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GardenArt Heymann in Hamburg

Der Coole vom Kiez

Norbert Heymann ist ein hanseatisches Original: Mit Ach und Krach schaffte der Hamburger vor 40 Jahren die Gärtner-Prüfung und baute – zuerst alleine und dann gemeinsam mit seiner Frau – eine kleine Firmengruppe auf. Seit 2017 investiert er verstärkt in Nachhaltigkeit – als Beitrag, Kindern und Enkeln eine intakte Welt zu erhalten. Gerade wegen seiner bodenständigen Art und Motivation taugt der Norddeutsche als besonderes Vorbild.

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Nach GardenArt sieht es im Gewerbegebiet von Tonndorf, das zum Hamburger Bezirk Wandsbek gehört, erstmal nicht aus. Heymanns Betriebshof hat eine eigene Ästhetik, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Es steckt viel mehr drin, als es den Eindruck macht. Die meisten Geräte sind draußen auf den Baustellen und die Maschinen, die noch auf dem Hof stehen, belegen Heymanns Philosophie, die Technik lange laufen zu lassen. Nur der neue Kramer 5505e, die Ladesäule und ein Fiat500e deuten darauf hin, dass die Zukunft hier schon begonnen hat.

Durch einen Unfall in die Selbstständigkeit

Das sei damals so eine Zeit gewesen, in der viele Firmennamen irgendwie auf „Art" geendet hätten, blickt Norbert Heymann zurück. Er ist 56 und hat noch einen GaLaBau erlebt, wie man ihn sich heute kaum noch vorstellen kann. Angefangen von der Berufswahl nach der Hauptschule („Zu meiner Zeit wurde man da Maler oder Gärtner") bis zur Entlassung zu Beginn der Gesellenzeit, nachdem ein Kollege ihn beim Baumfällen am Hamburger Flughafen beinahe ins Jenseits befördert hätte. „Das waren noch etwas wildere Zeiten damals", sagt er über den Rauswurf nach der Rückenverletzung. Heymann heuerte bei einer Sicherheitsfirma an, arbeitete als Personenschützer und fuhr Geldtransporte durch die damalige Bundesrepublik. Da sei der Entschluss gereift, wenn schon rund um die Uhr arbeiten, dann doch lieber auf eigene Rechnung. Dabei entschied er, sich mit dem Beruf selbstständig zu machen, den er gelernt hatte: Landschaftsgärtner. „Ich habe dann nach kurzer Zeit gemerkt, dass Du mit zwei Händen nur einen gewissen Umsatz fahren kannst und, dass es mit vier, sechs, zehn, zwanzig Händen besser geht", blickt der Unternehmer schmunzelnd zurück. Es bleibe mehr übrig und man müsse sich nicht so krumm machen. „Zumindest nicht körperlich", fügt er grinsend an. Anfangs führte er die Firma aus einer Anderthalb-Zimmer-Wohnung im Stadtteil Fuhlsbüttel. Das Geld für das erste Häuschen beschaffte er sich auf besondere Art und Weise. Wie, möchte er nicht in einer Zeitschrift lesen, weil er damit nicht als Vorbild erscheinen mag. Es war legal, aber riskant – so viel sei verraten. Und eigentlich ist es für die Geschichte auch nur insofern wichtig, als das man versteht, wie es jemand gelingt, aus eher ärmlichen Verhältnissen ein gut laufendes Unternehmen aufzubauen. „Das hat auf jeden Fall nichts mit Glücksrittertum zu tun, sondern mit Investitions- und Risikobereitschaft", versichert der Norddeutsche.

Alles auf Berlin

Selbstständig gemacht hat er sich 1989. Das war ein bewegtes Jahr. Helmut Kohl war praktisch am Ende, aber zum Herbst sollte sich alles ändern. Heymann saß vor dem Fernseher, als Hans-Dietrich Genscher am 30. September in der Prager Botschaft die Nachricht verkündete, dass die Menschen auf dem Gelände würden in die Bundesrepublik ausreisen dürfen. Das Ende der DDR war nicht mehr aufzuhalten. Heymann schlussfolgerte, dass es zur Wiedervereinigung kommt und Berlin wieder Hauptstadt werden wird. Er setzte alles auf Berlin, kaufte im Westen der Stadt eine kleine Wohnung. „Ich dachte, na ja gut, wenn Du mal alt bist, hast Du vielleicht das Glück, dass Berlin tatsächlich wieder Hauptstadt ist", kommentiert der Hamburger seine Entscheidung von damals. Heymann behielt Recht. Die kleine Immobilie wurde zur Keimzelle eines, wie er lächelnd sagt „mittelgroßen Immobilienimperiums". Das ist mittlerweile auch so groß, weil Heymanns Frau Britta schon einiges an Immobilienbesitz mit in die Ehe brachte. Sie kommt aus der Hamburger Kaufmannsfamilie Mertens, ihr Vater war 1978 ins Immobiliengeschäft eingestiegen.

