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EIN KOMMENTAR VON TJARDS WENDEBOURG

Ihr Experte für Kies und Schotter

Man könnte denken, es sei alles gesagt. Dass immer mehr Menschen sich Kies und Schotter in ihren Garten kippen und als letztes Lebenszeichen ein Schnittgehölz pflanzen, ist traurig, aber nur bedingt zu ändern. Wie Wellen schwappen solche Moden über das Land, meist von der Idee beseelt, eine wie auch immer definierte Pflegeleichtigkeit zu erreichen. Was in den 70ern die Fichten und Rhododendron waren, waren in den 90er-Jahren Lebensbaum plus Scheinzypresse und sind nun die Kies- und Schotterwüstungen. Nichts davon ist wirklich pflegeleicht, aber der Glaube daran kann Berge von Steinen versetzen.

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Unser Leitartikler: Tjards Wendebourg
Unser Leitartikler: Tjards WendebourgVolker Michael
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Dass Krethi und Plethi es so wollen, sei entschuldigt. Tragisch wird die Sache, wenn „Ihr Experte für Garten und Landschaft“ zu „Ihrem Experten für Kies und Schotter“ wird, der Gärtner zum Schüttgutfachmann mutiert. Unter dem Markenzeichen „moderne Gartengestaltung“ gruppiert sich mittlerweile immer häufiger ein Plattensteg mit Wasserbecken und Schütte um eine Steinfläche mit Schnittgehölz. Das ist nicht pflegeleicht, aber dafür in hohem Maße bedenklich – weil es der sicherste Weg ist, sich selbst abzuschaffen: Wer nur noch „Gärten“ aus fünf Versatzstücken verkauft, macht sich austauschbar. Denn die Kompetenz zur Realisierung ist überschaubar.

Was ich vor allen Dingen von einem Gärtner erwarte, ist Beratungskompetenz. Das beinhaltet, dass man Kunden darüber aufklärt, dass viele der sich wie Mehltau ausbreitenden Gestaltungselemente mitnichten pflegeleicht sind. Je gerader die Form, je reduzierter die Materialwahl, desto deutlicher fallen die Abweichungen auf. Makellose Platten und Fugen, klares Wasser, weißer Kies – alles potenzielle Quellen von Reklamationen. Was ohnehin zur Beratungskompetenz gehört, ist herauszufinden, was hinter dem Begriff „pflegeleicht“ steckt. Was will der Kunde wirklich? Ist es Zeitmangel, Angst vor dem, was die Nachbarn denken oder nur Unkenntnis der Gestaltungsalternativen?

In den meisten Fällen sind die Schüttungen einfach Bilder, die die Leute sehen und mittlerweile für normal halten. Ob sie sich damit wohlfühlen, wenn sie das Ganze leben müssen, ist fraglich. Ich erinnere mich an eine Kundin, die kreuzunglücklich war, nachdem sie feststellte, für den Weg durch ihren Carrarakies-Vorgarten eine Sonnenbrille tragen zu müssen. Schuld war – wie konnte es anders sein – der GaLaBau-Betrieb. Dass sie es selbst war, die den Wunsch geäußert hatte, hatte sie vergessen.

Aus den Koniferenplantagen ist in den 80er Jahren eine starke Öko- und Naturgartenbewegung hervorgegangen. Und ich prophezeie Ihnen: Je mehr die Steinwüstungen das Gartenbild prägen, desto aggressiver wird die Gegenbewegung. Spätestens dann ist Ihre Pflanzenkompetenz wieder gefragt. Wohl dem, der bis dahin sein Wissen nicht auf Korngrößen reduziert hat.

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