Ein Gespür für das Besondere
Eva Eisenbarth steht mit ihrem Gartenforum in Konstanz für liebevoll gestaltete Gärten sowie engagierten Einsatz für ihre Kunden und die Branche. Bei unserem Besuch im Bürogarten haben wir mit ihr über besondere Mitarbeiter, besondere Auftraggeber und die Rolle von Frauen im GaLaBau gesprochen.
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Ein grober Holztisch unter einem Apfelbaum, ein rauschender Brunnen im Hintergrund und die Ruhe der Dettinger Stadtrandlage – wer Eva Eisenbarth in Konstanz besucht, bekommt gleich einen Eindruck von ihren Gärten; nichts ist durchgestylt, alles wirkt lebendig, dynamisch, wie zufällig entstanden und lädt zum Verweilen ein. Es ist Spätnachmittag im Hochsommer, die Unternehmerin hat sich noch ein Bad im Bodensee gegönnt, bevor sie zum Interview kommt.
Eva Eisenbarth ist aus Überzeugung Gärtnerin geworden. Sozialisiert in der Aufbruchstimmung der 80er-Jahre wollte sie nach dem Abitur etwas mit Pflanzen machen. Dass weder die Ausbildung zur Zierpflanzengärtnerin noch das Gartenbaustudium viel mit Kreativität zu tun hatten, war ihr ziemlich schnell klar. Trotzdem hat sie es gemeinsam mit ihrem damaligen Freund durchgezogen; wohlwissend, dass sie sich nachher als Landschaftsgärtner selbstständig machen würden. „Was wichtig war und was ich im Studium gelernt habe: sich durch bestimmte Themen durchzubeißen", sagt die Süddeutsche rückblickend über die Hochschulzeit. Auch die betriebswirtschaftliche Ausrichtung sei eine große Hilfe gewesen. Die fehle heute vielen Gründern.
Begonnen haben sie dann zu dritt; sie, die Handwerkertochter und junge Mutter, ihr Freund und ein Kommilitone. Alle drei frisch von der Uni und frei von Branchenerfahrung. „Wir hatten eigentlich gar keine Ahnung, aber was wir hatten, war Mut", fasst die Unternehmerin zusammen und erzählt von schnellem Wachstum. „Nach einem halben Jahr hatten wir den ersten Angestellten, nach einem Jahr vier." Relativ schnell war die heutige Größe von rund zwanzig Leuten erreicht, die Eva Eisenbarth bis heute gehalten hat. „Die ersten Mitarbeiter waren ausgebildete Gärtner. Die konnten was. Und das war für uns natürlich gut", meint sie und lacht.
Eva Eisenbarth hatte mit ihren Partnern in ihrer Firma das umgesetzt, was sie an Idealen getrieben hat; Fokus auf den Privatgarten, naturnahe Gestaltung und kumpelhafter Umgang. Am Anfang waren noch viele Aushilfen dabei, alles Studenten der örtlichen Hochschule. „Klar, denen waren wir ja auch noch nah. Da hat man noch abends sein Bier zusammen getrunken und geplaudert", erinnert sie sich. Sie selbst fand sich in einer klassischen Rollenverteilung wieder: Büro, Buchhaltung vorsortieren, ein bisschen Personal. „Der Macker war mein Mann ."
Die späte Chefinnen- Metamorphose
Das alles änderte sich, als sich die beiden vor zehn Jahren privat und geschäftlich trennten: Eva Eisenbarth behielt das Gartenforum, ihr Freund übernahm eine andere Konstanzer Firma und sitzt mit seinem Betrieb nun direkt neben dem „Lager", wie die Süddeutsche die bunte Materialausstellung des Gartenforums an einer markanten Kreuzung im Stadtteil Wollmatingen nennt. Für die Unternehmerin bedeutete das, ihre Rolle neu zu definieren, hinauszugehen, die Kundenkontakte zu übernehmen und Verantwortung zu tragen. Und sie beschreibt diesen Rollenwechsel als Prozess, der gar nicht so einfach gewesen sei. „Ich habe am Anfang eine Menge Respekt davor gehabt, ob ich das schaffe", gesteht sie und erinnert sich daran, dass die ersten Gespräche bei Kunden ziemlich unsichere Veranstaltungen waren, bei denen sie sich an Leistungsverzeichnissen und Preisen festgehalten habe. Wer heute mit Eva Eisenbarth spricht, kann sich das nicht mehr so recht vorstellen. Denn man trifft eine sehr coole, leidenschaftliche Unternehmerin, die ziemlich genau weiß, was sie will und vor allen Dingen: was sie nicht will.