Aber Gründe für den Erfolg gibt es viele. Einer ist, dass Heymann die vielen Wohnungswechsel in seiner Kindheit nicht vergessen hat und sich beim Start in die Selbstständigkeit schwor, dass ihm das nie wieder passieren wird. Dazu kommen die gesunde Portion Risikobereitschaft und ein riesiger Bekanntenkreis. „Ich kenn in Hamburg jede Socke", sagt Heymann lachend und erklärt das Wachstum auch damit, dass über den Bekanntenkreis immer wieder Angebote kamen. „Das ging alles ganz locker", meint er. „Und manchmal kann man einfach nicht nein sagen." So kam er auch an seine vielleicht kurioseste Immobilie, eine Kirche. Darüber sei eine „Kindergartenfirma" entstanden, die mehrere Kindertagesstätten betreibt. Und über den Bekanntenkreis ist der Unternehmer auch vor fünf Jahren an die drei Gewerbeimmobilien in der Rahlau zwischen den westlichen Stadtteilen Wandsbeck und Jenfeld gekommen. Dort hat er seinen Betriebshof und dort sitzt auch die Immobilienverwaltung Britta Mertens, die von seiner Frau geführt wird.

Klare Werteorientierung, flache Hierarchie

Er sei Gärtner geworden, weil ihm das Rechnen hinter dem Komma nicht so liege, sagt der Hamburger schmunzelnd. Das hört heute kein Funktionär gerne – denn das Vorurteil hängt dem GaLaBau seit Jahrzehnten nach. Für Heymanns Anfangszeit hat das sicherlich gegolten. Was aber viel wichtiger ist: Der Unternehmer ist sehr gut mit den Zahlen vor dem Komma. „Deswegen ist mein Credo: ‚Du musst immer einen Euro mehr einnehmen, als Du ausgibst", zitiert er eine alte Kaufmannsweisheit und fährt fort: „Wissen Sie, all die Sprichwörter, die man so kennt – ‚Leben und leben lassen‘, ‚Wer den Pfennig nicht ehrt‘, und so weiter … die stimmen ja alle." Wenn man sie berücksichtige, sei das der erste Weg zum Erfolg. Auch bei den zehn Geboten komme man gut durchs Leben, wenn man mindestens sieben befolge, ist er überzeugt.

Bei der Recherche zu unserem Porträt sind wir auf einen alten Image-Clip auf der Videoplattform Youtube gestoßen (S. 26). Heymann nennt es lachend eine Jugendsünde. „Ein ganz normaler Tag bei GardenArt Heymann" verrät schon eine ganze Menge über ein Unternehmen, das wenig Wert darauf legt, schick oder hipp zu sein. Bei GardenArt geht es – anders als der Namen vermuten lässt – bodenständig zu. Es zählt der Zusammenhalt, das Füreinandereinstehen.

Dazu fällt auf, dass die Hierarchie extrem flach ist. René Meinhardt ist als eine Art Oberbauleiter die rechte Hand vom Chef. Gleichzeitig leitet er die Werkstatt, die bei Heymann schon deshalb große Bedeutung hat, weil der Unternehmer der Überzeugung folgt, dass nur möglichst lange Laufzeiten wirklich nachhaltig sind. Die Funktion eines Bauleiters muss Meinhardt aber nicht wirklich ausüben, weil die Poliere sich eigenständig organisieren. Es ist eine Art sich selbst organisierendes System, in das der Chef Motivation und Aufträge speist. „Wir bauen auch wirklich schöne Gärten", versichert Heymann. Aber das Portfolio habe sich schon sehr stark vom Bau in Richtung Pflege verschoben – bis in den Innenraum hinein. So pflegt das Unternehmen die zwei Indoor-Objekte Berliner Bogen und Doppel-X im Zentrum. Und auch der Immobilienbesitz bietet einiges an Anknüpfpunkten.

2017 mit dem Umbau begonnen

Die Pflege war auch einer der Ansatzpunkte für die nachhaltige Umgestaltung des Unternehmens. Um seine Leute vor Geräte-Immissionen zu schützen, hat Heymann 2017 begonnen, den Gerätepark umzubauen und Akku-Geräte anzuschaffen; besonders in der Pflegetechnik.

