Es war einmal eine Unternehmerpartei
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Am Ende wurde aus der Welle ein politischer Tsunami: Nach zahlreichen Fehleinschätzungen und Fehlleistungen des bundesdeutschen Noch-Außenministers sind die Liberalen der Bevölkerung noch 3 % wert. Gemessen an dem Ergebnis der Bundestagswahl, bei der die FDP auf fast 15 % Zustimmung kam, ist das ein politisches Desaster. Und zurecht kostet es den Parteivorsitzenden Guido Westerwelle diesen Monat in Rostock seinen Hut.
Dass das überhaupt so lange gedauert hat, sollte jedem Patriarchen (auch in den Unternehmen) ein warnendes Beispiel sein, illustriert es doch die drohenden Nebenwirkungen jeder allzu selbstherrlich gelebten Leitbullenschaft: Wenn man jeden Nebenbuhler von der Bühne drängt, bleibt man zwar lange am Lenkrad. Wenn es den Steuermann dann aber doch erwischt – und sei es nur, weil er in seinen eigenen Fettnäpfchen ertrinkt – fliegt das zu steuernde Vehikel schnell führerlos aus der Kurve. Altkanzler Kohl kann davon ein Lied singen und auch die aktuelle Kanzlerin ist nicht fern davon zu beweisen, dass Leitstuten dieses Schicksal ebenfalls ereilen kann. Guido-ehemals-18 %-Westerwelle hat dieses Spiel besonders weit getrieben. Nun müssen seine dürren Erben auferstehen aus Ruinen.
Das Tragische an Westerwelle ist nur vordergründig sein von den Medien zelebrierter Untergang. Das Tragische ist, dass der Chef die Zeitenwende nicht mal gesehen hat, als man sie schon nicht mehr vorauszuahnen brauchte. Als alle Welt schon nach der Eingrenzung der freien Märkte rief, wollte die Westerwelle-FDP immer noch Steuersenkungen und freie Fahrt für freie Investoren. Dabei hatte sich da die Welt vom freien Spiel der freien Kräfte noch nicht mal erholt. Und weil das auch all den treuen Wählern aus dem Mittelstand eine Nummer zu hoch war, stand bei der letzten Umfrage eben nur noch eine Drei vor dem Komma. Kein Mensch traut der Juniorentruppe, die bisher nur als blasse Staffage neben dem Boss auffiel, einen großen Wurf zu.
Dabei wäre es traurig, wenn die traditionsreiche Partei in ihrer Splittergruppenecke bliebe. Es gibt genug Daseinsberechtigung für eine im Mittelstand verwurzelte liberale Partei, die neben den Bürgerrechten auch die Interessen der KMUs und der Freiberufler vertritt; und zwar im sinnvollen gesellschaftlichen Kontext und nicht als Klientelvertretung oder Lobbygruppe. Denn für die Vertretung ihrer Interessen brauchen Pharmaindustrie oder Strommultis weder die FDP noch irgendeine andere Partei. Das haben die Rest-Liberalen jetzt hoffentlich verstanden und machen sich ab Mai möglichst schnell an den Wiederaufbau.
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