Wir wollen den Garten mit Kundenaugen sehen
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Es ist gar nicht so einfach, die Gartenmanager zu finden. Besuch für Ulf-Peter Schilling muss sich bitte erst mal beim Pförtner anmelden. Das Unternehmen und der Leipziger Zoo, das ist eine Geschichte vieler Gemeinsamkeiten. Und das schon seit 1967. In dem Jahr bekam Schillings Vater, gerade mal 24 Jahre alt, den Gartenmeisterbezirk 1 innerhalb der Stadt Leipzig zugeteilt und war von da an für die Grünpflege im Stadtzentrum und im Zoo zuständig und auch für die Gärtnerausbildung der Stadt.
Für den Sohn war das ein Glücksfall. Er ist quasi im Zoo groß geworden, hat dort seine ersten Gärtnererfahrungen gesammelt. Nach einem Landespflegestudium in Dresden und Jobs in Planungsbüros hat er den väterlichen Betrieb übernommen. Das war 2008.
Dem GaLaBau „lebewohl" gesagt
Kurz nach der Übernahme hat Schilling die zwei ersten großen strategischen Entscheidungen getroffen: die Gründung einer GmbH und die Aufgabe des klassischen Landschaftsbaus. „Die Situation war, dass sich alle um das Kleinsteinpflaster in den Reihenhauszufahrten geschlagen haben", erzählt der Leipziger. Das sei jedoch – Schilling pflegt eine Marotte und verwendet immer „jedoch" statt „aber" – problem- und gewährleistungslastig. Fünf lange Jahre hat er sich schon mal mit einem Kunden um 14 m² Gartenweg und 600 Euro Fugenfüllungsmaterial gestritten – bis vor das Landgericht. Für den Unternehmer war das ein Impuls, sich von größeren Bauleistungen zu verabschieden. „Da ging zwar Umsatz verloren, aber entscheidend ist am Ende für mich das Mehr an Arbeits- und Lebensqualität, das dabei herausgekommen ist", sagt er. „Wir leben ruhiger und sicherer mit langjährigen privaten, öffentlichen und gewerblichen Pflegekunden." Dabei sei das Angebot nicht auf die Pflege begrenzt. „Im Grunde genommen spezialisieren wir uns auf Grünflächenmanagement mit fachlichem Anspruch und bedienen Kunden, wie den Zoo Leipzig, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, das Sächsische Bauimmobilienmanagement, aber auch viele gewerbliche und private Kunden." Dabei gibt es Auftraggeber, die wöchentlich betreut werden, und solche, bei denen die Gartenmanager dreimal im Jahr die saisonale Pflege übernehmen. „Bei manchen Anlagenbesitzern machen wir das gesamte Jahresprogramm vom Weihnachtsbaumaufstellen bis zum Teichpumpeauswintern, vom Wässern im Sommer bis zur Laubbeseitigung im Herbst." Weil er Einzelaufträge nur selten verfolgt und die meisten Kundenbeziehungen langjährig sind (oft 2-Jahre-Verträge mit der Option auf ein Jahr Verlängerung), reicht eine schlanke Bürostruktur, die den Unternehmer und seine Assistentin umfasst. Als Erweiterung ist gerade eine weitere Teamleiterstelle ausgeschrieben.
Bis zu 80 aktive Projekte im Monat
Schilling hat seine Abhängigkeit von seinem Lieblingsauftraggeber Zoo ein Stück zurückgeschraubt. Hat der Tiergarten zu Zeiten des Vaters fast zu 100 % zum Umsatz beigetragen, sind es jetzt noch etwa 50 %. Die andere Hälfte machen private und gewerbliche Kunden, aber eben auch andere öffentliche Auftraggeber, die mehr wollen, als Straßenbegleitgrün gepflegt zu bekommen. Immer wenn es um Vertrauen geht, um persönliche Betreuung, um Pflanzungen, die mit Sachverstand unterhalten werden müssen, ist Schilling die richtige Wahl. Denn wer die Gartenmanager beauftragt, bekommt nicht nur Kontinuität, sondern zusätzlich gute Kommunikation, Qualität und persönliche Betreuung. Neulich sei er einmal von einer Kundin gefragt worden, ob er nicht auch Fenster putzen könne, erzählt Schilling lachend. Auf seine verwunderte Nachfrage meinte die Dame: „Na, meine Putzhilfe kommt, wann sie will, meine Fenster werden nicht geputzt, mein Auto wird nicht repariert und Sie schreiben mir eine E-Mail, weil Sie nächsten Donnerstag um elf eine halbe Stunde Rasen mähen kommen." Es sei ein bisschen sein Erfolgsgeheimnis, verrät Schilling, dass es einen engen Kontakt zu allen Kunden gibt. Diese werden jede Woche einmal kontaktiert und erfahren sofort, wenn mal etwas dazwischenkommt. „Wir haben ein ganz festes System, haben einen Monatsplan, haben Wochenpläne, wo jeder Mitarbeiter weiß, bei welchem Projekt er wann und mit wem eingesetzt ist", sagt der Leipziger. „Auch wenn es für uns ein sehr hoher Kommunikationsaufwand ist – die Kunden lieben es", versichert er. „Wissen Sie, wie viele Kunden ich habe, die dankbar sind, dass wir Stundenlohnarbeiten vereinbart haben?"
