Immer auf Augenhöhe
Eine familiäre Unternehmensführung, ein breites Leistungsspektrum und ein großes Einzugsgebiet sind gute Voraussetzungen für einen größeren GaLaBau-Betrieb im ländlichen Raum. Die Firma Hoppe im östlichen Niedersachsen macht in dritter Generation vor, wie man damit erfolgreich ist.
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Wer im Dreieck zwischen Hamburg, Hannover und Wolfsburg auf eine GaLa-Baustelle mit orangen Fahrzeugen und Maschinen stößt, ist mit ziemlicher Sicherheit bei Hoppe gelandet. Orange ist Hoppe. Nicht irgendein Orange, sondern RAL 2004 „Reinorange". Darauf legt Nadine Hoppe, die in dem ostniedersächsischen Unternehmen für Marketing verantwortlich ist, großen Wert. Denn die Farbe, die eigentlich so gar nicht GaLaBau ist, gehört zum Prinzip des Auffallens. Dabei ist Marketing sonst nicht das wichtigste Unterscheidungsmerkmal des Unternehmens aus der Hansestadt Uelzen. Vielmehr sind die Norddeutschen mit ganz anderen Tugenden zu einem der 25 größten Arbeitgeber in ihrem Landkreis geworden. Hoppe steht für Verlässlichkeit; für familiäre Unternehmensführung und für Beziehungen auf Augenhöhe. Mit Jürgen Hoppe oder seinem Sohn Nicholas kann man noch Verträge per Handschlag machen.
Mit ruhiger Hand zu beachtlicher Größe
Jürgen Hoppe hat praktisch alle Phasen seines Unternehmens erlebt. Nur ein halbes Jahr, nachdem sein Vater Hans-Walter 1954 die Firma gegründet hatte, ist er auf die Welt gekommen. Er ist mit der Firma aufgewachsen, hat dort seine Ausbildung gemacht und ist nach dem Studium und Bauleitertätigkeiten in Hamburg 1983 auch dort wieder eingestiegen. Sieben Mitarbeiter waren da im Unternehmen angestellt, davon drei Auszubildende. Als der Vater 1993 starb, waren es 30. Heute, wo er selbst der „Senior" ist und ans Aufhören denken darf, hat das Unternehmen rund 150 Mitarbeiter. Er muss also vieles richtig gemacht haben.
Hoppe hat zehn Jahre mit seinem Vater zusammengearbeitet. Er leitet jetzt die Firma mit seinem Sohn und dem Prokuristen Christoph Hinrichs. Er war 25 Jahre ehrenamtlich für die Branche tätig und hat dafür rechtzeitig Verantwortung auf andere übertragen. „Das war ein Riesen-Vorteil: Ich war gezwungen, die Firma so zu organisieren, dass sie auch ohne mich läuft", sagt der Unternehmer heute rückblickend und verrät damit auch schon ein bisschen, weshalb das alles so gut funktioniert hat: Hoppe hat viele mitgenommen und ist mit vielen ausgekommen. Das gute Team, das Vater und Sohn versichern, heute im Rücken zu haben, ist auch das Ergebnis einer alten Weisheit: „Jeder bekommt die Mitarbeiter, die er verdient." Die flache Hierarchie, die Möglichkeit sich einzubringen, der Austausch auf Augenhöhe – alles das hat dazu geführt.
„Wenn wir in den Mitarbeitergesprächen fragen ‚was gefällt dir bei uns gut?‘, dann kommt bei 90 % in der Antwort das familiäre Betriebsklima vor", sagt Nicholas Hoppe. „Wir sind hier auf dem Bau, hier wird sich geduzt", fährt der Nachfolger fort und verrät, dass die Kommunikation auf Augenhöhe durchaus auch Kritik beinhalten kann. „Es ist unsere Philosophie, dass alle eingeladen sind, mitzudenken und ihre Ideen auch zu äußern", ergänzt der Senior.
Die Familie als Anker
Dabei würde man auch schon mal angeschnauzt, konkretisiert der Junior grinsend. Wie das eben in einer Familie so ist und wie es die Augenhöhe mit sich bringt. Grundsätzlich sei aber viel Respekt und Zusammenhalt da. „Jeder kann zu uns kommen, wenn irgendetwas ist. Wir wissen bei nahezu jedem, wo der Schuh drückt", ist Jürgen Hoppe überzeugt. Schließlich führen Vater und Sohn und Christoph Hinrichs auch die Mitarbeitergespräche, die sich schon mal über zwei, drei Stunden erstrecken können.
