger, die standardmäßig Schlegelmähkopfe sowie breitenverstellbare Raupenlaufwerke haben.
  • Hymach (www.menke-umwelttechnologie.com) bietet ein breites Programm an verschieden großen Mehrzweckmaschinen vom kleinsten Herbhy QB23 (16,9 kW) über die Zwischenmodelle 40C, 40, Z40 und 50 bis hin zum leistungsfähigsten Modell G70 (50,0 kW). Das Modell Z40 (33,0 kW) kann mit seinem Stelzenlaufwerk an besonders steilen Hängen seine Vorteile ausspielen. Die Anbaugeräte in diversen Arbeitsbreiten dienen jeweils zur Grünland-, Forst- und Wegepflege.
  • Irus beschäftigt sich schon lange mit ferngesteuerter Mähtechnik und neben dem Quatrak (22,4 kW) mit seinem Stachelwalzen-Fahrwerk vier raupengetriebene Modelle, nämlich den Deltrak 2.5 (27,5 kW) für Landschaftspfleger und Dienstleister, den nochmals leichteren und wendigeren Evotrak (22,1 kW) sowie den kräftigen Twin (43,0 kW) bis zum extrem niedrig bauenden Evotrak Solar (22,4 kW). Die Liste der Anbaugeräte und Arbeitsbreiten ist lang.
  • McConnel (Vertrieb: Dabekausen, www.dabekausen.com) hat als Ablösung für seine Serie Robocut Classic die neue Baureihe Robocut Gen 2 eingeführt. Davon wurde die kompakte, leichte RC28 (20,6 kW) für Einsätze auf Rasen konzipiert; die Modelle RC56 (41,2 kW) und RC75 (55,2 kW) bieten eine hohe Leistung, erweiterte Funktionen und mit einer GPS-basierten Autosteer-Funktion mehr Kapazität, Sicherheit und Kontrolle. Es gibt ein vollständiges Anbauprogramm für Grünland- und Forstpflege sowie für den Winterdienst.
  • MDB und seine deutschen Vertriebs- und Servicepartner (Menke, Vogt) bieten sieben Modelle vom F 300 (16,8 kW) für die Grünflächenpflege an extremen Steilhängen bis zum F 800 Pro (50,0 kW) mit maximaler Power für anspruchsvolle Forstarbeiten. Daneben gibt es jetzt ganz neu die leichten, radgetriebenen Hangmäher HR 200 (Benzinhybrid, 16,9 kW) und ER 200 (vollelektrisch) mit bis auf 140 cm Arbeitsbreite ausfahrbaren Sichelmähwerken. Der Vertriebspartner Vogt hat speziell angepasste Doppelmesser-Mähwerke zum Anbau an die Funkraupen von MDB entwickelt. Dank dem serienmäßigen Quick-Release-System inklusive einer Faster-Schnellkupplung werden die hydraulisch angetriebenen Mäher im Handumdrehen mit dem MDB Geräteträger verbunden.
  • Menke (www.menke-umwelttechnologie.com) bietet neben den Herbhy-Modellen von Hymach auch die gemeinsam mit Bergmann entwickelte Mähraupe MR400 (30,0 kW) sowie das stärker motorisierte Hauptmodell MR600 (42,0 kW). Die verstellbare Spurweite sorgt für Sicherheit am Hang. Eine Vielzahl von Anbaugeräten steht zur Verfügung.
  • Timan (www.timan.dk) schließlich hat seinen RC751 (10,3 kW) mit einem schlichten Keilriemen-Werkzeugantrieb ausgerüstet. Dieses Modell hat einen fest verbauten Schlegelmulcher, während der größere RC1000 (16,9 kW) einen hydraulischen Werkzeugantrieb hat, der acht verschiedene Anbaugeräte antreiben kann.
  • Wilmers (www.willmers-kommunaltechnik.de) führt den wuchtigen E-Trail von Berti (29,4 kW) und zum Anbauen verschiedene Mulcher vom selben Hersteller. Genauso können etwa Stubbenfräsen und Seitenmulcher verwendet werden.

SCHWINGEN ODER DREHEN

Insgesamt betrachtet fokussieren die Hersteller der Mähraupen beim Thema Schneidwerkzeug auf die rotierende Schneidtechnik, also sich drehende Sichelmesser oder insbesondere Schlegelrotoren. Sie zerkleinern den Aufwuchs und legen ihn breitflächig auf der Grünfläche ab, wo der Grünschnitt sich vergleichsweise schnell zersetzen kann. Ökologisch betrachtet ist das auch auf vielen Flächen sinnvoll. Die Sache hat nur einen Haken. Insekten und Spinnen, aber auch am Boden oder in Bodennähe lebende Wirbeltiere werden bei dieser Methode leider gleich mitgehäckselt.

Ökoprofis wie der promovierte Agraringenieur Thomas Trabold vom Planungsbüro Bresch Henne Mühlinghaus (BHM) aus dem badischen Bruchsal schwenken daher den Blick auf die oszillierende Schneidmethode des klassischen Balkenmähwerks (siehe Beitrag „Der grüne Schnitt" aus DEGA 3/2019): Auf einem festen Untermesser gleiten bewegliche Messer seitlich hin und her und schneiden den Bewuchs in der gewünschten Schnitthöhe durch. Das ist mit einem erheblich geringeren Energieaufwand als bei den rotierenden Schneidmethoden verbunden, weswegen man das Trägergerät einige Nummern kleiner und leichter wählen kann.