Mit dem Konzept besteht das Unternehmen auch gegenüber wesentlich größeren Mitbewerbern immer dann, wenn dem Auftraggeber die Außenanlage wichtig ist oder besondere Anforderungen an die Sicherheit gestellt werden – etwa weil alle eingesetzten Mitarbeiter ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen oder sich namentlich anmelden müssen, geht es auch im öffentlichen Bereich nicht mehr nur um den Preis, sondern um Zuverlässigkeit. 60 bis 80 aktive Kunden hat Schilling im Monat. Das Portfolio reicht dabei im privaten Bereich vom wöchentlichen Anlagencheck bei leitenden Fachärzten bis zum Angestellten, der sich ein schönes Zuhause wünscht und deshalb die Gartenpflege außer Haus gibt.
Mit seiner Zuverlässigkeit hat sich Schilling auch bei seinem größten Auftraggeber, dem Zoo, einen guten Ruf erarbeitet. „Ich habe gesehen, ich bin hier zwar im Wettbewerb, aber das, was der Zoo braucht, ist eigentlich mein Kapital", sagt er und meint damit seine Flexibilität, auf die Wünsche des Auftraggebers einzugehen, sich auch in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten und seinem Kunden ein zuverlässiger Dienstleister zu sein. Schließlich will der Zoo seinen Besuchern ein perfektes Erlebnis bieten. Schilling sorgt dafür. Er übernimmt im Zoo das Grünflächenmanagement, kümmert sich im tropischen Gondwanaland um eine extrem komplexe Innenraumbegrünung mit 500 Pflanzenarten der tropischen Regenwälder, macht Winterdienst und hat auch die Option, sich an Bauaufgaben zu beteiligen. Was er aber in der Regel nicht tut. „Und dann kommt da auch so was Verrücktes dazu wie die Eukalyptusproduktion, wo uns der Zoo auf der Grundlage, dass wir ein sehr zuverlässiger Partner sein wollen, und der Geschäftsführer uns massiv Vertrauen schenkt, mit solchen Aufgaben betraut."
26 Eukalyptus-Arten für den Koala-Speiseplan
Die Geschichte mit den Eukalyptus ist typisch Schilling. Denn kaum ein auf Dienstleistung abonnierter Unternehmer würde auf die Idee kommen, für einen Kunden in die Pflanzenproduktion einzusteigen. Aber weil sein Auftraggeber Koalas züchten wollte und Schilling das Vertrauen der Geschäftsleitung ungeheuer wertschätzt, hat er die Anfrage der Zooleitung als spannende Perspektive gesehen. Jetzt hat er außerhalb in Schkeuditz ein Stück Land gepachtet, auf dem er für den Zoo 26 Eukalyptus-Arten anbaut als Futter für die Beuteltiere (siehe dega4500 ). Und, da er schon mal mit der Pflanzenproduktion anfangen hatte, baut er gleich noch Zitronengras und Kaffirlimetten für diverse Restaurants an. „Ich möchte nicht stehen bleiben. Ich möchte nicht nur Rasen mähen. Ich mache es gerne, aber ich möchte weiterkommen", beschreibt Schilling seine Motivation, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben.
Als Projektleiter hier hat er übrigens einen seiner besten Azubis gewonnen. Steve Naumann ist 2013 fertig geworden und wollte dann einfach noch etwas von der Welt sehen. Schilling hat das Ungewöhnliche möglich gemacht und ihm ein Sabbatical angeboten. Für alle Beteiligten war das eine Premiere. Ein Jahr war der junge Sachse in Neuseeland und Australien. Beste Voraussetzungen, um danach beim Eukalyptus-Projekt einzusteigen. Und das entwickelt sich gut, denn mittlerweile haben sich auch schon andere Kunden dafür interessiert.