Mit Marion und Nadine Hoppe arbeiten beide Ehefrauen mit im Unternehmen. Das unterstreicht die familiäre Atmosphäre und führt dazu, dass noch mehr Dinge bis in die Unternehmensführung vordringen. Für Sorgen und Probleme gibt es mindestens ein offenes Ohr und meistens auch eine Lösung. Familienanschluss, Firmenautos zur privaten freien Verfügung, freie Nachmittage und Elternzeit für Bauleiter mit Kleinkindern – diese Vorteile sind in einem enger werdenden Arbeitsmarkt wichtiger denn je. Früher hatten die meisten Bewerber noch einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Doch durch den Strukturwandel hat sich das verändert. Viele fahren heute zum Arbeiten Richtung Lüneburg, bis wohin sich der Hamburger Speckgürtel schon ausgedehnt hat. Richtung Wolfsburg ist VW ein übermächtiger Konkurrent am Arbeitsmarkt. Und selbst in Uelzen tritt die Industrie als Mitbewerber auf. „Wir haben Nordzucker und Uelzena. Wenn man sieht, was ein Lagerist da verdient – da können wir nicht mithalten", beschreibt Nicholas Hoppe das Problem. Dazu kommt die Bevölkerungsentwicklung: „Es ist immer noch so, dass die Leute sagen: ‚Ich will bei Hoppe arbeiten‘. Aber wir haben auch schon viele. Und es gibt hier nicht mehr so viele, die infrage kommen", meint der Junior.
Die Bindungskräfte und die Motivation sind deshalb wichtig – auch für den Erfolg. „Wenn die Leute Spaß bei der Arbeit haben, kommt der Erfolg von alleine. Wir wollen die Leute, die mit Spaß arbeiten", ergänzt sein Vater.
Insgesamt gebe es zum Glück aber wenig Fluktuation. „Wir haben auf dem Land noch eine andere Mentalität – die Leute sind treuer", findet Nicholas Hoppe. Unternehmer, die ihre Mitarbeiter gut behandelten, hätten weniger Probleme mit Personalschwund.
Renaissance der Privatgartenabteilung
Wer die Hoppe-Website aufruft, wird von einer klaren Zielgruppenansprache an die wichtigsten beiden Auftraggebergruppen begrüßt – Privatkunden und gewerbliche Kunden. Das ist bereits in der Firmen-DNS angelegt. Als das Unternehmen gegründet wurde, stand Hoppe zu 70 % für Privatgarten und rund 30 % für gewerbliche Aufträge. Mit dem Wachstum der Firma verschoben sich die Schwerpunkte. Seine Hamburger Zeit bei Osbahrs und bei Buck habe ihn da stark geprägt, gibt der Senior zu und eine Zeit lang habe man im Privatgartenbereich auch nicht so gut gewirtschaftet. „Früher war immer der Gedanke, Hoppe macht nur Tiefbau und Großprojekte, da ruft man für privat besser nicht an", meint der Junior. Das habe sich sehr gewandelt. Dabei hat die Firma das Geschäftsfeld immer am Laufen gehalten. Sie war Mitglied im „GaLaBau-Partner-Club", der später über die „Lust auf Garten-Gesellschaft (LaG)" im Verbund „GALANET" aufging. Auch die Partnerschaft mit Biotop war auf Private ausgerichtet. Doch seit einigen Jahren hat dieser Bereich wieder einen neuen Stellenwert. Auf der einen Seite forciert der Junior, der seine Ausbildung in einem auf Privatkunden ausgerichteten Betrieb gemacht hat, den Ausbau des Bereichs, auf der anderen Seite gibt es mit Benjamin Kohls einen Abteilungsleiter, der für den Privatgarten brennt. Und am Ende entscheiden ja immer Menschen darüber, ob etwas funktioniert oder nicht. „Heute kommt man schlecht an uns vorbei", meint der Junior selbstbewusst in Bezug auf den Privatkunden.
