Schwimmen gegen den Strom (zum ungebrochenen Pooltrend)
„Für alle, die Australiens Reaktion auf den Klimawandel von außen betrachten, müssen wir Aussies wie eine Nation von Idioten wirken“, zitiert Spiegel-Kolumnist Christian Stöcker den australischen Biologen und Zoologen Tim Flannery. Mit dem Zitat leitet er seine Analyse zur Niederlage des Klimawandelskeptikers Scott Morrison bei der Parlamentswahl in Down Under ein.
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Stöcker beschreibt in seinem Text das Paradoxon, dass trotz wochenlanger Höllenfeuer, Hitze und Überschwemmungen die Menschen lange konservativ gewählt hatten – obwohl sie gleichzeitig mehrheitlich davon überzeugt sind, dass sich dringend etwas ändern muss und sie das ziemlich teuer zu stehen kommen wird.
Man muss nur diese Ausgabe aufschlagen, um zu sehen, dass es keiner Reise ans andere Ende der Welt bedarf, um dieses Paradoxon und seine Auswüchse zu studieren. Wenn wir hier einen anhaltenden Trend zu Pools beschreiben, so ist das ja kaum etwas anderes als die Ignoranz auf Kundenseite gegenüber der Tatsache, dass Wasser auch bei uns nicht mehr länger ein Produkt ist, das man bedenkenlos privat zum Vergnügen vergeuden sollte. Das stellt uns auch als Fachzeitschrift nicht zum ersten Mal vor das Dilemma, eine alles andere als nachhaltige, aber lukrative Entwicklung beschreiben zu müssen. Denn einmal mehr zeigt der Pool, dass die meisten Menschen es entweder nicht verstanden haben oder es ihnen egal ist, dass das Ändern der Lebensgewohnheiten nicht nur die anderen betrifft, sondern auch sie, uns selbst. Sonst würden wir nicht selbst im trockenen Süden den Pool zur Grundvoraussetzung unseres Urlaubsvergnügens machen.
Nun ist der gute alte Schwimmteich im Hinblick auf Wasser- und Baustoffverbrauch auch nicht wirklich ein Ausweis der Nachhaltigkeit. Aber in seiner einfachsten Form ist er wenigstens noch ein Lebensraum für eine ganze Reihe von Arten. Der Pool und seine Umgebung aber sind blanke Versiegelung, die oftmals den gesamten Raum der verbliebenen Grundstücksfläche einnimmt. Zusammen mit roboter-gemähtem Rasen, Steinschüttungen, überdimensionierten Einfahrten und Eingängen sowie allerlei sterilem Abstandsgrün belegen „moderne Gärten“, dass das eingangs beschriebene Paradoxon auch bei uns intensiv gelebt wird.
Dass es Scott Morrison so deutlich von der Platte geputzt hat, liegt übrigens nicht nur an seinem Gegner, dem Sozialdemokraten und ehemaligen Oppositionsführer Anthony Albanese, sondern auch an 19 Frauen und drei Männern aus dem eher konservativen Lager, die, unterstützt von einer Klimastiftung, als Unabhängige angetreten waren – für Klimapolitik und Gleichberechtigung. Den Bürgern in Australien reichte es also so gründlich, dass sie nicht nur ihre Stimme nutzten, sondern sich einige sogar selbst (erfolgreich) zur Wahl stellten.
Zweifellos gibt es – und auch da braucht es keine Reise auf den fünften Kontinent – immer noch Menschen, die den anderen weismachen wollen, es könnte einfach so weitergehen. Aber zwischen den neuen Horrormeldungen von Temperaturen bis 50 Grad in Indien und dem brennenden Wald – diesmal in Sibirien – wirken solche Meinungen zunehmend absurd und auch hier für immer weniger Bürger glaubwürdig. Ob sich das dann auch gegen einen neuen Pool richtet, ist noch vollkommen offen. Aber glücklicherweise haben wir ja auch noch ein paar andere, deutlich nachhaltigere Leistungen im Angebot.
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