Der Mangel und wir
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Dass sich der Boden auftut, weil die Erde bebt, eine Windhose aus dem Exterieur Kleinholz macht oder eine Wasserwand weite Landstriche einebnet – das sind Dinge, die plötzlich auftreten; Naturgewalten eben, die geringe Reaktionszeiten erlauben. Vom Fachkräftemangel lässt sich das kaum sagen. Er kam mit mehrjährig zurückreichender Ansage. Dass trotzdem erst jetzt hektische Betriebsamkeit einsetzt, liegt an der menschlichen Natur: Sie ist im Hier und Jetzt verortet und neigt dazu, Entwicklungen zu ignorieren; selbst wenn sie vorhersehbar sind.
Wer dafür Beispiele braucht, findet sie an jeder Ecke: Bildung, Klima, Umweltverschmutzung, Atomkraft, Ressourcenvergeudung; alles Beispiele, bei denen jeder nüchterne Betrachter weiß, dass wir mit dem jeweiligen Thema falsch umgehen. Aber, da die Konsequenz eine gründliche Änderung der Gewohnheiten jedes Einzelnen bedeuten würde, braucht es immer erst die Katastrophe, bis alle zum Einlenken bereit sind. Dann sind sanfte Eingriffe meistens nicht mehr möglich. Dann wird’s radikal.
Was den Fachkräftemangel angeht, muss es vielleicht nicht radikal werden. Aber das Thema verlangt zumindest Einsicht und Konsequenz. Auch wenn die Medien etwas anderes suggerieren: Er kommt nicht in Form eines Tsunamis über uns, sondern in Gestalt einer stetig steigenden Flut. In etwa der Quote, in der die Schulabgänger weniger werden, wird das Problem drängender. Zumindest dann, wenn sich nicht durch Zuwanderung oder sonstige Zuflüsse Fachkräfte auf anderem Wege als durch generative Vermehrung gewinnen lassen. Kommen dann noch weitere negative Entwicklungen dazu, wie in Ostdeutschland, wo die dauerhafte Abwanderung der jungen, mobilen Menschen das Problem verschärft, kann es allerdings noch schneller gehen.
Bevor wir uns aber wieder auf die Straße stellen, um lauthals nach der Politik zu rufen, wäre ein Moment des Innehaltens angesagt. Haben wir alles getan, um uns auf den Mangel vorzubereiten? Zumindest die nüchternen Betrachter werden auch im Fall des Fachkräftemangels die individuellen Defizite erkennen: Wir haben unser Ding gemacht, in den Tag hinein gelebt, die Zukunft missachtet und uns die Rosinen aus dem Kuchen gepickt; jeder Einzelne mehr oder weniger. Deswegen sollten wir jetzt auch bei uns anfangen und überlegen, was wir gegen die Auswirkungen des Mangels tun können, woher unsere Mitarbeiter der Zukunft kommen sollen und wie sie zu uns finden. Das ist der beste Weg, der Sache zu begegnen. Denn eines ist Fakt: Es werden nicht alle Unternehmen gleich betroffen sein. Es gab schon immer Unternehmer, die wussten, dass die besten Kunden ohne gute Mitarbeiter wenig wert sind.
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