Das blaue Wunder
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Als Stefan Schatz 2004 sein Unternehmen gründete, hatte er zwei Mitarbeiter. Heute hat der Schatzgarten zehn bis zwölf, je nach Saison, plus zwei Auszubildende. Und einen Chef, der noch immer mit neuen Ideen und Visionen überrascht. So hat er einen Unimog 530 so umgebaut, dass er fast alles kann, was im GaLaBau anfällt.
Stefan Schatz hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Vor allem sein Vater hat ihm schon sehr früh sehr viele wichtige Grundlagen vermittelt, wodurch er einen problemlosen Einstieg ins Berufsleben fand. „Man sollte so viel wie möglich können, auch wenn man nicht weiß, wann und wo man das mal brauchen wird. Das hat mir mein Vater beigebracht. Nach diesem Grundsatz bin ich ausgebildet worden und so handele ich auch heute noch. Geld ist also nicht alles. Schon als Kind hatte ich den Traum, Unternehmer zu werden, mich konstruktiv in den Arbeitsbereich einzubringen – und genau da bin ich jetzt", verrät Stefan Schatz.
Die derzeitigen Ausbildungswege sieht er eher kritisch, woraus offenbar die Erfahrung spricht. Viele Gärtner mit einer abgeschlossenen Lehre müssen in seinem Betrieb noch einmal neu beginnen zu lernen, um geforderten Aufgaben gewachsen zu sein – die nicht einmal außerhalb des Berufsbilds des Landschaftsgärtners liegen. Die Motivierten bleiben, von den anderen muss man sich trennen oder die ziehen es vor, von selbst zu gehen. „Das Wort Ausbildung sagt es ja schon", scherzt er mit einem breiten Lächeln, „da ist es aus mit der Bildung."
Vergleich mit der Käseglocke
Stefan Schatz ist stolz auf das, was er mit seinen 38 Jahren schon alles erreicht hat. Er ist nicht nur Landschaftsgärtnermeister, sondern auch Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumgutachter. Der Erfolg seines Unternehmens ist mit viel Arbeit und Engagement verbunden, aber auch sein ungewöhnlicher Führungsstil hat sicher dazu beigetragen. „Ich sehe den Schatzgarten als Familienunternehmen, in dem die Mitarbeiter die Familie sind. Ich vergleiche das auch gerne mit einer Käseglocke. Über der Basis sitzt eine Kuppel, und obendrauf sitze ich. Ich kümmere mich um alles Kaufmännische, aber auch um die ganzen Kunden, die Reklamationen haben oder einfach nur unzufrieden sind." Hat ein Mitarbeiter ein „Knöllchen" bekommen, übernimmt das der Chef, ohne viele Worte darüber zu verlieren. Die Mitarbeiter genießen also einen gewissen Schutz.
„Damit bemühe ich mich, der Chef zu sein, den ich mir früher gewünscht hätte: freundschaftlich und kooperativ. Natürlich muss ich auch mal ein Machtwort sprechen, das gehört dazu, aber Lob ist mir wichtiger als Kritik. Denn Fehler gibt es nicht, es gibt nur Erfahrungen. Alles ist immer eine Frage des Blickwinkels", findet Schatz. Dafür müsse man allerdings mit sich selbst im Reinen sein, sonst funktioniere das nicht. „Was ich mache, mache ich ganz und mit aller Hingabe. Nur das bringt einen weiter und führt zum persönlichen und zum geschäftlichen Erfolg."
Zeit ist so viel wert wie Geld
Nicht nur Geld, sondern auch Zeit in Mitarbeiter zu investieren ist für Schatz eine Selbstverständlichkeit und wird genauso hoch bewertet wie finanzielle Investitionen. So können seine Mitarbeiter auch mit persönlichen Problemen zu ihm kommen. Für jeden gibt es eine private Rechtsschutzversicherung, die über das Unternehmen läuft. Eine vertrauensvolle Basis ist für den Unternehmer das Wichtigste.
„Grundsätzlich kann ich die Welt nicht verändern, aber ich kann mein direktes Umfeld so gestalten, dass alle sich wohlfühlen. Meine Mitarbeiter sind also nicht nur meine Arbeiter, sondern es geht eben auch um ein Miteinander", erklärt Schatz. „Das heißt, wir machen auch mal eine Kaffeepause, in der die Brötchen auf meine Kosten gehen, oder ich lade abends zum Essen ein. Wenn jemand ,Rücken hat ’ , dann wird er auf Betriebskosten zur Krankengymnastik geschickt. Ein gesunder und motivierter Mitarbeiter ist doch viel mehr wert als ein paar Hundert Euro, die ich für den Physiotherapeuten bezahle. Da geht es doch darum, geschätzte Mitarbeiter zu motivieren und ihnen zu vermitteln, dass sie Teil eines echten Teams sind. Trotzdem kann ich nur Impulse geben, machen muss es jeder selbst."
Was die Arbeitszeit betrifft, gibt es realistische Tagesziele. Ist das Ziel um 15 Uhr erreicht, können die Mitarbeiter nach Hause gehen. Wurde das Ziel, aus welchen Gründen auch immer, nicht erreicht, muss auch mal bis 20 Uhr gearbeitet werden – darüber beschwert sich allerdings niemand. Zum einen gleicht sich das übers Jahr gerechnet aus, zum anderen geht es hier vor allem um Eigenverantwortlichkeit.
Wie gut dieses Konzept funktioniert, äußerst sich in einem wichtigen Umstand: Es gibt laut Schatz kaum Fehler. Natürlich geht mal etwas schief – aber die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei etwa 2¿% – das hat die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt. „Bei mir arbeiten Menschen und keine Roboter. Das ist durchaus akzeptabel", meint Stefan Schatz.
