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Ich will nicht nach Berlin

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Wenn Sie glauben, dass ich als Rheinländer ein Problem mit der Hauptstadt habe, dann sind Sie schiefgewickelt. Es mag zwar in meiner Heimat den einen oder anderen geben, der berlinophobe Neigungen hat; ich selbst gehöre aber nicht dazu. Allein ein Song der Band „Kraftklub“ hat mich dazu inspiriert, meine Umzugsgedanken so zu überschreiben. Ohnehin habe ich den Verdacht, dass Rheinländer und Berliner sich ähnlicher sind, als sie jeweils wahrhaben wollen; beide neigen zu starkem Selbstbezug, leichtem Dünkel und einem Schuss Ignoranz allem gegenüber, was sich außerhalb ihrer Grenzen tut.

Nun wird ein Unternehmerverband wie der Bundesverband Garten-, Landschaft- und Sportplatzbau (BGL) seine Entscheidung, sich in der Bundeshauptstadt zu platzieren, nicht von persönlichen Befindlichkeiten abhängig machen. Es muss gute Gründe geben, weshalb die Interessenvertreter des Landschaftsbaus lieber auf den Rhein schauen als auf die Spree. Vielleicht wollen sie die Kollegen vom Gartenbau nicht nachahmen, die schon lange eine Dependance in Berlin haben. Vielleicht haben sie aber auch einfach noch nicht das Domizil mit Blick ins Kanzleramt gefunden. Fakt ist: auch wenn Dauerhauptgeschäftsführer Dr. Kurth – der Mann wird dieses Jahr immerhin 65 – die Kritik der Bayern am BGL-Beharrungsvermögen in Nürnberg noch auf seine unnachahmliche Weise abbügeln konnte; die Stimmen aus den Ländern, doch endlich dahin zu gehen, wo die Musik spielt, werden lauter.

Dabei erwartet niemand von einem Umzug, dass Angela Merkel ihre neuen Nachbarn im „Haus der Landschaft“ anruft, sobald dieses denn gefunden und bezogen ist. Aber allein der Blick auf die Reform der landwirtschaftlichen Sozialversicherung, bei der Gartenbau und GaLaBau so grade eben noch mit einem blauen Auge davon gekommen sind, sollte den Verantwortlichen in Bad Honnef Anregung genug sein, um über mehr Nähe zur Macht nachzudenken. Wenn man gegenüber Landwirtschaft/Bauwirtschaft ohnehin nur Juniorpartner ist und sich mit den grünen Partnerverbänden nicht einigen kann, dann sollte man wenigstens durch kurze Wege und schnelle Reaktionen punkten können. Weniger Lobby-Power und lange Wege sind eine schlechte Kombi, wenn man möglichst viel für eine Branche herausholen will.

So schön es auch am Rhein ist, so nett es sich dort leben lässt; seit dem Umzugsbeschluss spielt das politische Leben auf der anderen Seite der Republik. Dieser Erkenntnis wird sich auch der BGL nicht entziehen können. Es muss ja nicht morgen sein. Aber ein Bekenntnis für die Hauptstadt wäre das Mindeste, was zu erwarten ist; vielleicht gleich verbunden mit einem Bekenntnis zur personellen Verjüngungskur.

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