Trend zum „Küchengarten“?
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Ich durfte unlängst einem netten Event beiwohnen. In angenehmer Atmosphäre und bei gutem Essen traf sich ein „who-is-who“ aus Medien, Initiativen und Vertretern der grünen Branche, um über den gesellschaftlichen Stellenwert selbst gezogener Produkte zu philosophieren. Die Stimmung war bestens, die Unterhaltungen anregend; allein das Thema blieb ein wenig blass. Wunsch und Wirklichkeit, so schien es mir, klafften weit auseinander. Zwar wollten gerade die Kollegen, die für Gartenzeitungen, Rundfunk und Fernsehen arbeiten, einen Trend, ja eine Bewegung erkannt haben. So richtig verifizieren ließ sich das aber nicht.
Also, wenn Sie mich fragen: Ja, es gibt einen Trend, davon zu träumen, sich wieder gesund und selbstständig zu versorgen, den Konzernen die kalte Schulter zu zeigen und der Agrarindustrie ein Schnippchen zu schlagen. Sonst hätte eine Zeitschrift wie „Landlust“ nicht einen solchen Erfolg. Wir träumen doch alle ein wenig von der Romantik bäuerlicher Obst- und Gemüseproduktion; um so mehr, je weiter wir davon weg sind, und um so intensiver, je privilegierter wir sind. Allein die Zeit, die Kraft, die Fläche und der ernste Wille fehlen (in individuell unterschiedlicher Reihenfolge), um uns diesen Traum zu erfüllen.
Den meisten ist es ohnehin nach wie vor egal, wo sie kaufen und was sie essen. Wir reden zwar von einer zunehmenden Zahl von „armen Menschen“, die sich in Suppenküchen speisen lassen. Gleichzeitig – und das ist jetzt zur Erntezeit wieder besonders eindringlich zu sehen – verrottet das Obst an öffentlich zugänglichen Bäumen und Sträuchern; von Privatgärten mal ganz zu schweigen. Wer sich gesund ernähren will, dem würde selbst in der Stadt in den meisten Monaten das reichen, was die Umgebung hergibt; nicht um satt zu werden – das wird man ohnehin preisgünstigst mit Supermarktprodukten, aber um die Ernährung abwechslungsreich und gesund zu gestalten. Das schließt nicht aus, dass Ihre Kunden Sie nach „Naschgartenecken“ und „Küchengärten“ fragen. Denn wenn die Medienvertreter erstmal überzeugt sind, dass etwas ein Trend ist, dann wird das Thema zumindest medial so ausgeschlachtet, als sei es einer. Außerdem wären Gartenbesitzer ja auch schön dumm, wenn Sie sich die Chance entgehen ließen, sich mit gesundem Obst und frischen Kräutern aus dem eigenen Garten zu versorgen. Aber wenn ich an all die Hochbeete und Gemüsegärten erinnere, die ich jemals verplant habe: Die meisten waren nach wenigen Jahren mit Stauden bepflanzt oder mit Rasen eingesät. Denn der moderne Mensch hat leider eine lange Prioritätenliste. Eine Selbstverwirklichung als Küchengärtner bleibt da (leider) nach wie vor einer kleinen Minderheit überlassen.
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