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Natursteinpraktikum auf Kreta

Wie Azubis die Antike fortschreiben

Kreta, die sonnenverwöhnte Insel im Mittelmeer, birgt nicht nur historische Schätze, sondern ist auch ein Ort handwerklicher Traditionen. Seit über 25 Jahren nutzen hier GaLaBau-Auszubildende aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Gelegenheit, im Natursteinpraktikum ihre Fähigkeiten zu erweitern. Wir schauen auf die Geschichte und Gegenwart des Projekts. Sehr zu empfehlen ist der Film hinter dem QR-Code (unten).
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Die Anfänge des Natursteinpraktikums –  heute ein Kooperationsprojekt der DEULA, des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Rheinland-Pfalz und Saarland und der Ezidischen Akademie e. V. – reichen bis ins Jahr 1996 zurück. Initiiert von Berufsschullehrer Eckard Boy vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (DLR) in Oppenheim, unternahmen damals Auszubildende die erste Schulabschlussfahrt nach Kreta. Begleitet wurden sie von Ausbilder Alexander Kreisel, der bis heute eine bedeutende Rolle im Lehrgang einnimmt. Das Euromediterrane Jugendzentrum der Orthodoxen Akademie Kreta in Nopigia bot den Teilnehmern eine passende Unterkunft. Doch das Besondere geschah spontan vor Ort: Die Auszubildenden errichteten eine imposante 30 m lange Natursteinmauer mit Treppenaufgang. Dies war der Auftakt zu einer einzigartigen Idee.

Zahlreiche Bauwerke entstanden

In Absprache mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK) wurde beschlossen, das Natursteinpraktikum dauerhaft auf Kreta zu gestalten. Ab 1997 fanden die Lehrgänge im Jugendzentrum statt und wurden von den Ausbildern Sabine Busse, Berufsschullehrerin am DLR, und Eugen Völler, damals Ausbilder der überbetrieblichen Ausbildung im Bereich Naturstein, angeleitet. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Mauern, Treppen und sogar ein Amphitheater aus Naturstein.

Ab 2008 wechselten die Bautätigkeiten und die Unterkunft in die Orthodoxe Akademie Kreta in Kolymbari. Dort entstand unter anderem eine beeindruckende Einfassungsmauer am botanischen Museum. Im Folgejahr wurde die Treppenanlage zur Kapelle des Heiligen Makarios auf dem Akademiegelände gebaut. Die Auszubildenden erweiterten nicht nur ihre handwerklichen Fähigkeiten, sondern erhielten auch Einblicke in Kultur, Religion, Sozialkunde, Griechisch und deutsche Geschichte. Das ist bis heute so. Der einzigartige Standort der Akademie, eingebettet in die atemberaubende Natur der Insel, schafft eine Atmosphäre, die das Lernen und die persönliche Entwicklung auf ganzheitliche Weise unterstützt.

Im Laufe der Jahre entstanden immer mehr kunstvolle Kieselmosaike, die den Charme Kretas widerspiegeln. Das Zeichen der Orthodoxen Akademie und das Orthodoxe Kreuz zählen zu den ersten Werken aus dieser Zeit. 2011 entstand das große Kieselmosaik „Von Angesicht zu Angesicht“ mit einem Durchmesser von 3 m. Das Jahr 2011 markierte zudem den ersten Lehrgang, der durch das EU-Programm „Leonardo da Vinci“ – heute „Erasmus+“ – gefördert wurde. Dadurch erhielten die Teilnehmer die Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln und ihre Kenntnisse über Naturstein und Kultur in einem globalen Kontext zu erweitern.

Erstmals Ausbilderfahrt und weitere Teilnehmer

Einen Höhepunkt markiert die Fertigstellung und Einweihung des Meditationswegs 2013. Auftakt des Weges bildet das beeindruckende Bodenmosaik „Friedenstaube“. Im Jahr 2016 feierte das Kretaprojekt sein 20-jähriges Bestehen. Erstmals kamen dazu Auszubildende aus der Berufsschule in Neustadt an der Weinstraße zur Exkursion und erkundeten die faszinierende Welt des Natursteins. Der renommierte Steinmetz und Steinbildhauer Sven Heeg schuf zum Jubiläum ein Relief des Bischofs Irenäus, dem Gründer der Akademie. Dieses Kunstwerk würdigt die langjährige Tradition und Exzellenz des Natursteinpraktikums.