Außerdem musste bei dem Gewerbeobjekt in Tonndorf die Heizung saniert werden. Der 40 Jahre alte Ölbrenner versorgte rund 5.000 m² Büro- und Lagerfläche mit Wärme. Also plante Heymann gleich den großen Umbau. Er ließ vier Blockheizkraftwerke Dachs 5.5 der Firma Senertec installieren. Die sind dazu ausgelegt, Erdgas in Wärme und Strom umzuwandeln. 22 kWh können damit erzeugt werden. Gleichzeitig gab er auf einem der Gewerbedächer eine Photovoltaik-Anlage in Auftrag. Die besteht aus 236 Modulen und leistet rund 65 kWh. Weitere Fläche, etwa um für einen wachsenden Fuhrpark noch mehr Solarstrom zu erzeugen, steht zur Verfügung.

Im Oktober 2017 ging die Anlagenkombi ans Netz und kam im vergangenen Jahr auf 155.000 kWh erzeugten Stroms – zu etwa drei Viertel aus Gas und zu einem Viertel aus Sonne. Das Energiemanagementsystem HANS sorgt dafür, dass alle Einzelteile optimal zusammenarbeiten und der Unternehmer den Überblick behält.

BHKWs und Solaranlage ergänzen sich: Während die Stromproduktion über die BHKWs zur Heizperiode – also in der kalten (und dunklen) Jahreszeit am höchsten ist, erreicht die Photovoltaikanlage im Sommer Höchstleistungen. Der Strom aus Gas ist an die Wärmeerzeugung gekoppelt. Wenn weniger geheizt wird, wird weniger Strom erzeugt.

Den Verbrauch auf das Angebot abstellen

Gleichzeitig hat Heymann begonnen, den Fuhrpark umzubauen. Auf dem Betriebshof wurde eine Ladesäule aufgestellt und es wurden Fahrzeuge angeschafft. Mit dem Kramer-E-Lader ist auch die erste Baumaschine elektrisch. Alle neuen Geräte sind weiß und tragen das Glühbirnen-Logo mit Claim „GardenArt. Umweltfreundlich am Start." Sukzessive will der Unternehmer die Diesel gegen Stromer eintauschen. Zuletzt käme sein Mercedes-Geländewagen dran, schmunzelt er. Aber auch das werde kommen.

Mit den unternehmenseigenen Geräten kann Heymann schon eine ganze Menge Strom selbst verbrauchen – insgesamt 12 %. Und an der Stelle ist zugleich ein kleiner Schwachpunkt des Projekts: Eigentlich speist Heymann viel zu viel ein und verkauft zu wenig beziehungsweise nutzt zu wenig selbst. Denn während bei dem eingespeisten Strom nur 3 Ct/kWh als Reinerlös übrigbleiben, sind es bei verkauftem Strom 6 Ct/kWh (zuzüglich einer einmaligen Jahresgebühr) und bei selbst genutztem Strom sogar 11 Ct/kWh; nämlich die 27 Ct/kWh, die Heymann derzeit bei einem Stromanbieter zahlen müsste, abzüglich der variablen Kosten von 16 Ct/kWh für die Produktion.

Bei dem Solarstrom ist dieses Ungleichgewicht ein untergeordnetes Problem, denn es ist Eigenkapital, das keine weiteren flexiblen Kosten produziert. Für den Strom aus Gas zahlt der Unternehmer aber den Brennstoff. Dabei wäre die Lösung einfach – Heymann müsste seine Mieter überzeugen, den Anbieter zu wechseln. Das geht aber nur freiwillig und braucht Überzeugungsarbeit. Die andere Alternative: Der Umbau der Fahrzeugflotte wird schneller vorangetrieben und die Firma erhöht damit den Eigenverbrauch. Ab etwa 41.000 kWh Eigennutzung ist das Ganze im Plus. Das wären etwa 26 % der derzeitigen Produktion; oder aber etwa 60.000 kWh, die direkt für günstige 21 Ct/kWh an Mieter verkauft werden. Dazu müsste der Anteil verkauften Stroms von 6 % der Produktion auf etwa 39 % steigen. Da beide Strategien parallel laufen, liegt die Rentabilitätsschwelle wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Lohnt sich das Ganze also?

