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Auf dem Boden bleiben

Auch wenn die Krise scheinbar überwunden ist, gibt es keinen Grund zum Übermut, meint Tjards Wendebourg in seinem Kommentar.
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Tjards Wendebourg
Tjards Wendebourg
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War da was? Tausende in Kurzarbeit? Galoppierende Insolvenzraten? Platzende Milliardenblasen? In China rauchen die Schornsteine wieder. 14,9 % Wachstum zum Vorjahrszeitraum meldet die Zentralbank der Volksrepublik für das zweite Quartal 2009, und auch die sieche US-Wirtschaft zeigt Anzeichen der Rekonvaleszenz. Bei Daimler fehlen Bandarbeiter für die Montage der E-Klasse, die Deutsche Bank weist (allerdings mithilfe einiger Bilanzkosmetik) einen Quartalsgewinn von 1,1Mrd.e aus, und die GFK in Nürnberg spricht von ungebrochenem Verbrauchervertrauen im deutschen Volke.

Wäre das tatsächlich die Krise gewesen, dann wäre „außer“ einer gigantischen Hypothek zu Lasten kommender Generationen nicht viel geblieben, und es steht zu befürchten, dass gerade die Verursacher verdammt schnell zur Tagesordnung übergehen werden. Der Lerneffekt wäre minimal, und einmal mehr wäre es einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von Strippenziehern gelungen, die Gewinne zu privatisieren und die Verluste zu verstaatlichen.

Trotzdem können wir alle erstmal vorsichtig aufatmen, denn vor dem Hintergrund der Horrorszenarien, die allenthalben zu lesen waren, war das, was bisher wirklich passiert ist, geradezu lächerlich. Hält sich das Anwachsen der Arbeitslosenzahlen in überschaubaren Grenzen, hebt sich voraussichtlich auch die Stimmung, was wiederum besonders im privaten Sektor weiterhin Aufträge verspricht.

Den Staat allerdings drückt ein Schuldenberg von ungeheurem Ausmaß. Wenn die Konjunkturpakete verfrühstückt sind, die Kosten für die Bankenrettung in den Büchern stehen und die Ausgaben für die Arbeitslosigkeit realisiert sind, wird bei den öffentlichen Haushalten Katerstimmung angesagt sein; dann geht die Bedeutung der öffentlichen Hand als Auftraggeber weiter zurück.

Grund für Übermut gibt es jedenfalls insgesamt nicht – auch nicht für signifikante Tariferhöhungen. Der Staat verschenkt im nächsten Jahr erstmal eine Erhöhung des Nettoeinkommens, weil er vom Bundesverfassungsgericht zur verbesserten steuerlichen Geltendmachung der Kranken- und Pflegekassenbeiträge gezwungen wurde. Dazu verharrt die Inflationsrate auf historisch niedrigem Niveau. Und da die meisten Unternehmer auch in fetten Jahren kaum Rücklagen bilden konnten, sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer erstmal gemeinsam feiern, dass der Laden noch steht. Forderungen lassen sich dann wieder stellen, wenn die Lage als allgemein sicherer angesehen werden darf. Denn eines ist ja wohl klar: Es gibt noch etliche Untiefen, deren Gefährlichkeit noch nicht annähernd ausgelotet ist.

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