Du sollst nicht begehren deines Mitbewerbers Mitarbeiter
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Schön, dass die stille Zeit des Jahreswechsels, in der auch in Zeiten des Klimawandels traditionell weniger Aufträge hereinkommen oder abgearbeitet werden müssen, ein paar Tage des Ausruhens, vielleicht sogar des Innehaltens möglich macht. Denn Gründe, einmal über das, was man tut und was man tun will, nachzudenken, gibt es genug.
Über die „Nachhaltigkeit" habe ich an dieser Stelle schon philosophiert. Wir brauchen dringend ein neues Verständnis davon, was unser Berufsstand in dieser Hinsicht leistet. Während in den Institutionen von mehr Grün geredet wird, lehrt mich der Alltag das Gegenteil: Das Grün verschwindet, es gibt mehr Grau. Die Einsicht, dass irgendwas nicht stimmt, ist wenig verbreitet. Statt sich an die Wurzeln und das Selbstverständnis des Berufes zu erinnern, wird mit Maschinenleistung und Verlegekunst geprahlt. Das ist weder ökologisch noch berufsständisch nachhaltig.
Wenig nachhaltig ist auch das, auf das wir uns in den nächsten Monaten werden einstellen dürfen: Auf das große Hauen und Stechen um Arbeiter, Vorarbeiter und Bauleiter. Je knapper die Ressource Mensch wird, je schlimmer sich der Fachkräftemangel entwickelt, desto rauer werden die Sitten. Noch gibt es keine ausgeprägte Headhunter-Aktivität auf dem Markt – dazu war die Branche bisher zu wenig attraktiv. Aber man darf fest damit rechnen, dass sich Leute darauf spezialisieren werden, anderen die Fachkräfte abzujagen. Wo ein Mangel ist, kommt auch jemand, der davon zu profitieren versteht.
Wenn also tatsächlich die Zeit des Innehaltens kommt, so darf man jedem Unternehmer empfehlen, das Personal bei der Betrachtung in den Mittelpunkt zu stellen. Weshalb arbeiten meine Leute bei mir? Was würde sie bewegen, mich zu verlassen? Würden sie mich weiterempfehlen? Tue ich genug, um alle zu beteiligen? Bin ich attraktiv für Menschen, die noch nicht bei mir arbeiten?
Das Schöne an dieser Art von Nachhaltigkeit ist, dass man die Auswirkungen unmittelbar spüren kann. Es ist nicht wie bei fehlender ökologischer Nachhaltigkeit, wo still und heimlich die Insekten verschwinden, weil wir so weitermachen wie bisher. Nein, bei dieser, einen selbst direkt betreffenden Nachhaltigkeit verschwinden bei Nichtbeachtung die Menschen und es kommen keine neuen nach, wenn wir die oben gestellten Fragen nicht zufriedenstellend beantworten.
Nachhaltigkeit ist ein abstrakter, allzu oft mit unlauteren Absichten missbrauchter Begriff, der doch ganz konkret ist: Wenn ich heute keine Bäume pflanze, kann ich morgen kein Holz einschlagen; wenn ich heute nicht ausbilde und meinen Leuten kein Zuhause biete, steh ich morgen alleine auf der Baustelle.
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