Mit meist fünf Auszubildenden engagiert sich die Firma stark für den Nachwuchs. Denn für Schilling ist klar, dass die guten Leute nur aus den eigenen Reihen kommen können. Da er sich zudem spezialisiert hat und großen Wert auf die Qualität der Leistungen legt, liegt es nahe, in Nachwuchs zu investieren. Allein die Pflege des Gondwanalandes verlangt so viel Spezialwissen, das nicht Teil der GaLaBau-Ausbildung ist, dass die Firma es selbst vermitteln muss.
Dabei ist Schilling durchaus auch bereit, sich auf Abenteuer einzulassen. So hat er sowohl beim Programm MobiPro ( dega4501 ) mitgemacht als auch nach dem Flüchtlingszuzug ab 2015 einem jungen Syrer eine Chance gegeben. Von den drei Spaniern aus dem MobiPro-Programm ist ihm ein junger Katalane geblieben, der in der Firma ein Ersatzzuhause gefunden hat. Schilling hat auf diese Weise viel über Mentalitätsunterschiede gelernt und festgestellt, dass man ganz anders gefordert ist. Sergi aus Barcelona hat es aber geschafft und erhält im Sommer einen unbefristeten Vertrag.
Wichtig für Schilling ist nicht, wo die Menschen herkommen, sondern dass sie zum Unternehmen passen. „Einer meiner ersten Sätze ist: ‚Wir rauchen nicht während der Arbeitszeit und es steht bei uns im Fußraum auch kein Kasten Bier’", erzählt der Unternehmer. „Ich würde nur jemanden als Azubi einstellen, bei dem ich wenigstens am Horizont einen Lichtstreifen sehe und mir vorstellen kann, dass der mal in meiner Firma ist", fügt er hinzu. Gefragt sind unter anderem Feingeist und Benehmen, denn die Firma pflegt neben Privatgärten – in denen stilvolles Verhalten ohnehin Bürgerpflicht ist – auch jüdische Friedhöfe und andere Gedenkorte in der Stadt. Ganz nebenbei: Da die Pflege nach wie vor schlechter bezahlt ist als der Bau, braucht Schilling auch junge Menschen mit Begeisterung für die Sache; Leute, die nicht nur des Geldes wegen arbeiten und sich für das Thema Pflanze begeistern können. Dass der Job nicht nur Zuckerschlecken ist, erfahren die Bewerber bereits beim Einstellungsgespräch: „Mädel oder Junge, ganz egal, wo du herkommst, wir stehen da draußen bei Wind und bei Wetter, bei Regen und bei Sonnenschein, es ist körperlich anstrengend und du wirst hier nie mit dem Bentley rausfahren und deine drei Einfamilienhäuser vermieten, sondern du wirst ein schönes, zufriedenes Leben leben, wenn das deine Berufung ist", ist sein Standardintro. Und dann werden die jungen Leute bei den Gartenmanagern auch gefordert. Berichteschreiben steht auch weiter im Vertrag, selbst wenn es im sächsischen Bildungsplan nicht mehr vorgesehen ist.
Belohnung des Engagements und Beleg für den Einsatz ist, dass Schillings Azubis schon zweimal die Besten im Freistaat waren, zuletzt 2018. Der Unternehmer versucht, die jungen Champions zu halten, ohne sie zu blockieren. Denn er ist sich bewusst, dass das Sammeln von Erfahrungen über den Ausbildungsbetrieb hinaus ein Wert an sich ist. „Ich freue mich, wenn sie danach zurückkommen."
