Beton aus der Tankstelle
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Angefangen hat bei Beton2Go alles damit, dass Hersteller von Betonfertigteilen mit einem Mischwerk liebäugelten. „Wir hatten 2005 aus einzelnen Komponenten unser eigenes Mischwerk gebaut und dadurch viel Know-how in diesem Bereich", erinnert sich Lukas Massfeller von der Massfeller Beton2Go GmbH in Herschbach. Bekannt ist Massfeller unter anderem für stapelbare Betonsystemsteine. Die Anfragen für transportable Betonmischwerken häuften sich – und das Unternehmen stieg in die Produktion und den Vertrieb der Anlagen ein. Zu den Kunden gehörten Baustoffhändler, Fertigteilhersteller, Tiefbauer und GaLaBau-Unternehmer.
Einer der ersten Kunden aus dem GaLaBau war Christian Poscher aus Willich. Poscher braucht im Jahr etwa 1.000 m 3 Beton, meist in Chargen von 1 bis 2 m 3 . Für diese kleinen Mengen muss man im Betonwerk oft lange warten. Ein Zwangsmischer war für die Mitarbeiter keine optimale Lösung. Blieb noch die Anschaffung eines eigenen Mischwerks. „Ich habe gerechnet und festgestellt, dass sich eine Anlage bei 1.000 m 3 auf jeden Fall lohnen müsste."
Auch kleine Mengen möglich
Rund 150.000 Euro investiert man in eine Betontankstelle. Der endgültige Preis ist abhängig von der Konfiguration der Anlage. Diese besteht bei Massfeller aus fünf Elementen: einem Mischmodul, zwei oder vier Kiesvorratskammern mit Steuerung, einem Austragsförderband, einem Zementsilo mit Zementstaubfilter und einem Chipkartenleser. Damit können 15 bis 30 m 3 Beton in der Stunde hergestellt werden. Ende 2018 wurde bei Christian Poscher die Betontankstelle aufgebaut. Die Besonderheit: Die Anlage hat drei Kammern. In einer befindet sich Estrichsand 0/8 mm, in der zweiten Kies 16/32 mm, in der dritten Perlkies 2/8 mm für Monokorn-Mörtel. Im Februar 2019 kam ein zweites Silo für Trasszement dazu.
„Wir haben in unserer Anlage acht verschiedene Rezepturen gespeichert", sagt Poscher. Die kleinste Abgabemenge liegt bei 250 l. Bei Betonwerken liegt die Mindestabnahmemenge bei 0,5 m 3 , oft sogar bei 1 m 3 . Dafür wird häufig noch ein Mindermengenzuschlag berechnet.
Den Nerv in der Region getroffen
Dass es beim GaLaBau-Betrieb in Willich Beton in Kleinmengen gibt, sprach sich schnell herum. Mittlerweile holen Straßenbauer, der städtische Bauhof, private Kunden, aber auch GaLaBau-Kollegen bei Poscher ihren Beton. „Innerhalb von knapp zwei Jahren haben wir inklusive Eigenbedarf 7.000 m 3 Beton gemacht", berichtet Poscher. Mit der Betontankstelle hat er in der Region einen Nerv getroffen. Außerdem produziert er nun selbst Betonsystemsteine, die er ebenfalls verkauft.
Gibt man die Betontankstelle für externe Nutzer frei, ist eine Verdoppelung der Eigenbedarfsmenge innerhalb von zwei Jahren fast schon garantiert. „1.200 bis 1.500 m 3 Beton sind mit Fremdverkauf auf jeden Fall drin", weiß Lukas Massfeller von Beton2Go. Die Nachfrage hängt stark von der Region ab. „In manchen Regionen ist Transportbeton richtig teuer, da lohnt sich das Betontanken noch mehr." GaLaBau-Unternehmern, die mit einer eigenen Betonmischanlage liebäugeln, kann er eine weitere Zahl an die Hand geben: „Die Betontankstelle rechnet sich für Landschaftsgärtner oft schon ab einem Eigenbedarf von 300 bis 400 m 3 pro Jahr." Standard ist die Zweikammer-Anlage mit einem 0,5-m 3 -Mischer. Damit können pro Charge etwa 2 m 3 Frischbeton bereitgestellt werden.