Das „Schätzchen" vom Schatzgarten
Stefan Schatz hat nicht nur einen ungewöhnlichen Führungsstil, sondern auch ein ungewöhnliches Fahrzeug in seinem Maschinenpark: einen umgebauten Unimog 530, der nicht nur geländegängig und vielseitig einsetzbar ist, sondern vor allem die Arbeit entscheidend erleichtert. Zunächst einmal kann der Unimog als Kipplader eingesetzt werden – mit einem Gesamtgewicht von 16,5 t, einem Leergewicht von 8 t und einem Ladevolumen von 10 m 3 . Damit ist Schatz auch öfter unterwegs, um zum Beispiel Pflastersteine zu holen. Oder er lässt den Sprinter stehen und fährt lieber mit seinem „blauen Wunder".
Allerdings hat er bei der Kipperbrücke selbst Hand angelegt, denn „von der Stange" gab es nichts, was seinen Ansprüchen genügt hätte. Daher hat er sich nur einen Grundbausatz geholt, die doppelten Aufsetzbordwände samt hydraulisch betätigter Laderaumabdeckung aber selbst konstruiert, geschweißt, lackiert und montiert. Die erhöhten Bordwände bringen Volumen – so braucht er häufig kein zweites Fahrzeug, um zum Beispiel Hackschnitzel abzutransportieren.
Durch die hohe Bereifung ist der Unimog zwar schwieriger zu beladen, was für die üblichen Arbeiten allerdings eher zweitrangig ist, da er für Erdarbeiten mit einer schweren Tandemkarre mit Kran ausgerüstet wird. Für Baumpflegearbeiten kuppelt Stefan Schatz einen massigen Anhänger an den Unimog, der Hacker und Kurzholzkran samt Baumgreifer und Säge integriert hat. Die Trommel des Hackers braucht eine enorme Antriebsleistung. Seine Einzugswalze „frisst" Stämme bis zu 40 cm Durchmesser, die anschließend zu fingergroßen Schnitzeln verarbeitet werden. Ihre Kraft bezieht sie vom Unimog-Zapfwellenantrieb, die Kranhydraulik funktioniert über die im U 530 verbaute Hydraulikanlage. Mit seiner 6-t-Seilwinde ist er auch für den Agrar- und Forstbereich geeignet.
Beim Thema Hydraulik ist Stefan Schatz auf dem neuesten Stand. Sein U 530 hat alles an Möglichkeiten verbaut, was bei einem Unimog mit Heckzapfwelle möglich ist. Zudem ließ er überall Schnellkupplungen montieren, um so rasch wie möglich Anhänger und Anbaugeräte tauschen zu können.
Fernsteuerung möglich
Das wirklich Besondere an dieser Maschine ist aber die Tatsache, dass ihre Funktionen ferngesteuert werden können. Stefan Schatz steht damit nicht nur weit außerhalb des Gefahrenbereichs, sondern ist auch schnell und effizient. Ein kurzer Tipp am Schalter der Fernbedienung, der Kran klappt aus und lässt sich mit dem Greifer gezielt kurz unterhalb der Baumkrone ansetzen. So lässt sich auch die Kettensäge bedienen, mit der dann die Krone sauber vom Stamm getrennt werden kann.
„Ich kann mit zwei Fernsteuerungen den Hacker bedienen, also Einzug, Auswurf etc. kontrollieren und gleichzeitig auch den Kran. Mit der Funktion des Greifers könnte ich also einen Baum von 15 m Höhe komplett allein dem Hacker zuführen. Auch von schwer erreichbaren Stellen aus." Das wiederum löst einen Teil des Problems, dass er kaum wirklich motivierte Nachwuchskräfte findet – und das, obwohl das Unternehmen sehr vielseitig aufgestellt ist und damit einen interessanten Arbeitsplatz bieten kann.
„Natürlich müssen beim Fällen von 30-m-Pappeln auch Steiger eingesetzt werden. Alles geht eben nicht, aber doch schon so viel, dass sich der finanzielle Einsatz lohnt. Mein Grundsatz ist: Man muss sich nur Maschinen kaufen, die man so nicht leihen kann", meint der Unternehmer. Einen Bagger zum Beispiel bekomme man doch an jeder Ecke und dabei immer eine gut gewartete Maschine auf dem neuesten technischen Stand. „Aber so eine Maschine wie den Unimog, mit Fernsteuerungen, das verleiht ja keiner. Da sind ja Schäden schon programmiert durch falsche, unsachgemäße oder unsensible Bedienung."
Die Rechnung geht auf
Stefan Schatz war sich durchaus bewusst, dass er als Vorreiter in dieser Sache auch ein persönliches Risiko eingegangen ist. Aber er sieht das gelassen: „Natürlich kann ich die Vorhaltezeit nicht so einfach berechnen wie zum Beispiel bei einem Kipplader. Es ist ja durchaus möglich, dass der Hacker in der Sommerzeit mal zwei Monate steht. Das muss dann in der restlichen Zeit so ausgeglichen werden, dass es nachher wieder schwarze Zahlen gibt. Aber für mich ist der Unimog eine Investition in die Zukunft. Sollte der Euro kollabieren, steht der Unimog immer noch da."
Natürlich muss ein Unternehmen, das die Finanzierung von mehr als einer halben Million Euro in die Hand nehmen will, das auch auf Dauer hergeben. Im Schatzgarten geht die Rechnung offensichtlich auf. Die Maschine erspart Arbeit und erleichtert vieles. So macht sie sich auf Dauer – trotz der zusätzlichen Finanzierungsbelastung –durchaus bezahlt. „Wir haben schon mit drei Leuten mehr geschafft als eine Kolonne mit zehn Mann – das liegt an den Maschinen, aber eben auch an der Motivation meiner Mitarbeiter."
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