Aus der Stadt – in der Stadt
Der Schweizer Obergärtner und Pflanzplaner Steven Eitner entwickelte für seinen Betrieb AvantGarten eine eigene Strategie, um sich im Raum Basel zu behaupten. „Aus der Stadt – in der Stadt" – dieses Konzept trifft den Nerv der Zeit. Hinterhof-, Terrassen- und Dachgärten sind die Spezialitäten, das Gestalten mit Pflanzen die Stärke des Betriebs.
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Steven Eitner ist privat und geschäftlich meist mit dem Fahrrad unterwegs. Bis nach Indien radelte er einst in einem Jahr von Basel aus auf einer seiner größeren Reisen. Jetzt ist er Inhaber einer GaLaBau-Firma und sitzt auf seinem Bike, um Kunden in der Rheinmetropole zu besuchen. Täglich im Einsatz ist das Cargo-Bike, das im verkehrstechnisch überlasteten Stadtgebiet auf schnellstem Weg zum Kundengarten führt. Ein paar Tausend Kilometer jährlich werden mit diesem Lastenrad von AvantGarten zurückgelegt, mit dem Mitarbeitende im Sommer auch mit angehängtem Gießwagen auf Tour gehen.
„Die Aufmerksamkeit und das positive Image durch das Betriebsfahrrad sind ein schöner Nebeneffekt, aber nicht das einzige Ziel", sagt Eitner, der viele Rückmeldungen erhält und auch schon auf dem Radweg von einer zukünftigen Kundin angesprochen wurde. Vielmehr geht es beim Einsatz des Lastrades um die effiziente Fortbewegung in der Stadt – für den motorisierten Verkehr gesperrte Straßen sind damit befahrbar, die zeitraubende Suche nach einem Parkplatz erübrigt sich.
„Es gibt in Basel wenige Gärtner, die in der Stadt positioniert sind, die meisten haben ihren Sitz außen herum", beschreibt Eitner seine Grundüberlegung, die zum Geschäftsmodell der Konzentration auf das Stadtgebiet und der kurzen Wege führte. „Wir sind in 15 bis 30 Minuten beim Kunden." Die zentrale Lage des Werkhofs erfordert jedoch durch die geringe Größe der Fläche organisatorisches Geschick. Lagerflächen für Material sind kaum vorhanden, deshalb wird standardmäßig direkt auf die Baustelle geliefert. Platz für große Maschinen und Geräte ist ohnehin nicht erforderlich, denn in den Hinterhofgärten, auf den Terrassen- und Dachgärten sind zumeist kleine Gerätschaften im Einsatz. Oft ist auch Handarbeit gefragt. Im Bedarfsfall werden größere Baumaschinen gemietet.
Gutes Pflaster für Innovation
Urbane Gärten haben viele Vorzüge, wie Eitner erklärt. „Für die kleinen Flächen besteht meist ein gut bemessenes Budget. Wir können tolle Projekte auf kleinem Raum realisieren." Innovative gestalterische Lösungen sind bei seiner Kundschaft gefragt. „Basel ist Werkplatz vieler Architektinnen und Architekten – eine kreative und offene Stadt", stellt er fest. Es reizt ihn, Neues auszuprobieren. Als Beispiel nennt er das in Zusammenarbeit mit dem Architekten Sven Flanderka realisierte Projekt „Hokuspokus". Umgedrehte Eternittische mit darin versehenen Löchern für den Wasserabzug dienen als Pflanzgefäße, die an Stahlseilen im Raum aufgehängt wurden.
Die Gefäßbepflanzung mit Stauden und Gräsern in austarierter Blütenabfolge und ebenso für Schattenlagen geeigneter Zusammensetzung ist eines seiner Spezialgebiete. Dies war auch das Thema seiner Diplomarbeit bei der vierjährigen berufsbegleitenden Weiterbildung zum diplomierten Pflanzplaner an der Gartenbauschule Oeschberg, die er 2017 abschloss. Die Weiterbildung öffnete Eitner, insbesondere durch die im In- und Ausland unternommenen Studienreisen, neue Perspektiven für die Gestaltung mit Pflanzen. Seine naturalistisch geprägten, vom Stil des Niederländers Piet Oudolf inspirierten Bepflanzungen kommen bei den Baselern gut an und locken viele innerstädtische Neukunden.
Deshalb hat sich Eitner gerade Verstärkung durch eine neue Mitarbeiterin geholt, die in der Pflanzplanung und im Gartenunterhalt tätig sein wird. Sie plant ebenfalls, die mittlerweile auf zweieinhalb Jahre komprimierte Weiterbildung zur Pflanzplanerin zu absolvieren. Neu begonnen hat zudem ein Vorarbeiter, der Zeichenkurse für Gartengestaltung bei Daniel Nies besuchte und nun nebst der Arbeit auf der Baustelle die Perspektiv- und Planzeichnungen für die Kundschaft erstellt. Dieser Neuzugang ist nicht der einzige Glücksfall, den der Inhaber von AvantGarten verbuchen kann. Für die derzeit so gefragten Bewässerungsanlagen und auch für den Holzbau bringen Mitarbeitende ihr Spezialwissen ein.
