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Frauen im GaLaBau

Viel Potenzial – noch wenig genutzt

Frauen gehören bei den Gesellinnenprüfungen zu den Besten. Auf Baustellen sind sie allerdings selten zu finden. Und auch in der mittleren Führungsebene sucht man sie oft vergebens. Wir haben uns gefragt, wie Unternehmen im Garten- und Landschaftsbau für Frauen attraktiv werden und bleiben – auch über die Ausbildung hinaus.
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 Frauen für den GaLaBau zu begeistern, gelingt vor allem Frauen, die erfolgreich im Beruf stehen und Vorbild sind.
Frauen für den GaLaBau zu begeistern, gelingt vor allem Frauen, die erfolgreich im Beruf stehen und Vorbild sind. Tjards Wendebourg
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 Frauen für den GaLaBau zu begeistern, gelingt vor allem Frauen, die erfolgreich im Beruf stehen und Vorbild sind.

Ende 2019 waren 11 % der Auszubildenden im Garten- und Landschaftsbau Frauen (laut Statistischem Bundesamt). Im Bauhauptgewerbe sieht es nicht besser aus, wie kürzlich Tagesschau.de meldete. Nur 1,5 % der Beschäftigen im Bau sind weiblich. In Planungs- und Ingenieurbüros arbeiten immerhin zu einem Drittel Frauen.

„Teilzeit von acht bis zwölf Uhr auf den Baustellen ist schwierig", sagt Wilfried Tammen, Landschaftsgärtner aus Leer, und bringt damit auf den Punkt, warum Frauen trotz guter Prüfungsergebnisse im GaLaBau selten außerhalb des Büros zu finden sind – vor allem, sobald sie Kinder haben. Egal ob Unternehmer oder Unternehmerin, der Tenor ist überall derselbe: Teilzeit ja, halbtags nein.

„Wir haben ab und zu mehrere Kleinbaustellen am Tag. Diese können bis zu 20 km auseinanderliegen. Wenn jemand um zwölf Uhr gehen muss, ist das logistisch fast nicht machbar", erklärt Pia Präger. In ihrem Betrieb im Allgäu waren von 2005 bis 2009 durch schicksalhafte Fügung nur Frauen beschäftigt, und sie weiß, dass Frauen durchaus sehr gut in der Lage sind, auf den Baustellen hervorragend zu arbeiten. „Eine halbe Stelle draußen im Baubetrieb ist organisatorisch nicht zu leisten", pflichtet Thomas Kramer aus Olpe bei.

Bewerber rechnen rückwärts

Schon Teilzeit ist ein erheblicher Organisationsaufwand, weiß Johanna Dietewich von Lust auf Garten Dietewich in Burbach-Holzhausen. Wobei Teilzeitangebote im Betrieb mittlerweile für Frauen wie für Männer gleichermaßen wichtig sind. Im Unternehmen, das 1988 von Volker Dietewich gegründet wurde, sind 5 der 18 Mitarbeiter Frauen; vollzeitbeschäftigt sind allerdings nur noch vier Gesellen.

Das ist ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch verstärken wird, ist sich Wilfried Tammen sicher. „Heute sitzen mir Bewerber gegenüber und rechnen rückwärts, wie ich es immer nenne. Für mich war früher klar: Je mehr ich arbeite, desto mehr Geld verdiene ich. Also habe ich Stunden gemacht, wo es nur ging. Jetzt kommen immer mehr Menschen, die sagen, ich brauche so und so viel Geld – wie lange muss ich dafür arbeiten?" Irritiert ist der Landschaftsgärtner davon nicht mehr. „Ich habe mich dran gewöhnt. Und muss derartige Möglichkeiten anbieten, wenn ich will, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut gelaunt und entspannt bei der Arbeit sind."

Bei Tammen ist etwa ein Drittel der 15 Beschäftigten in Teilzeit. Das ist gut machbar, solange es sich um ganze Tage handelt, die gearbeitet werden oder eben frei sind. Vier Tage Arbeit, ein Tag frei; drei Tage Arbeit, zwei Tage frei – solche Modelle sind in den GaLaBau-Unternehmen am häufigsten zu finden. Tammen hat mit kaum einer Lösung ein Problem, solange das Team, das zusammen arbeitet, sich einig ist. „Wenn mir meine Leute sagen, sie wollen alle vier Tage von 8 bis 16 Uhr arbeiten, dann ist das in Ordnung."

