Kommentar | Tjards Wendebourg

Die Zeichen stehen auf Blau!

Das lief nicht so gut für Europa, die letzten fünf Jahre. Schuldenkrise, Flüchtlingsdramen, der Aufstieg der Populisten, der Brexit – es waren nicht die positiven, die gestaltenden Nachrichten, die die Schlagzeilen dominiert haben. Vielmehr war der Staatenbund mit sich selbst beschäftigt. Während ein umnachteter US-Präsident das Porzellan jahrelanger Beziehungsarbeit zerschlägt, ein chinesischer Diktator mit einer neuen Seidenstraße versucht, die europäische Wirtschaft zu unterwandern und russische Bots den gesellschaftlichen Zusammenhalt zersetzen, ist Madame Europa auf Sinnsuche.

Veröffentlicht am: von TW /
erschienen am 03.05.2019

erschienen in DEGA GALABAU 05/2019

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Der alte, langsame Kontinent ist von den neuen Medien sowie anderen schnellen Entwicklungen überrannt worden und tut sich schwer, Schritt zu halten, beziehungsweise seinen Bürgern die Vorteile der großen Gemeinschaft schmackhaft zu machen. Dabei ist die Idee eines vereinigten Kontinents nach wie vor großartig und die Geschichten von der Befriedung kriegerischer Nachbarn und dem Aufstieg aus Armut eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Der Staatenbund ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Aber er ist nicht nur viel besser als sein Ruf, sondern und gerade angesichts der vielen Wahnsinnigen, die innerhalb und außerhalb Europas wie Pilze aus dem Boden schießen, die einzig greifbare Option. Wenn einer behauptet, einzelne Nationalstaaten seien die bessere Alternative, dient das nur dem Zweck, vorhandene Ängste zu nutzen, um Macht zu erlangen und an die Fleischtöpfe zu kommen.

Vielleicht ist es unser Glück, dass sich die Briten von Trollen und Populisten haben in einen Brexit treiben lassen, der hoffentlich – für sie und für uns – im letzten Augenblick doch noch abgesagt wird. Glück deshalb, weil er den Europafeinden die Masken heruntergerissen hat und die hässliche Fratze des wirtschaftlichen Abschwungs und der dreisten Lügen zum Vorschein kam. Da ist mancher Protestwähler dann doch wieder nachdenklich geworden.

Als Unternehmerinnen und Unternehmer leben wir von Freiheit und offenen Grenzen, vom grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt, vom gemeinsamen Marktplatz für Ein- und Verkäufe sowie von einer einheitlichen Währung. Uns haben die Errungenschaften der EU viel mehr gebracht, als uns ihre suboptimale Verwaltung schadet. Deswegen ist es eindeutig an der Zeit, neben den grünen Fahnen der Branche spätestens am 26. Mai die blaue Fahne Europas zu hissen – so wie es der NRW-GaLaBau-Landeschef H. Christian Leonhards von seinen Mitgliedern gefordert und Rafael Carentz, Vorsitzender des Verbands Rheinland-Pfalz-Saarland, es schon lange getan hat (siehe Bild).

Nutzen Sie auch Ihre Rolle dazu, die Mitarbeiter zu motivieren, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Es ist – auch im eigenen Interesse – Zeit für Engagement und ein starkes Bekenntnis; auch, wenn wir im Nachgang der Wahl dringend Reformen der Union anmahnen müssen.