Gerechnet und für gut befunden
Damian Wörner, Inhaber der Wörner Gartenbau GmbH in Hüttlingen, braucht jährlich etwa 400 m 3 Beton. „Wir haben alles durchkalkuliert und festgestellt, dass sich für uns eine eigene Betontankstelle ab 320 m 3 Beton rechnet." Vor der Anschaffung war klar: Es muss eine ortsveränderliche Anlage mit einer Zementsilo-Kapazität von weniger als 30 m 3 sein, da man sonst eine Baugenehmigung benötigt. Wörner wurde ebenfalls bei Massfeller fündig.
„Auch im Nachgang sind wir mit unserer Entscheidung für diesen Hersteller sehr zufrieden", sagt Wörner. Was er schätzt, sind die gute Erreichbarkeit, wenn es Fragen gibt, und die Wartungsfreundlichkeit der Anlage. Steine, Wasser und Zement mischen – das setzt dem Material der Trommel zu. „In der Mischtrommel befinden sich auswechselbare Platten. So muss nicht die gesamte Trommel bei Verschleiß erneuert werden", betont Wörner.
Das Angebot erweitern
Bei der Wilhelm Geiger GmbH & Co.KG in Betzigau hat man so einen Trommelschutz speziell anfertigen lassen. Der Betrieb ist Teil der Geiger-Unternehmensgruppe mit Sitz in Oberstdorf. „Bei uns können Landschaftsgärtner Kies und Sand holen, aber auch ihren Grünschnitt und Bauschutt entsorgen", erklärt Richard Hartmann. In der Bodenbehandlungsanlage werden kontaminierte Böden, Bauschutt, teerhaltige Altasphalte und industrielle Abfälle aufbereitet. „Der Landschaftsgärtner ist bei uns ohnehin oft auf dem Hof, also wollten wir ihn nicht wegschicken müssen, wenn er Randsteinbeton benötigt." Vor einigen Jahren entschied man sich daher für die Anschaffung einer Betonmischanlage von Fliegl. Die Anlage benötigt etwa 100 m 2 Stellfläche und lässt sich bei Bedarf auf dem Betriebsgelände schnell versetzen.
Normbeton für Profis und Heimwerker
Die Micromix-Anlage in Betzigau besteht aus einem Zementsilo und zwei Behältern mit je zwei Kammern für Zuschlagstoffe. Die Betonsystemsteine, die Geiger verkauft, werden aus Recycling-Beton hergestellt. Der Bauschutt wird sortiert und der enthaltene Beton wiederverwendet. Selbstabholer können an der Anlage Normbeton beziehen. Vier verschiedene Rezepturen – von C12/15 bis C25/30 – decken die häufigsten Verwendungszwecke ab.
Abgeholt werden kann der Beton bei Geiger während der Betriebsöffnungszeiten. „Theoretisch kann die Anlage 24 h täglich betrieben werden", sagt Hartmann. Personal ist im Grunde nur nötig, um das Zementsilo und die Kammern mit den Zuschlagstoffen nachzufüllen. Auch die Betontankstelle von Poscher hat feste Öffnungszeiten. Damian Wörner produziert momentan nur für den Eigenbedarf. „Wir überlegen noch, ob wir die Betontankstelle wirklich für Abholer öffnen wollen. Dafür muss das Gelände ja auch geeignet sein."
Die Betankung ist überall ähnlich organisiert: Der Abholer kauft eine Karte, die der gewünschten Betonmenge und Rezeptur entspricht. Die Karte wird in ein Terminal geschoben und auf Knopfdruck oder per Displayeingabe startet die Betonproduktion. Auch vollautonomer Betrieb ohne Kartenverkauf ist möglich. In diesem Fall kann der Käufer Menge und Betonsorte selbständig am Display wählen und bekommt einen QR-Code, der an der Tankstelle eingelesen wird. Auch die Zahlungsweise lässt sich je nach Wunsch des Tankstellenbetreibers organisieren – vom Lieferschein mit Barzahlung über die Abbuchung bis zur monatlichen Gesamtrechnung ist alles machbar.