Pflege ist teilzeitkompatibel

So ähnlich sieht es auch in vielen anderen Unternehmen aus. Bei Thomas Kramer sagt eine Mitarbeiterin aus dem Serviceteam, die drei Tage die Woche arbeitet, eine Woche vorher Bescheid, an welchen Tagen sie nicht da ist. „Ich terminiere die Gartenpflege dann sozusagen drumherum." Während die Arbeiten im Neubau oft viele Tage und Wochen dauern, sind Pflegeaufträge meist in kürzerer Zeit zu bewältigen. Dass Teilzeitjobs dort einfacher zu organisieren sind, ist allerdings nicht der Hauptgrund dafür, dass in der Pflege mehr Frauen beschäftigt sind als im Neubau. Viele entdecken während der Ausbildung ihre Leidenschaft für Pflanzen oder haben den Beruf genau deshalb gewählt.

Der Weg in die Pflege kann aber auch vorgezeichnet sein. „ Ich erlebe es durchaus, dass Frauen in ihrer Ausbildung deutlich seltener im baulichen Bereich eingesetzt werden als in der Pflege", berichtet Berufsschullehrerin Sabine Jänsch. Sie unterrichtet an der Berufsschule Johannes-Selenka-Schule in Braunschweig die Auszubildenden im GaLaBau. Das kann sich in der praktischen Prüfung rächen und schränkt die berufliche Perspektive ein. „Es ist schon ein großer Unterschied, ob ich drei Jahre lang auf verschiedenen Baustellen Borde gesetzt und gepflastert habe oder ob ich das drei Wochen lang vor der Prüfung auf der Übungsbaustelle probiere." Die Frauen müssen in der Prüfung die fehlende Routine bei den Steinarbeiten wettmachen, was einer Chancengleichheit entgegensteht und auch nicht immer gelingt. „In der theoretischen Prüfung und bei den Pflanzentests schneiden sie im Schnitt sehr viel besser ab als die Jungs."

Neustart mit 42

Dass es weibliche Auszubildende gibt, die noch nie einen Kantenstein gesetzt haben, kann Sandra Krizanovic bestätigen. „In der Berufsschule erlebe ich das auch." Seit mehr als einem Jahr ist sie bei Achhammer Gärten in Eckental Auszubildende und startet mit 42 Jahren noch einmal durch. Im Gegensatz zu den Mitschülerinnen und Mitschülern in der Berufsschule, von denen die meisten im Alter ihrer Tochter oder jünger sind, holt sich Sandra Krizanovic aktiv die Informationen, die sie braucht – ein Vorteil, den Lebens- und Berufserfahrung mit sich bringen.

Diese Berufserfahrung hat sie in der Gastronomie gesammelt – bis hin zum eigenen Restaurant in der Nürnberger Altstadt. Ihren Job hat sie immer geliebt, er forderte körperlich und seelisch jedoch viel. Als 2018 ein Burnout kam, fand sie im eigenen 2.000-m2-Garten langsam wieder zu sich. Den Garten umgraben, Beete bepflanzen, einen kleinen Teich anlegen – das machte so viel Spaß, dass sich Sandra Krizanovic zwei Wochen vor dem Beginn des Ausbildungsjahres 2019 bei der Firma Achhammer bewarb. Manuela und Stephan Achhammer wagten das Experiment und stellten die damals 42-Jährige als Auszubildende ein.

Denken statt schleppen

Während viele jüngere Auszubildende erst einmal damit beschäftigt sind, sich an das Berufsleben zu gewöhnen, weiß Sandra Krizanovic sehr genau, was sie will: „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich im Anschluss an die Ausbildung in den Teichbau oder die Baumpflege verstärkt einsteige – beides ist bei uns im Betrieb noch ausbaufähig." Die Baumpflege reizt Krizanovic aktuell sogar noch ein wenig mehr als der Bau. „Ich bin körperlich schwere Arbeit aus der Gastronomie gewöhnt, aber ich denke nicht, dass ich das noch 20 Jahre lang machen will und kann."

Dass es zwischen Mann und Frau einen Unterschied in der körperlichen Kraft gibt, lässt sich nicht wegdiskutieren. Einen Teil davon machen Frauen allerdings mit Köpfchen wett. „Mit Denken kann man sich viel schwere Arbeit ersparen", schmunzelt Sandra Krizanovic. „Meine Kollegen heben einfach alles hoch und tragen es irgendwohin. Ich und meine Kolleginnen denken eine Minute nach, wie es leichter gehen könnte. Und machen es dann spätestens beim nächsten Mal durch eine andere Arbeitsorganisation besser. Schließlich muss man auch auf sich selbst aufpassen bei der Arbeit."

