The Master of Kompost
Uns steht ein heißer Herbst bevor: Corona lässt uns nicht los, und in den USA verschwindet der böse Geist möglicherweise nicht mal dann zurück in die Flasche, wenn die Mehrheit es so wünscht. Das bietet beides wieder ausreichend Stoff, um die ohnehin angeschlagene Weltwirtschaft weiter in Unruhe zu halten. Aber kein Grund zur Panik. Schließlich hat die Krise bisher einen großen Bogen um unsere Branche gemacht. Und langfristig, da sind sich viele einig, könnte sie sogar zu den großen Krisengewinnern gehören. Wenn das Wörtchen „wenn" nicht wäre.
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„Wenn" beschreibt in diesem Fall die Lücke zwischen Nachfrage und Leistungsfähigkeit. Denn, wie Gabriella Pape in ihrem Vortrag vor dem Bundeskongress schon richtig bemerkte: Die kommenden Kundengenerationen, gerade jene mit urbaner Sozialisation, werden sich nicht mehr mit Pflasterungen und Gabionen, Mährobotern und sonstigem Smart-Spielzeug zufriedengeben. Sie wollen ihren Garten erleben, wollen sich gesund ernähren und „Natur" genießen. Da ist großes Aufholen klassischer gärtnerischer Kompetenzen angesagt: Pflanzenkenntnis, Pflanzenernährung, Physiologie, Bodenkunde, biologischer Pflanzenschutz, ökologische Zusammenhänge – Dinge, mit denen ein durchschnittlicher Geselle am Ende seiner GaLaBau-Ausbildung schwer überfordert wäre. Pape, die viele Erfahrungen in England gesammelt hat, beschrieb das mit dem dort üblichen Prozess, dass man den Gärtner oder die Gärtnerin kommen lässt, ihm oder ihr wie scheinbar zufällig hingeworfene Bestimmungsaufgaben gibt und sich dann für die oder den entscheidet, der die beste Figur gemacht hat; eher eine Horror-Vorstellung für viele bundesdeutsche Dienstleister. In der Ausbildung ist mittlerweile das Vermitteln des Standard-Staudensortiments ein Problem. Da komme mir keiner mit dem ABC der Küchenkräuter oder gar abgefahrenen Tomatensorten.
Als jüngst der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller, selbst Landschaftsarchitekt, in einer Radiosendung zum „Schottergartenverbot" fragte, weshalb der Landschaftsgärtner denn seine Kunden nicht besser beraten würde, hätte ich frei nach Thomas de Maizière sagen können: „Teile meiner Antworten könnten das Publikum verunsichern." Denn wie soll man einem Umweltminister erklären, dass einige unter den „Experten für Garten und Landschaft" gar keine solchen sind oder sich aber als reine Erfüllungsgehilfen dahingehauchter Kundenwünsche betrachten; dass nicht überall, wo „Landschaftsgärtner" draufsteht, auch „Landschaftsgärtner" drin ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ja, die Zukunft ist voller Aufträge und auch für die unter uns, die sich eher als Straßen- und Tiefbauer verstehen, wird genug zu tun sein. Wenn wir aber das Potenzial voll ausschöpfen wollen, dann braucht es mehr Wissen abseits von Pflasterlegen und L-Steine setzen. Sehr viel mehr.
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