Aber letztlich seien es in der Anfangszeit die viele n Leute gewesen, die Mut gemacht und Zuspruch gespendet hätten. Und die Mitarbeiter, die extrem loyal waren. „Irgendwann habe ich gemerkt, wie wahnsinnig viel Spaß mir die Akquise macht", meint sie . „Man muss es lernen, nach außen zu gehen, wie jemand lernt, einen Stein zu bearbeiten. Das ist wie ein Beruf, den du erlernen musst", fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Eisenbarth bringt nicht nur die nötige Empathie mit, sich auf ständig wechselnde Situationen in Kundengespräche n einzulassen . Sie kann auch das heraus hören, was den Kunden wichtig ist und auf der Grundlage zwischen den Zeilen versteckter Informationen Ideen entwickeln, die am Ende gut ankommen. „Wenn ich ein Kundengespräch führe , ist das für mich jedes Mal harte Arbeit. Ich bin hinterher oft fix und fertig ", meint sie. Dafür seien aus der Beratungsarbeit im Wohnzimmer nicht nur tolle Gärten hervorgegangen, sondern auch gute Freundschaften. Denn durch den intensiven Austausch würden viele Auftraggeber von sich ebenfalls viel preisgeben und jede Anlage etwas ganz Persönliches bekommen. Um Preise geht es dabei selten. Eher um Begeisterung, Vertrauen und Übereinstimmung.
Jeder Auftritt ein Theaterstück
Grundsätzlich vergleicht Eva Eisenbarth den Ersttermin mit einem Theaterstück: „Du gehst auf eine Bühne und bist in einem Schauspiel, in einer Geschichte, in einem Film ." Ihre Aufgabe sei es nicht, einfach Kundenwünsche zu notieren und umzusetzen, sondern für die Kunden die beste Lösung zu finden. „Ich habe gerade wieder zwei monströse Granit-Stelen-Gärten verhindert ." Dafür entführe sie die Kunden ganz sanft aus dem Garten vor ihrem inneren Auge und entwick le mit ihnen eine eigene Idee, die zur persönlichen Geschichte wird. Viele Kunden hätten ja auch ein Trugbild vor Augen, sähen Dinge beim Baustoffhändler oder beim Nachbarn und hielten das für den „State of the art". Nach wie vor sei dabei der Kundenwunsch Nummer eins, einen „pflegeleichten Garten" zu bekommen. Das basiere aber in erster Linie auf Unerfahrenheit. Denn am Ende gestalte sich dann doch alles ganz anders, weiß die Unternehmerin aus Erfahrung: „Wenn der Kunde einen Garten bekommt, der ihm gefällt, dann geht er auch gerne hinein – auch zum Unkraut jäten." Das müsse man aber auch erst erlebt haben, bevor sich das Gefühl einstellen kann.
Damit der Überzeugungsprozess auch ohne die Erfahrung leichter geht, wählt Eva Eisenbarth den aufw endigeren Weg: Ersttermin beim Kunden , dann macht Planer Markus Höfer ein Aufmaß, dazwischen findet oft ein Termin in einer bereits realisierten Anlage oder im üppig ausgestatteten Lager statt, bevor die Auftraggeber zur Präsentation nach Dettingen eingeladen werden.
