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Interview mit Dr. Guido Glania, BGL

„Wir wollen unsere Leistungen nachvollziehbar kommunizieren“

Dr. Guido Glania ist der neue „Chef“ im Haus der Landschaft in Bad Honnef. Wir haben mit dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) über seine Sicht auf die kommenden Aufgaben und die Schwerpunkte seiner Arbeit gesprochen.
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DEGA: Herr Dr. Glania, in Ihrer letzten Position waren Sie bereits für den Mittelstand im Einsatz. Wie können Sie diese Erfahrungen für den GaLa-Bau nutzen?

Glania: Das ist richtig, die IHK ist tatsächlich geprägt vom Mittelstand. Da habe ich in den vergangenen Jahren miterlebt, was alles an Auflagen und Regularien auf den Mittelstand zugekommen ist, oft auch aus Europa. Das hat das Leben für die Unternehmen immer schwieriger gemacht. Beispiele sind die Datenschutzgrundverordnung und das Lieferkettengesetz – die auch gerade dem Mittelstand viele Probleme bei der Umsetzung bereiten. Das ist natürlich etwas, was ich beim BGL im Blick haben werde: Wie können wir bei der Politik darauf hinwirken, die kleineren und Kleinstunternehmen nicht mit immer mehr Auflagen zu belasten? Das ist für uns als Verband auf der anderen Seite auch ein wichtiger Service: Darüber zu informieren, was auf die Betriebe zukommt, teilweise schon vorzubereiten oder an manchen Stellen auch zu entwarnen, nach dem Motto: „Das ist jetzt für euch (noch) nicht so wichtig.“

DEGA: Das Thema Nachhaltigkeit scheint jetzt mit neuerlicher Dringlichkeit auf den GaLaBau zuzukommen. Ist das auch ein Thema auf Ihrer Agenda?

Glania: Natürlich sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit für uns zentrale Themen. Mit unserer Klimakampagne richten wir uns an politische Entscheiderinnen und Entscheider: Wir mahnen an, mit Maßnahmen zur Klimaanpassung nicht zu warten, sondern jetzt die Weichen zu stellen. Wir haben kürzlich unseren Leitfaden für Nachhaltigkeit im GaLaBau publiziert, wo wir aufzeigen, welches die Handlungsfelder für kleinere Betriebe sind. Was sind die Fragen, die man beantworten muss, um Schritt für Schritt voranzukommen? Dabei ist auch der Weg das Ziel. Es geht nicht um große Meilensteine, sondern um viele kleine Schritte und darum, ein Bewusstsein zu entwickeln. Da zeigen wir mit dem Leitfaden, dass wir eine Notwendigkeit sehen, zu unterstützen, ohne zu bevormunden. Auf diesem Gebiet wird in nächster Zeit noch mehr passieren.

DEGA: Haben Sie denn schon eine Idee, wie sich der Trend zum nachhaltigen Wirtschaften auch in konkrete Aufträge umwandeln lässt?

Glania: Wir sehen natürlich, dass Nachhaltigkeit nicht nur etwas für die Unternehmenskommunikation ist, sondern immer mehr in die betrieblichen Abläufe und das Management eingreift: Verfahren, Nachweise, Kreislaufwirtschaft – das fängt jetzt bei den größeren Firmen an, dass sie schon bei der Produktentwicklung auch Recycling und Kreislaufwirtschaft berücksichtigen. Das sind hohe Ansprüche. Früher haben Großunternehmen einen CSR*-Report gemacht, um soziale und ökologische Projekte vorzustellen. Aber das reicht ja schon lange nicht mehr aus – und das ist auch konsequent. Auch unsere Branche muss sich dieser Herausforderung stellen. Die Frage „Wie nachhaltig ist das eigentlich, was der GaLaBau macht?“ wird zunehmend von den verschiedenen Gruppen gestellt werden. Daher sind wir als BGL gefordert, bei Schritten in diese Richtung zu unterstützen.

DEGA: Das Problem eines Bundesverbandes ist ja, dass die Einzelmitglieder ihn und seine Arbeit nicht unmittelbar wahrnehmen können. Wie wollen Sie Ihr Wirken greifbarer und Verbandsarbeit attraktiver machen?

Glania: In der Tat ist es für uns eine wichtige Frage, wie wir noch mehr für unsere Arbeit interessieren und transparenter darüber informieren können. Und wir haben Vieles anzubieten, was tatsächlich den Markt entwickelt und die Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsbetriebe stärken kann. Der BGL ist keine akademische Veranstaltung, sondern wir müssen uns daran messen lassen, was am Ende als Ergebnis erzielt wird. Im Marktsegment Privatgarten sehen wir zum Beispiel, dass wir mit unseren Kampagnen schon viel erreicht haben und den Trend unterstützen, Profis zu engagieren. Eine Ausweitung des Gewerbegrüns ist natürlich auch ein Trend, den wir weiter unterstützen wollen. Da erhalten wir auch durch den EU „Green Deal“ und die Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen Rückenwind. Da ist zum Beispiel unsere Argumentation: „Ihr macht jetzt Nachhaltigkeitsberichterstattung, aber auf eurem Firmengelände gibt es noch ungenutzte Möglichkeiten wie Fassadenbegrünung, Dachbegrünung, Grünanlagen.“ Da ist, glaube ich, immer mehr Bereitschaft seitens der Unternehmen, Gewerbetreibenden und Immobilienwirtschaft, mehr zu machen. Das spielt uns in die Hände. Und da wollen wir als BGL unterfüttern, unterstützen und anschieben. Das sind alles Dinge, die für die betriebliche Praxis relevant sind. Eine Herausforderung ist die Informationsflut. Wir leben in einer Gesellschaft, wo digitale Kommunikation überall präsent ist. Da Einzelne zu erreichen, wird immer schwieriger. Deswegen bin ich auch für unser Kommunikationsteam dankbar, das unter anderem über Social Media mit den Zielgruppen kommuniziert. Die Medien ändern sich, und die speziellen Erwartungen der Zielgruppen entwickeln sich weiter. Mir liegt es sehr am Herzen, dass wir als BGL transparent, klar, nachvollziehbar und strukturiert kommunizieren. Das ist ja auch gegenüber den Landesverbänden wichtig, dass wir klar darstellen, was wir bieten und wo sie sich bedienen können. Letztlich ist das nicht neu. Aber es ist eine Daueraufgabe, auf die ich meine Aufmerksamkeit legen werde. Da gibt es immer auch neue Tools und Möglichkeiten, die wir entsprechend nutzen sollten. Das gilt besonders für Angebote, die noch neu sind.

