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57. Landespflegetage in Veitshöchheim

„Biodiversität – yeahhhh!“

Unter dem Motto „Verliebt in Grün“ mit vielen Vorträgen zum Thema Pflanzenverwendung, Stadtbäume und Artenvielfalt sowie einer Fachausstellung fanden am 21. und 22. Januar die 57. Landespflegetage in Veitshöchheim statt. Die Überschrift dieses Artikels entstammt einem besonderen Auftritt.

von Claudia von Freyberg erschienen am 24.01.2025
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Abschlussbild: alle Mitwirkenden „vor und hinter den Kulissen“ auf der Bühne
Abschlussbild: alle Mitwirkenden „vor und hinter den Kulissen“ auf der Bühne © Claudia von Freyberg

Früh im Jahr – aufgrund der Saalbelegung zur fränkischen Fastnacht – machten sich rund 700 Zuhörer und Referenten sowie 67 Aussteller auf den Weg zu den Mainfrankensälen nach Veitshöchheim. Frost und Nebel waren den Landschaftsgärtnern ganz recht – so verpasste man im Betrieb nichts. Der erste Referent fiel aus, sodass Dr. Joachim Hegmann mit seinen Staudenwiesen einen farbenfrohen Auftakt bescherte. „Wichtig ist, dass man nicht nur an Pflanzen denkt, sondern auch an Lebensräume“, gab er den Zuhörenden mit auf den Weg. Struktur und Textur seien wichtiger als Farbe, „das sieht auch im Winter und schwarz-weiß gut aus.“

Der begrünte Bunker in Hamburg sowie exquisite Gartenprojekte in der Schweiz, mit allen Herausforderungen und Besonderheiten, stellten Marco de Santis von der Klaus Hildebrandt AG Hamburg sowie Jennifer Schlundt von der Berger Gartenbau AG in Kilchberg/CH vor.

Vitale Stadtbäume und ihre Rolle

Dr. Susanne Böll, die mit dem Projekt Stadtgrün 21 und ihren beeindruckenden Forschungen zur Fauna an Stadtbäumen regelmäßig auf den Landespflegetagen referierte, brachte dieses Mal weitere Studienergebnisse mit. Sie belegen, dass auch nicht heimische Baumarten und -sorten von Insekten und Spinnentieren, darunter geschützte Arten, als Lebensraum, Nahrungsquelle und zur Kühlung im Sommer genutzt werden. Eine wichtige Erkenntnis: Wenn Bäume in Grünstreifen statt einzeln stehen, werden sie deutlich stärker von Tieren besucht.

Zudem plädiert Dr. Susanne Böll für Mischpflanzungen statt Mono-Alleen, was die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen reduziert. Sie geht dieses Jahr in Pension und wird diese Projekte an Theresa Edelmann und Dr. Katja Ritz-Arand von der LWG übergeben. Böll ist weiter als Fachautorin tätig und gab bekannt, dass sie die Stelle der Kuratorin des botanischen Gartens der Firma Wittenstein (www.wittenstein.de/de-de/unternehmen/weltgarten) im fränkischen Igersheim angetreten hat.

Die effiziente Bewässerung von Stadtbäumen mithilfe von Sensordaten stellten Thomas Maier von der Uni Erlangen und Thomas Reinfelder von der Stadt Erlangen vor. Ein interessantes Beispiel, wie „grüne“ Themen Eingang in technische Studiengänge und Entwicklungen finden. Eine ihrer Erkenntnisse: Wenn Bäume auf Grünflächen stehen, erleiden sie weniger Trockenstress als im Straßenraum. Die Endergebnisse des Projekts sind Mitte des Jahres zu erwarten.

Kräuterhexe und Rasenjünger im Duell

Ob Grünflächen immer nur aus Gräsern bestehen müssen oder ob Kräuter den Rasen widerstandsfähiger machen, das untersuchten unter anderem Cornelia Pacalaj vom LVG Erfurt und Lukas Borrink von der Deutschen Rasengesellschaft – auf der Bühne in einem „Duell“ zwischen „Kräuterhexe“ und „Rasenjünger“ (denn der Rasenpapst ist ja Dr. Harald Nonn). In einem Ringversuch an sechs Standorten in Deutschland wurden dazu Flächen angelegt. Das Duell endete „unentschieden“ – je nach Witterungsbedingungen und Niederschlägen in den Versuchsjahren. Kräuter wie Mikroklee können in trockenen Jahren punkten – mit tieferen Wurzeln und höherer Widerstandskraft.

Am zweiten Veranstaltungstag ging es am Vormittag in drei LWG-Vorträgen um die Erhaltung von Streuobstbäumen in unterschiedlichen Aspekten – ein wichtiges Thema für die Biodiversität und für die Bewahrung wertvoller Sorten. Autonome Mähsysteme und faunafreundliche Mahd standen bei Gerhard Hetz, ebenfalls von der LWG, im Mittelpunkt. Hier konnte man ermessen, wie komplex das Mähen sein kann, eine Tätigkeit, über die die meisten kaum nachdenken. Diesen Beitrag können Sie demnächst in DEGA und FLÄCHENMANAGER lesen.

Ein Glas auf die Biodiversität

Ein Highlight der Veranstaltung war das Podium aus Gremiumsmitgliedern des FLL-Arbeitskreises „Biodiversität und GaLaBau“. Dieser hat den neuen Fachbericht Biodiversität entwickelt, der im Februar in den Handel kommt. Dabei waren Theresa Edelmann (LWG), Sebastian Kramps (FLL), Nora Huxmann (TU Dresden), Dr. Uwe Messer (Kommbio), Till Hofmann (Staudenproduzent), Noreen Hiery (Umweltzentrum Hannover), Pia Präger und Frieder Weigand (beide GaLaBau-Unternehmer). Nora Huxmann rief in ihrem Einführungsvortrag das Auditorium dazu auf, immer wenn das Wort Biodiversität fällt, das Glas zu erheben. So kam es, dass der ganze Saal mit einem wiederkehrenden „Yeaaahhh“ einstimmte. Sehr viele wichtige Hinweise und Grundsätze für mehr Artenvielfalt konnten die Teilnehmer für die Praxis mitnehmen.

Zu diesem Thema passte auch der bildreiche Vortrag von Andreas Schweiger und Nicolas Müller von der Grüne Aussichten GbR, Ismaning, zu Blumenschotterrasen und attraktiven Fugen. Ein weiterer Block mit drei Vorträgen befasste sich mit der Wildkrautbekämpfung auf befestigten Flächen mit thermischen und mechanischen Methoden.

Veranstalter der Landespflegetage sind das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau (ISL) der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim, der Verband GaLaBau Bayern und der Verband Ehemaliger Veitshöchheimer. ISL-Leiter Jürgen Eppel und seine Frau Angelika Eppel-Hotz standen in diesem Jahr das letzte Mal auf der Bühne – beide gehen Ende des Jahres in Pension. Die nächsten Landespflegetage finden am 24. und 25. Februar 2026 wieder in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim statt.

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