Manchmal geht es auch eine Nummer kleiner. Denn manche Kunden wollen nur eine praktische Lösung. Das ist dann ein Fall für Projektleiter Ingo Haberbosch. Der ist pragmatisch, setzt Funktionales einfach um, wohlwissend, dass die kleinen Aufträge eine Firma flexibel machen. Und die Unternehmerin will auch diese Leute bedienen. „Das ist etwas ganz Wichtiges für mich. Ich will nicht versnobt sein. Ich will nicht, dass Kunden denken, wir machen nur die Gärten ab 100.000 Euro", betont Eisenbarth.
Auch in der Schweiz aktiv
Konstanz ist Grenzstadt. Hier endet nicht nur Deutschland, sondern auch die EU und der Euro-Raum – auch wenn die Konstanzer das gar nicht so wahrnehmen und den angrenzenden Thurgau ebenfalls als Heimat empfinden. Aber in der Schweiz gelten andere Gesetze, andere Tarife und andere Preise. Für Betriebe aus Deutschland hei ßt das, entweder auf ein großes Einzugsgebiet zu verzichten oder sich auf die Kunden und Behörden jenseits der Grenze einzustellen. Eva Eisenbarth hat sich für Letzteres entschieden. Und sie sagt, dass das auch kein Hexenwerk sei. „Die schweizerischen Behörden sind zuvorkommend und hilfsbereit", hat sie festgestellt. Die Gesetze seien eindeutig und wenn man sich eingelesen habe, sei das alles überhaupt kein Problem.
Mit einer freundlichen Ansprache geht sie via Webseite auf die Befindlichkeiten im Nachbarland ein, unterstreicht ihre langjährige Erfahrung mit schweizerischen Kunden , sichert die Einhaltung der eidgenössischen Tariflöhne zu und wirbt mit der Korrektheit der Abwicklung.
In der Schweiz hat die Unternehmerin auch einen ihrer spannendsten Kunden kennengelernt: John, ein britischer Unternehmer, der sich mit seiner Frau Beate in Triboltingen ein altes Bauernhaus gekauft hatte. Zum Erstgespräch kam er mit einer Ikea-Box mit Planunterlagen und einem VW, der schon 500.000 km auf dem Buckel hatte. Daraus entstanden zwei hochpreisige Gärten und eine innige Freundschaft. Johns Motto: „You always have to look poor”, hat die Konstanzerin tief beeindruckt, trennt es doch die Spreu vo m Weizen; unterscheidet echtes Interesse von Oberflächlichkeit.
Ein loyales Team
„Ich bin für Strukturen, aber ich bin gegen Hierarchien", beschreibt Eva Eisenbarth ihre Philosophie. Ihr Credo ist, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so viele Freiheiten wie möglich zu lassen und jeden seiner Stärke entsprechend einzusetzen. „Strukturen bilden sich heraus, wenn jeder seine Aufgabe findet" , ist sie überzeugt. Die Unternehmerin hat das früh erkannt und war zu Beginn auch darauf angewiesen. „Ich bin eine absolute Verfechterin der Arbeitsteilung nach Stärken" meint sie und gesteht lachend, dass weder das Handwerkliche noch das Zeichnerische zu ihren Kernkompetenzen gehör en. „Aber das muss ich auch nicht können, sondern ich muss ein Unternehmen führen", ist sie überzeugt. Es sei für sie kein Problem anzuerkennen, dass man nicht alles können kann und Aufgaben entsprechend abzugeben. Denn für diese Dinge hat sie im Büro mindestens vier weitere Hände; eben Markus Höfer und Ingo Haberbosch. Der eine versteht es, ihre Ideen und Stichworte in deckungsgleiche Entwürfe umzusetzen, und der andere kann die Entwürfe als Projektleiter kalkulieren und in die Realität umsetzen. Darum gruppiert sich ein sympathisches, mittlerweile auch ziemlich junges Team. Alle Mitspieler werden auf der Webseite mit einem kurzen Text und einem attraktiven Foto in einer Situation bei der Arbeit vorgestellt. Alles wirkt echt und sympathisch. „Wenn du morgens schlechte Laune hast, musst du nur zu mir kommen und es geht dir besser", sagt die Chefin lächelnd über ihre Firmenfamilie. Da gebe es kein Oben und kein Unten, alle seien ein Team. Und natürlich sei es schön, wenn ein Kunde das so zum Ausdruck bringt : „Diesen Spirit , den Sie und Ihre Mitarbeiter haben, das ist echt der Hammer."