Wissen, was man will

Ihre Kollegin Miriam Heberlein sieht das ähnlich. „Man muss trotz oder gerade wegen der körperlichen Anstrengung von Anfang an Ausgleichssport machen – das gilt allerdings auch für Männer", sagt die 27-Jährige. „Und man braucht in der Freizeit Menschen, die darauf achten, dass man sich nicht überfordert, wenn die Arbeit Spaß macht." Und Spaß macht sie. Miriam Heberlein kam im August 2018 nach Abschluss der Meisterschule zu Achhammer. „Mein voriger Chef fand die Idee der Meisterschule zwar gut, wollte und konnte mir aber keine Meisterstelle anbieten."

Heberleins Ansporn, nach der Ausbildung im GaLaBau die Meisterschule zu besuchen, war der Wunsch, mehr zu wissen und junge Leute ausbilden zu können. „Wir hatten viele öffentliche Baustellen und ich wollte mitreden können, wenn es um Dinge wie DIN-Normen geht. Außerdem haben mir die Auszubildenden in meiner damaligen Firma leidgetan, da sich niemand wirklich um sie kümmerte." Sie selbst war gegen Ende ihrer Ausbildung in den Betrieb gekommen und hatte sich mithilfe eines befreundeten GaLaBau-Unternehmers vieles selbst beigebracht. „Ich fand es immer schlimm zu hören, dass ein Azubi nichts kann. Ich bin der Ansicht, dass man aus jedem etwas machen kann, wenn man sich richtig um ihn kümmert."

Der Einstieg bei Achhammer Gärten war für die damals 25-Jährige ideal. „Wir arbeiten in der Hauptsache für Privatkunden – das war ein Bereich, in den ich sowieso wollte. Und ich darf mich um die Auszubildenden und Praktikanten kümmern." Außerdem organisiert sie ihre Baustellen und springt überall dort ein, wo Not am Mann – besser: an der Frau – ist, auch mal in der Kundenakquise oder im Büro. „Es gibt so viel, was ich lernen möchte, und ich mag es gerne, ins kalte Wasser geworfen zu werden." Miriam Heberlein ist noch kinderlos. „Ich möchte Familie haben, irgendwann mit 30. Das Arbeiten ist in diesem Ausmaß dann nicht mehr möglich, deshalb will ich jetzt so viel wie möglich lernen. Je vielseitiger ich einsetzbar bin, desto einfacher ist es für mich wahrscheinlich, später Teilzeit in der Firma zu arbeiten."

GaLaBau-Praxis als wichtige Ergänzung

Einen anderen Weg hat Helen Schollenberger für sich gewählt. Die 25-Jährige hat in Nürtingen Landschaftsarchitektur studiert. „Während des Studiums kam der Wunsch, mehr praktische Erfahrung zu sammeln. Viele meiner Kommilitonen hatten eine GaLaBau-Ausbildung. Ich merkte schnell, dass die vorangegangene Erfahrung, die sie gesammelt haben, auch für mich hilfreich gewesen wäre."

Nach dem Bachelor folgte erst einmal ein Jahr in einem Landschaftsarchitekturbüro. „Ich wollte einige Dinge aus dem Studium noch vertiefen." Doch noch immer fehlte die Praxis auf der Baustelle. Die erlebt Helen Schollenberger seit August vergangenen Jahres im Betrieb von Pia Präger in Argenbühl. Dort arbeitet sie auf den Baustellen mit – wahrscheinlich ein, zwei Jahre. Sie hat sich bewusst gegen eine nachträgliche Ausbildung entschieden. „Die Theorie, die eine GaLaBau-Ausbildung mit sich gebracht hätte, habe ich bereits im Studium ausführlich gelernt. So kann ich mich voll und ganz auf die abwechslungsreiche Arbeit auf der Baustelle konzentrieren."

Motivation für die Mitarbeit in einem Betrieb war der Wunsch zu wissen, wie das, was man als Landschaftsarchitektin plant, sich in der Praxis umsetzen lässt. „Ich will keinen Blödsinn planen, sondern auf dem Papier das machen, was draußen auch wirklich funktioniert", sagt Schollenberger. Das ganze Leben auf der Baustelle kann sich die Handballerin zwar nicht vorstellen, aber eine Ahnung von Bautechnik schadet als Planerin nicht. „Die Verantwortung als Bauleiterin zu übernehmen, ohne vorher draußen mitgearbeitet zu haben, wäre für mich keine Option."

