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Geheimtipp Pflege

Unterschätzter Renditebringer – wenn die Kalkulation stimmt

Trotz des Rückgangs im Baugeschäft und des hohen Pflegeanteils hat sich die durchschnittliche Betriebsrendite der Branche bis 2024 mehr als verdoppelt. Das zeigt: Pflege ist kein Notnagel, sondern ein Renditefaktor.

von Stefanie Frischolz/Kullmann und Meinen erschienen am 02.09.2025
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Abbildung 1: Entwicklung Pflegeanteil am Branchenumsatz und Gesamt-Betriebsrendite (Quelle: BGL Geschäftsbericht und Branchenreport, 2025, S. 32 und 51)
Pflege bei Steinberg © Steinberg Gärten

Die Pflege hat einen schlechten Ruf: zu kleinteilig, zu wenig Ertrag, zu wenig Prestige. In den Boomjahren bis 2019 stand der Neubau im Fokus – die Pflege fiel auf ein Rekordtief von nur 17 % am Branchenumsatz zurück. Ist die Pflege also nur der Lückenbüßer in schlechten Zeiten? Offensichtlich, denn mit den Krisen der letzten Jahre und einem schwächelnden Neubau erreicht sie inzwischen 27 % des Branchenumsatzes – so viel wie nie zuvor.

Aber das Bemerkenswerte: Trotz des Rückgangs im Baugeschäft und des hohen Pflegeanteils hat sich die durchschnittliche Betriebsrendite der Branche bis 2024 mehr als verdoppelt. Das zeigt: Pflege ist kein Notnagel, sondern ein Renditefaktor.

Abbildung 1: Entwicklung Pflegeanteil am Branchenumsatz und Gesamt-Betriebsrendite (Quelle: BGL Geschäftsbericht und Branchenreport, 2025, S. 32 und 51)
Abbildung 1: Entwicklung Pflegeanteil am Branchenumsatz und Gesamt-Betriebsrendite (Quelle: BGL Geschäftsbericht und Branchenreport, 2025, S. 32 und 51) © Kullmann und Meinen

Warum ist das so? Pflegeaufträge sind planbar, leicht kalkulierbar und risikoarm. Dagegen fallen im Baugeschäft zwar einzelne Projektgewinne höher aus, diese werden aber wegen der hohen Risiken durch andere Projekte mit negativen Ergebnissen relativiert. Das geringe Risiko der Pflegeprojekte liefert demgegenüber stabile Gewinne – Monat für Monat. Und: Der Markt akzeptiert angemessene Stundenverrechnungssätze, sodass am Ende die durchschnittliche Wertschöpfung pro Stunde im Pflegebereich genauso hoch ausfallen kann wie in der Bautechnik – wenn die Kalkulation stimmt.

Aber Vorsicht: Mit dem aktuellen Tarifabschluss steigen die Löhne spürbar. Und gerade in der Pflege schlagen Lohnkosten besonders durch – rund 65 % der Gesamtkosten entfallen hier auf Personal. Wer die Stundenverrechnungssätze nicht anpasst, verschenkt Rendite und läuft Gefahr, dass die Pflege zum Zuschussgeschäft wird.

Auch weiteres Marktpotenzial ist vorhanden: Hätte die Branche schon 2019 einen Pflegeanteil von 27 % geleistet, wären rund 500 Mio. € mehr Umsatz möglich gewesen. Für 2024 ergibt sich daraus ein unerschlossenes Volumen von mindestens 570 Mio. €. Insgesamt könnte der Branchenumsatz damit bei über 12,5 Mrd. € liegen.

Abbildung 2: Hypothetisches Marktvolumen 2024 (eigene Berechnungen)
Abbildung 2: Hypothetisches Marktvolumen 2024 (eigene Berechnungen) © Kullmann und Meinen

Die Herausforderung bleibt der Fachkräftemangel. Höhere Löhne helfen zwar, Mitarbeitende zu halten und neue zu gewinnen. Aber nur, wenn die Preise stimmen, haben Betriebe auch den finanziellen Spielraum, in ihr Team zu investieren.

Fazit: Pflege ist kein Lückenbüßer, sondern ein stabiles Standbein mit echtem Wachstumspotenzial. Aber sie bleibt nur dann Renditebringer, wenn die Kalkulation die Realität abbildet – und das heißt: Stundenverrechnungssätze konsequent anpassen, denn die Marktakzeptanz ist vorhanden.

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