Japanwaldgras – solo schön, flächig fabelhaft
Das Japanwaldgras (Hakonechloa macra) ist eine „gestalterische Allzweckwaffe“. Der Bund deutscher Staudengärtner (BdS) hat das zum Anlass genommen, es zur Staude des Jahres 2022 zu ernennen. Wir haben Prof. Jonas Reif gebeten, sein Porträt von 2017 zu aktualisieren und die neuesten Sichtungsergebnisse zu integrieren.
- Veröffentlicht am

Eine wichtige Eigenschaft vorweg: Das Japanwaldgras ist „winterorange“. Zumindest wenn die Witterung mitspielt: Bei milden Temperaturen entfalten sich die zuvor bei Frost strohig gewordenen Blätter und geben eine ungewohnt warme Farbigkeit preis. Allein deshalb lohnt es sich, das Japanwaldgras eher in großen Mengen zu verwenden, als nur zu kleckern. Hakonechloa-Flächen (> 5 m²) sehen nicht nur erhaben aus, sondern bringen Ruhe, Großzügigkeit und Kontrast in den Garten. Es mag Leute geben, die derartige „Monokulturen“ kritisieren, aber im Vergleich zu Rasen kann hier komplett auf Dünger und Unkrautbekämpfungsmittel verzichtet werden. Eine eingewachsene Japanwaldgras-Fläche hält allen ungebetenen Pflanzen stand und sieht fast das ganze Jahr über ansehnlich aus. Die einzige Schwächephase im Frühjahr lässt sich gezielt durch Zwiebelpflanzen überbrücken, etwa durch Narzissen, Zierlauch oder Hasenglöckchen. Bereits ab Ende April zeigt sich das Gras dann wieder im frischen Grünton, den es meist bis Anfang November behält.
„Drei-Wetter-Taft“-Look
Anders als die gärtnerische „Allzweckwaffe“ Carex morrowii ‘Variegata’ (Goldrand-Segge) wiegt sich das Japanwaldgras mit seinem „Haar“ wunderschön im Wind und nimmt in ruhigen Zeiten umgehend wieder seinen ordentlichen „Drei-Wetter-Taft“-Look ein. Bei solch prächtigem Anblick sind die Japaner eigentlich zu bedauern, denn sie kennen „ihr“ Gras gar nicht in derartigen Bepflanzungen. Hakonechloa macra kommt in seiner Heimat nämlich eher selten und dann meist einzeln vor. Bedrängt vom allgegenwärtigen Bambus bleiben nur Restplätze zwischen Felsen entlang von Flüssen und Küsten übrig, an denen das Gras gedeihen kann. Der Autor ist sich zudem fast sicher, Hakonechloa in Japan nur im Kiesbett periodisch wasserführender Bäche und Flüsse gesehen zu haben.
Dies würde auch die drahtigen Wurzeln erklären, und weshalb das Gras trotz seines deutschen Namens eher in der Sonne denn im Schatten wächst. In der japanischen Gartenkultur sind größere Flächen Moosen, dem Schlangenbart (Ophiopogon) und anderen Pflanzen vorbehalten, sodass man Hakonechloa dort meist nur in Kübeln beobachten kann. Häufig trifft man es in ländlichen Regionen in „Vorgärten“ an, die aus fünf bis zehn Töpfen bestehen und von denen etwa die Hälfte mit den buntlaubigen Kulturformen des Japanwaldgrases bepflanzt sind.
Robust, aber nicht aufdringlich
Hakonechloa macra ist in Mitteleuropa ausreichend frosthart. Der Boden sollte nicht zu trocken sein, sommerliche Trockenperioden werden von eingewachsenen Pflanzen indes gut vertragen. Mitunter rollt sich dann das Blatt zusammen – ähnlich wie im Winter. Sandig-humoser Boden garantiert den besten Zuwachs und – im Falle der flächigen Verwendung – den schnellsten Flächenschluss, ist aber keine Bedingung. Das Japanwaldgras wächst horstig bis sehr kurze Ausläufer bildend, kann also auch gut mit anderen Pflanzen kombiniert werden. Es kahlt auch in der Mitte nicht aus, sodass es Jahrzehnte an derselben Stelle stehen kann. Ein Rückschnitt nach dem Winter ist kein Muss, wird im Garten aus Ordnungsgründen aber meist bevorzugt – geeignet dafür sind (Hecken-)Schere und Balkenmäher.
Etwas empfindlicher als die grünlaubige, etwa 1 m Höhe erreichende Art, die in der Staudensichtung übrigens mit ausgezeichnet (***) bewertet wurde, sind die buntblättrigen Sorten. Am weitesten verbreitet ist die weißgelb-grüne ‘Aureola’ (50 cm), die in der Sichtung ebenfalls *** erhielt . Reingelb zeigt sich die sehr schöne ‘Allgold’ (50 cm,**), die im Schatten allerdings etwa vergrünt. ‘Sunny Delight’ (grün-gelb, 50 cm,**), ‘Stripe It Rich’ (hellgrüngelb, 50 cm, Li) und ‘Albostriata’ (grün-hellgelb, 1 m, **) haben nicht ganz so viel Farbe im Laub wie die beiden vorgenannten, dafür aber einen kräftigen Wuchs. Die sich ab dem Sommer rot färbenden Auslesen ‘Nicolas’ oder ‘Naomi’ waren bei eigenen Versuchen enttäuschend – sie wuchsen eher rück- als vorwärts. Letztere konnte allerdings in der Staudensichtung überzeugen (***). Viele Sorten werden in vitro vermehrt und in Gewächshäusern aufgezogen. Beim Wechsel ins Freiland treten häufig Verluste auf, weshalb man hier Freilandqualitäten in großen Töpfen (1 l und größer) bevorzugen sollte. Bei den buntlaubigen Sorten ist eine leichte Schattierung nach der Pflanzung ratsam. Einmal eingewachsen sind sie dann aber ähnlich robust wie die Art. In Kübeln gepflanzte Hakonechloa sollte im Winter vor Dauerfeuchte und häufigem Durchfrieren geschützt werden.
jonas.reif@fh-erfurt.de
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot
Als Abonnent:in von DEGA GALABAU erhalten Sie pro Kalenderjahr 100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot im Grünen Stellenmarkt.
mehr erfahrenNoch kein Abo? Jetzt abonnieren und Rabatt für 2025 sichern.
zum DEGA GALABAU-Abo
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.