Das sei die falsche Frage, findet Heymann. Der kaufmännische Aspekt spiele eine untergeordnete Rolle. „Das entwickelt sich in die richtige Richtung, aber eigentlich geht es um etwas anderes", fährt er fort. „Die meisten Leute haben doch Geld und müssen es doch eigentlich nur aktivieren." Man müsse es doch nicht immer gewinnbringend anlegen, sondern auch mal im Sinne davon, Kreativität durch Kauf zu schaffen, findet er. „Ich möchte, dass meine drei Kinder auch noch glücklich sind. Und die sind nur dann glücklich, wenn deren Kinder auch noch glücklich sein können", ist Heymann überzeugt. Und, wenn nicht jeder mal anfange, vor seiner eigenen Haustür etwas zu machen, könne das leicht in die Hose gehen.

Bezahlt hat der Unternehmer das Ganze steuermindernd aus dem Cashflow. Dazu kamen Zuschüsse von gut 230.000 Euro. „Das ganze Ding hat so mit Nebenarbeiten, die wir selbst ausgeführt haben, zwischen 600.000 und 800.000 Euro gekostet." Mit einer Finanzierung würde sich das kaum rechnen, selbst mit KfW-Mitteln würde es mit der Rentabilität knapp. Mit den eingesetzten Eigenmitteln wird es aber funktionieren – auch weil die Heizung ohnehin hätte erneuert werden müssen und der Unternehmer Geduld mitgebracht hat.

Genauer ausrechnen soll es Philipp Kobbe. Der Betriebswirtschaftsstudent hat den Auftrag, alle Zahlen zusammenzustellen und auszuwerten. Alle Kennzahlen hat er bereits in einer Präsentation aufgeführt; auch um eine Grundlage für eine Optimierung des Stromverkaufs zu schaffen und einen Wärme-Liefervertrag vorzubereiten. Das Vermarkten der Wärme ist nämlich ein deutlich schwierigeres Unterfangen, weil nur die reinen Erzeugungskosten umgelegt werden dürfen und die Kosten für die Mieter nicht jene der Zeit vor der Investition übersteigen dürfen. Kobbe ist trotzdem optimistisch. Bisher hat er auf der Basis der Zahlen von 2018 und mit einer ausbleibenden Verzinsung von 2 % des eingesetzten Kapitals gerechnet. Da geht die Investition nach 20 Jahren gerade so auf. Aber schon mit den Zahlen von 2019 – mit mehr Sonnenstunden und 40 % mehr verkauftem Strom – erwartet er ein deutliches Plus unter dem Strich. Da lägen die aktuellen Zahlen aber noch nicht vor. Gleichzeitig käme man auf eine CO 2 -Einsparung von 170 t/Jahr, sagt er. Auch Heymann sieht es positiv: „So, ohne Finanzierungskosten werden wir irgendwann sogar Geld damit verdienen und tun noch was Gutes", sagt er. „Und wir können Andere dazu animieren, es auch zu machen."

Unternehmertum mit Sinn für Verantwortung

Und wer könnte das glaubwürdiger tun, als Gärtner, deren Job ja eigentlich ohnehin der Nachhaltigkeit verpflichtet sei, meint Heymann und untermauert seine Liebe zum Beruf mit seiner Lieblingsgeschichte. Die handelt von den Handwerkern, die an der noblen Elbchaussee in ihren Fahrzeugen sitzen und Frühstück machen, während die Gärtner in der Villa am Küchentisch sitzen und mit den Eigentümern Kaffeetrinken. „Gärtner sind ein bisschen anders. Schreiben ungerne, packen lieber an, sind ein bisschen rustikaler, aber auch herzlicher", ist der Unternehmer überzeugt. Und wenn man sich mal einen Namen gemacht habe, würde sich Gleiches zu Gleichem gesellen. So sei er eben auch gewachsen. „Wir gehen ehrlich, fein und klar miteinander um", meint er. Und viel Spaß sei auch dabei.

Irgendwie passt das alles ganz gut zusammen, das Konzept der familiären Unternehmensführung mit der Idee, in eine lebenswerte Zukunft zu investieren. Da kommen soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zusammen.

 

Informationen

Britta Mertens Grundstücksverwaltung

www.mertens-gmbh.de

Senertec (BHKW)

www.senertec.de

HANS Ihr Energiemanager

www.ees-energiespeicher.de

Kontakt

GardenArt

Kroonstücken 10, 22045 Hamburg

Telefon +49 40/691 53-59, Fax -60

info@gardenart-heymann.de

www.gardenart-heymann.de

Online-Inhalte

www.dega-galabau.de | Weitere Informationen zu dem Unternehmen GardenArt finden Sie, wenn Sie den Webcode dega5281 in die Suchmaske oben rechts auf der Webseite eintippen und das Lupensymbol anklicken.

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