Unterschiedliche Felder, unterschiedliche Typen
Doch natürlich lässt sich ein Unternehmen dieser Größe nicht alleine über Privatgärten am Leben halten. Die Bedeutung der gewerblichen und öffentlichen Kunden hat mit dem Wachstum deutlich zugenommen. 2003 hat Hoppe eine Straßenbaufirma in Lüneburg übernommen und sich nach Güteschutz Kanalbau zertifizieren lassen. Damit hat die Firma ihre Flexibilität erhöht. Denn im gewerblichen und öffentlichen Bereich gab es immer schon Baustellen, die in ihrer Gewerkezuordnung grenzwertig waren, sagt Jürgen Hoppe und erzählt mit einigem Stolz, dass er eine Auseinandersetzung über Gewerkeabgrenzung einmal erfolgreich vor dem Bundesverwaltungsgericht ausgefochten hat.
Vor 10 Jahren wurde aus dem zugewonnenen Unternehmen die Hoppe Straßen- und Tiefbau. Zusammen mit dem Landschaftsbau können die Norddeutschen jetzt als Arge auch Erschließungsaufträge, Pflaster- und Straßenbaustellenstellen abwickeln.
Nicholas Hoppe nennt das ein „Rundherum-Sorglospaket", was man auch großen Kunden bieten könne. „Das haben wir aus dem Hausgartenbereich übertragen." Die Größe sei natürlich auch hilfreich, weil man Sachen möglich machen könne, die eigentlich nicht möglich sind.
„In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Ich bin groß geworden im gewerblichen und öffentlichen Bereich und habe dann in der Ausbildung einen Exkurs in die Hausgärten gemacht", erklärt Nicholas Hoppe. Manchmal mache es Spaß, Zähne zu zeigen, manchmal zu streicheln, mal im Detail zu arbeiten und anderntags mit richtig großen Massen zu arbeiten. Als Chef ist er quasi gezwungen, sich in beide Seiten hineinzuversetzen. Die Mitarbeiter orientieren sich eher nach den Kunden und Auftragsfeldern. „Jeder wird nach seinen Stärken eingesetzt", versichert der Junior. Es gebe Bauleiter, die gerne mit GUs arbeiten und solche, die lieber für Kommunen tätig sind. „Der eine hat gerne mal das Messer zwischen den Zähnen, der andere möchte gar kein Messer haben", pointiert er. „So versuchen wir jeden zu bedienen und jedem die Freiheit zu lassen, so sein zu können, wie er ist." Das sei spannend und würde Spaß machen, mit den unterschiedlichen Menschentypen innerhalb der Belegschaft umzugehen, findet der Senior. Am Ende seien alle ein Team. Leistungswille und Leistungsbereitschaft seien durch die Bank groß.
Ausbildung als Zukunftsaufgabe
Frischen Wind hat der Junior auch in Sachen Ausbildung hineingebracht, in dem er als Ausbildungsleiter die Verantwortung für den Bereich übernommen hat. Der Stellenwert nach innen und außen sei gestiegen, ist Nicholas Hoppe überzeugt. Das Unternehmen ist Mitglied der Initiative für Ausbildung und sieht die Aufgabe sowohl als soziale Verantwortung, wie auch als essenziell für die eigene Zukunftsfähigkeit. „Bei einer 150-Mann-Firma kannst du ohne Ausbildung nicht standhaft bleiben", meint er und verweist auf die vielen Poliere, die der Vater „Eigengewächse" nennt, weil sie eine Hoppe-Ausbildung genossen haben; teilweise schon unter der Regie des Firmengründers.
Natürlich lasse Qualität und Menge der Bewerbungen nach. „Aber wenn wir so weitermachen, wird der Strom nicht ganz versiegen", hofft der Junior. Belege sieht er dafür unter anderem in der Begeisterung, mit der die Azubis in der Berufsschule ihre Firma anpreisen und als beste Botschafter des Unternehmens andere dazu motivieren, sich zu bewerben. Wer zum Probearbeiten antritt, muss auch gleich Berichte schreiben, um seine Motivation zu beweisen. „Die, die wir wollen, bekommen wir auch meist", sagt der 27-Jährige selbstbewusst. Wer dann anfängt, bekommt die 80-seitige Ausbildungsmappe in die Hand gedrückt, die sich Ausbilder Björn Graßl ausgedacht hat. Die komme bei den jungen Leuten richtig gut an, hat er beobachtet. „Wir säen im Moment und fangen langsam an zu ernten."