Zudem kommt die oszillierende Methode einer üblichen Arbeitsabfolge in der ökologischen Grünlandpflege entgegen: Mähen – Schwaden – Abräumen. Hinter dem üblichen Doppelmesser-Mähbalken fallen die Grashalme oder anderer Bewuchs am Stück zu Boden und können beim Schwaden zielsicher erfasst werden. Auch der DVL sieht in der Mahd mit Messerbalken eine maximale Tierschonung. Wo trotzdem gemulcht werden muss, sollte eine Mindesthöhe von 10 cm eingehalten und das Material nicht abgesaugt werden; beim Wenden und Schwaden sollte langsam vorgegangen werden.

Übrigens arbeiten Mulcher nicht nur mörderisch, sondern auch heilsam. Ökokenner haben nämlich nicht nur den Schutz von Insekten und Kleinstlebewesen im Auge, sondern wissen auch einer Pflege des Bodens und seiner Bewohner eine angemessene Bedeutung zu schenken. Und beim Mulchen verbleibt bekanntlich die Biomasse auf der Fläche und wirkt sich dort humusfördernd und durch die ganzheitliche Bedeckung der Bodenoberfläche erosionsmindernd aus. Ein weiterer positiver Aspekt der Bodenbedeckung durch Biomasse ist die feuchtigkeitserhaltende Wirkung und Verdunstungshemmung, was das Bodenleben erhält und fördert. Gleichzeitig wird eine gepflegte Fläche erzeugt bei hohem Erhalt der lokalen Gesamtökologie. Netterweise haben einige Hersteller inzwischen den Ruf nach insektenschonender Mähtechnologie vernommen und auf der Agritechnica 2019 in Hannover kleintierfreundliche Grünflächenmulcher vorgestellt (siehe Kasten).

STREIFENWEISE SCHNEIDEN ODER INSELN STEHEN LASSEN

Pflegeprofis aus Industrie und Dienstleistung lenken den Blick von Anwendern nicht nur auf die richtige Pflegetechnik, sondern auch auf die richtigen Pflegeverfahren. Zum Beispiel Frank Hemmerich vom Hersteller KommTek, der inzwischen im Verbund mit der neuen Schwesterfirma Niko und der neuen Mutterfirma Rapid zu einem umfassenden Systemausrüster für die professionelle Grünpflege geworden ist. Hemmerich, der auch als Gastdozent an der Uni Hohenheim lehrt und Vorlesungen über Grünpflegetechnik hält, regt beispielsweise an, Grünflächen in Streifen abzumähen und immer einen Streifen stehenzulassen, in den sich Kleinlebewesen flüchten können. Bei der nächsten Mahd verfährt man dann umgekehrt. Diese Methode kann beispielsweise für die Deichpflege nützlich sein. Auch in der ökologischen Grünlandpflege kann es laut den VDL-Leitlinien zum Insektenschutz sinnvoll sein, auf jeder abzumähenden Grünfläche eine gewisse, nicht abzumähende Fläche als Rückzugsgebiet stehenzulassen.

Mähtechnik
extra

Schneidtechnik rettet Insektenleben

Schlegelmäher – Sichelmäher – Balkenmäher: Von ganz brachial bis supersanft reicht die Spanne der Schneidtechnologien für Wiesen, auf denen die Pflanzen länger stehen und Insekten oder anderen Kleinlebewesen einen attraktiven Lebensraum bieten sollen. Am sanftesten gehen dabei die Doppelmesser-Mähbalken vor, nur leider können sie nicht überall in der ökologischen Landschaftspflege verwendet werden. Zum Glück sind einige Hersteller erfinderisch geworden und bieten jetzt – sozusagen – insektenfreundliche Anbaugeräte.

  • Fischer (www.fischer-maschinenbau.de) etwa hat in seinem neuartigen EcoCut einen Schlegelmulcher mit einem Laubblasgerät kombiniert. Es ist in Fahrtrichtung links am Anbaugerät angebracht und bläst Insekten und andere Kleintiere nach rechts fort, bevor sie vom Mulcher erfasst und mitgemulcht werden. Der Hersteller verspricht eine Insektenschutzrate von über 90 %. Noch rechtzeitig zur Mähsaison könnte der Ecocut, den man an beliebigen Trägerfahrzeugen (auch Raupen-Geräteträger) betreiben kann, am Markt verfügbar sein.
  • Einen anderen Ansatz hat Müthing  (www.muething.com) gefunden: Für seine Mulchgeräte der Baureihe MU-H Vario und MU-H Hydro Vario (Arbeitsbreiten von 200 bis 220 cm) gibt es jetzt den auch nachrüstbaren Insektenretter „Beehappy". Er besteht aus einem hydraulisch klappbaren Bügel mit abgewinkelten Zinken, von denen Kleinlebewesen vor dem Mulchgerät aufgescheucht und vertrieben werden. Einen Schritt weiter geht Müthing mit dem Landschaftspflegemulcher MU-Ökotop. Die am Rotor angebrachten Y-Messer und die bis 110 mm verstellbare Arbeitshöhe erzeugen eine geringe Sogwirkung, wodurch Bodenlebewesen am Boden verbleiben. Statt einer Stützwalze wurden Front- und Heckstützräder verwendet, die keinen flächigen Bodendruck erzeugen.
    Der EcoCut von Fischer ist ein insektenschonender Schlegelmulcher. Ein vor dem Mulchkopf angebautes Gebläse pustet die Kleintiere beiseite.Das Landschaftspflege-Gerät Müthing MU-Ökotop kombiniert professionelle Pflegetechnik mit dem Schutz von Insekten und anderen Kleinstlebewesen.
Online-Inhalte

www.dega-galabau.de | Die Leitlinien zum Insektenschutz des Deutschen Verbands für Landschaftspflege sowie einen früheren Beitrag zum Thema finden Sie hier.

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