Durch Social Media in der Region präsent
Für Schilling heißt die große Zahl der Auszubildenden, dauernd präsent zu sein, sich um potenzielle Bewerber zu bemühen und für diese attraktiv zu sein. Dabei verfolgt der Sachse schon seit einigen Jahren eine Social-Media-Strategie. Auf Instagram, Facebook, Twitter oder LinkedIn postet er Inhalte, um einerseits den Gärtnerberuf regional „ein bisschen anders darzustellen" und andererseits junge Leute anzusprechen. Schilling macht Werbung für den Garten allgemein, zeigt die Schönheit im Detail und nutzt dabei auch seinen Lieblingsarbeitsplatz, den Zoo und besonders das tropische Gondwanaland. Es liefert Bilder ohne Ende, ohne dass man dafür weit reisen müsste. Das ist gleichzeitig ein guter Weg, den Kontakt zu den Mitarbeitern des Zoos zu halten und dort immer im Gespräch zu bleiben. Denn auch wenn Zoo und Gartenmanager zusammenzugehören scheinen: Das Unternehmen muss sich trotzdem immer wieder den Ausschreibungen stellen. Da ist es gut, in Kontakt zu bleiben und an seinem Netzwerk zu feilen. Beziehungen schaden ja bekanntlich nur dem, der sie nicht hat. „Wir haben durch Social Media eine zeitgemäße Wahrnehmung", erklärt der Unternehmer. Gleichzeitig lassen sich darüber die eigenen Werte nach außen tragen. „Wir melden uns an, wir sind offen, wir sind ehrlich, wir sind ein Team, wir wollen den Garten mit den Kundenaugen sehen. Das ist alles so ein bisschen unser Markenbild", sagt Schilling. Und Social Media hälfen eben dabei, diese Leitsätze zu kommunizieren und Nutzer auf die eigene Homepage zu leiten. Da seien dann auch die Ansätze, wo sich vielleicht einer sagt: „Da bewirbst du dich, da rufst du mal an. Das klingt jung."
Schilling unterstützt zwei soziale Projekte, die ebenfalls in die Strategie eingebettet sind, in der Region Verantwortung zu übernehmen. So kümmert sich das Unternehmen um den direkt an die Kinder-Palliativstation der Uniklinik angegliederten Gedenkort für verstorbene Kinder im Leipziger Friedenspark sowie um den Bauspielplatz Kiwest e.V., wo Schilling „Kulturpate" ist. Die kleineren Geld- und Materialspenden oder Pflegeeinsätze für die Einrichtungen sind dem Unternehmer aber mehr Herzensangelegenheit als Marketing, auch wenn sie trotzdem auf die Strategie einzahlen.
Bloss kein Stillstand
Twittern und Posten sind für Schilling auch ein Weg, seinen Hut in der Region in den Ring zu werfen, Anknüpfpunkte für neue Aufträge zu bieten. „Ich möchte weiterkommen. Stillstand finde ich furchtbar", sagt er und erzählt grinsend, dass es im Team schon dieses halb ehrfuchtsvolle, halb spöttische „Jetzt hat er schon wieder ‘ne Idee" gebe. „Es ist noch nicht als Krankheit diagnostiziert worden", fügt er lachend hinzu. Aber für den Unternehmer ist es Lebenselexier, Dinge auszuprobieren. So kam er zu der Eukalyptus-Produktion, so hat er begonnen, asiatische Kräuter anzubauen und zu vermarkten, und so kam es auch dazu, dass er im Zoo Kaffeepflanzen verkauft. Und so ist letztlich auch die Entscheidung zu erklären, sich vom GaLaBau zu verabschieden.
Aber dazu braucht es eben auch die Leute im Team, die mitgehen, die akzeptieren, dass der Chef ein „Verrückter" ist, der immer über den Tellerrand gucken möchte, wie Schilling es schmunzelnd formuliert. „Unternehmer bin ich nicht geworden, um stehen zu bleiben, sondern um neue Sachen zu unternehmen und mich zu bewegen", fasst er zusammen. Bisher habe er Lehre gehabt, aber nicht arg viel Lehrgeld bezahlen müssen, freut er sich. Er sei schon ein Mensch, der nur ein überschaubares Risiko eingeht.
Trotzdem gebe es natürlich auch bei ihm die Nächte, in denen man nicht schlafen kann, weil man darüber grübelt, wie der nächste Knoten aufzulösen ist, gibt Schilling zu. Wahrscheinlich wird das jede Unternehmerin und jeder Unternehmer nachvollziehen können. Und natürlich ist es auch bei den Gartenmanagern schnell passiert, dass der Chef nur noch im Unternehmen und nicht am Unternehmen arbeitet, wie ein Berater es ihm am Anfang geraten hat. Aber Schilling ist entspannter geworden, lebt seine Wochenenden, gibt seine Handynummer nicht raus, wenn es nicht unbedingt notwendig ist, und nimmt seine Urlaubszeit. Im November sind jedes Jahr in Berlin die Verkehrssicherheitstage. Die gehören mittlerweile zur Tradition, weil es ein Interessenthema ist und weil Schilling als Baumgutachter selbst Baumbetreuung macht. Aber die Veranstaltung ist nach der turbulenten Herbstsaison zugleich eine schöne Gelegenheit, das fast abgelaufene Jahr Revue passieren zu lassen: „Dann setze ich mich abends nach der Veranstaltung an den Laptop, nehme ein Glas Wein und überlege: „Was willst du denn nächstes Jahr ändern?", erzählt der Unternehmer. Die Ruhe, mit Abstand auf das System zu schauen, sei einfach im Alltag nicht da.
