
Wie hat die Witterung die Pflege beeinflusst?
In diesem Jahr ist das Pflanzenwachstum überdurchschnittlich stark. Das ist auf der einen Seite erfreulich – auf der anderen Seite sprießen Gras und unerwünschter Bewuchs enorm, Gehölze breiten sich in Wege aus. Wie hat dies die Pflege für Ihren Betrieb beeinflusst? Wie sind Sie mit dem Mehraufwand umgegangen? Haben Sie in weitere Maschinen investiert oder Hilfskräfte eingestellt? Mussten Sie aus Kapazitätsgründen manche Flächen ungepflegt lassen oder Kunden vertrösten? Wie stehen Sie zu mehr Gelassenheit bei Wildwuchs?
erschienen am 04.09.2024- Wie hat dies die Pflege für Ihren Betrieb beeinflusst?
- Wie sind Sie mit dem Mehraufwand umgegangen?
- Haben Sie in weitere Maschinen investiert oder Hilfskräfte eingestellt?
- Mussten Sie aus Kapazitätsgründen manche Flächen ungepflegt lassen oder Kunden vertrösten?
- Wie stehen Sie zu mehr Gelassenheit bei Wildwuchs?
Natürlich hat der viele Regen des letzten halben Jahres unsere Aufträge und Planungen gehörig durcheinander gebracht. Witterungsbedingt musste sehr oft und kurzfristig umdisponiert werden, auch in der Pflege. Nicht immer zur Freude unserer Kunden, jedoch oft mit deren Verständnis. Doch Jammern hilft nicht weiter, die „Alternative“ – kein oder zu wenig Regen – wird sehr krass sichtbar beim Blick in südliche Länder, diese Extreme wollen wir schon gar nicht. Immer noch sind wir mit unserem Grün der Natur verbunden und somit auch dankbar für ausreichende Niederschläge!
von Erhard Anger führt einen Betrieb in Freudenstadt.Wir haben eigentlich ein gutes Jahr, auch wenn der ein oder andere Unwissende nicht versteht, warum wir trotz Regen wässern, tut es unseren Pflanzungen enorm gut. Auch das erhöhte Wachstum sehen wir eher positiv. Wir haben deswegen nicht wirklich mehr Personal eingestellt oder in Ausstattung investiert, sondern mit den Kollegen im Team geschaut, wie wir weiter optimieren können. Persönlich freue ich mich, an Wegen und Straßenrändern unserer Region die ein oder andere Wildblume seit Jahren mal wieder in üppiger sowie ausdauernder Blüte zu sehen!
von Robert Kühn ist Inhaber eines GaLaBau-Betriebs in Jessen (Elster).Bei uns ging die Pflege bereits im Februar los, ungewöhnlich früh für das Hegau. Durch die fruchtbare Witterung ist neben den Pflanzen das Unkraut stark gewachsen, wir hatten Mühe, alle Kunden zu bedienen. Dabei ging Privatpflege vor öffentlicher Pflege, wie immer. Wir konnten eine Zwei-Tage-Kraft auf drei Tage Arbeitszeit bei uns überzeugen, unsere Ingenieurin im Büro durfte auch mehr ins Grüne. Es hat ganz gut geklappt, aber es bleibt dieses Jahr bestimmt noch weiter eine organisatorische Herausforderung.
von Norgard Österle ist Landschaftsarchitektin und arbeitet bei Schwehr GaLaBau in Engen.Wildwuchs ist ein eigenartiger Begriff und nur da verständlich, wo Menschen der Meinung sind, dass etwas da sein darf und etwas anderes nicht. Eigentlich ist dasjenige, was der Mensch aktiv irgendwo pflanzt, Fremdbewuchs, und der sogenannte Wildwuchs ist dasjenige, was von Natur aus an dem Standort wachsen kann. Je mehr wir uns darauf einlassen können, umso natürlicher, gesünder und resilienter wird unsere grüne Umgebung sein.
Bei mir daheim wird schon seit Jahren selektiv „Un“kraut gejätet und dadurch innerhalb der natürlichen Pflanzengemeinschaft eine Betonung gesteuert, die durch hinzugepflanzten Fremdbewuchs im oben genannten Sinne ergänzt wird. Die Insekten und Vögel danken es uns. Abgesehen von einem etwas erhöhten Pflegeaufwand und dem ein oder anderen Überlastungsbruch an Bäumen bleiben die Auswirkungen des regenreichen Wetters überschaubar. Natürlich erfreut es einen, wenn die Grundwasserspeicher wieder gefüllt werden, alles grünt und wächst.
