Eine Frage der Besonnenheit
In Situationen, bei denen man heute nicht weiß, was morgen passiert, ist es eine Herausforderung, etwas zu schreiben, das zwei Wochen später noch stimmen soll. Seit sich die Politik dazu entschlossen hat, das Virus durch soziale Distanz zu bekämpfen und nach Salamitaktik die Einschränkungen forciert, ist es schwer geworden, langfristig zu planen. Zu unsicher ist, ob sich die Rahmenbedingungen nicht während der Planungsphase wieder verändern.
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Noch ist auch lange nicht klar, welche wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen die Krise verursachen wird. Wir erleben Fachleute, die sich ihrer Sache selbst nicht sicher sind, und Politiker, die im Angesicht der drohenden Bilder jahrelang versicherte Gewissheiten über Bord zu werfen bereit sind. Und irgendwie wirkt das Ganze wie eine gigantische Katastrophenübung einer wohlgenährten und vom Schicksal verwöhnten Wohlstandsgesellschaft, deren größte Sorge der Mangel an Klopapier ist. Wenn da nicht im Zuge der Klimadebatte ohnehin der Zweifel gekeimt wäre, dass da – frei nach William Shakespeare – irgendetwas faul ist im Staate Dänemark.
Das, was das Virus schafft, ist nicht mal den Lehman Brothers gelungen, die mit ihrer irren Zockerei einen volkswirtschaftlichen Schaden zuvor ungeahnten Ausmaßes erzeugt hatten. Trotzdem hatte es danach keinerlei Umdenkprozess gegeben. Derzeit wird immer noch darüber verhandelt, wer für die mehr als 50 Mrd. Euro haftet, um die skrupellose Banker und hilflose Politiker die Bürger im Fall der CumEx-Geschäfte betrogen haben; um nur ein Beispiel aus jüngerer Zeit zu nennen.
Doch das Virus wird einschneidende Folgen im Wirtschaftssystem hinterlassen und viele Dinge, die vorher nicht möglich schienen, möglich machen. Es wird unser Leben verändern und unsere Kreativität in ganz neuer Form fordern. Das, was die Klimadebatte angestoßen hat, könnte Corona zu Ende – oder zumindest ein gewaltiges Stück weiterbringen.
Zur Disposition stehen nicht nur grenzenlose Freiheit und grenzenloser Konsum, sondern auch die Gewinnmaximierung und der grenzenlose Egoismus des Einzelnen. Und wenn man sich anschaut, was gerade passiert, sieht man, dass weniger Individualität nicht in chinesisch-russisch-ungarische Sackgassen führen muss, sondern auch zu mehr Gemeinsinn, mehr Menschlichkeit und mehr Gerechtigkeit führen könnte; könnte wohlgemerkt.
Zurzeit ist er Ausgang aber noch vollkommen offen und wir tun gut daran – auch ob der vielen Abzweige in die falsche Richtung, die den Weg begleiten –, sehr besonnen durch die nächsten Wochen zu gehen. Je besonnener und disziplinierter wir bleiben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir am Ende nicht vor einem Scherbenhaufen stehen, sondern mit neuer Kraft und neuen Ideen durchstarten können.
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