Der Mensch, der große Unbekannte
Die ganze Planerei bewahrt natürlich nicht vor den Unwägbarkeiten des Alltags. Die personelle Fluktuation ist gering, aber Schilling lebt mit voller Überzeugung das Motto, dass man Reisende nicht aufhalten soll. „Wenn mal einer geht, sagen die Leute ‚Um Gottes willen‘. Ich sage: ,Wieso, wir haben uns im Guten getrennt und die müssen auch weiterkommen. Wissen Sie, wie es in anderen Firmen aussieht?’" Er sei dankbar, so langjährige Mitarbeiter zu haben, auf die man sich so verlassen könne. „Da gibst du auch jemanden ohne Groll frei, weil du weißt, das ist der Lauf der Zeit."
Trotzdem bedeutet jeder gute Mitarbeiter, der geht, wieder neuen Aufwand, neue Unsicherheit und eben für den Unternehmer die Aufgabe, ein Loch zu stopfen. Als seine Assistentin vor drei Jahren ging, weil sie näher an ihr Zuhause gebunden sein wollte, dachte Schilling, sie sei kaum zu ersetzen. Dann kam mit Silvia Lentzsch ein perfekter Ersatz und es ging weiter. Wenn sie in anderthalb Jahren in Ruhestand geht, muss der Unternehmer wieder umdenken. Und trotzdem steht die Firma gut da, weil es eine stabile Struktur gibt, weil es Mitarbeiter gibt, denen es wichtiger ist, sich gut aufgehoben zu fühlen, meist um 16 Uhr ausstempeln zu dürfen, zweimal im Jahr neue Sicherheitsschuhe zu bekommen, als ganz besonders viel zu verdienen. „Was ich gelernt habe, ist, dass Lohn und Gehalt allein nicht glücklich machen. Das ist keine große Motivation mehr. Wenn ich 1 Euro mehr gebe, wirkt das nur so lange, bis jemand erfährt, dass der Mitbewerber 1 Euro mehr zahlt", sagt Schilling.
Was seine Mitarbeiter bewegt, erfährt der Unternehmer spätestens in den jährlichen Feedbackgesprächen. „Ich glaube, ich bin ein sehr sozialer Chef. Aber jeder sollte schon merken, dass es immer auch eigene Verantwortung gibt."
Die „Gelassenheitsnotwendigkeit, Dinge zu akzeptieren", sieht Schilling selbstironisch als erste Anzeichen von aufkommender Altersweisheit. Die ist immer dann vonnöten, wenn es mal wieder Überraschungen zu meistern gilt oder „ein Kunde mit Rucksack" kommt. So nennt er Auftraggeber, die Probleme mit sich herumtragen, und davon gab es im letzten Jahr einige.
29 Jahre ist es jetzt her, dass Peter Schilling sich selbstständig gemacht hat. Der Vater des Unternehmers war seinerzeit fast 50. Es war ein mutiger Schritt und für die Familie keine einfache Zeit, denn anfangs war das Geld knapp und Urlaub hat sich der Senior nie gegönnt. In den gemeinsamen Jahren waren sich Vater und Sohn dann anfangs nicht immer einig; dazu waren ihre Erfahrung und ihre Erwartung zu unterschiedlich. „Ich fand das, was mein Vater gemacht hat, von der Grundstimmung cool, toll, aber ich wollte es besser machen", sagt Schilling in der Retrospektive, die er seinerzeit auch der Mitarbeiterin der Landschaftsgärtner-Zeitung „campos" in die Feder diktiert hatte (siehe dega4501 ).
Am Ende ist es dem Vater aber doch gelungen, seinem Sohn die Leidenschaft für das Grüne, für die Ausbildung im Grünen und für die gärtnerische Pflege zu vermitteln. Und der Junior hat aus der kleinen väterlichen Firma ein ansehnliches Dienstleistungsunternehmen entwickelt, das durch seine Besonderheiten viele Alleinstellungsmerkmale hat. Die drei Jahrzente sind ein schöner Anlass, zurückzublicken und auch ein bisschen stolz zu sein – für Vater und Sohn.
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