Ein Vorteil vielleicht: Viele der Mitarbeiter kommen aus der eigenen Ausbildung. Das war eine Möglichkeit, die seinerzeit das Studium bot . Den Ausbildungsberechtigungsschein konnte man dort relativ einfach erwerben. Dadurch konnten die Gründer schon sehr früh beginnen auszubilden.
Beruf und Familie immer noch schwer vereinbar
Wo sie selber noch Defizite sieht – in der ganzen Branche und auch bei sich – ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im GaLaBau. Zwar würde überall davon geredet, wirklich umgesetzt sei es aber noch nicht. Wie schwer es ist, hat sie neulich bei sich selbst festgestellt, als ein Mitarbeiter Elternzeit beantragt e und sie innerlich die Nase gerümpft hat. „Das ist so tief in mir drin, weil ich selber in diesen Strukturen groß geworden bin", gibt die Unternehmerin zu. Es falle wohl den meisten aus der Generation schwer, die Konsequenzen einer familienfreundlichen Betriebsführung und neuer Strukturen für den eigenen Betriebsablauf zu akzeptieren. Vieles sei noch auf alte Rollenmodelle ausgerichtet, meint die Unternehmerin und erinnert sich noch an den Satz eines Professors, der ihr im Studium erklärt hatte: „Wissen Sie, der schönste Tag im Leben einer Frau ist, wenn sie heiratet, Kinder kriegt und zuhause bleibt." Zwar würde man für so einen Satz heute gelyncht – viele Frauen seien aber so sozialisiert. Auch das hat sie an sich selbst festgestellt, als sie zu Beginn eine Rolle angenommen hatte, die wahrscheinlich gar nicht ihre war.
Eva Eisenbarth will aber keine Förderung von Frauen und kann sich trotzdem über eine hohe Frauenquote freuen : „In meiner Firma ist die Community zwischen Männern und Frauen extrem toll ." Weshalb es auch bei diesem Thema so langsam vorwärts geht, erklärt sich die Unternehmerin mit den Abläufen: Die Generation der Nachfolger sei schnell im Tagesgeschäft und habe wenig Raum, die meist von den Eltern übernommenen Strukturen von außen zu betrachten, um eigene Visionen und Ziele zu entwickeln. Auch der Austausch untereinander könnte besser sein, findet die Süddeutsche, die sich in ihrer Verbands-Regionalgruppe für die Branche einsetzt.
Erste Corona-Erfahrungen
Die Nachfrage nach Pools und Schwimmteichen sei gestiegen, die nach Gartenpflege eingebrochen, fasst Eva Eisenbarth die Entwicklung der letzten Monate zusammen. Und die Landesgartenschau, für die das Gartenforum wie zwölf andere Betriebe einen Schaugarten gebaut hatte, wurde auf 2021 verschoben. Ein schönes Erlebnis gab es aber auch: Weil die Schweiz über Wochen geschlossen war, hat Daniel Brogle, Leiter der Gärten am Arenenberg, die Kunden des Gartenforums in der Schweiz betreut. „Wir Gärtner und Gärtnerinnen kennen keine Grenzen und helfen uns unbürokratisch und ohne große Worte", begeistert sich die Unternehmerin. Für Eisenbarth sind diese Erlebnisse das Elexier ihres Unternehmertums : „Ich beschäftige mich jeden Tag mit meinem Unternehmen, mit meinen Kunden und meinen Mitarbeitern, und das muss mir einfach Spaß machen", sagt sie zum Abschluss.
Gartenforum
Eva Eisenbarth
Weiherstraße 20,
78465 Konstanz-Dettingen
Telefon 07533 949770
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