DEGA: Dafür brauchen Sie ja ein schlagkräftiges Team. Haben Sie sich schon einen Eindruck verschafft?

Glania:
Ich habe hier im Haus der Landschaft eine hochkompetente und hochmotivierte Truppe vorgefunden, die gut eingespielt und auf das Engste mit den Fachgremien und Partnerorganisationen vernetzt ist. Das Haus hat eine sehr stabile Grundlage.

DEGA: Sie haben ja auch schon mal für einen Verband in Brüssel gearbeitet. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, dort mehr für den GaLaBau zu erreichen?

Glania:
Der „Green Deal“ der EU ist natürlich erst mal für viele Betriebe recht abstrakt. Gleichzeitig bedeutet EU, dass es schnell sehr konkret werden kann. Der Kommissionsvorschlag einer Verordnung zur Wiederherstellung der Natur läuft zum Beispiel darauf hinaus, dass man Gemeinden EU-weit dazu bringen will, ihren Grünflächenanteil zu erhöhen. Das wäre ein riesiger Hebel, wenn da verbindliche Ziele festgelegt würden. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass in der Politik angekommen ist, dass beim Stadtgrün mehr gemacht werden muss und man jetzt handeln sollte.

DEGA: Muss nicht auch bei den Kommunen noch viel passieren?

Glania: Gerade kleinere Gemeinden sind überfordert, im Förderdickicht den richtigen Weg zu finden. Unsere Stiftung „Die grüne Stadt“ hat hier mit dem Fördercheck für Kommunen einen guten Auftakt gemacht. Dankenswerterweise wurde dieses Angebot von der Politik aufgegriffen und massiv ausgebaut. Mittlerweile bietet das Umweltbundesamt Kommunen Beratung zu Maßnahmen und Förderungen an.

DEGA: Die Zusammenarbeit unter einem „grünen Dach“ ist ja durchaus noch ausbaufähig. Wie schätzen Sie da die Zusammenarbeit ein?

Glania: Gemeinsam sind die grünen Verbände stärker, daran habe ich keinen Zweifel. Daher freue ich mich darauf, mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerverbänden zu schauen, was geht, was macht man am besten zusammen – da auszuloten, wie die jeweiligen Schwerpunkte und Möglichkeiten sind.

DEGA: Wie würden Sie denn Ihren Führungsstil skizzieren? Es gab im Haus der Landschaft ja schon ganz unterschiedliche Interpretationen der Rolle des Hauptgeschäftsführers, der Hauptgeschäftsführerin.

Glania: Jeder Hauptgeschäftsführer setzt eigene Akzente. Ein Verband ist schon eine komplexe Organisation, denn es gibt im Hauptamt vielfältige Aufgaben und kaum zwei identische Arbeitsplätze. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat ein spezifisches Gebiet und entwickelt im Laufe der Zeit Netzwerke, Kompetenzen und Qualitäten. Als Hauptgeschäftsführer geht es darum, die Menschen zu motivieren, das auszubauen. Also nicht darum zu sagen: Ich gebe eine Linie vor, und alle müssen diesen oder jenen Schwerpunkt machen. Ich motiviere dazu, die Stärken, die jede und jeder Einzelne hat, entsprechend einzusetzen und auszubauen. Das ist mir sehr wichtig. Es muss partizipativ gehen. Jede und jeder hat hier Wert und Stimme und sollte beides auch entsprechend einbringen. Ich weiß sehr zu schätzen, dass unser Ehrenamt so aktiv ist, auch in den Fachgremien. Das ist ja nicht selbstverständlich, dass die Präsidiumsmitglieder zu sämtlichen Landesverbänden gehen und sagen, was der BGL macht. Dafür nehmen sie sich viel Zeit und sind sehr engagiert.

Dr. Guido Glania (53) hat zum 1. März 2023 Dr. Robert Kloos als Hauptgeschäftsführer des BGL abgelöst. Der gebürtige Kölner hat VWL studiert und darin auch promoviert. Von 1996 bis 1999 war er beim Gesamtverband der Textilindustrie, von 1999 bis 2008 beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), ab 2004 im BDIBüro in Brüssel. Von 2008 bis 2011 besetzte er dort die Funktion des Generalsekretärs der Alliance for Rural Electrification. Ab 2011 bis 2018 war er Vorstand der Deutsch- Slowakischen IHK in Bratislava, danach wurde er Hauptgeschäftsführer der IHK Karlsruhe.

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