Ende einer guten Idee?
Tjards Wendebourg zu der vorläufigen Insolvenz der GrünWert AG in Münster
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Er hat sich erst gar keine Mühe gegeben, sich Freunde zu machen. In einer Branche, in der Zahlenwerke über weite Strecken bestenfalls als lästiges Beiwerk empfunden werden, kam der stets als agiler Manager auftretende GrünWert-Vorstand Ralf Seveneick oft nicht gut an. Dabei war der gelernte Landschaftsgärtner ein Visionär; in jedem Fall ein Vordenker. Denn die Idee, sich mithilfe von Größe dem Preisdruck durch die Großen zu entziehen, war ja so schlecht nicht.
Doch es hat nicht lange gedauert, bis er sich selbst dem Vorwurf ausgesetzt sehen musste, die Preise kaputt zu machen. Denn er hat seine Kunden damit gelockt, die Prozesskosten noch zu optimieren und hat am Ende dafür letztlich das „Wert“ im Firmennamen infrage gestellt. Seveneick stand dafür, Pflegedienstleistungen für die Renditeerwartungen seiner Kunden kompatibel zu machen und gärtnerische Arbeiten in die sprachliche Terminologie des Managements zu übertragen. Bekanntlicherweise macht es aber Arbeit in den seltensten Fällen menschlicher, wenn einer Fläche X nur noch ein Betrag Y gegenübersteht. Über allem Erkennen der Kundenbedürfnisse kann schon mal die Sicht auf die Bedürfnisse der Ausführenden verlorengehen. Und auch der eigene Anspruch kann bei schnellem Wachstum schnell mal abhanden kommen.
Nun wäre es fatal, die Probleme einer Aktiengesellschaft auf eine einzige Person zurückzuführen. Aber Seveneick stand nun mal dem Unternehmen vor und er stand auch wie kein anderer für sein Unternehmen. Vielleicht war er immer einen Schritt zu schnell, für eine Branche erdverwurzelter Unternehmer. In jedem Fall ist er nicht immer verstanden worden und hat es wahrscheinlich auch selbst nicht verstanden, integrativ auf die einzelnen Mitglieder des Unternehmens zu wirken. Und am Ende hat er für schnelles Wachstum auch auf die falschen Leute gesetzt. Nun geht es nicht nur seinem Werk, sondern - wie man hört - auch ihm nicht sonderlich gut.
So mancher wird sich jetzt die Hände reiben, sollte die GrünWert tatsächlich vom Markt verschwinden. Ob die Freude wirklich angebracht ist, bleibt fraglich. Schließlich war der Pflegemarkt auch kein Zuckerschlecken, bevor die Münsteraner ihn betreten haben. Und es spricht nichts dafür, dass er sich ohne die GrünWert besser entwickelt hätte. Wer aber glaubt, als lokaler Anbieter auf der gleichen Augenhöhe mit den ganz großen Auftraggebern reden zu können, könnte schnell eines Besseren belehrt werden. So eine Verhandlungsposition aufzubauen, wie sie maßgeblich Seveneick aufgebaut hat, muss erst einmal einer schaffen. Und das ist ganz wertfrei und unabhängig davon zu betrachten, welche Fehler GrünWert und sein Vorstand gemacht haben.
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