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Interview mit Dr. Detlef Haß, Berlin

"Mit GaLa-Q schaffen wir eine Bildungsstufe zwischen Facharbeiter und Meister."

Als offizieller Bildungsexperte berät Dr. Detlef Haß den BGL-Ausschuss Berufsbildung in Fragen der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung. Wenn er nicht gerade die Bildungspläne im GaLa-Q-Projekt auf dem Schreibtisch liegen hat, unterrichtet er an der Peter-Lenné-Schule im Oberstufenzentrum Natur und Umwelt in Berlin in der dualen Berufsausbildung die Landschaftsgärtner. Er doziert an der Staatlichen Fachschule für Gartenbau die Wirtschafter und GaLaBau-Technikern sowie die dual Studierenden im Landschaftsbau und Grünflächenmanagement. Dabei gehört sein Herzblut voll und ganz der kreativen Bildung und dies im doppeldeutigen Sinn, denn auch Bildung an sich kann bereits sehr kreativ sein. „Ich möchte hier gerne dem gesamten Berufsstand etwas zurückgeben, das ist meine Motivation bei diesem Projekt“, verrät er.

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DEGA: Wie kamen Sie zu dieser Beratungsaufgabe?
Dr. Detlef Haß: „Als gelernter Landschaftsgärtner, ausgebildeter Berufsschullehrer, zertifizierter Ausbilder und promovierter Fachdidaktiker bringe ich natürlich eine ganze Reihe Qualifikationen mit, aber letztendlich habe ich diese Aufgabe meiner ehemaligen Schulrätin zu verdanken, die immer eine Verfechterin der Niveau-Stufe 5 in der Bildung war. Das GaLa-Q-Projekt bedient exakt dieses Niveau. Als Facharbeiter bewege ich mich auf Stufe 4, und als Meister oder Techniker erreiche ich die Stufe 6. Mit GaLa-Q setze ich die Idee einer dazwischen liegenden Bildungsstufe um. Mittlerweile sind wir aus meiner Sicht zu einem richtigen Vorzeigeprojekt geworden, das sich der hohen Zustimmung beider Sozialpartner erfreut.“

DEGA: Die Prüfungen werden mit der Methode des Fachgesprächs stattfinden. Welche Vorteile ergeben sich durch dieses Prüfungsformat?
Haß: „Die Probeprüfungen haben wir als auftragsbezogenes Fachgespräch durchgeführt und das hat sich bewährt. Es geht bei dieser Qualifizierung ja nicht nur um erlerntes Fachwissen, sondern viel eher um dessen praktische Anwendung sowie das Handeln als Fachkraft und als Führungskraft. Um dieses „General Management“ tatsächlich abprüfen zu können, bedarf es einer praxisbezogenen Aufgabenstellung. Der Prüfling sucht sich den berufstypischen Auftrag selbst aus, wendet hier das neue Wissen in seiner Gesamtheit an, dokumentiert alles beispielsweise durch ein LV, Stundenzettel, Bilder und Lieferscheine, um dann mit diesem strukturierten Projekt in die Prüfung zu gehen. Die Aufgabe der Prüfer ist das Stellen vertiefender Fragen, die beide Facetten, also die fachliche Kompetenz, aber auch die Führungsrolle im Kontext dieses Gesprächs ausreichend auf die Probe stellen.

DEGA: Sie sind zuständig für die GaLa-Q-Bildungspläne und haben sie entwickelt. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?
Haß: „Die Bildungspläne basieren auf vier Säulen. Bei der Fachkompetenz geht es dabei um reines Wissen und praktische Fertigkeiten. Die Sozialkompetenz und die Selbstständigkeit bei zu treffenden Entscheidungen sind die beiden Säulen innerhalb der neuen Führungskompetenz. Innerhalb der Säule Wissen möchten wir unter dem Punkt Baustellenvorbereitung im Kurs Baustellenleitung beispielsweise das Prüfen und Dokumentieren der Vorleistungen anderer Unternehmer vermittelt haben und verstehen darunter auch den Schutz von Bäumen und Pflanzbeständen. Das Planen der Baustelleneinrichtung und die Ermittlung des Materialbedarfs für die Baustelle gehört zur Säule der Fertigkeiten. Das Thema der Sozialkompetenz umfasst das Erarbeiten von Lösungen mit anderen, aber auch die Zuordnung der Mitarbeiter in Arbeitsgruppen.Die aktive Teilnahme an Baustellenvorbesprechungen sowie die Berücksichtigung rechtlicher Grundlagen und Regelwerke fällt unter die Säule der Selbstständigkeit. Dabei obliegt die Umsetzung den Dozenten und lässt hier einen weiten kreativen Spielraum. Das Adressat-gerechte Vermitteln und die seit langem geforderte Handlungsorientierung ist somit endlich umsetzbar, aber auch die Kunst darin, weshalb ich einige Methoden wie Fallbeispiele, Lehrgespräche, Diskussionen, Rollenspiele und Demonstrationen vorgegeben habe. Zudem fände ich als Dozent maximal zweieinhalb Lerntage pro Woche ein besseres Modell für den Gesamterfolg.“

DEGA: Wie stehen Sie zu Präsenzunterricht und E-Learning?
Haß: Ich bin ein Verfechter von Face-to-Face-Unterrichtsmethoden. E-Learning ist wirklich eine gute Geschichte, aber gerade bei den Punkten Fertigkeiten und Fähigkeiten könnte dies schwierig werden. Allerdings sind E-Learning-Frequenzen ideal zum Wiederholen des Lernstoffs. Zudem hilft diese Methode, den Wissensstand in der Gruppe zu beurteilen.Blended-Learning als vorgeschaltetes Instrument der Wissensvermittlung halte ich ebenfalls für eine gute Technik, aber GaLa-Q ist eben nicht nur reines Wissen, sondern vielmehr geht es um die Fähigkeiten bei der Umsetzung. In den Unterrichtseinheiten kann deshalb der Dozent die Teilnehmer immer mit in die Verantwortung nehmen. Auch der Erfahrungsaustausch in den Pausen ist unglaublich wertvoll. Die Teilnehmer erklären sich viele Sachverhalte selbst innerhalb der Gruppe, das ergänzt die Lehrmethoden perfekt. Und zu GaLa-Q gehört auch die Anwendung anderer Maschinen und Geräte als auf dem eigenen Betriebshof, was diese Qualifizierung unglaublich praxisorientiert und so ganz und gar nicht schulisch macht.

> Kontakt zu Dr. Detlef Haß

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