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BaseG-Sommercamp 2023

Sozialarbeit im Schlamm

In jedem Jahr organisiert die „Bundesarbeitsgemeinschaft selbstverwalteter Gartenbaubetriebe“ – kurz BaseG – ein Sommercamp und gestaltet eine Woche lang ehrenamtlich die Außenanlagen eines sozial orientierten Projektes. Dieses Jahr trafen sich rund 120 Gärtnerinnen und Gärtner in Lüneburg-Rettmer, um bei widrigen Wetterbedingungen gleich zwei Projekte zu unterstützen; die landwirtschaftliche Initiative „Hof an den Teichen“ und das Wohnprojekt „Raeume“. Annelie Purwing war für uns dabei.
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Für die schwimmenden Beete – ein Projekt mit der Uni Lüneburg – war das Wetter dagegen kein Problem.
Für die schwimmenden Beete – ein Projekt mit der Uni Lüneburg – war das Wetter dagegen kein Problem.Annelie Purwing
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Eigentlich hätte das Sommercamp dieses Jahr im Süden stattfinden sollen. Eine Freie Schule am Bodensee hatte die Zusage erhalten, aber der Träger musste relativ kurzfristig absagen. Auf Initiative der Bremer Firma Baumrausch kamen dann die beiden Projekte in Lüneburg als Alternative ins Spiel. Die BaseG brachte die beiden Projektträger zusammen und konnte dann tatsächlich dort zwischen dem 29. Juli und dem 5. August das Sommercamp abhalten. Rund 120 Menschen bauten an acht Einzelprojekten auf den beiden Flächen. Dabei erforderten die relativ weit auseinanderliegenden Baustellen deutlich mehr Planung und Organisation, was etwa den Einsatz der Maschinen anging.

Ein Hof für bedrohte Tierrassen

Der Permakultur- und Archehof gehört einer Stiftung und hat das Ziel, Menschen (vor allem Kinder) für eine nachhaltige Art der Bewirtschaftung und für den Erhalt alter und gefährdeter Haustierrassen zu begeistern. Den „Campus Lüneburg“ dahinter gibt es schon seit 30 Jahren. Das Projekt „Hof an den Teichen“ besteht seit 10 Jahren auf dem Grund einer ehemaligen Ziegelei. Dort setzte die BaseG drei Einzelprojekte um – die Erweiterung des vorhandenen Waldgartens mit Sonnenwall, eine Blume des Lebens und einen Wasserspielplatz. Am zeitaufwendigsten gestaltete sich dabei die „Blume des Lebens“, 80 m² der 120 m² großen Fläche mussten mit Feldsteinen ausgepflastert werden. Den Rahmen aus Stahl hatte ein Mitarbeiter des Hofes bereits im Vorfeld geschweißt. Leider erwies sich die gelieferte Steinsortierung als schwierig zu verarbeiten, weil genau die mittleren Größen fehlten. Zum Endspurt am Freitag waren hier deshalb bis zu 20 Menschen im Einsatz, die Steine auszuwählen, zu sortieren, zu waschen und zu setzen. Später soll hier Wasser aus dem Zentrum zu den Rändern fließen.

Außerdem modellierte die BaseG am Waldgarten einen Weinberg und ein grünes Klassenzimmer. Dazu wurde eine Pergola errichtet, eine Trockenmauer als Sitzbank aufgeschichtet und ein Wassergraben für Schwimmbeete angelegt. Dafür hatten Studierende der Leuphana Universität einen Prototypen entwickelt – einen Schwimmkörper aus Kunststoffrohren, darüber ein Holzgerüst mit einer Drahtkonstruktion mit Jutesäcken für die Pflanzen. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von Dr. Agnes Friedel vom Institut für Nachhaltigkeit der Lüneburger Hochschule.

Der als Sonnenfalle konzipierte Weinberg soll hier künftig auch den Anbau von Artischocken und Krachmandeln ermöglichen.

Rund um die vorhandene Schwengelpumpe bot es sich zudem an, einen Wasserspielplatz zu gestalten. Aus Brettern und kunstvoll zu Wasserrinnen umgearbeiteten Holzstämmen entstand eine frei gestaltete Fläche, auf der sich die Kinder zukünftig austoben können.

