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Was die Landschaft prägt, sind die Hopfenstangen. Die Hallertau ist das größte Anbaugebiet der Welt. Das Biergewürz hat die 2.400 km² große Region berühmt gemacht. Und hier in Mainburg reichen die Gerüste bis an das Betriebsgelände von Hallertauer Landschaft. Bis in die Münchner City sind es immerhin knapp 75 km. Eine ganze Ecke, wenn man dort jeden Tag arbeitet. Doch für die Handwerks- und Baubetriebe im ländlichen Bayern ist das eine überschaubare Distanz. Sie pendeln teilweise viel weitere Strecken zu den Baustellen in der Landeshauptstadt. Auch für Hallertauer Landschaft ist das Routine.
Im Boom stark gewachsen
„Das ist einmalig, was wir die letzten 15 Jahre erlebt haben. Damit haben wir nicht gerechnet", gibt Co-Geschäftsführer Franz Zenz zu, der zusammen mit Anton Huber die Firma führt. Parallel mit dem Boom der bayrischen Landeshauptstadt ist auch Hallertauer Landschaft kräftig gewachsen. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich in knapp 15 Jahren auf jetzt 100 fast verdoppelt.
München prosperiert weiter und zieht viele Unternehmen an. Der Bedarf an Wohnungen, Gewerbeflächen und städtischer Infrastruktur ist ungebrochen. So wird gebaut, was das Zeug hält. Und mit jedem Bauwerk folgen Investitionen in den Freiraum. Ein Eldorado für ein Unternehmen, das größere Aufträge abwickeln kann.
Dass die Firma auf den Großbaustellen erfolgreich ist, liegt an einer Mischung aus traditioneller Unternehmensführung, die auf Vertrauen, Kommunikation und Partnerschaftlichkeit zwischen Auftragnehmer, Planer und Auftraggeber setzt, einer extrem schlagkräftigen Struktur aus Bauleitern und Vorarbeitern sowie einem Subunternehmernetzwerk aus Klein- und Kleinstbetrieben. Man kann sich Hallertauer Landschaft als einen Generalunternehmer ohne die Gebaren eines GUs vorstellen. Die Firma kann alle Leistungen anbieten, vergibt dann aber an Spezialisten, zu denen eine enge Beziehung besteht – und das teilweise schon über 30 Jahre. Außerdem gibt es eine dauerhaft gute Zusammenarbeit mit Architekten und Landschaftsarchitekten. Daraus ist ein lockeres Netzwerk entstanden. In einem Markt, in dem vieles beschränkt ausgeschrieben wird, ein Wettbewerbsvorteil.
„Unsere Stärken sind eigentlich alles, was mit Naturstein zu tun hat, und alles, was komplex ist", sagt Anton Huber. Immer wenn unterschiedliche Materialien zusammen verbaut werden müssen, wenn Flächen und Bepflanzung zusammenkommen, eine gute Logistik gefragt ist oder die Baustelle unter Termindruck steht, kann das Mainburger Unternehmen seine Schlagkraft ausspielen.
Hallertauer verhält sich dabei eher abwartend, was die Einführung neuer Techniken und Abwicklungswerkzeuge angeht. Mit „Lean Management" und „BIM", Schlagwörtern, mit denen man in der Bauwirtschaft neuerdings immer öfter konfrontiert wird, kann das bayerische Unternehmen nicht viel anfangen. „Das letzte Bauvorhaben nach Lean Management lief organisatorisch am allerschlechtesten", sagt Zenz im Dialekt der Region. „Wenn auf der Baustelle mal ein straffer Jour fixe stattfinden würde, wo in 10 Minuten nur die Kernthemen besprochen werden, täte das viel mehr bringen, als die ganze Surferei durch die Gegend."
Trotzdem ist zum Beispiel das papierloses Büro (Docuware) bereits Realität und die digitale Zeiterfassung gab es schon, bevor 2018 ein neues System (Optitime) angeschafft wurde. Derzeit läuft das Experiment, alle Baustellenleiter mit Tablets auszurüsten.
Und gerade auf die Capos kann sich die Firma besonders verlassen: „Die Vorabeiterebene ist unser absolutes Filetstück", ist Mitgesellschafter Philipp Schmelzle überzeugt. Viele der Baustellenleiter sind „Gewächse" aus der eigenen Ausbildung und sind zum Teil seit ihrer Lehre ununterbrochen im Unternehmen.