Frauen sind oft zielstrebiger

Die Zielstrebigkeit, mit der die drei Frauen ihren Werdegang planen und durchziehen, ist für Volker Hahn nicht verwunderlich. Er ist seit vielen Jahren Ausbilder bei der Firma Gramenz in Wiesbaden und hat viele Auszubildende bis zum Abschluss begleitet. „Wenn sich Frauen für den Job entscheiden, sind sie in der Regel zielstrebiger, ehrgeiziger und oft auch zuverlässiger." Auch bei den Berichtsheften gibt es meist nichts zu bemängeln. Doch er sieht auch, dass die Arbeit körperlich trotz aller Gerätschaften immer noch eine Herausforderung ist. „Der GaLaBau ist anstrengender als viele andere Berufe", betont Hahn.

Anstrengend ja, aber auch schaffbar, ist Unternehmer Wilfried Tammen überzeugt. „Zu meiner Lehrzeit hatte eine Firma höchstens mal einen Mobilbagger, heute hat fast jeder Betrieb einen Minibagger und eine gute technische Ausstattung. Maschinen und Geräte sind leichter zu starten, Zangen und andere Hilfsgeräte machen die Arbeit einfacher." Und zwar für alle, nicht nur für Frauen. „Gesundheit ist kein Mann-Frau-Thema. Es geht darum, dass jeder kranke Mitarbeiter viel Geld kostet. Also tue und kaufe ich als Chef doch alles, was der Gesundheit dient."

Frauen in der Firma wirken positiv auf Bewerberinnen. Lea Mäder ist seit August 2020 Auszubildende bei Pia Präger. Angefangen hat alles mit einem Pflichtpraktikum während der Realschulzeit. „Ich habe Pia auf einer Lehrstellenbörse getroffen, das Praktikum gemacht, und es hat mir total gut gefallen", schwärmt die 16-Jährige. „Mir war immer schon klar, dass ich nicht ins Büro will, sondern etwas Handwerkliches lernen möchte." Nicht zuletzt der Umgang mit der Pflanze und das Gefühl, mit der eigenen Arbeit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, waren es, was den Ausschlag für den GaLaBau gab.

Beinahe noch wichtiger war allerdings die Tatsache, dass mit Pia Präger eine Frau die Firma leitet. „Ich wollte unbedingt eine Chefin, damit ich die Gewissheit habe, dass man in dem Beruf auch als Frau gut arbeiten kann. Bei einem Betrieb mit lauter Männern hätte ich mich immer gefragt, ob die das gut finden, dass eine Frau den Beruf ausübt. Eine Frau im Handwerk weiß, wie es einer Frau geht – da fühle ich mich sicher."

Frauen ziehen Frauen an

Dass Frauen Frauen und junge Leute junge Leute anziehen, hat Steve Seegeler, Landschaftsarchitekt mit einer GaLaBau-Firma in Dresden, ebenfalls festgestellt. Das junge Team hat sich nach der Firmengründung so ergeben: „Ich habe mich schon während meines Studiums mit Kommilitonen selbstständig gemacht – da bekommen Sie kaum ältere Arbeitnehmer", erinnert er sich schmunzelnd. Mit dem jungen Team kamen flexible Arbeitszeitmodelle; er ist selbst Vater von drei Kindern und weiß, wie wenig planbar der Alltag sein kann.

Doch so flexibel die Teilzeit-Modelle sind: halbtags auf der Baustelle ist auch bei Seegeler nicht machbar. Auch in der Gartenpflege sind die Mitarbeiter wie bei den meisten anderen GaLaBau-Firmen zwei, drei oder vier ganze Tage da und haben an den anderen Tagen frei. Allerdings muss man hier nicht ganz so früh starten wie auf der Baustelle, sondern hat Zeit, sein Kind in die Kita zu bringen. „Die Privatkunden wollen meistens nicht, dass jemand schon um sieben bei ihnen im Garten steht." In der Pflege ist bei Seegeler eine Teamleiterin beschäftigt, die selbst Kinder hat, was das Verständnis für Mütter und Väter enorm fördert und den Job wiederum attraktiv für andere Eltern macht.