Solidarisches Wohnprojekt

Rund einen halben Kilometer entfernt am Rande des Dorfzentrums von Rettmer liegt das Wohnprojekt Raeume e.V. Hier wohnen seit 2015 rund 50 Menschen auf einem ehemaligen Bauernhof, dessen Zweckgebäude zu Wohnungen umgestaltet wurden. Die Gemeinschaft pflegt ein solidarisches Miteinander und eine ökologische Lebensweise.

Was dem Projekt bisher noch fehlte, war ein befestigter Zugang. Den schuf die BaseG mithilfe der bereits vorhandenen Steine – und zwar in typischer BaseG-Manier in geschwungener Form und als Mischung aus Farben und Formaten. Zudem entstand ein Versammlungsplatz als Amphitheater sowie Trockenmauern zur Straße. Dafür kam vor allem Beton-Abbruch von ehemaligen Silos und den Fundamenten von Stallgebäuden zum Einsatz. Die Mauer soll den Parkplatz begrenzen und als Sicht- und Lärmschutz zur Straße dienen.

Auch Teil der Aktionswoche war ein Spielplatz für Kinder zwischen 6 und 12. Der entstand aus Robinienholz, das ein Mitgliedsbetrieb aus Rheinland-Pfalz mitgebracht hatte, alten zu einem dicken Tau verflochtenen Seilen und einem ausrangierten Rohr als Balancierstange.

Zusätzlich wurde eine zweite Versickerungsmulde geschaffen und verrohrt.

„Schietwetter“ als Rahmenbedingung

Sc hlechtes Wetter ist man im Norden auch im Sommer durchaus mal gewohnt. Aber in der Bauwoche kam es Dicke. Dauerregen, schauerartiger Regen, örtliche Gewitter und gelegentliche Aufheiterungen machten das Sommercamp zu „Mudmasters“. Bereits am Sonntag musste der vom Regen der Vortage aufgeweichte Weg zum „Campingplatz“ mit Hackschnitzel befestigt werden.

Am Donnerstagmorgen war die Stimmung schon ziemlich im Keller ob des dauerhaft schlechten Wetters. Einige der Baustellen standen komplett unter Wasser. Beton ließ sich nicht mehr einbauen. Da brauchte es dann einiges an Motivationsmaßnahmen. Kleine abendliche Lagerfeuer und ein Fußballspiel im Schlamm machten wieder einiges wett. Die BaseG betreibt das soziale Engagement als Happening mit gemeinsamem Essen und Trinken, Feiern, Theaterspielen und Sport – unter Einbeziehung der Partner, für die sich der Verein einsetzt. Da lässt sich auch schlechtes Wetter mal aushalten.

Auf die Gemeinschaft kommt es an

Das Sommercamp ist auch der ideale Ort für den Austausch untereinander. Dabei stand dieses Jahr das Thema „Nachhaltigkeit im GaLaBau“ auf der Agenda. Es wurde auch hier rege diskutiert – aber wahrscheinlich anders als bei anderen GaLaBau-Veranstaltungen. Viele der BaseG-Mitglieder haben Kunden, die mit ganz anderen ästhetischen Erwartungen an die Auftragnehmer herantreten und setzen ökologische Bauabwicklung voraus. Die meisten Beteiligten haben auch bereits einschlägige Erfahrung mit der Verwendung vorhandener Baustoffe und dem Baustoffrecycling. Diese Erfahrungen durften auch bei den beiden Projekten in Rettmer ausgelebt werden.

Ein gelungener Auftritt

Nach einer Woche harter körperlicher Arbeit mussten pünktlich um 16 Uhr alle Baustellen – soweit wie möglich – fertig und aufgeräumt sein, alle Werkzeuge wieder sortiert und zurückgebracht werden. Die Azubis aus den teilnehmenden Betrieben waren beim Sommercamp alle dabei und waren begeistert von der Stimmung und dem Familiengefühl. BGL-Vizepräsidentin und BaseG-Urgestein Pia Präger übernahm wieder die Taufe der insgesamt fünf Junggärtner/innen und Technker/innen, die in diesem Jahr ihre Prüfung bestanden haben.

Am letzten Tag um 17.30 Uhr wurden dann die Baustellen ebenso kreativ präsentiert, wie sie gestaltet wurden. Es gab viel Lob von den Projektträgern, die die Gruppe über die Woche hinweg mit eigener Küche versorgt hatten. Um 20.30 Uhr wurde das Buffet eröffnet und danach wurde gefeiert.

 

www.dega-galabau.de

Weitere Beiträge von den BaseG-SommerCamps finden Sie hier.

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