Ein wei teres Highlight 2016 war die erstmalige Ausbilderfahrt. In diesem Jahr wurde auch das Kieselmosaik „Engel der Kulturen“ erschaffen. 2017  wurden die Berufsschüler aus Koblenz und Trier erstmals in das Projekt aufgenommen. Seit 2020 nehmen auch Auszubildende aus dem Saarland teil. Diese Erweiterung der Teilnehmergruppe stärkte den interkulturellen Austausch und förderte die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ausbildungseinrichtungen. Zudem trat das Europäische Berufsbildungswerk (Euro BBW) Bitburg dem Lehrgang bei, was die Bedeutung und den Einfluss des Natursteinpraktikums weiter unterstrich.

Im Laufe der Jahre entstanden die Mosaike „Baum des Lebens“ und „Sinn des Lebens“,  der Platz der „Vier Himmelsrichtungen“ mit sechs eindrucksvollen Säulen und einem Mosaik oder der botanische Weg.  2019 wurden die Bauarbeiten an den Feldaltären nach dem Vorbild der Buntglasfenster der Evangelischen Kirche in Nieder-Olm begonnen. Im selben Jahr begann der Bau der großen Treppen an der Kapelle, die aus 44 Stufen bestehen. 2020 wurden zwei Bogenbrücken, drei weitere Feldaltäre, ein Wandbrunnen und der botanische Weg fertiggestellt. Diese Werke spiegeln die kreative und inspirierende Atmosphäre wider, die im Natursteinpraktikum herrscht, und sind Zeugnisse des handwerklichen Geschicks und der künstlerischen Fähigkeiten der Auszubildenden.

Über 500 Azubis absolvierten das Praktikum

2021 übernahm die Deula Rheinland-Pfalz die Organisation des Projekts. In diesem Jahr wurde in einem feierlichen Akt der Meditationsweg eingeweiht und das 25. Jubiläum des Projekts gefeiert. Rund 500 Auszubildende aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben bisher an diesem einzigartigen Programm teilgenommen. Die Teilnehmer profitieren nicht nur von den intensiven Schulungen in der Natursteinbearbeitung, sondern auch von einem breit gefächerten Weiterbildungsangebot, das ihnen auf Kreta geboten wird. Zudem lernen sie eigenverantwortliches und selbstständiges Arbeiten auf der Baustelle. Die Erfahrungen und Kenntnisse, die sie während ihres Aufenthalts auf Kreta sammeln, sind von unschätzbarem Wert für ihre persönliche und berufliche Entwicklung.

Die drei Projektpartner sind stolz auf die kontinuierliche Weiterentwicklung des Praktikums und den Beitrag, den es zur Förderung des interkulturellen Austauschs und der handwerklichen Kompetenzen leistet. Durch die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und die Integration in das Erasmus+-Programm hat sich der Lehrgang zu einem Vorzeigeprojekt entwickelt, das auch in Zukunft junge Menschen in ihrer Ausbildung unterstützen wird.

Die Teilnehmer profitieren von einer einzigartigen Lernerfahrung und tragen gleichzeitig dazu bei, das kulturelle Erbe zu bewahren.

Lehrgangsstandort

Die Orthodoxe Akademie Kreta

Was ist das für ein Ort, der seit Jahren junge Menschen anzieht und ihren Blick auf den Lehrberuf auf eine solch besondere Weise weitet? Die Orthodoxe Akademie auf Kreta ist ein Ort des interreligiösen Dialogs, an dem Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammenkommen, um voneinander zu lernen und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Durch den Austausch von Ideen und Perspektiven fördert die Akademie das Verständnis und die Toleranz zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen. Mit einem breiten Spektrum an Kursen und Veranstaltungen zieht die Orthodoxe Akademie Kreta Studenten, Forscher und Gelehrte aus der ganzen Welt an. Die Vielfalt der Fachrichtungen, die hier studiert werden können, reicht von Theologie und Religionswissenschaft bis hin zu Philosophie, Geschichte und Kunst.

Neben dem akademischen Angebot legt die Orthodoxe Akademie Kreta großen Wert auf spirituelles Wachstum und persönliche Entwicklung – also der perfekte Ort für junge Menschen, die eine besondere Zeit durchleben. Die harmonische Verbindung von intellektueller Bildung und spirituellem Streben macht die Akademie zu einem einzigartigen Ort, an dem Geist und Seele gleichermaßen genährt werden.


Aline Schröder ist Geschäftsführerin des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Rheinland-Pfalz und Saarland e.V. Sie wurde 1990 in Bad Neuenahr-Ahrweiler geboren und wechselte 2023 von der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU) in den GaLaBau. Neben dem Beruf engagiert sie sich als Lehrbeauftragte an der Hochschule Worms.
Schroeder@galabau-rps.de
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