Geringer Pflegeaufwand
Die Reinigung der Maschinen ist nicht aufwändig. Sowohl bei Beton2Go als auch bei Fliegl wird die Mischtrommel täglich trocken, also mit 8/16 Kies, gereinigt. Dieser kann dann sofort wieder für die Betonproduktion verwendet werden. Bei Poscher kommt etwa alle zwei Wochen der Steinhammer zum Einsatz, um auch letzte Reste in der Trommel zu lösen. Bei Wörner investiert der verantwortliche Mitarbeiter neben den werktäglichen 15 min für die Trockenreinigung jeden Freitag noch etwa eine Stunde, um die Trommel mit Steinhammer und Trennmittel blitzsauber zu machen. „Das ist ihm einfach wichtig", freut sich der Firmenchef. Sonst ist an den Anlagen wenig zu tun. Das Förderband reinigt sich selbst. Am oberen Ende des Bandes befindet sich ein Abstreifer, der dafür sorgt, dass keine Betonreste am Band bleiben.
Mehr mobile Anlagen
Das Geschäft mit der Betontankstelle läuft gut – so verzeichnete beispielsweise bei Geiger seit der Inbetriebnahme bei den Abholern eine jährliche Mengensteigerung von rund 20 %. Immer mehr Hersteller vermarkten mobile Anlagen. Im Juni dieses Jahres warb auch die Firma Liebherr mit einer Betontankstelle. Als Komplettanbieter für Betontechnik ist das Unternehmen weltweit bekannt. Völlig neu ist die mobile Tankstelle nicht, neu ist jedoch, dass man die Baustoffhändler und Betriebe gezielt als mögliche Betreiber anspricht. „Die Betontankstelle gibt es seit rund zehn Jahren", erklärt Klaus Eckert, Marketingleiter der Liebherr-Mischtechnik GmbH in Bad Schussenried. „Sie wird häufig in schwer zugänglichen Gebieten eingesetzt."
Als einen Vorteil gegenüber anderen Anlagen nennt Eckert, dass es kein Beton-Förderband gibt, an dem Betonrückstände haften bleiben und das eventuell gereinigt werden muss. Bei der Anlage von Liebherr werden die trockenen Bestandteile stattdessen nach oben in einen Mischer befördert, dort mit Wasser vermengt und gemischt. Von oben werden sie dann sozusagen im freien Fall in das Abholfahrzeug befördert. Bei kleinen Anhängern sorgt ein Trichter dafür, dass nichts daneben geht. Kommt ein großer Betonmischer, wird dieser Trichter einfach weggeschwenkt. Als weiteren Pluspunkt nennt Eckert die separate Verwiegung unter der Silokammer. „So können die Bestandteile der nächsten Charge schon gewogen werden, während der Mischer noch mischt." Das ermöglicht eine Produktionsleistung von 30 m 3 /h. Gereinigt wird der Mischer bei Liebherr nicht trocken, sondern mit Hochdruck.
Auch Betontankstellen müssen gewartet werden. Für den Wartungsaufwand seiner Beton2Go-Anlage kalkuliert Damian Wörner insgesamt mit etwa 15.000 Euro in zehn bis zwölf Jahren. „Dafür sparen wir jede Menge Wartezeit, und der Beton kostet uns nur etwa die Hälfte, verglichen mit dem Kaufpreis beim Betonwerk." Seit die Anlage im Mai 2020 installiert wurde, hat er monatlich 90 m 3 Beton produziert – und wird wohl die bisherige durchschnittliche Verbrauchsmenge von 400 m 3 jährlich übertreffen. Damit amortisiert sich die Anlage auf jeden Fall in den errechneten zehn Jahren – und das sogar ohne jeden Fremdverkauf. Dazu trägt auch bei, dass bei Wörner zum Anmischen der Betone ausschließlich gesammeltes Regenwasser verwendet wird. „Dank unserer Zisterne haben wir seit der Nutzung der Anlage Mitte Mai für den Beton keinen Tropfen Trinkwasser verwendet. Das ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Punkt in Sachen Nachhaltigkeit."
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