Der Kampf mit dem psychischen Verschleiß
Es steht Wolodymyr Selenskyj ins Gesicht geschrieben. Man sieht es Robert Habeck an. Und als die ehemalige Bundesfamilienministerin Anne Spiegel Mitte April zurücktrat, konnte man es an ihrer Haltung deutlich ablesen: Diese Zeit schlaucht.
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Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb Menschen gefordert oder überfordert aussehen, weshalb ihre Belastung erst in der Psyche und dann auch in der Physiognomie Spuren hinterlässt. Aber nach zwei Jahren Corona und dem durch Putins Überfall auf die Ukraine anhaltenden Dauerkrisenmodus haben viele Menschen die Belastungsgrenze erreicht.
Das ist vielleicht auch ein Grund, weshalb Politikerinnen und Politiker deutlich schneller zurücktreten, als das noch vor Kurzem der Fall war: Die erwartete Dauerbetroffenheit macht Privatleben unmöglich. Fehler werden zum Karrierekiller. Und auch für alle anderen gilt: Die ständig bedrohlicher werdenden Weltereignisse addieren sich noch zu den ohnehin vorhandenen Herausforderungen und Sorgen hinzu. Für viele bedeutet das einen anhaltenden psychischen Ausnahmefall.
Es gibt unterschiedliche Reaktionen, mit denen Menschen auf diese Art von Überforderung reagieren: Die einen begegnen der Krisenmüdigkeit mit Resignation oder Gleichgültigkeit, andere flüchten und wieder andere treibt es in die Depression. Selbst für Optimisten ist unbeschwerte Lebensfreude gerade schwer aufrechtzuerhalten. Es kriselt an allen Ecken und Enden. Da braucht es gar nicht die Angst vor einem Atomkrieg, um schlechte Laune zu bekommen.
Für Unternehmerinnen und Unternehmer sind diese Zeiten doppelt schwierig. Sie müssen nicht nur den erschwerten Alltag meistern und dabei die eigene Psyche stabil halten. Sie müssen zusätzlich ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine moralische Stütze sein. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtiger denn je, allen ein Zuhause und allem Tun einen Sinn zu geben. Wenn das Unternehmen in solchen Zeiten ein weiterer Unruheherd ist, ist der Personalschwund kaum aufzuhalten. Dabei war es schon immer eine Herausforderung, die Balance zu finden zwischen „das Beste zu fordern“, ohne dabei zu überfordern. Jetzt ist diese Herausforderung noch einmal deutlich gestiegen. Schon eine einzige Situation der Überforderung kann bei manchem das Fass zum Überlaufen bringen.
Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, diesem Dilemma zu entkommen. Der beste Weg ist vielleicht, sich der Motive des eigenen Tuns zu vergewissern. Sich selbst bewusst zu machen, dass die eigenen Ziele sinnhaft und nachhaltig sind, der eingeschlagene Weg dauerhaft gangbar ist. Ist das so, so hilft es dabei, die Rolle als Fels in der Brandung glaubwürdig spielen zu können. Ruhe, Empathie und Selbstreflexion helfen auf jeden Fall, nicht nur durch schwierige Zeiten zu navigieren. Sie machen auch anziehend. Und das ist das, was wir gerade sein müssen. Wir müssen für die attraktiv sein, die wir brauchen, um unternehmerisch erfolgreich zu sein. Selbst wenn das im Moment sehr schwierig erscheint.
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