Stolz auf die Projekte
Dass bei der Schlagkraft auch einige besonders schöne Referenzprojekte herauskommen, belegt Schmelzle mit der Broschüre „Unsere grüne Zukunft gestalten" des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL). Mit dem Heft will der Verband kommunale und gewerbliche Auftraggeber von der Leistungsfähigkeit seiner Mitglieder überzeugen. Hallertauer Landschaft hat eine ganze Reihe seiner Projekte zu der Broschüre beigesteuert, etwa die Siemens-Hauptverwaltung in München, die Zentralen von Google, Linde und General Electric oder das Biomedical Center der LMU. Hallertauer wickelt aber auch viel für die Stadt München ab – zum Beispiel seit etwa einem Jahr mehrere Baustellen im neuen Stadtteil Freiham – oder für die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG.
In Regensburg läuft bereits seit 2018 ein riesiges Projekt auf dem Gelände der Universität.
Als wir im April zu Besuch sind, hatten die Unternehmer in der Vorwoche gerade die Einweihungsfeier eines ganz besonderen Projekts besucht: Für die Volksrepublik China als direkten Auftraggeber haben Huber und seine Leute in einer Hauruckaktion in München die Freianlagen des Konsulats gebaut. Hart, aber fair seien die Auftraggeber aus Fernost gewesen, erzählt Huber. Auch die Nachträge von 20 % der Bausumme haben die Chinesen nicht aus der Ruhe gebracht. „Da ist ein Zahlungsmodus vereinbart worden und der ist genau pünktlich eingehalten worden", zeigt sich der Niederbayer begeistert.
Gut gelaufen ist es mit den Chinesen wohl auch deshalb, weil die Firma als Problemlöser und Berater präsent war. „Die haben erkannt, dass wir nur verbessern wollten, viel gefehlt hat und dass sie sich einen Betrieb ausgesucht haben, der ihnen helfen kann", ist Huber überzeugt. „Die haben sich am Ende sehr herzlich bedankt und uns zur Eröffnung eingeladen." Es gehört zur Unternehmensphilosophie, Meinungsverschiedenheiten im Gespräch zu lösen und konstruktiv zu bleiben. „Wir haben in den letzten 15 Jahren keinen Rechtsstreit gehabt, toi, toi, toi", versichert Huber. Wenn es Probleme gegeben habe, habe man sich zusammengesetzt und sie gelöst. „Klar ist, wir haben auch schon mal auf ein paar Tausend Euro verzichtet. Aber wenn’s vor den Kadi geht: Erstens arbeitest du dich im Kopf auf und zweitens gibt es nur zwei Gewinner: die Rechtsanwälte der beiden Parteien."
Am Anfang stand die Pflanze
Dabei ist es gar keine Selbstverständlichkeit, dass das Unternehmen heute besonders stark in der Verarbeitung von Natursteinen ist. Angefangen haben Joachim Heller und Hansheinrich Glasow als „Heller Landschaft" mit Sportplätzen und Pflanzungen (siehe dega4818 ). In Folge eines teuren Ausflugs nach Ostdeutschland und Schiffbruch mit einer sächsischen Tochterfirma entstand im Jahr 2000 die Heller Landschaft Service. Als Hellers Ehefrau 2017 ihre Gesellschafteranteile abgab, gab sich die Firma einen neuen Namen und benannte sich nach der Region, in der sie zu Hause ist. Und so haben sich im Laufe der Zeit auch die Schwerpunkte verlagert: weg von den Pflanzungen hin zur Bautechnik. „Preislich hätten wit heute gar keine Chance mehr, wenn es heißt: ,500 Stück Straßenbäume pflanzen’", sagt Zenz. „Wir haben aber auch schon Aufträge wegen der sauberen Fertigstellungs- und Entwicklungspflege bekommen", ergänzt Huber. „Weil wir gründlich pflanzen, pflegen, gießen." Dadurch seien kaum Ersatzpflanzungen zu machen. „Das ist ein bisschen unser Steckenpferd, Pflanzung und Pflege im eigenen Hause zu machen."
Zeitgemäßer ist es allemal, höhere Löhne zu zahlen und weniger Schwund zu produzieren.
