Schluss mit dem Gestochere im Nebel
Wie eine Monstranz wird das Schlagwort „Digitalisierung" durch die Welt getragen. Dabei entsteht mehr Verunsicherung als Nutzen. Unsere Übersicht beweist: Die meisten Arbeitsplätze sind längst von digitalen Vorgängen geprägt. Wie viel mehr Digitalisierung notwendig ist, ist von ganz unterschiedlichen Faktoren abhängig.
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Dass wir uns handschriftliche Nachrichten zukommen lassen, ist eine Seltenheit geworden. Bis auf den persönlichen Kontakt ist die gesamte Kommunikation digitalisiert, und das schon lange. Rechnen mit Stift und Papier? Lernen nur noch die Kinder in der Schule. Alle anderen rechnen mit Computer oder Smartphone – und auch das schon seit Jahren. Während man beim Lesen der Nachrichten das Gefühl vermittelt bekommt, es nähere sich ein Tag x, an dem einem der Stift in der Hand entmaterialisiert wird, leben wir in Wahrheit in einem Prozess, der schon seit Jahrzehnten andauert, nämlich der Digitalisierung audiovisueller Informationen wie Texte, Zahlen, Bilder oder Filme. Der Prozess hat zwar durch technische Entwicklungen zuletzt immer mehr Fahrt aufgenommen und zwingt uns zunehmend, darüber nachzudenken, wie viel Digitalisierung wir überhaupt brauchen und wollen. Aber es bleibt trotzdem dabei, dass der Prozess an sich schon lange nichts Neues mehr ist.
Auch der GaLaBau steckt schon seit der Einführung des PCs in der Digitalisierung. Besonders das GaLaBau-Büro ist in den letzten Jahren zunehmend papierlos geworden. Kundenanfragen, Angebote, Lieferscheine und Bilder kommen digital herein, Werbung, Angebote und Rechnungen gehen mittlerweile ebenso oft auch digital hinaus. Eingehende und hinausgehende Informationen werden digital gelagert. Ob man ein Angebot persönlich überbringt, einen Plan handkoloriert vorstellt oder den Gartenentwurf digital präsentiert, ist mittlerweile keine Frage der Möglichkeiten mehr, sondern eine Frage der Unternehmensphilosophie.
Es ist deshalb eigentlich nicht mehr sinnvoll, von „Digitalisierung" zu sprechen, sondern es geht vielmehr darum, digitale Prozesse weiterzuentwickeln. Die Firma DATAflor hat das mal in „12 Schritte zur Digitalisierung" zusammengefasst. Wenn es etwa stabilisierende Kamerasysteme und leistungsfähigere Prozessoren ermöglichen, Daten per Drohne aus der Luft zu erheben und damit viele Stunden Arbeit auf dem Boden einzusparen, ist das für den GaLaBau eine sinnvolle technische Weiterentwicklung. Digital kamen die Daten auch schon vorher ins Büro – wenn sie nicht in altväterlicher Weise mit dem Zollstock erhoben wurden. Und wenn es gelingt, dank vermehrter Rechnerkapazität und mobiler Datenerfassung unsere Wertschöpfung zu steigern – gut so. Reich werden konnte man aber auch mit analogem Rechnen (wenn es auch den wenigsten gelingt und als Ziel ohnehin fragwürdig bleibt).
Die größten Chancen liegen auf dem Feld
Die größten Chancen, den GaLaBau über weitere digitale Prozesse besser zu machen, liegen dabei wahrscheinlich draußen auf der Baustelle. Aufmaß über Drohnen oder Satellit, mobile Datenerfassung und Projektdokumentation durch die Mitarbeiter über das Smartphone und die Aufrüstung der Baugeräte mit Maschinensteuerungen helfen an den besonders kritischen Stellen der Branche, die Wertschöpfung zu verbessern: Bessere Planungsgrundlagen senken das allgemeine Baurisiko und minimieren Baustellenüberschüsse; die Jagd nach verlorenen Stunden und Leistungen verbessert die Rentabilität und programmierte Maschinen machen Arbeitsgänge schneller und effizienter, besonders im Erdbau. Allerdings bleibt auch auf der Baustelle der Mensch der größte Risikofaktor, der dazu kaum zu eliminieren ist: Gerade angesichts der Fachkräftesituation lassen sich strengere Kontrollen der Leistungen und die Überwachung der Prozesse kaum durchsetzen, denn sie würden das Klima zwischen Baustellenteam und Büro verschlechtern und die Mitarbeiterzufriedenheit gefährden.
