Wir sind Hoffenheim
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Wer Heutzutage ein Gleichnis aufstellen will, nutzt keine Tiere mehr, wie es weiland die Altvorderen für ihre Geschichten taten. Zeitgenössischer ist es, den Fußball zum Spiegelbild eines Sachverhalts zu machen. Und was wäre derzeit treffender, als dafür auf das kleine Hoffenheim zu blicken?
Der Sinsheimer Stadtteil hat einen Fußballverein, der gerade landauf, landab bei den Fans wenig gerne gesehen ist und als Millionärsclub beschimpft wird; was vor dem Hintergrund der Budgets der übrigen Vereine und der Kosten der Übertragungsrechte einigermaßen absurd ist. Grund der Verachtung: das kleine Hoffenheim hat einen reichen Sponsor, der einen Teil seines durch Software erwirtschafteten Vermögens in den Verein investiert. Während den Fans vollkommen gleichgültig ist, dass ihr jeweiliger Lieblingsclub seine Spieler ebenfalls in der ganzen Welt zusammengekauft hat, werden der „no-name-club“ und sein Sponsor Dietmar Hopp für die Investitionen mit Spott, Häme, ja mit Hass überzogen.
Aber wieso eigentlich? Wer den eigenen Schatten namens Sozialneid zu überspringen bereit ist, könnte zu der Erkenntnis gelangen, dass gerade der Fall Hoffenheim Modellcharakter für die Nach-Finanzkrisen-Ära haben könnte. Denn Hoffenheim ist ein Synonym für erfolgreich auf die Region heruntergebrochene Globalisierung. Außerdem ist der Verein ein Beispiel für Zielstrebigkeit sowie langfristig angelegte und gut betreute Investitionen. Und er steht zuletzt dafür, dass man aus guten Mitspielern, besonders wenn sie noch nicht auf dem Markt bekannt sind, ein gutes, motiviertes Team formen kann. Was sollte an alldem schlecht sein?
Schließlich hat Hopp nichts anderes getan, als Geld in eine Unternehmung zu stecken, um den Wert derselben zu steigern. Das ist doch bestes Unternehmertum! Und nach all den windigen Luftschlössern, von deren Bauprinzip einige wenige auf Kosten von Vielen in den letzten Jahren profitiert haben, ist es doch richtig erfrischend, wenn jemand sich dazu bekennt, sich für eine bestimmte Sache zu engagieren. Grundsätzlich kann man doch nur hoffen, dass Werte wie Augenmaß, Realitätssinn, Nachhaltigkeit, Kreativität, soziale Verantwortung und Teamgeist wieder mehr Bedeutung gewinnen. Denn im Gegensatz zu dem Pokern mit heißer Luft stehen diese Werte für dauerhafte Konkurrenzkraft; zwar nicht für kurze fette Gewinne – aber auch nicht für böse Abstürze. Ein bisschen Hoffenheim würde uns allen gut zu Gesicht stehen.
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