Ein Brief aus Berlin
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Unternehmer sein ist auch nicht leicht. Am vorvergangenen Freitag schrieb mir ein Landschaftsgärtner aus …, sagen wir mal aus Berlin: Seine Auftragsbücher seien bis Ende des Sommers gut gefüllt. So weit, so gut. Doch nun suche er weiteres Fachpersonal und eine(n) Azubi – und damit würden die Probleme so richtig losgehen.
Er habe sich jetzt dazu entschieden, einen Einwanderer aus Afrika, Anfang 40, in die Ausbildung zu nehmen. Der spreche zwar wenig deutsch, habe aber schon mal irgendwas mit Garten gemacht – und das Beste sei, er wolle die Ausbildung, und das sei ja schon mal die halbe Miete. Von den Vertretern der „vergurkten App-Online-kein-Bock-Generation“ aus der klassischen Zielgruppe habe er nach 25 Vorstellungsgesprächen gründlich die Nase voll. Denn trotz anderslautender Zusagen sei keiner zum verabredeten Zeitpunkt auf der Baustelle erschienen. Ein anderer Azubi, der bereits unter Vertrag ist, habe ihm jetzt schriftlich mitgeteilt, dass Arbeiten am Samstag für ihn ab sofort tabu sei.
Damit war der Brief aber noch nicht zu Ende. Mitten in der Saison, fährt der Unternehmer in seiner Lagebeschreibung fort, habe ein Mitbewerber versucht, seinen besten Mann von der Baustelle weg abzuwerben. Dieser habe zwar dankend abgelehnt, aber einem Kollegen sei dasselbe passiert; und der stehe jetzt mit vollen Auftragsbüchern, aber ohne Bauleiter da.
Nun mag der Unternehmer ja eine Ausnahme sein. Aber wenn man die Rückmeldungen dieser Art in ihrer Gesamtheit betrachtet – von Mitarbeitern, die gegangen sind, um sich selbstständig zu machen, von rapide abnehmenden Bewerberzahlen auf Ausbildungsplätze bei gleichzeitig sinkender Qualität der Bewerber, von Stellenanzeigen ohne eine einzige Rückmeldung und von Abwerbungsversuchen aller Art –, dann ergibt sich ein Bild.
Und das sieht so aus: Trotz aller rosigen Szenarien, die in Bezug auf unsere Branche gemalt werden: 12, 13, 14 € Stundenlohn binden keinen Leistungsträger an den GaLaBau, wenn er nicht vor Leidenschaft für den Job oder die Firma brennt. Bei gleichzeitig abnehmender Schülerzahl kann sich jeder selbst ausrechnen, dass seine persönlichen Aussichten als Unternehmer schwieriger und als Mitarbeiter besser werden. Nicht, dass wir das hier zum ersten Mal gesagt hätten. Aber vielleicht kann man es gar nicht oft genug sagen: Wer jetzt nicht seine Kreativität in neue Modelle steckt, wo er in Zukunft den Nachwuchs und die Fachkräfte herbekommt, wird bald ein Problem bekommen – und zwar ein existenzielles. Und das gilt nicht nur für die Städte, in denen die Jugend zunehmend branchenferner groß wird, sondern auch für das Land.
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