Trotzdem: Wenn die Baustellenmitarbeiter den Wert ihres Smartphones als Datenerfassungsgeräte erkennen, lassen sich viele Informationen, die sonst zwischen Baustelle und Büro verloren gehen, werthaltig stellen. Die allgemeine Akzeptanz des Smartphones als digitaler Tausendsassa macht es den Unternehmern dabei einfacher, dieses Potenzial zu schöpfen.
Bermudadreieck Bauhof
Der zweite große Schauplatz für Digitalisierungsprozesse dürfte der Betriebshof sein, denn die Schnittstelle zwischen Büro und Baustelle, die oftmals noch wenig mit Digitaltechnik ausgerüstet ist, lässt sich die Wertschöpfung über die Reduktion von Verlusten und Restposten steigern. Die Positionen, die hier den Betrieb belasten, sind übermäßiger Kraftstoffverbrauch, Verlust von Kleingeräten, Schäden durch mangelnde Wartung oder Fehlbenutzung, Verlust von Lagerware und das Ansammeln von Baustellenresten, die mangels Verwaltung nicht mehr wiederverwendet werden können. Hier hilft die digitale Geräteverwaltung schon mal, den Schwund zu reduzieren und Schäden an den Geräten zu vermeiden. Moderne Baugeräte verfügen außerdem über Bordcomputer, die den Kraftstoffverbrauch aufzeichnen und die Effizienz der Maschine transparent machen. Werden die Daten entsprechend ausgewertet und in der Planung zukünftiger Prozesse berücksichtigt, lässt sich der Verbrauch drosseln. RFID-Systeme in Tankchips helfen, unerklärlichen Kraftstoffabflüssen auf die Spur zu kommen. Und ein einfaches Warenwirtschaftssystem macht Baustellenreste wieder nutzbar; wobei viele Unternehmer ja die Philosophie vertreten, alles, was übrig ist, sofort zu entsorgen.
Auch im Büro geht noch was
Bestimmt ist auch im Büro noch Potenzial, den Betrieb über digitale Prozesse besser zu machen. Allerdings wachsen hier auch die Herausforderungen am stärksten. Alle im Betrieb abgebildeten Prozesse müssen verwaltet und harmonisiert, die Daten gemanagt werden. Jede neue gute Idee verlangt wieder mehr Speicherkapazität, mehr Serverraum, mehr Platz für die Datensicherung. Der Traum, den ganzen Bedarf an digitalen Lösungen in einem System vereinigen zu können, haben die meisten Unternehmer ohnehin ausgeträumt. Meist geht es darum, die Daten aus den einzelnen Lösungen über Schnittstellen ins Hauptsystem – zum Beispiel die Branchensoftware – zu bekommen. Hier könnte es sein, das für manche Unternehmen die Cloud, der externe Dienstleister, die bessere Lösung wird.
Die Hauptgefahren der Digitalisierung sind übrigens nicht, dass wir abgehängt werden. Auch wenn man dieses Gefühl an vielen Stellen aufgedrückt bekommt. Die Hauptgefahren der Digitalisierung sind IT-Sicherheit (Angriff von außen auf die Systeme), Datensicherheit (Gewährleistung der dauerhaften Speicherung betriebsrelevanter Daten), Regelkonformität (Absicherung von Onlinesystemen gegen Abmahnterror) und die Gefahr, sich von den wesentlichen Erfolgsfaktoren unserer Branche ablenken zu lassen: Und die sind immer noch bautechnische Kompetenz, Pflanzenkompetenz, gute Personalführung und die Fähigkeit, die eigenen Leistungen mit guter Wertschöpfung verkaufen zu können. Alles andere sind „Peanuts".
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