In Sachen Technik gerne vorn dabei
Was für viele junge Leute auf jeden Fall auch anziehend sein dürfte, ist die technische Ausstattung der Baustelle. Vakuumgeräte, die helfen, selbst schwere Bordsteine zu versetzen oder modernste Abziehtechnik machen das Arbeiten leichter und schonen die Gesundheit. „Wir versuchen viele neue Maschinen einzusetzen, wenn sie auf den Markt kommen", erklärt Nicholas Hoppe. Schließlich könne man bei der Größe auch mal Dinge ausprobieren, ohne dass es einem gleich das Genick bricht, wenn es nicht funktioniert. Vieles laufe mittlerweile über Datenträger. Hoppe-Vorarbeiter nehmen die Daten per USB-Stick auf die Baustelle mit und messen sich die Punkte mit dem Tachymeter selber ein. Als wir das Unternehmen besuchen, baut die Firma gerade für die Sparkasse Uelzen einen Parkplatz. Radlader mit lasergesteuerten Abziehbohlen bereiten das Planum vor, bevor die Pflasterverlegemaschinen ihren Job beginnen. Gleich vier dieser Abziehbohlen in unterschiedlichen Breiten (180 und 265 cm) hat Hoppe im Einsatz (siehe dazu auch dega5251 ). Eine davon kann sowohl mit 2D- und 3D-Steuerung gefahren werden. Die technische Ausstattung sei übrigens nicht nur für Auszubildende attraktiv: „Wir bekommen mit den Bewerbungen auch solche Aussagen wie: ‚Bei der Firma, wo ich jetzt bin, muss ich die Kantensteine alle von Hand tragen – und ihr habt ein Vakuumgerät", verrät der Junior.
Ganz so weit wie die Baustelle ist das Büro noch nicht. „Unsere Mitarbeiter lieben Papier", erklärt der Junior lachend. „Im Büro können wir noch sehr viel mehr digitalisieren." Gerade wird in der Zaun- und Metallbaufirma, an der Hoppe seit 2018 mit 50 % beteiligt ist, DATEV online eingeführt. Das soll nach der Erprobung auch im Stammhaus laufen. Die Einführung von GaLaBau-Work ist geplant. Es ersetzt eine andere App.
Keine Digitalisierung um jeden Preis
Es darf ruhig noch digitaler werden, findet Nicholas Hoppe, gibt aber auch zu bedenken, dass in manchen Bereichen mit digitalen Vorlagen nicht der gleiche Stellenwert erreicht wird wie auf Papier. „So ein Minus auf dem Papier oder eine Unterschrift wirken natürlich mehr, als wenn ich irgendwo digital nur einen Haken setze", hat er beobachtet. Auch der BIM-Hype hat Uelzen noch nicht wirklich erreicht. Viele Planer seien noch überhaupt nicht darauf eingestellt. Und auch ohne Digitalisierung gebe es noch genug zu tun. Allein auf dem Betriebshof. Der misst alleine 10.000 m². Auf der anderen Straßenseite sind es noch einmal genauso viel und 7.000 weitere Quadratmeter sind vermietet. Das verleitet dazu, sich auszubreiten. „Wir wollen unseren Betriebshof grundlegend verändern", verspricht der Junior. Vieles soll neu geordnet, die Abläufe optimiert werden. Mittlerweile haben die Hallen Nummern bekommen, damit man sie leichter benennen kann. Auch im Gebäude steht eine weitere bauliche Veränderung an. Damit man alle Abteilungen auf einer Ebene erreichen kann, ist ein weiterer Verbinder geplant. Es ist also einiges in Bewegung. Nicholas Hoppe, der seit diesem Jahr zusammen mit dem Vater Geschäftsführer ist, ist 2018 voller Energie und reich an gesammelten Erfahrungen vom Studium aus Weihenstephan und Bauleitertätigkeiten in anderen Betrieben zurückgekehrt. Vater und Sohn verstehen sich. Und wie sieht das Übergabeszenario aus? „Wir haben vor mehreren Jahren einen Plan aufgestellt. Der hat ein Ende und darauf arbeiten wir zu", sagt er in Bezug auf den Wechsel an der Spitze.
Im Grund 4, 29525 Uelzen
Telefon +49 581/976 13-0, Fax -30
- Biotop de.bio.top/
- GaLaNet www.galanet.org/
- Initiative für Ausbildung www.initiative-fuer-ausbildung.de/
- KERplus www.kerplus.de/
- Optigrün www.optigruen.de/
www.dega-galabau.de | Weitere Informationen zu dem Betrieb und den Kontaktempfehlungen finden Sie hier
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