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Das falsche Pferd

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Tjards Wendebourg
Tjards Wendebourg
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Wer Mitglied eines Landesverbandes im Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) ist, durfte neulich über einen Beitrag in der Verbandspostille „Landschaft bauen und gestalten“ staunen. Auf drei Seiten mit zwölf Bildern feierte der BGL einen Auftritt in Köln. Unter der Überschrift „Erfolgreiche Lobbyarbeit beim FDP-Bundesparteitag“ posierte Hanns-Jürgen Redeker mit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle unter dem obligaten Regenschirm. Weitere Bilder zeigten Redeker mit Dirk Niebel, Redeker mit Otto Fricke, Redeker mit Ludwig Thiele, Redeker mit Michael Goldmann, Redeker mit Christel Happach-Kasan, Redeker mit Heiner Kamp und so weiter. Fleißig war offensichtlich jeder FDP-Politiker, der nicht weglaufen konnte, vor die Kamera gezerrt worden.

Nun wissen wir ja alle, dass die FDP im Handwerk viele Freunde hat(te). Aber nach Guido Westerwelles verbalen Amokläufen und dem irrlichternden Regierungsstart, bei dem sich die „Freidemokraten“ ausschließlich (und das zumeist stümperhaft und erschreckend offensichtlich) für Hoteliers, Ärzte, Apotheker, die Atomlobby und die Pharmaindustrie, nicht aber für das Handwerk eingesetzt hatten, hatte die Partei vergangene Woche ihren Umfragetiefpunkt erreicht. Mit 5 % Zustimmung ist sie als kleinste der fünf im Bundestag vertretenen Parteien mittlerweile weit von ihren eigenen Ansprüchen entfernt. Und selbst ein Ende der Ära Westerwelle garantiert nicht den politischen Aufschwung. Denn ähnlich wie seinerzeit Helmut Kohl hat auch der rheinische FDP-Chef die Klientel-Partei ganz auf seine Person getrimmt. Bis auf ein paar Altgediente besteht der Kader weitestgehend aus jungdynamischen Strebern und Konturlosen.

Dass der BGL trotzdem Lobbyarbeit bei der seinen Interessen am nächsten stehenden Partei macht, ist nur allzu nachvollziehbar und richtig. Aber was treibt ihn dazu, den Auftritt dermaßen peinlich zu feiern? Erscheint das etwa gerade besonders angesagt, Arm in Arm mit FDP-Politikern, stolz wie ein Erstklässler mit der Oma beim Schulanfang für das Familienalbum zu posieren? Da hat man doch manchmal den Verdacht, dass die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit das Gespür für das Angesagte übermannt. Die politische Landschaft hat sich in den letzten Monaten wieder einmal gewaltig gewandelt und der BGL tut gut daran, an anderer Stelle gut Wetter zu machen. Denn wenn die FDP nicht bald wieder aus dem Quark kommt, wird sie das sein, was sie vor der Regierungsbildung zwölf Jahre war: politisch bedeutungslos.

Natürlich muss man seinen Mitgliedern sagen, was man gerade in ihrem Namen treibt. Wenn die aber das Gefühl bekommen, dass man nur stolz wie Oskar mit der vermeintlichen „Politprominenz“ abgelichtet werden will, dann kommt das genauso gut an wie die FDP-Politik zehn Monate nach dem Regierungsstart.

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