Und jetzt kommt das ABER: Die Ursache für die reichlichen Regenmengen liegen in den viel zu warmen Ozeanen, und das verdirbt mir persönlich die ganze Freude an derlei Wetter. Es ist zu befürchten, dass dieser Trend bereits unumkehrbar ist und wir uns auf noch ganz andere Szenarien einstellen müssen.
von Olaf-Christian Pressel führt einen Baumpflegebetrieb in Stuttgart.Wetter oder Umweltbedingungen haben immer einen Einfluss auf die Pflege. Das wird jedes Jahr in ähnlicher Weise stattfinden. Die Ausschläge in die eine oder andere Richtung sind von Jahr zu Jahr höher. Unsere Aufgabe ist es eben, sich bestmöglich vorzubereiten und anzupassen. Dies ist für uns kein Problem, da wir mit unserer Software Strategie, Planungen, Kosten und Alternativen entwickeln, fachlich, kostenneutral und wirtschaftlich argumentieren, immer up to date sind und damit dem Kunden transparent und situativ Entscheidungshilfen und Erklärungen geben.
Tatsächlich konnten wir dieses Jahr für die Spitzenzeiten Saisonkräfte akquirieren. Dies sollte aber über die Jahre kein Dauerzustand sein. Strategisch nutzen wir Bodenuntersuchungen und für die operativen Prozesse, Monitoring, Dokumentation Forecast und Sensoriksysteme.
Kunden vertrösten müssen wir jedes Jahr. Dies nutzt sich aber ab. Ungepflegt bleibt nichts. Für uns ist es aber eine Frage der Sichtweise auf Pflege und Vegetation und nicht die Vorgaben einer Leistungsbeschreibung. Dafür schärfen wir unser Fachwissen und Rhetorik. Wir haben aber durch unsere Datenauswertungen bessere Möglichkeiten, unser Handeln zu erklären. Die Handlungsweisen von Kommunen (Wildwuchs) sind dabei in ihrer Vorbildfunktion hilfreich.
Wir reagieren auf Wildwuchs mit laissez faire und durch fachliche Argumentation. Das ist auch bei unseren Kunden?kein Problem. Daraus ergeben sich Vorteile, die wir durch das Arbeiten mit der Vegetation für uns nutzen. Schwieriger sind die unterschiedlichsten Anforderungen der Dokumentation zum Beispiel bei der Baumpflege und der Bereich des öffentlichen Raums. Durch agile Anpassung unserer Software kriegen wir das aber lässig hin.
Fazit: Für uns sind die klimatischen Veränderungen ein Vorteil, da sich der Fokus von Neugestaltung mehr auf Erhalt und Pflege und damit auf die Betriebskosten richtet. Um dies umzusetzen, ist nicht mehr nötig als gärtnerisches Grundwissen, empirische Datengrundlage, die Kommunikation zum Kunden und die konsequente Anwendung.
von Frank Rosigkeit ist Chef von RosigkeitGrün in Erlangen.Wir haben deutlich mehr Anfragen in der Pflege als sonst. Wir ermutigen sowieso schon immer, beim Mähen gelassen zu sein. Wir haben Menschen eingestellt, aber auch, weil wir einen Langzeitausfall haben durch Krankheit. Die Menschen sind geduldig beim Warten. Sie realisieren, dass ihnen eh nichts anderes übrig bleibt. Wir sind im Durchschnitt vier bis sechs Wochen zu spät dran ...
von Erna Landes arbeitet beim GaLaBau-Unternehmen Blattwerk in Stuttgart.Die Mehrarbeit kommt erst noch. Der normale Pflege- und Heckenschnitt begann dieses Jahr circa zwei, drei Wochen früher als sonst bei ähnlichem Aufwand. Es war zwar mehr Volumen abzufahren, dafür geht das Unkraut aber bei feuchten Böden besser raus, und die Arbeit ist ohne Mittagshitze auch angenehmer und geht leichter von der Hand.
Im Moment zeichnet sich ab, dass in vielen Gärten, die normalerweise nur einmal geschnitten werden, ein zweiter Komplettschnitt nötig sein wird. Wir haben im Bereich Neuanlagen bewusst kaum Aufträge angenommen, um diese Mitarbeiter in der Pflege zusätzlich einsetzen und unsere Dauerkunden im Bereich Pflege jetzt und auch in Zukunft bedienen zu können. Im vergangenen Jahr hatten wir Ende Juli Sturmschäden aufzuarbeiten, diese Zeit können wir jetzt für Pflege verwenden. Die eingeplanten Gießarbeiten bei Neuanpflanzungen sind komplett weggefallen, auch gibt es weniger Trockenschäden.
Die kühlen Monate Mai und Juni haben das Graswachstum gegenüber den Vorjahren gebremst, die Trockenpause ist dafür komplett ausgefallen. Insgesamt ist der Zeitaufwand bis jetzt mit dem Vorjahr fast deckungsgleich. Bei der Grabpflege konnten wir den erhöhten Aufwand für Unkrautjäten und Bodendeckerschneiden durch weniger Gießen fast komplett kompensieren.
von Andreas Späth führt einen Betrieb in Bodman am Bodensee.
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