Beiträge zu Betriebsklima und -kultur
Auf die Frage, wie er in diesen Zeiten, wo Fachkräfte sehr gesucht sind, seine Mitarbeitenden rekrutiert, sagt Eitner: „Oft melden sich potenzielle Mitarbeitende über Blindbewerbungen bei mir. Man zieht bestimmte Leute an, die zum Betrieb passen." Diesen führt er mit flacher Hierarchie. Jeder soll sein Potenzial in die Firma einbringen können. Dafür schafft der Jungunternehmer den nötigen Freiraum, animiert zum Mitdenken und zu selbstständigem Arbeiten. „Die Mitarbeitenden arbeiten in hoher Eigenverantwortung. Vertrauen ist das Allerwichtigste. Jeder gestaltet sich den Arbeitstag im Rahmen der Möglichkeiten selbst", so Eitner. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen als Landschaftsgärtner in verschiedenen Betrieben stellt er die Wertschätzung der Leistung jedes Einzelnen in den Vordergrund. Die durchmischte Altersstruktur bringt Dynamik in den Betrieb. „Die Erfahrung der älteren Mitarbeitenden hat mich über die Jahre sehr unterstützt und sorgt für Beständigkeit und Qualität", ist sich Eitner bewusst. Weil er die Regeneration bei den körperlich anstrengenden Tätigkeiten für wichtig hält, gibt es fünf Wochen Ferien. Die Arbeitskleidung wird komplett vom Betrieb gestellt. „All das kostet etwas. Diese Investitionen fließen aber zurück. Wir haben wenig Krankheitstage. Das Betriebsklima ist sehr wichtig und strahlt zu den Kunden aus", hat der Unternehmer festgestellt. Er weiß den guten Kundenkontakt, den seine Mitarbeitenden pflegen, sehr zu schätzen. Bedingt durch die in Basel typische Blockrandbebauung gelangt man durch die Häuser in den Garten. Schlüsselloch-Baustellen", nennt Eitner diese Gartensituationen, wo man mit Maschinen nicht hinkommt, viel Handarbeit erforderlich ist und es auf tadellosen Umgang mit der Kundschaft ankommt.
Die Offenheit für unkonventionelle Lösungen ist auch in anderen Bereichen als der Gestaltung erkennbar. Bei der Stellenbesetzung für die Administration gab das gestalterische Flair der Mitarbeiterin den Ausschlag. Dank ihrem Know-how hat der Betrieb eine professionell bebilderte Website, worüber Neukunden gewonnen werden. Mit dem zweiten Mann im Büro, der für Logistik, Organisation und Bauführung zuständig ist, sind elf Mitarbeitende bei AvantGarten tätig. Zwei junge Menschen absolvieren derzeit ihre Landschaftsgärtnerausbildung im Betrieb. Diese Betriebsgröße passt zum Betriebsprofil und soll beibehalten werden. „Wir wollen lediglich ein bisschen wachsen, damit sich der zweite Mann im Büro rechnet", sagt Eitner über die Zukunftspläne. Wichtig für die Auslastung des Betriebs ist der Gartenunterhalt bei Liegenschaften von Genossenschaften.
Der Betrieb setzt auf naturnahen Unterhalt. Verwendet werden torffreie Substrate und Bio-Dünger nach FiBL-Liste. Auf synthetische Pflanzenschutzmittel wird weitgehend verzichtet. Wenn etwas eingeht, wird Ersatz beschafft. „Wir müssen etwas tun für die Biodiversität, Nahrungspflanzen für Insekten und Nistplätze für Tiere integrieren", sagt Eitner, der auf große Akzeptanz bei der für diese Themen sensibilisierten urbanen Kundschaft stößt. „Wir haben keine Schwierigkeiten, das durchzusetzen. Allerdings braucht es nach wie vor Aufklärungsarbeit in diesem Bereich", stellt er fest.
Arbeitsplanung mit der App „Schichten"
Seit letztem Jahr wird die Administration digital abgewickelt. Die Wahl fiel auf die schweizerische Softwarelösung Sorba. Alle Mitarbeitenden rapportieren mit Tablets. Bei der Arbeitsplanung setzt Eitner auf die von Microsoft Teams entwickelte App „Schichten". Auf diese Lösung ist er im interdisziplinär zusammengesetzten Unternehmernetzwerk gestoßen, bei dem er Mitglied ist. Jeder Mitarbeitende hat die App auf seinem Handy installiert. In der Cloud gespeichert, gelangen alle Informationen in Echtzeit zu jedem Einzelnen. Eitner nennt eine Reihe von Vorteilen. Die Arbeitsplanung ist zwei Wochen im Voraus auf dem Handy ersichtlich. Jeder im Betrieb weiß, wo der andere gerade ist. Anträge für Ferien, Freitage oder Absenzenmeldungen werden ebenfalls über „Schichten" abgewickelt. Offerten und Zusatzinformationen für die Arbeitsanweisung können auf das Smartphone gesendet werden.
Der Name AvantGarten soll Menschen ansprechen, die einen Sinn für Gestaltung haben. Das scheint zu funktionieren. So wie AvantGarten bestimmte Menschen anzieht, gelangt Eitner auch an spannende Projekte. Auch für die Mitarbeitenden bedeutet das viel Abwechslung.
AvantGarten GmbH
Jacob Burckhardt-Strasse 12
CH-4052 Basel
Tel. +41 61/554 23 33
mail@avantgarten.ch, www.avantgarten.ch
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