Flaschenhals ländlicher Raum
Mainburg ist eine Stadt mit knapp 14.000 Einwohnern und einer unfassbaren Dichte an Landschaftsbaubetrieben. „2018/2019 haben allein hier in der Stadt acht neue Firmen angefangen", erzählt Huber. Dazu ist vor Ort ein Industriebetrieb, der weltweit 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Auch die Schuhfirma Haix hat hier ihren Sitz. Beide bieten für guten Lohn Ausbildungs- und Arbeitsplätze ohne große Fahrzeiten und mit Schutz vor Wetterkapriolen. Wer also in Mainburg Mitarbeiter sucht, hat erhebliche Konkurrenz. „Wir haben das früher nicht in der Intensität gemacht, wie wir das jetzt machen", sagt Huber über die Förderung der Ausbildung. „Wir haben einen Ingenieur, der sich praktisch ein Drittel der Zeit nur um Ausbildung kümmert." Mit dem Wachstum ist die Ausbildung in den Vordergrund gerückt. Azubibaustellen, eine eigene Übungsfläche, eine auf die Mitarbeitersuche optimierte Webseite und Social-Media-Aktivitäten sind Ausdruck der Fokussierung auf den Nachwuchs. Rund um das Besprechungszimmer in einem Wintergarten hat das Unternehmen einen gut beschilderten Lehrgarten angelegt, in dem die jungen Leute Stauden und Gehölze kennenlernen können. Im Mai gab es zur Belohnung für den Einsatz von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber den Staatsehrenpreis „Vorbildliche Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau".
Die meisten Azubis kommen aus der unmittelbaren Umgebung, werden über die Auftritte an den örtlichen Schulen, Praktika oder den Girls’ Day auf das Unternehmen aufmerksam. Für Bewerber aus größerer Entfernung fehlt noch eine Lösung. Letztes Jahr hätten sich drei Azubis beworben, erzählt Huber. „Aber das ist bei allen an den zu hohen Mieten gescheitert."
Nachdem der Antrag, auf dem Betriebshof Azubiwohnungen einzurichten, von der Stadt abgelehnt worden ist, plant das Unternehmen jetzt, eine Bestandsimmobilie zu kaufen und dort kleine Wohnungen einzurichten. Denn auf Bewerber aus der Ferne möchte man in Zukunft eingerichtet sein.
Großinvestition Betriebshof
Vor sechs Jahren haben die Mainburger schon einmal kräftig am Standort investiert. Für über 2,5 Mio. Euro entstand ein 10.000 m² großer, neuer Betriebshof mit Schüttguthalle, Platz für die 60 Bagger und Lader des Unternehmens sowie einem Materialumschlagplatz und einer Wohnung für einen Betriebsleiter. 130 m² Solarpaneele auf den Dächern speisen Strom in das Netz ein.
Mit der neuen Fläche hat sich die Firma aus der Enge der Dorfrandlage befreit und damit auch ihre Abläufe optimiert. Denn mit der neuen Fläche ist viel Platz für die Logistik und Raum für die Bodenaufbereitung gewonnen. Schließlich fällt auf den Großbaustellen viel Aushub an, der aufbereitet und wieder eingebaut werden kann. Dank der Zusammenarbeit mit dem Bodengutachter Johannes Prügl im nahen Au bewegt sich das Unternehmen dabei auf der sicheren Seite.
Boombereich Sportplatz
Auf dem Betriebshof werden auch die Substrate für den Sportplatzbau hergestellt, der gerade wieder an Bedeutung gewinnt: „Ich denke, dass das nächstes Jahr so richtig brummt", glaubt Huber. Viele Projekte seien gerade in der Planungsphase. Ähnlich wie in NRW, wo die Landesregierung ein 300-Mio.-Euro -Programm für Sportplatzbau und -sanierung aufgelegt hat, will wohl auch der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) Geld in seine Anlagen stecken. „Also, da rechne ich mir schon viel aus, muss ich sagen. Die ganzen Ortsvereine haben sich das ja bisher nicht leisten können. Und die Plätze sind dermaßen überbelastet, dass man was machen muss", ist der Unternehmer überzeugt. Dabei sind gerade diese kleineren oder einzelnen Anlagen für das Unternehmen interessant. Ab einer gewissen Größe der Projekte und Anzahl der Plätze werden nämlich die auf Sportplatzbau spezialisierten und bundesweit agierenden Unternehmen zur Konkurrenz.
Obergrenze erreicht
„Unsere Größe ist absolut erreicht", ist Huber überzeugt. Noch könne man es überschauen. Aber mit 20 Leuten mehr werde es unüberschaubar. Herausforderung wird eher sein, die Größe zu halten. „Mich beschäftigt am meisten, dass wir die Baustellenleiterebene verjüngen", sagt Zenz. „Das wird in den nächsten Jahren eine große Aufgabe." So einfach ersetzen lassen die sich nicht.
In der Geschäftsführung gibt es für die Nachfolge eine gute Lösung: „Ich habe vor fünf, sechs Jahren Franz Zenz in die Geschäftsführung genommen sowie Philipp Schmelzle und Markus Siebauer angesprochen, Anteile zu übernehmen. Wenn ich mal ausscheide, sind wieder Ingenieure da, die das nötige Interesse mitbringen", freut sich Huber. Damit ist die Zukunft eingeläutet.
Mainburger Str. 11, 84048 Mainburg
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