Diese flexiblen Möglichkeiten hätte sich Berufsschullehrerin Sabine Jänsch gewünscht, als sie nach der Elternzeit wieder in den GaLaBau einsteigen wollte. Teilzeitmodelle gab es keine. „Also habe ich damals jede freie Stunde in meine Selbstständigkeit investiert, Gärten geplant und gepflegt und Seminare gegeben", erinnert sich Jänsch. „Es war ein immenser Aufwand und finanziell wenig lukrativ, aber es hat Türen geöffnet. So habe ich über die immer weiter ausgebaute Selbstständigkeit und gesammelte Berufserfahrung den Weg in die Berufsschule gefunden. Ich wäre aber auch gerne in der Praxis geblieben. GaLaBau-Betriebe, die Frauen Möglichkeiten zum Wiedereinstieg geben würden, hätten wohl kein Problem, Arbeitskräfte zu finden", vermutet sie.

Vielseitigkeit und Organisationstalent öffnen Türen

Thomas Kramer lässt die Option offen, nach der praktischen GaLaBau-Ausbildung noch eine kaufmännische Ausbildung aufzusatteln. „Ich sehe das als Riesenchance. So kann man praktisch arbeiten, solange man jung ist, und kann später auch andere Tätigkeiten im Betrieb erledigen." Auch in der mittleren Führungsebene könnten mehr Frauen den Arbeitskräftemangel ein wenig lindern. „Wir finden Auszubildende, wir finden Landschaftsgärtner, wir finden Vermesser – nur Bauleiter gibt es nicht", sagt Leif Harzer von Terwiege Garten- und Landschaftsbau in Essen. Er selbst hat zurzeit eine Auszubildende, die er sich wunderbar zunächst als Vorarbeiterin vorstellen könnte, sogar auf den Großbaustellen, die das Unternehmen hauptsächlich hat. „Organisatorisch ist sie top – und zum Palisadensetzen gibt es Maschinen."

Auch Johanna Dietewich findet, dass Frauen prädestiniert sind für die Baustellenorganisation. „Viele sind strukturiert und gut organisiert." Das mag auch an der viel gepriesenen Multitasking-Fähigkeit liegen, über die Frauen ihrer Ansicht nach in größerem Maße verfügen als Männer – oder auch verfügen müssen. Sie selbst wurde zu Beginn ihres Masterstudiums schwanger und managte, unterstützt von ihrem Mann, das Lernen, die Arbeit im väterlichen Betrieb und die Kinderbetreuung.

„Was mir aufgefallen ist: Männer können vieles besser ausblenden. Wenn mein Mann arbeitet, arbeitet er, egal was um ihn herum passiert; wenn Zeit für das Kind ist, ist Zeit für das Kind. Ich schreibe meine Masterarbeit mit Kind auf dem Schoß, blättere gleichzeitig ein Bilderbuch um und schneide einen Apfel." Sie wünscht sich, dass der väterliche Betrieb eine Struktur bekommt, in der man auch als Frau mit Kind gut arbeiten kann – auf der Baustelle ebenso wie im Büro oder in der Betriebsleitung, die sie eines Tages wahrscheinlich übernehmen wird.

Zahlen

Weißt du, wo die Frauen sind?

11 % der Auszubildenden im Garten- und Landschaftsbau sind weiblich, allerdings nur 2 % der Mitarbeiter auf den Baustellen. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2012, und zwar aus einer Bachelorarbeit von Joana Strangmüller, die sich mit dem Thema Frauen im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau beschäftigt.

Mangels statistischer Daten werden diese Zahlen bis heute zitiert. Verlässliche Angaben zu Frauen im Beruf gibt es lediglich zur Ausbildung, erfasst beim Statistischen Bundesamt. Und auch die GaLaBau-Landesverbände haben ihre weiblichen Azubis im Blick, nicht zuletzt deshalb, weil sie regelmäßig beste Prüfungsergebnisse haben. „Wir hatten in den letzten Jahren immer zwischen acht und zwölf Prozent weibliche Auszubildende. Der Anteil der Frauen unter den besten Abschlüssen war jedoch wesentlich höher", sagt Reiner Bierig, Geschäftsführer des VGL Baden-Württemberg.

In Berlin und Brandenburg liegen die Zahlen der weiblichen Auszubildenden im GaLaBau mit jeweils rund 18 % deutlich über dem Schnitt. Ulla-Britt Paulus, Nachwuchswerbeberaterin beim FGL Berlin und Brandenburg, vermutet, dass dazu auch das Duale Studium beitragen könnte, das es dort seit 2014 gibt.

Nach der Ausbildung verliert sich jedoch die Spur der Frauen, zumindest derer, die nicht Planungen oder Bürotätigkeiten ausführen. Denn rechnet man die Angestellten in den Büros dazu, liegt der Frauenanteil im GaLaBau bei knapp 20 %.

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